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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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(Praktische Abhandl. zur Verbesserung der Feuersprützen, Gotha 1778. 8.).

Karsten Lehrbegrif der gesammten Mathematik, 5ter Th. Hydraulik, 23--32 Abschnitt.

Dünn, Locker, Rarum, Rare.

Ein Wort, das einen relativen Begrif ausdrückt, weil man nicht sagen kan, ein Körper an sich sey dünn oder locker, sondern nur, er sey dünner, lockerer, als ein anderer. Derjenige von zween gegen einander gehaltenen Körpern heißt der dünnere (rarius), der in einerley Raume (z. B. im Raume eines Cubikzolls) weniger Materie enthält, als der andere. So sagt man, Luft sey dünner als Wasser, weil ein Cubikzoll Luft weniger wiegt, also weniger Materie enthält, als ein Cubikzoll Wasser. Dem dünneren wird das dichtere entgegengesetzt, s. Dicht. Das gleichbedeutende Wort locker wird nur von festen Körpern gebraucht. Man sagt, der Schwamm sey lockerer, als der Stein, hingegen die Luft sey dünner, als das Wasser.

Oft heißt aber auch das dünn oder locker, was dünner oder lockerer als andere ähnliche Körper ist. So heißt die Luft ein dünnes Fluidum, der Schwamm ein lockerer Körper. In dem Raume, den ein solcher Körper einnimmt, ist wenig Materie, und viel leerer oder mit fremder Materie angefüllter Zwischenraum.

In einer ganz andern Bedeutung wird das Beywort dünn (tenuis, subtilis, mince) genommen, wenn es einem Körper von geringer Dicke beygelegt wird, z. B. dünnes Blech, dünnes Papier. Hier zeigt es Kleinheit des Raumes selbst an, oder vielmehr Kleinheit derjenigen Abmessung des Raumes, welche man dem Sprachgebrauche gemäß die Dicke nennt.

Dünste, Vapores, Vapeurs.

Diesen Namen führen die durch Ausdünstung der Körper in den Luftkreis aufgestieguen Wassertheile, welche bisweilen völlig aufgelöset als unsichtbare Dünste in der Luft enthalten sind, oft aber auch nicht völlig aufgelöset, oder aus derselben


(Praktiſche Abhandl. zur Verbeſſerung der Feuerſpruͤtzen, Gotha 1778. 8.).

Karſten Lehrbegrif der geſammten Mathematik, 5ter Th. Hydraulik, 23—32 Abſchnitt.

Duͤnn, Locker, Rarum, Rare.

Ein Wort, das einen relativen Begrif ausdruͤckt, weil man nicht ſagen kan, ein Koͤrper an ſich ſey duͤnn oder locker, ſondern nur, er ſey duͤnner, lockerer, als ein anderer. Derjenige von zween gegen einander gehaltenen Koͤrpern heißt der duͤnnere (rarius), der in einerley Raume (z. B. im Raume eines Cubikzolls) weniger Materie enthaͤlt, als der andere. So ſagt man, Luft ſey duͤnner als Waſſer, weil ein Cubikzoll Luft weniger wiegt, alſo weniger Materie enthaͤlt, als ein Cubikzoll Waſſer. Dem duͤnneren wird das dichtere entgegengeſetzt, ſ. Dicht. Das gleichbedeutende Wort locker wird nur von feſten Koͤrpern gebraucht. Man ſagt, der Schwamm ſey lockerer, als der Stein, hingegen die Luft ſey duͤnner, als das Waſſer.

Oft heißt aber auch das duͤnn oder locker, was duͤnner oder lockerer als andere aͤhnliche Koͤrper iſt. So heißt die Luft ein duͤnnes Fluidum, der Schwamm ein lockerer Koͤrper. In dem Raume, den ein ſolcher Koͤrper einnimmt, iſt wenig Materie, und viel leerer oder mit fremder Materie angefuͤllter Zwiſchenraum.

In einer ganz andern Bedeutung wird das Beywort duͤnn (tenuis, ſubtilis, mince) genommen, wenn es einem Koͤrper von geringer Dicke beygelegt wird, z. B. duͤnnes Blech, duͤnnes Papier. Hier zeigt es Kleinheit des Raumes ſelbſt an, oder vielmehr Kleinheit derjenigen Abmeſſung des Raumes, welche man dem Sprachgebrauche gemaͤß die Dicke nennt.

Duͤnſte, Vapores, Vapeurs.

Dieſen Namen fuͤhren die durch Ausduͤnſtung der Koͤrper in den Luftkreis aufgeſtieguen Waſſertheile, welche bisweilen voͤllig aufgeloͤſet als unſichtbare Duͤnſte in der Luft enthalten ſind, oft aber auch nicht voͤllig aufgeloͤſet, oder aus derſelben

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[619/0633] (Praktiſche Abhandl. zur Verbeſſerung der Feuerſpruͤtzen, Gotha 1778. 8.). Karſten Lehrbegrif der geſammten Mathematik, 5ter Th. Hydraulik, 23—32 Abſchnitt. Duͤnn, Locker, Rarum, Rare. Ein Wort, das einen relativen Begrif ausdruͤckt, weil man nicht ſagen kan, ein Koͤrper an ſich ſey duͤnn oder locker, ſondern nur, er ſey duͤnner, lockerer, als ein anderer. Derjenige von zween gegen einander gehaltenen Koͤrpern heißt der duͤnnere (rarius), der in einerley Raume (z. B. im Raume eines Cubikzolls) weniger Materie enthaͤlt, als der andere. So ſagt man, Luft ſey duͤnner als Waſſer, weil ein Cubikzoll Luft weniger wiegt, alſo weniger Materie enthaͤlt, als ein Cubikzoll Waſſer. Dem duͤnneren wird das dichtere entgegengeſetzt, ſ. Dicht. Das gleichbedeutende Wort locker wird nur von feſten Koͤrpern gebraucht. Man ſagt, der Schwamm ſey lockerer, als der Stein, hingegen die Luft ſey duͤnner, als das Waſſer. Oft heißt aber auch das duͤnn oder locker, was duͤnner oder lockerer als andere aͤhnliche Koͤrper iſt. So heißt die Luft ein duͤnnes Fluidum, der Schwamm ein lockerer Koͤrper. In dem Raume, den ein ſolcher Koͤrper einnimmt, iſt wenig Materie, und viel leerer oder mit fremder Materie angefuͤllter Zwiſchenraum. In einer ganz andern Bedeutung wird das Beywort duͤnn (tenuis, ſubtilis, mince) genommen, wenn es einem Koͤrper von geringer Dicke beygelegt wird, z. B. duͤnnes Blech, duͤnnes Papier. Hier zeigt es Kleinheit des Raumes ſelbſt an, oder vielmehr Kleinheit derjenigen Abmeſſung des Raumes, welche man dem Sprachgebrauche gemaͤß die Dicke nennt. Duͤnſte, Vapores, Vapeurs. Dieſen Namen fuͤhren die durch Ausduͤnſtung der Koͤrper in den Luftkreis aufgeſtieguen Waſſertheile, welche bisweilen voͤllig aufgeloͤſet als unſichtbare Duͤnſte in der Luft enthalten ſind, oft aber auch nicht voͤllig aufgeloͤſet, oder aus derſelben

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/633>, abgerufen am 22.11.2024.