Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


große elektrische Kraft des Glases, welchem man seitdem den Vorzug vor allen übrigen elektrischen Körpern beygelegt hat. Er beobachtete die Erscheinungen des elektrischen Lichts, besonders im luftleeren Raume, genauer, erfand die Quecksilber- phosphoren, oder die im Dunkeln leuchtenden luftleeren Glasröhren mit Quecksilber, bemerkte das Geräusch des elektrischen Ausströmens, und das Gefühl von Spinneweben, das sich bey starken Elektricitäten äußert, stellte auch Versuche mit Siegellack- Schwefel und Harzkugeln an, ob er gleich darinn irrte, daß er die Elektricität derselben mit der des Glases für einerley hielt. Er hat sich auch zuerst einer Maschine zur Umdrehung der Glaskugel bedient, obwohl nach ihm noch einige Zeit nur Röhren gebraucht, und die Elektrisirmaschinen erst später eingeführt worden sind.

Jetzt beschäftigten Newtons große Entdeckungen die Physiker mit andern Gegenständen, und veranlaßten in den elektrischen Untersuchungen einen zwanzigjährigen Stillstand, bis Stephan Gray vom Jahre 1728 bis 1735 dieselben aufs neue mit wichtigen Zusätzen bereicherte. Dieser um die Elektricität sehr verdiente Engländer entdeckte die Mittheilung, fand, daß hänfene Schnüre sie zuließen, seidne oder härne aber hinderten, und machte die ersten Versuche, Wasser, ingleichen Menschen und Thiere durch Mittheilung zu elektrisiren. Da er hiebey die Personen in seidne Schnüre hieng, und sahe, daß sie den Metallen ziemlich starke Funken gaben, so kam er darauf, metallne Cylinder in seidne Schnüre zu hängen, und die Funken von Personen herausziehen zu lassen, welches der erste Ursprung der Hauptleiter oder ersten Leiter bey den Elektrisirmaschinen gewesen ist. Er bemerkte zuerst das freywillige Ausströmen der Feuerbüschel aus leitenden Spitzen, wenn ihnen die flache Hand genähert ward, ingleichen, daß selbst aus dem Wasser Funken hervorbrachen. Dieser letztere Versuch brachte auch bey ihm im Jahre 1734 den Gedanken hervor, daß "die elek"trische Kraft, si magnis licet componere parva, mit der "Natur des Donners und Blitzes von gleicher Art zu seyn


große elektriſche Kraft des Glaſes, welchem man ſeitdem den Vorzug vor allen uͤbrigen elektriſchen Koͤrpern beygelegt hat. Er beobachtete die Erſcheinungen des elektriſchen Lichts, beſonders im luftleeren Raume, genauer, erfand die Queckſilber- phosphoren, oder die im Dunkeln leuchtenden luftleeren Glasroͤhren mit Queckſilber, bemerkte das Geraͤuſch des elektriſchen Ausſtroͤmens, und das Gefuͤhl von Spinneweben, das ſich bey ſtarken Elektricitaͤten aͤußert, ſtellte auch Verſuche mit Siegellack- Schwefel und Harzkugeln an, ob er gleich darinn irrte, daß er die Elektricitaͤt derſelben mit der des Glaſes fuͤr einerley hielt. Er hat ſich auch zuerſt einer Maſchine zur Umdrehung der Glaskugel bedient, obwohl nach ihm noch einige Zeit nur Roͤhren gebraucht, und die Elektriſirmaſchinen erſt ſpaͤter eingefuͤhrt worden ſind.

