Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Das Reibzeug zeigt, wenn es isolirt ist, allezeit die entgegengesetzte Elektricität von derjenigen, welche der geriebene elektrische Körper erhalten hat. Man kan aber fast allen elektrischen Körpern nach Gefallen + E oder--E geben, je nachdem man das Reibzeug anders wählt, oder den Druck beym Reiben verstärkt. Kleine Veränderungen auf der Oberfläche der Körper, ein verschiedener Grad der Trockenheit, oder eine verschiedene Anwendung einer und ebenderselben Materie bringen oft eine ganz andere Elektricität hervor. Doch scheint die Regel sich gröstentheils zu bestätigen, daß beym Aneinanderreiben zwoer Materien die am meisten elektrische oder die glätteste+E, die am wenigsten elektrische oder die rauheste oder--E erhalte. Glattes Glas erhält + E von jedem Reibzeuge, nur vom Katzenbalge, welcher in hohem Grade elektrisch ist, wird es--E. Mattgeschliffenes Glas hingegen erhält, mit Wollenzeuge, Holz, Papier, Siegellack und der Hand gerieben, --E. Das Siegellack erhält von jedem Reibezeuge--E. Gedörrtes Holz mit Flanell gerieben, erhält--E, mit Seide + E. Sind sich ein paar elektrische Körper völlig gleich, und werden an einander gerieben, so wird der stärker geriebene--E, der andere + E. Ein seidnes Band A z. B., das man über einem andern völlig gleichen B so hin und herzieht, daß das ganze A nur einen kleinen Theil von B reibt, erhält +E, B hingegen--E.

Die seidnen Bänder und Strümpfe zeigen in dieser Absicht sehr merkwürdige und auffallende Erscheinungen, welche von Symmer (Philos. Transact. Vol. LI. P. I. no. 36.) und Cigna (Miscell. societ. Taurinensis, ann. 1765. S. 31. u. f.) beschrieben worden sind. Ueberhaupt scheinen seidne Bänder, zwischen zween Leitern gerieben, --E, zwischen zween elektrischen Körpern aber, die durch Reiben negativ elektrisirt werden, +E zu erhalten. Weiße Bänder zwischen Glas und einem Leiter erhalten schwach gerieben + E, stark gerieben--E. Legt man zwey weiße Bänder über einander, und reibt sie so zwischen zwoen verschiednen Flächen, so wird dasjenige, welches Glas oder


Das Reibzeug zeigt, wenn es iſolirt iſt, allezeit die entgegengeſetzte Elektricitaͤt von derjenigen, welche der geriebene elektriſche Koͤrper erhalten hat. Man kan aber faſt allen elektriſchen Koͤrpern nach Gefallen + E oder—E geben, je nachdem man das Reibzeug anders waͤhlt, oder den Druck beym Reiben verſtaͤrkt. Kleine Veraͤnderungen auf der Oberflaͤche der Koͤrper, ein verſchiedener Grad der Trockenheit, oder eine verſchiedene Anwendung einer und ebenderſelben Materie bringen oft eine ganz andere Elektricitaͤt hervor. Doch ſcheint die Regel ſich groͤſtentheils zu beſtaͤtigen, daß beym Aneinanderreiben zwoer Materien die am meiſten elektriſche oder die glaͤtteſte+E, die am wenigſten elektriſche oder die rauheſte oder—E erhalte. Glattes Glas erhaͤlt + E von jedem Reibzeuge, nur vom Katzenbalge, welcher in hohem Grade elektriſch iſt, wird es—E. Mattgeſchliffenes Glas hingegen erhaͤlt, mit Wollenzeuge, Holz, Papier, Siegellack und der Hand gerieben, —E. Das Siegellack erhaͤlt von jedem Reibezeuge—E. Gedoͤrrtes Holz mit Flanell gerieben, erhaͤlt—E, mit Seide + E. Sind ſich ein paar elektriſche Koͤrper voͤllig gleich, und werden an einander gerieben, ſo wird der ſtaͤrker geriebene—E, der andere + E. Ein ſeidnes Band A z. B., das man uͤber einem andern voͤllig gleichen B ſo hin und herzieht, daß das ganze A nur einen kleinen Theil von B reibt, erhaͤlt +E, B hingegen—E.

