Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Den Unterschied zwischen sichtbaren und unsichtbaren Dünsten sucht Herr de Lüc (§. 707.) blos darinn, daß jene aus gröbern, diese aus feinern Wassertheilchen bestehen sollen, welche das ausgehende Feuer losgerissen habe. "Wenn die Wärme der ausdünstenden flüßigen Materie, "sagt er, weit größer ist, als die Wärme der Luft, so wer"den sichtbare Dünste entstehen, weil das mit mehr "Heftigkeit durchströmende Feuer gröbere Theilchen mit "sich nimmt: die Größe dieser Theilchen und das Feuer, "wovon sie durchdrungen sind, werden ihr Aufsteigen be"fördern, sie werden also schnell in die Luft steigen, ohne "sich mit ihr zu vermischen. Aber wenn der Unterschied der "Wärme zwischen Luft und Wasser geringer ist, oder gar "das Wasser kälter, als die Luft, wird, so wirkt das Feuer "blos durch sanfte Bewegung, und strömt nicht mehr, wie "sonst, aus: alsdann löset es nur kleine Theilchen von "dem Wasser ab, die sich inniger mit der Luft vermischen, "und ihre Durchsichtigkeit nicht mehr verhindern." Richtiger möchte wohl dieser Unterschied darinn gesetzt werden, daß die unsichtbaren Dünste wirkliche Auflösungen der Dämpfe oder des Wassers selbst in der Luft, die sichtbaren hingegen entweder noch nicht aufgelösete oder nach der Auflösung wiederum niedergeschlagne Dämpfe in blasenfömiger Gestalt sind.
Den Unterſchied zwiſchen ſichtbaren und unſichtbaren Duͤnſten ſucht Herr de Luͤc (§. 707.) blos darinn, daß jene aus groͤbern, dieſe aus feinern Waſſertheilchen beſtehen ſollen, welche das ausgehende Feuer losgeriſſen habe. ”Wenn die Waͤrme der ausduͤnſtenden fluͤßigen Materie, ”ſagt er, weit groͤßer iſt, als die Waͤrme der Luft, ſo wer”den ſichtbare Duͤnſte entſtehen, weil das mit mehr ”Heftigkeit durchſtroͤmende Feuer groͤbere Theilchen mit ”ſich nimmt: die Groͤße dieſer Theilchen und das Feuer, ”wovon ſie durchdrungen ſind, werden ihr Aufſteigen be”foͤrdern, ſie werden alſo ſchnell in die Luft ſteigen, ohne ”ſich mit ihr zu vermiſchen. Aber wenn der Unterſchied der ”Waͤrme zwiſchen Luft und Waſſer geringer iſt, oder gar ”das Waſſer kaͤlter, als die Luft, wird, ſo wirkt das Feuer ”blos durch ſanfte Bewegung, und ſtroͤmt nicht mehr, wie ”ſonſt, aus: alsdann loͤſet es nur kleine Theilchen von ”dem Waſſer ab, die ſich inniger mit der Luft vermiſchen, ”und ihre Durchſichtigkeit nicht mehr verhindern.“ Richtiger moͤchte wohl dieſer Unterſchied darinn geſetzt werden, daß die unſichtbaren Duͤnſte wirkliche Aufloͤſungen der Daͤmpfe oder des Waſſers ſelbſt in der Luft, die ſichtbaren hingegen entweder noch nicht aufgeloͤſete oder nach der Aufloͤſung wiederum niedergeſchlagne Daͤmpfe in blaſenfoͤmiger Geſtalt ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0638" xml:id="P.1.624" n="624"/><lb/> Duͤnſte, die er <hi rendition="#b">eine neue Verduͤnſtung der Duͤnſte</hi> nennt, anders, als eine Aufloͤſung in der nun waͤrmer gewordenen Luft? ”Wenn ſich die Luft blos ”durch die Wirkung der Sonne erwaͤrmt, ſo zer”ſtreuen ſich die Nebel, und ſie bleibt hell. Wenn es aber ”durch einen Suͤd- oder Suͤdweſtwind geſchieht, ſo er”heben ſie ſich und bilden Wolken. Dieſes Steigen iſt ein ”Zeichen des Regens, und das Barometer faͤllt dabey.“ Die von der Sonne erwaͤrmte Luft nemlich loͤſet nun die Nebel auf, und ihr Hellbleiben iſt eben das Zeichen einer vollkommnen Aufloͤſung. Der Suͤdwind hingegen fuͤhrt feuchte, d. i. ſchon mit Waſſer geſaͤttigte Luft herbey, welche ihrer Waͤrme ungeachtet doch wenig oder gar keine Daͤmpfe mehr aufloͤſen kan.