Jetzt beſchaͤftigten Newtons große Entdeckungen die Phyſiker mit andern Gegenſtaͤnden, und veranlaßten in den elektriſchen Unterſuchungen einen zwanzigjaͤhrigen Stillſtand, bis Stephan Gray vom Jahre 1728 bis 1735 dieſelben aufs neue mit wichtigen Zuſaͤtzen bereicherte. Dieſer um die Elektricitaͤt ſehr verdiente Englaͤnder entdeckte die Mittheilung, fand, daß haͤnfene Schnuͤre ſie zuließen, ſeidne oder haͤrne aber hinderten, und machte die erſten Verſuche, Waſſer, ingleichen Menſchen und Thiere durch Mittheilung zu elektriſiren. Da er hiebey die Perſonen in ſeidne Schnuͤre hieng, und ſahe, daß ſie den Metallen ziemlich ſtarke Funken gaben, ſo kam er darauf, metallne Cylinder in ſeidne Schnuͤre zu haͤngen, und die Funken von Perſonen herausziehen zu laſſen, welches der erſte Urſprung der Hauptleiter oder erſten Leiter bey den Elektriſirmaſchinen geweſen iſt. Er bemerkte zuerſt das freywillige Ausſtroͤmen der Feuerbuͤſchel aus leitenden Spitzen, wenn ihnen die flache Hand genaͤhert ward, ingleichen, daß ſelbſt aus dem Waſſer Funken hervorbrachen. Dieſer letztere Verſuch brachte auch bey ihm im Jahre 1734 den Gedanken hervor, daß ”die elek”triſche Kraft, ſi magnis licet componere parva, mit der ”Natur des Donners und Blitzes von gleicher Art zu ſeyn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0762" xml:id="P.1.748" n="748"/><lb/>
große elektri&#x017F;che Kraft des <hi rendition="#b">Gla&#x017F;es,</hi> welchem man &#x017F;eitdem den Vorzug vor allen u&#x0364;brigen elektri&#x017F;chen Ko&#x0364;rpern beygelegt hat. Er beobachtete die Er&#x017F;cheinungen des elektri&#x017F;chen Lichts, be&#x017F;onders im luftleeren Raume, genauer, erfand die Queck&#x017F;ilber- phosphoren, oder die im Dunkeln leuchtenden luftleeren Glasro&#x0364;hren mit Queck&#x017F;ilber, bemerkte das Gera&#x0364;u&#x017F;ch des elektri&#x017F;chen Aus&#x017F;tro&#x0364;mens, und das Gefu&#x0364;hl von Spinneweben, das &#x017F;ich bey &#x017F;tarken Elektricita&#x0364;ten a&#x0364;ußert, &#x017F;tellte auch Ver&#x017F;uche mit Siegellack- Schwefel und Harzkugeln an, ob er gleich darinn irrte, daß er die Elektricita&#x0364;t der&#x017F;elben mit der des Gla&#x017F;es fu&#x0364;r einerley hielt. Er hat &#x017F;ich auch zuer&#x017F;t einer Ma&#x017F;chine zur Umdrehung der Glaskugel bedient, obwohl nach ihm noch einige Zeit nur Ro&#x0364;hren gebraucht, und die Elektri&#x017F;irma&#x017F;chinen er&#x017F;t &#x017F;pa&#x0364;ter eingefu&#x0364;hrt worden &#x017F;ind.</p>
          <p>Jetzt be&#x017F;cha&#x0364;ftigten <hi rendition="#b">Newtons</hi> große Entdeckungen die Phy&#x017F;iker mit andern Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden, und veranlaßten in den elektri&#x017F;chen Unter&#x017F;uchungen einen zwanzigja&#x0364;hrigen Still&#x017F;tand, bis <hi rendition="#b">Stephan Gray</hi> vom Jahre 1728 bis 1735 die&#x017F;elben aufs neue mit wichtigen Zu&#x017F;a&#x0364;tzen bereicherte. Die&#x017F;er um die Elektricita&#x0364;t &#x017F;ehr verdiente Engla&#x0364;nder entdeckte die <hi rendition="#b">Mittheilung,</hi> fand, daß ha&#x0364;nfene Schnu&#x0364;re &#x017F;ie zuließen, &#x017F;eidne oder ha&#x0364;rne aber hinderten, und machte die er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche, Wa&#x017F;&#x017F;er, ingleichen Men&#x017F;chen und Thiere durch Mittheilung zu elektri&#x017F;iren. Da er hiebey die