Die ſeidnen Baͤnder und Struͤmpfe zeigen in dieſer Abſicht ſehr merkwuͤrdige und auffallende Erſcheinungen, welche von Symmer (Philoſ. Transact. Vol. LI. P. I. no. 36.) und Cigna (Miſcell. ſociet. Taurinenſis, ann. 1765. S. 31. u. f.) beſchrieben worden ſind. Ueberhaupt ſcheinen ſeidne Baͤnder, zwiſchen zween Leitern gerieben, —E, zwiſchen zween elektriſchen Koͤrpern aber, die durch Reiben negativ elektriſirt werden, +E zu erhalten. Weiße Baͤnder zwiſchen Glas und einem Leiter erhalten ſchwach gerieben + E, ſtark gerieben—E. Legt man zwey weiße Baͤnder uͤber einander, und reibt ſie ſo zwiſchen zwoen verſchiednen Flaͤchen, ſo wird dasjenige, welches Glas oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0739" xml:id="P.1.725" n="725"/><lb/>
          </p>
          <p>Das Reibzeug zeigt, wenn es i&#x017F;olirt i&#x017F;t, allezeit die entgegenge&#x017F;etzte Elektricita&#x0364;t von derjenigen, welche der geriebene elektri&#x017F;che Ko&#x0364;rper erhalten hat. Man kan aber fa&#x017F;t allen elektri&#x017F;chen Ko&#x0364;rpern nach Gefallen <hi rendition="#aq">+ E</hi> oder<hi rendition="#aq">&#x2014;E</hi> geben, je nachdem man das Reibzeug anders wa&#x0364;hlt, oder den Druck beym Reiben ver&#x017F;ta&#x0364;rkt. Kleine Vera&#x0364;nderungen auf der Oberfla&#x0364;che der Ko&#x0364;rper, ein ver&#x017F;chiedener Grad der Trockenheit, oder eine ver&#x017F;chiedene Anwendung einer und ebender&#x017F;elben Materie bringen oft eine ganz andere Elektricita&#x0364;t hervor. Doch &#x017F;cheint die Regel &#x017F;ich gro&#x0364;&#x017F;tentheils zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen, daß beym Aneinanderreiben zwoer Materien die am mei&#x017F;ten elektri&#x017F;che oder die gla&#x0364;tte&#x017F;te<hi rendition="#aq">+E,</hi> die am wenig&#x017F;ten elektri&#x017F;che oder die rauhe&#x017F;te oder<hi rendition="#aq">&#x2014;E</hi> erhalte. Glattes Glas erha&#x0364;lt <hi rendition="#aq">+ E</hi> von jedem Reibzeuge, nur vom Katzenbalge, welcher in hohem Grade elektri&#x017F;ch i&#x017F;t, wird es<hi rendition="#aq">&#x2014;E.</hi> Mattge&#x017F;chliffenes Glas hingegen erha&#x0364;lt, mit Wollenzeuge, Holz, Papier, Siegellack und der Hand gerieben, <hi rendition="#aq">&#x2014;E.</hi> Das Siegellack erha&#x0364;lt von jedem Reibezeuge<hi rendition="#aq">&#x2014;E.</hi> Gedo&#x0364;rrtes Holz mit Flanell gerieben, erha&#x0364;lt<hi rendition="#aq">&#x2014;E,</hi> mit Seide <hi rendition="#aq">+ E.</hi> Sind &#x017F;ich ein paar elektri&#x017F;che Ko&#x0364;rper vo&#x0364;llig gleich, und werden an einander gerieben, &#x017F;o wird der &#x017F;ta&#x0364;rker geriebene<hi rendition="#aq">&#x2014;E,</hi> der andere <hi rendition="#aq">+ E.</hi> Ein &#x017F;eidnes Band <hi rendition="#aq">A</hi> z. B., das man u&#x0364;ber einem andern vo&#x0364;llig gleichen <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;o hin und herzieht, daß das ganze <hi rendition="#aq">A</hi> nur einen kleinen Theil von <hi rendition="#aq">B</hi> reibt, erha&#x0364;lt <hi rendition="#aq">+E, B</hi> hingegen<hi rendition="#aq">&#x2014;E.</hi></p>