</p> <p>Den Unterſchied zwiſchen ſichtbaren und unſichtbaren Duͤnſten ſucht Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> (§. 707.) blos darinn, daß jene aus groͤbern, dieſe aus feinern Waſſertheilchen beſtehen ſollen, welche das ausgehende Feuer losgeriſſen habe. ”Wenn die Waͤrme der ausduͤnſtenden fluͤßigen Materie, ”ſagt er, weit groͤßer iſt, als die Waͤrme der Luft, ſo wer”den <hi rendition="#b">ſichtbare Duͤnſte</hi> entſtehen, weil das mit mehr ”Heftigkeit durchſtroͤmende Feuer groͤbere Theilchen mit ”ſich nimmt: die Groͤße dieſer Theilchen und das Feuer, ”wovon ſie durchdrungen ſind, werden ihr Aufſteigen be”foͤrdern, ſie werden alſo ſchnell in die Luft ſteigen, ohne ”ſich mit ihr zu vermiſchen. Aber wenn der Unterſchied der ”Waͤrme zwiſchen Luft und Waſſer geringer iſt, oder gar ”das Waſſer kaͤlter, als die Luft, wird, ſo wirkt das Feuer ”blos durch ſanfte Bewegung, und ſtroͤmt nicht mehr, wie ”ſonſt, aus: alsdann loͤſet es nur kleine Theilchen von ”dem Waſſer ab, die ſich inniger mit der Luft vermiſchen, ”und ihre Durchſichtigkeit nicht mehr verhindern.“ Richtiger moͤchte wohl dieſer Unterſchied darinn geſetzt werden, daß die unſichtbaren Duͤnſte wirkliche Aufloͤſungen der Daͤmpfe oder des Waſſers ſelbſt in der Luft, die ſichtbaren hingegen entweder noch nicht aufgeloͤſete oder nach der Aufloͤſung wiederum niedergeſchlagne Daͤmpfe in blaſenfoͤmiger Geſtalt ſind.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [624/0638]
Duͤnſte, die er eine neue Verduͤnſtung der Duͤnſte nennt, anders, als eine Aufloͤſung in der nun waͤrmer gewordenen Luft? ”Wenn ſich die Luft blos ”durch die Wirkung der Sonne erwaͤrmt, ſo zer”ſtreuen ſich die Nebel, und ſie bleibt hell. Wenn es aber ”durch einen Suͤd- oder Suͤdweſtwind geſchieht, ſo er”heben ſie ſich und bilden Wolken. Dieſes Steigen iſt ein ”Zeichen des Regens, und das Barometer faͤllt dabey.“ Die von der Sonne erwaͤrmte Luft nemlich loͤſet nun die Nebel auf, und ihr Hellbleiben iſt eben das Zeichen einer vollkommnen Aufloͤſung. Der Suͤdwind hingegen fuͤhrt feuchte, d. i. ſchon mit Waſſer geſaͤttigte Luft herbey, welche ihrer Waͤrme ungeachtet doch wenig oder gar keine Daͤmpfe mehr aufloͤſen kan.
Den Unterſchied zwiſchen ſichtbaren und unſichtbaren Duͤnſten ſucht Herr de Luͤc (§. 707.) blos darinn, daß jene aus groͤbern, dieſe aus feinern Waſſertheilchen beſtehen ſollen, welche das ausgehende Feuer losgeriſſen habe. ”Wenn die Waͤrme der ausduͤnſtenden fluͤßigen Materie, ”ſagt er, weit groͤßer iſt, als die Waͤrme der Luft, ſo wer”den ſichtbare Duͤnſte entſtehen, weil das mit mehr ”Heftigkeit durchſtroͤmende Feuer groͤbere Theilchen mit ”ſich nimmt: die Groͤße dieſer Theilchen und das Feuer, ”wovon ſie durchdrungen ſind, werden ihr Aufſteigen be”foͤrdern, ſie werden alſo ſchnell in die Luft ſteigen, ohne ”ſich mit ihr zu vermiſchen. Aber wenn der Unterſchied der ”Waͤrme zwiſchen Luft und Waſſer geringer iſt, oder gar ”das Waſſer kaͤlter, als die Luft, wird, ſo wirkt das Feuer ”blos durch ſanfte Bewegung, und ſtroͤmt nicht mehr, wie ”ſonſt, aus: alsdann loͤſet es nur kleine Theilchen von ”dem Waſſer ab, die ſich inniger mit der Luft vermiſchen, ”und ihre Durchſichtigkeit nicht mehr verhindern.“ Richtiger moͤchte wohl dieſer Unterſchied darinn geſetzt werden, daß die unſichtbaren Duͤnſte wirkliche Aufloͤſungen der Daͤmpfe oder des Waſſers ſelbſt in der Luft, die ſichtbaren hingegen entweder noch nicht aufgeloͤſete oder nach der Aufloͤſung wiederum niedergeſchlagne Daͤmpfe in blaſenfoͤmiger Geſtalt ſind.
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