Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


quin
aus Lüttich, der dem Minister Colbert von einem Lütticher von Adel, dem de Ville, war vorgeschlagen worden, und einigermaßen unter dessen Aufsicht arbeitete, daher einige den de Ville mit Unrecht als den Erfinder genannt haben. Diese Maschine wird durch 14 unterschlächtige Wasserräder getrieben, und hebt das Wasser der Seine in einen Behälter, der 502 Fuß höher, und 3684 Fuß vom Flusse entfernt liegt. Die Strecke längst dieser Anhöhe ist in drey Absätze abgetheilt, wo am Ende des ersten und zweyten Absatzes das gehobne Wasser in Behälter ausgegossen, und vermittelst neuer Druckwerke, welche von eben denselben Rädern durch Feldgestänge getrieben werden, aufs neue gehoben wird. Unten am Flusse sind 64 Druckwerke, welche von vier dazu bestimmten Rädern getrieben werden, und das Wasser in die Behälter am Ende des ersten Absatzes ausgießen. Die übrigen 10 Räder treiben 20 Feldgestänge, von denen 7 bis in den kleinsten untern Behälter gehen, und daselbst durch 49 Druckwerke das Wasser in den kleinsten obern Behälter am Ende des zweyten Absatzes pressen. Die übrigen 13 Feldgestänge gehen durch den größern untern Behälter bis an den größern obern fort, treiben unten 40 Druckwerke, die das Wasser in den größern obern Behälter bringen, und oben noch 82, die es vollends auf den Boden des Wasserthurms erheben. Man wird sich hieraus eine Vorstellung von der Größe und Weitläuftigkeit dieser Maschine machen können, die übrigens nach den von Daniel Bernoulli (Hydrodynamica, Sect. IX. §. 27.) und Karsten darüber angestellten Berechnungen bey weitem nicht die vollkommenste Einrichtung gehabt hat, und von der jetzt nur noch der geringste Theil gangbar ist.

Man kan bey den Druckwerken auch die Absicht haben, das Wasser nicht nur zum Steigen zu bringen, sondern dasselbe auch durch die obere Mündung des Aufsatzrohrs mit einer großen Geschwindigkeit hervordringen zu lassen, damit es noch in freyer Luft auf eine große Höhe oder Weite fortgehen möge. Dies ist die Absicht bey allen Spritzen, insbesondere bey den Feuerspritzen (pompes


quin
aus Luͤttich, der dem Miniſter Colbert von einem Luͤtticher von Adel, dem de Ville, war vorgeſchlagen worden, und einigermaßen unter deſſen Aufſicht arbeitete, daher einige den de Ville mit Unrecht als den Erfinder genannt haben. Dieſe Maſchine wird durch 14 unterſchlaͤchtige Waſſerraͤder getrieben, und hebt das Waſſer der Seine in einen Behaͤlter, der 502 Fuß hoͤher, und 3684 Fuß vom Fluſſe entfernt liegt. Die Strecke laͤngſt dieſer Anhoͤhe iſt in drey Abſaͤtze abgetheilt, wo am Ende des erſten und zweyten Abſatzes das gehobne Waſſer in Behaͤlter ausgegoſſen, und vermittelſt neuer Druckwerke, welche von eben denſelben Raͤdern durch Feldgeſtaͤnge getrieben werden, aufs neue gehoben wird. Unten am Fluſſe ſind 64 Druckwerke, welche von vier dazu beſtimmten Raͤdern getrieben werden, und das Waſſer in die Behaͤlter am Ende des erſten Abſatzes ausgießen. Die uͤbrigen 10 Raͤder treiben 20 Feldgeſtaͤnge, von denen 7 bis in den kleinſten untern Behaͤlter gehen, und daſelbſt durch 49 Druckwerke das Waſſer in den kleinſten obern Behaͤlter am Ende des zweyten Abſatzes preſſen. Die uͤbrigen 13 Feldgeſtaͤnge gehen durch den groͤßern untern Behaͤlter bis an den groͤßern obern fort, treiben unten 40 Druckwerke, die das Waſſer in den groͤßern obern Behaͤlter bringen, und oben noch 82, die es vollends auf den Boden des Waſſerthurms erheben. Man wird ſich hieraus eine Vorſtellung von der Groͤße und Weitlaͤuftigkeit dieſer Maſchine machen koͤnnen, die uͤbrigens nach den von Daniel Bernoulli (Hydrodynamica, Sect. IX. §. 27.) und Karſten daruͤber angeſtellten Berechnungen bey weitem nicht die vollkommenſte Einrichtung gehabt hat, und von der jetzt nur noch der geringſte Theil gangbar iſt.

