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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Diese Fibern zeigen keine Elasticität, wenn sie nicht mit einer gewissen Kraft gespannt werden. Eine schlaffe Saite stellt ihre Lage nicht wieder her, wenn sie geändert worden ist. Eine allzustark gespannte Fiber verliert ihre Elasticität. Daher ist die Spannung, welche die Fibern elastisch macht, in gewisse Grenzen eingeschlossen. Hieraus läst sich erklären, warum gewisse Operationen den Körpern ihre Elasticität benehmen oder wiedergeben, wie z. B. das Glühen und Hämmern den Metallen.

Die Gewichte, welche gleiche Fibern unter verschiednen Spannungen gleich stark verlängern, verhalten sich, wie die Spannungen. Wenn drey gleiche Saiten, in den Verhältnissen 1, 2, 3, gespannt, gleich stark verlängert werden sollen, so sind Gewichte erforderlich, die sich, wie 1, 2, 3, verhalten.

Die kleinsten Verlängerungen (Differentiale der Verlängerung) einer und ebenderselben Fiber verhalten sich, wie die Kräfte, durch welche sie hervorgebracht werden. Auch verhalten sich die kleinsten Beugungen, wie die beugenden Kräfte.

Bey gleichartigen, gleich dicken, und gleich gespannten Saiten verhalten sich die Verlängerungen durch gleiche Zusätze von Gewichten, wie die Längen der Saiten. Eben dies gilt für ihre Beugungen.

Eine gespannte und gebogne Saite ACB (Taf. VI. Fig. 106.) geht, wenn die beugende Kraft nachläst, in ihre gerade Lage AcB zurück. Da die Elasticität während dieser Zeit, wie eine absolute Kraft, wirkt, so geschieht dies mit beschleunigter Bewegung, s. Beschleunigung. Daher ist die Geschwindigkeit am stärksten, wenn die Saite in die gerade Lage AcB zurückkömmt. Hier führt sie also diese Bewegung noch weiter, und beugt sie aufs neue in die Lage ADB mit verminderter Bewegung, bis in D die Geschwindigkeit Null wird. Hier siellt sich aufs neue die gerade Lage AcB her, und die dadurch erlangte Geschwindigkeit treibt die Saite wieder in die Lage ACB. So entstehen abwechselnde Schwingungen von ACB nach ADB,


Dieſe Fibern zeigen keine Elaſticitaͤt, wenn ſie nicht mit einer gewiſſen Kraft geſpannt werden. Eine ſchlaffe Saite ſtellt ihre Lage nicht wieder her, wenn ſie geaͤndert worden iſt. Eine allzuſtark geſpannte Fiber verliert ihre Elaſticitaͤt. Daher iſt die Spannung, welche die Fibern elaſtiſch macht, in gewiſſe Grenzen eingeſchloſſen. Hieraus laͤſt ſich erklaͤren, warum gewiſſe Operationen den Koͤrpern ihre Elaſticitaͤt benehmen oder wiedergeben, wie z. B. das Gluͤhen und Haͤmmern den Metallen.

Die Gewichte, welche gleiche Fibern unter verſchiednen Spannungen gleich ſtark verlaͤngern, verhalten ſich, wie die Spannungen. Wenn drey gleiche Saiten, in den Verhaͤltniſſen 1, 2, 3, geſpannt, gleich ſtark verlaͤngert werden ſollen, ſo ſind Gewichte erforderlich, die ſich, wie 1, 2, 3, verhalten.

Die kleinſten Verlaͤngerungen (Differentiale der Verlaͤngerung) einer und ebenderſelben Fiber verhalten ſich, wie die Kraͤfte, durch welche ſie hervorgebracht werden. Auch verhalten ſich die kleinſten Beugungen, wie die beugenden Kraͤfte.

Bey gleichartigen, gleich dicken, und gleich geſpannten Saiten verhalten ſich die Verlaͤngerungen durch gleiche Zuſaͤtze von Gewichten, wie die Laͤngen der Saiten. Eben dies gilt fuͤr ihre Beugungen.

