Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Er fügt aber selbst die Erinnerung bey, dies blos als einen mathematischen Satz, und nicht als eine Erklärung einer physikalischen Ursache anzusehen. "An "vero fluida elastica ex particulis se mutuo fugan"tibus constent, quaestio physica est. Nos pro"prietatem fluidorum ex ejusmodi particulis con"stantium mathematice demonstravimus, ut phi"losophis ansam praebeamus, quaestionem illam "tractandi." Etwas näher erklärter sich über diese zurückstoßenden Kräfte in seiner Optik (Qu. 23. ed. Clarkii, Lond. 1706. 4.) mit folgenden Worten. "So wie in der Algebra die "negativen Größen da anfangen, wo die positiven auf"hören, so muß in der Mechanik da, wo die Anziehung "aufhört, eine zurückstoßende Kraft an deren Stelle "treten. Das Daseyn einer solchen Kraft scheint aus der "Zurückwerfung und Beugung des Lichts zu folgen; "denn in beyden wird der Stral vom Körper ohne unmit"telbare Berührung zurückgestoßen. --Es scheint auch "aus der Erzeugung der Luft und der Dämpfe zu fol"gen: denn die durch Hitze und Aufbrausen aus den Kör"pern getriebnen Theilchen entfernen sich, sobald sie aus "dem Wirkungskreise der Anziehung des Körpers heraus "sind, von ihm und von einander selbst mit großer Gewalt, "und fliehen die Rückkehr so daß sie bisweilen wohl 10, "100, 1000mal mehr Raum einnehmen, als vorher, da "sie noch die Gestalt eines dichten Körpers hatten. Eine "so ungemeine Zusammenziehung und Ausdehnung kan "man sich kaum denken, man mag sich die Lufttheilchen "als elastisch oder in einander verflochten, oder wie Reifen, "oder sonst, wie man will, vorstellen, wenn sie nicht eine "zurückstoßende Kraft haben, mit der sie einander flie"hen. -- Die dichtern und stärker zusammenhängenden "Körper werden, durch das Ausbrausen verdünnt, wahre
Er fuͤgt aber ſelbſt die Erinnerung bey, dies blos als einen mathematiſchen Satz, und nicht als eine Erklaͤrung einer phyſikaliſchen Urſache anzuſehen. ”An ”vero fluida elastica ex particulis ſe mutuo fugan”tibus conſtent, quaeſtio phyſica eſt. Nos pro”prietatem fluidorum ex ejusmodi particulis con”ſtantium mathematice demonſtravimus, ut phi”loſophis ansam praebeamus, quaeſtionem illam ”tractandi.“ Etwas naͤher erklaͤrter ſich uͤber dieſe zuruͤckſtoßenden Kraͤfte in ſeiner Optik (Qu. 23. ed. Clarkii, Lond. 1706. 4.) mit folgenden Worten. ”So wie in der Algebra die ”negativen Groͤßen da anfangen, wo die poſitiven auf”hoͤren, ſo muß in der Mechanik da, wo die Anziehung ”aufhoͤrt, eine zuruͤckſtoßende Kraft an deren Stelle ”treten. Das Daſeyn einer ſolchen Kraft ſcheint aus der ”Zuruͤckwerfung und Beugung des Lichts zu folgen; ”denn in beyden wird der Stral vom Koͤrper ohne unmit”telbare Beruͤhrung zuruͤckgeſtoßen. —Es ſcheint auch ”aus der Erzeugung der Luft und der Daͤmpfe zu fol”gen: denn die durch Hitze und Aufbrauſen aus den Koͤr”pern getriebnen Theilchen entfernen ſich, ſobald ſie aus ”dem Wirkungskreiſe der Anziehung des Koͤrpers heraus ”ſind, von ihm und von einander ſelbſt mit großer Gewalt, ”und fliehen die Ruͤckkehr ſo daß ſie bisweilen wohl 10, ”100, 1000mal mehr Raum einnehmen, als vorher, da ”ſie noch die Geſtalt eines dichten Koͤrpers hatten. Eine ”ſo ungemeine Zuſammenziehung und Ausdehnung kan ”man ſich kaum denken, man mag ſich die Lufttheilchen ”als elaſtiſch oder in einander verflochten, oder wie Reifen, ”oder ſonſt, wie man will, vorſtellen, wenn ſie nicht eine ”zuruͤckſtoßende Kraft haben, mit der ſie einander flie”hen. — Die dichtern und ſtaͤrker zuſammenhaͤngenden ”Koͤrper werden, durch das Auſbrauſen verduͤnnt, wahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0718" xml:id="P.1.704" n="704"/><lb/> des Abſtands der Mittelpunkte verhalte, ſo verhalte ſich die zuſammendruͤckende Kraft wie die <hi rendition="#aq">(n+2/3)</hi> te Potenz der Dichtigkeit.