Per&#x017F;onen in &#x017F;eidne Schnu&#x0364;re hieng, und &#x017F;ahe, daß &#x017F;ie den Metallen ziemlich &#x017F;tarke Funken gaben, &#x017F;o kam er darauf, metallne Cylinder in &#x017F;eidne Schnu&#x0364;re zu ha&#x0364;ngen, und die Funken von Per&#x017F;onen herausziehen zu la&#x017F;&#x017F;en, welches der er&#x017F;te Ur&#x017F;prung der Hauptleiter oder <hi rendition="#b">er&#x017F;ten Leiter</hi> bey den Elektri&#x017F;irma&#x017F;chinen gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Er bemerkte zuer&#x017F;t das freywillige Aus&#x017F;tro&#x0364;men der Feuerbu&#x0364;&#x017F;chel aus leitenden Spitzen, wenn ihnen die flache Hand gena&#x0364;hert ward, ingleichen, daß &#x017F;elb&#x017F;t aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er Funken hervorbrachen. Die&#x017F;er letztere Ver&#x017F;uch brachte auch bey ihm im Jahre 1734 den Gedanken hervor, daß &#x201D;die elek&#x201D;tri&#x017F;che Kraft, <hi rendition="#aq">&#x017F;i magnis licet componere parva,</hi> mit der &#x201D;Natur des Donners und Blitzes von gleicher Art zu &#x017F;eyn<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[748/0762] große elektriſche Kraft des Glaſes, welchem man ſeitdem den Vorzug vor allen uͤbrigen elektriſchen Koͤrpern beygelegt hat. Er beobachtete die Erſcheinungen des elektriſchen Lichts, beſonders im luftleeren Raume, genauer, erfand die Queckſilber- phosphoren, oder die im Dunkeln leuchtenden luftleeren Glasroͤhren mit Queckſilber, bemerkte das Geraͤuſch des elektriſchen Ausſtroͤmens, und das Gefuͤhl von Spinneweben, das ſich bey ſtarken Elektricitaͤten aͤußert, ſtellte auch Verſuche mit Siegellack- Schwefel und Harzkugeln an, ob er gleich darinn irrte, daß er die Elektricitaͤt derſelben mit der des Glaſes fuͤr einerley hielt. Er hat ſich auch zuerſt einer Maſchine zur Umdrehung der Glaskugel bedient, obwohl nach ihm noch einige Zeit nur Roͤhren gebraucht, und die Elektriſirmaſchinen erſt ſpaͤter eingefuͤhrt worden ſind. Jetzt beſchaͤftigten Newtons große Entdeckungen die Phyſiker mit andern Gegenſtaͤnden, und veranlaßten in den elektriſchen Unterſuchungen einen zwanzigjaͤhrigen Stillſtand, bis Stephan Gray vom Jahre 1728 bis 1735 dieſelben aufs neue mit wichtigen Zuſaͤtzen bereicherte. Dieſer um die Elektricitaͤt ſehr verdiente Englaͤnder entdeckte die Mittheilung, fand, daß haͤnfene Schnuͤre ſie zuließen, ſeidne oder haͤrne aber hinderten, und machte die erſten Verſuche, Waſſer, ingleichen Menſchen und Thiere durch Mittheilung zu elektriſiren. Da er hiebey die Perſonen in ſeidne Schnuͤre hieng, und ſahe, daß ſie den Metallen ziemlich ſtarke Funken gaben, ſo kam er darauf, metallne Cylinder in ſeidne Schnuͤre zu haͤngen, und die Funken von Perſonen herausziehen zu laſſen, welches der erſte Urſprung der Hauptleiter oder erſten Leiter bey den Elektriſirmaſchinen geweſen iſt. Er bemerkte zuerſt das freywillige Ausſtroͤmen der Feuerbuͤſchel aus leitenden Spitzen, wenn ihnen die flache Hand genaͤhert ward, ingleichen, daß ſelbſt aus dem Waſſer Funken hervorbrachen. Dieſer letztere Verſuch brachte auch bey ihm im Jahre 1734 den Gedanken hervor, daß ”die elek”triſche Kraft, ſi magnis licet componere parva, mit der ”Natur des Donners und Blitzes von gleicher Art zu ſeyn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/762
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/762>, abgerufen am 27.11.2024.