Eine geſpannte und gebogne Saite ACB (Taf. VI. Fig. 106.) geht, wenn die beugende Kraft nachlaͤſt, in ihre gerade Lage AcB zuruͤck. Da die Elaſticitaͤt waͤhrend dieſer Zeit, wie eine abſolute Kraft, wirkt, ſo geſchieht dies mit beſchleunigter Bewegung, ſ. Beſchleunigung. Daher iſt die Geſchwindigkeit am ſtaͤrkſten, wenn die Saite in die gerade Lage AcB zuruͤckkoͤmmt. Hier fuͤhrt ſie alſo dieſe Bewegung noch weiter, und beugt ſie aufs neue in die Lage ADB mit verminderter Bewegung, bis in D die Geſchwindigkeit Null wird. Hier ſiellt ſich aufs neue die gerade Lage AcB her, und die dadurch erlangte Geſchwindigkeit treibt die Saite wieder in die Lage ACB. So entſtehen abwechſelnde Schwingungen von ACB nach ADB,

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[706/0720] Dieſe Fibern zeigen keine Elaſticitaͤt, wenn ſie nicht mit einer gewiſſen Kraft geſpannt werden. Eine ſchlaffe Saite ſtellt ihre Lage nicht wieder her, wenn ſie geaͤndert worden iſt. Eine allzuſtark geſpannte Fiber verliert ihre Elaſticitaͤt. Daher iſt die Spannung, welche die Fibern elaſtiſch macht, in gewiſſe Grenzen eingeſchloſſen. Hieraus laͤſt ſich erklaͤren, warum gewiſſe Operationen den Koͤrpern ihre Elaſticitaͤt benehmen oder wiedergeben, wie z. B. das Gluͤhen und Haͤmmern den Metallen. Die Gewichte, welche gleiche Fibern unter verſchiednen Spannungen gleich ſtark verlaͤngern, verhalten ſich, wie die Spannungen. Wenn drey gleiche Saiten, in den Verhaͤltniſſen 1, 2, 3, geſpannt, gleich ſtark verlaͤngert werden ſollen, ſo ſind Gewichte erforderlich, die ſich, wie 1, 2, 3, verhalten. Die kleinſten Verlaͤngerungen (Differentiale der Verlaͤngerung) einer und ebenderſelben Fiber verhalten ſich, wie die Kraͤfte, durch welche ſie hervorgebracht werden. Auch verhalten ſich die kleinſten Beugungen, wie die beugenden Kraͤfte. Bey gleichartigen, gleich dicken, und gleich geſpannten Saiten verhalten ſich die Verlaͤngerungen durch gleiche Zuſaͤtze von Gewichten, wie die Laͤngen der Saiten. Eben dies gilt fuͤr ihre Beugungen. Eine geſpannte und gebogne Saite ACB (Taf. VI. Fig. 106.) geht, wenn die beugende Kraft nachlaͤſt, in ihre gerade Lage AcB zuruͤck. Da die Elaſticitaͤt waͤhrend dieſer Zeit, wie eine abſolute Kraft, wirkt, ſo geſchieht dies mit beſchleunigter Bewegung, ſ. Beſchleunigung. Daher iſt die Geſchwindigkeit am ſtaͤrkſten, wenn die Saite in die gerade Lage AcB zuruͤckkoͤmmt. Hier fuͤhrt ſie alſo dieſe Bewegung noch weiter, und beugt ſie aufs neue in die Lage ADB mit verminderter Bewegung, bis in D die Geſchwindigkeit Null wird. Hier ſiellt ſich aufs neue die gerade Lage AcB her, und die dadurch erlangte Geſchwindigkeit treibt die Saite wieder in die Lage ACB. So entſtehen abwechſelnde Schwingungen von ACB nach ADB,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/720>, abgerufen am 22.11.2024.