</p> <p>Er fuͤgt aber ſelbſt die Erinnerung bey, dies blos als einen mathematiſchen Satz, und nicht als eine Erklaͤrung einer phyſikaliſchen Urſache anzuſehen. <hi rendition="#aq">”An ”vero fluida elastica ex particulis ſe mutuo fugan”tibus conſtent, quaeſtio phyſica eſt. Nos pro”prietatem fluidorum ex ejusmodi particulis con”ſtantium mathematice demonſtravimus, ut phi”loſophis ansam praebeamus, quaeſtionem illam ”tractandi.“</hi></p> <p>Etwas naͤher erklaͤrter ſich uͤber dieſe zuruͤckſtoßenden Kraͤfte in ſeiner Optik <hi rendition="#aq">(Qu. 23. ed. Clarkii, Lond. 1706. 4.)</hi> mit folgenden Worten. ”So wie in der Algebra die <hi rendition="#b">”negativen</hi> Groͤßen da anfangen, wo die <hi rendition="#b">poſitiven</hi> auf”hoͤren, ſo muß in der Mechanik da, wo die <hi rendition="#b">Anziehung</hi> ”aufhoͤrt, eine <hi rendition="#b">zuruͤckſtoßende Kraft</hi> an deren Stelle ”treten. Das Daſeyn einer ſolchen Kraft ſcheint aus der ”<hi rendition="#b">Zuruͤckwerfung</hi> und <hi rendition="#b">Beugung</hi> des Lichts zu folgen; ”denn in beyden wird der Stral vom Koͤrper ohne unmit”telbare Beruͤhrung zuruͤckgeſtoßen. —Es ſcheint auch ”aus der <hi rendition="#b">Erzeugung der Luft</hi> und der Daͤmpfe zu fol”gen: denn die durch Hitze und Aufbrauſen aus den Koͤr”pern getriebnen Theilchen entfernen ſich, ſobald ſie aus ”dem Wirkungskreiſe der Anziehung des Koͤrpers heraus ”ſind, von ihm und von einander ſelbſt mit großer Gewalt, ”und fliehen die Ruͤckkehr ſo daß ſie bisweilen wohl 10, ”100, 1000mal mehr Raum einnehmen, als vorher, da ”ſie noch die Geſtalt eines dichten Koͤrpers hatten. Eine ”ſo ungemeine Zuſammenziehung und Ausdehnung kan ”man ſich kaum denken, man mag ſich die Lufttheilchen ”als elaſtiſch oder in einander verflochten, oder wie Reifen, ”oder ſonſt, wie man will, vorſtellen, wenn ſie nicht eine ”<hi rendition="#b">zuruͤckſtoßende Kraft</hi> haben, mit der ſie einander flie”hen. — Die dichtern und ſtaͤrker zuſammenhaͤngenden ”Koͤrper werden, durch das Auſbrauſen verduͤnnt, wahre<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [704/0718]
des Abſtands der Mittelpunkte verhalte, ſo verhalte ſich die zuſammendruͤckende Kraft wie die (n+2/3) te Potenz der Dichtigkeit.
Er fuͤgt aber ſelbſt die Erinnerung bey, dies blos als einen mathematiſchen Satz, und nicht als eine Erklaͤrung einer phyſikaliſchen Urſache anzuſehen. ”An ”vero fluida elastica ex particulis ſe mutuo fugan”tibus conſtent, quaeſtio phyſica eſt. Nos pro”prietatem fluidorum ex ejusmodi particulis con”ſtantium mathematice demonſtravimus, ut phi”loſophis ansam praebeamus, quaeſtionem illam ”tractandi.“
Etwas naͤher erklaͤrter ſich uͤber dieſe zuruͤckſtoßenden Kraͤfte in ſeiner Optik (Qu. 23. ed. Clarkii, Lond. 1706. 4.) mit folgenden Worten. ”So wie in der Algebra die ”negativen Groͤßen da anfangen, wo die poſitiven auf”hoͤren, ſo muß in der Mechanik da, wo die Anziehung ”aufhoͤrt, eine zuruͤckſtoßende Kraft an deren Stelle ”treten. Das Daſeyn einer ſolchen Kraft ſcheint aus der ”Zuruͤckwerfung und Beugung des Lichts zu folgen; ”denn in beyden wird der Stral vom Koͤrper ohne unmit”telbare Beruͤhrung zuruͤckgeſtoßen. —Es ſcheint auch ”aus der Erzeugung der Luft und der Daͤmpfe zu fol”gen: denn die durch Hitze und Aufbrauſen aus den Koͤr”pern getriebnen Theilchen entfernen ſich, ſobald ſie aus ”dem Wirkungskreiſe der Anziehung des Koͤrpers heraus ”ſind, von ihm und von einander ſelbſt mit großer Gewalt, ”und fliehen die Ruͤckkehr ſo daß ſie bisweilen wohl 10, ”100, 1000mal mehr Raum einnehmen, als vorher, da ”ſie noch die Geſtalt eines dichten Koͤrpers hatten. Eine ”ſo ungemeine Zuſammenziehung und Ausdehnung kan ”man ſich kaum denken, man mag ſich die Lufttheilchen ”als elaſtiſch oder in einander verflochten, oder wie Reifen, ”oder ſonſt, wie man will, vorſtellen, wenn ſie nicht eine ”zuruͤckſtoßende Kraft haben, mit der ſie einander flie”hen. — Die dichtern und ſtaͤrker zuſammenhaͤngenden ”Koͤrper werden, durch das Auſbrauſen verduͤnnt, wahre
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