          <p>Die &#x017F;eidnen Ba&#x0364;nder und Stru&#x0364;mpfe zeigen in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht &#x017F;ehr merkwu&#x0364;rdige und auffallende Er&#x017F;cheinungen, welche von <hi rendition="#b">Symmer</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Transact. Vol. LI. P. I. no. 36.)</hi> und <hi rendition="#b">Cigna</hi> <hi rendition="#aq">(Mi&#x017F;cell. &#x017F;ociet. Taurinen&#x017F;is, ann. 1765.</hi> S. 31. u. f.) be&#x017F;chrieben worden &#x017F;ind. Ueberhaupt &#x017F;cheinen &#x017F;eidne Ba&#x0364;nder, zwi&#x017F;chen zween Leitern gerieben, <hi rendition="#aq">&#x2014;E,</hi> zwi&#x017F;chen zween elektri&#x017F;chen Ko&#x0364;rpern aber, die durch Reiben negativ elektri&#x017F;irt werden, <hi rendition="#aq">+E</hi> zu erhalten. Weiße Ba&#x0364;nder zwi&#x017F;chen Glas und einem Leiter erhalten &#x017F;chwach gerieben <hi rendition="#aq">+ E,</hi> &#x017F;tark gerieben<hi rendition="#aq">&#x2014;E.</hi> Legt man zwey weiße Ba&#x0364;nder u&#x0364;ber einander, und reibt &#x017F;ie &#x017F;o zwi&#x017F;chen zwoen ver&#x017F;chiednen Fla&#x0364;chen, &#x017F;o wird dasjenige, welches Glas oder<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[725/0739] Das Reibzeug zeigt, wenn es iſolirt iſt, allezeit die entgegengeſetzte Elektricitaͤt von derjenigen, welche der geriebene elektriſche Koͤrper erhalten hat. Man kan aber faſt allen elektriſchen Koͤrpern nach Gefallen + E oder—E geben, je nachdem man das Reibzeug anders waͤhlt, oder den Druck beym Reiben verſtaͤrkt. Kleine Veraͤnderungen auf der Oberflaͤche der Koͤrper, ein verſchiedener Grad der Trockenheit, oder eine verſchiedene Anwendung einer und ebenderſelben Materie bringen oft eine ganz andere Elektricitaͤt hervor. Doch ſcheint die Regel ſich groͤſtentheils zu beſtaͤtigen, daß beym Aneinanderreiben zwoer Materien die am meiſten elektriſche oder die glaͤtteſte+E, die am wenigſten elektriſche oder die rauheſte oder—E erhalte. Glattes Glas erhaͤlt + E von jedem Reibzeuge, nur vom Katzenbalge, welcher in hohem Grade elektriſch iſt, wird es—E. Mattgeſchliffenes Glas hingegen erhaͤlt, mit Wollenzeuge, Holz, Papier, Siegellack und der Hand gerieben, —E. Das Siegellack erhaͤlt von jedem Reibezeuge—E. Gedoͤrrtes Holz mit Flanell gerieben, erhaͤlt—E, mit Seide + E. Sind ſich ein paar elektriſche Koͤrper voͤllig gleich, und werden an einander gerieben, ſo wird der ſtaͤrker geriebene—E, der andere + E. Ein ſeidnes Band A z. B., das man uͤber einem andern voͤllig gleichen B ſo hin und herzieht, daß das ganze A nur einen kleinen Theil von B reibt, erhaͤlt +E, B hingegen—E. Die ſeidnen Baͤnder und Struͤmpfe zeigen in dieſer Abſicht ſehr merkwuͤrdige und auffallende Erſcheinungen, welche von Symmer (Philoſ. Transact. Vol. LI. P. I. no. 36.) und Cigna (Miſcell. ſociet. Taurinenſis, ann. 1765. S. 31. u. f.) beſchrieben worden ſind. Ueberhaupt ſcheinen ſeidne Baͤnder, zwiſchen zween Leitern gerieben, —E, zwiſchen zween elektriſchen Koͤrpern aber, die durch Reiben negativ elektriſirt werden, +E zu erhalten. Weiße Baͤnder zwiſchen Glas und einem Leiter erhalten ſchwach gerieben + E, ſtark gerieben—E. Legt man zwey weiße Baͤnder uͤber einander, und reibt ſie ſo zwiſchen zwoen verſchiednen Flaͤchen, ſo wird dasjenige, welches Glas oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/739
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/739>, abgerufen am 25.11.2024.