Man kan bey den Druckwerken auch die Abſicht haben, das Waſſer nicht nur zum Steigen zu bringen, ſondern daſſelbe auch durch die obere Muͤndung des Aufſatzrohrs mit einer großen Geſchwindigkeit hervordringen zu laſſen, damit es noch in freyer Luft auf eine große Hoͤhe oder Weite fortgehen moͤge. Dies iſt die Abſicht bey allen Spritzen, insbeſondere bey den Feuerſpritzen (pompes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0631" xml:id="P.1.617" n="617"/><lb/>
quin</hi> aus Lu&#x0364;ttich, der dem Mini&#x017F;ter <hi rendition="#b">Colbert</hi> von einem Lu&#x0364;tticher von Adel, dem <hi rendition="#b">de Ville,</hi> war vorge&#x017F;chlagen worden, und einigermaßen unter de&#x017F;&#x017F;en Auf&#x017F;icht arbeitete, daher einige den <hi rendition="#b">de Ville</hi> mit Unrecht als den Erfinder genannt haben. Die&#x017F;e Ma&#x017F;chine wird durch 14 unter&#x017F;chla&#x0364;chtige Wa&#x017F;&#x017F;erra&#x0364;der getrieben, und hebt das Wa&#x017F;&#x017F;er der Seine in einen Beha&#x0364;lter, der 502 Fuß ho&#x0364;her, und 3684 Fuß vom Flu&#x017F;&#x017F;e entfernt liegt. Die Strecke la&#x0364;ng&#x017F;t die&#x017F;er Anho&#x0364;he i&#x017F;t in drey Ab&#x017F;a&#x0364;tze abgetheilt, wo am Ende des er&#x017F;ten und zweyten Ab&#x017F;atzes das gehobne Wa&#x017F;&#x017F;er in Beha&#x0364;lter ausgego&#x017F;&#x017F;en, und vermittel&#x017F;t neuer Druckwerke, welche von eben den&#x017F;elben Ra&#x0364;dern durch Feldge&#x017F;ta&#x0364;nge getrieben werden, aufs neue gehoben wird. Unten am Flu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind 64 Druckwerke, welche von vier dazu be&#x017F;timmten Ra&#x0364;dern getrieben werden, und das Wa&#x017F;&#x017F;er in die Beha&#x0364;lter am Ende des er&#x017F;ten Ab&#x017F;atzes ausgießen. Die u&#x0364;brigen 10 Ra&#x0364;der treiben 20 Feldge&#x017F;ta&#x0364;nge, von denen 7 bis in den klein&#x017F;ten untern Beha&#x0364;lter gehen, und da&#x017F;elb&#x017F;t durch 49 Druckwerke das Wa&#x017F;&#x017F;er in den klein&#x017F;ten obern Beha&#x0364;lter am Ende des zweyten Ab&#x017F;atzes pre&#x017F;&#x017F;en. Die u&#x0364;brigen 13 Feldge&#x017F;ta&#x0364;nge gehen durch den gro&#x0364;ßern untern Beha&#x0364;lter bis an den gro&#x0364;ßern obern fort, treiben unten 40 Druckwerke, die das Wa&#x017F;&#x017F;er in den gro&#x0364;ßern obern Beha&#x0364;lter bringen, und oben noch 82, die es vollends auf den Boden des Wa&#x017F;&#x017F;erthurms erheben. Man wird &#x017F;ich hieraus eine Vor&#x017F;tellung von der Gro&#x0364;ße und Weitla&#x0364;uftigkeit die&#x017F;er Ma&#x017F;chine machen ko&#x0364;nnen, die u&#x0364;brigens nach den von <hi rendition="#b">Daniel Bernoulli</hi> <hi rendition="#aq">(Hydrodynamica, Sect. IX. §. 27.)</hi> und <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten</hi> daru&#x0364;ber ange&#x017F;tellten Berechnungen bey weitem nicht die vollkommen&#x017F;te Einrichtung gehabt hat, und von der jetzt nur noch der gering&#x017F;te Theil gangbar i&#x017F;t.</p>
          <p>Man kan bey den Druckwerken auch die Ab&#x017F;icht haben, das Wa&#x017F;&#x017F;er nicht nur zum Steigen zu bringen, &#x017F;ondern da&#x017F;&#x017F;elbe auch durch die obere Mu&#x0364;ndung des Auf&#x017F;atzrohrs mit einer großen Ge&#x017F;chwindigkeit hervordringen zu la&#x017F;&#x017F;en, damit es noch in freyer Luft auf eine große Ho&#x0364;he oder Weite fortgehen mo&#x0364;ge. Dies i&#x017F;t die Ab&#x017F;icht bey allen <hi rendition="#b">Spritzen,</hi> insbe&#x017F;ondere bey den <hi rendition="#b">Feuer&#x017F;pritzen</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">pompes<lb/></hi></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[617/0631] quin aus Luͤttich, der dem Miniſter Colbert von einem Luͤtticher von Adel, dem de Ville, war vorgeſchlagen worden, und einigermaßen unter deſſen Aufſicht arbeitete, daher einige den de Ville mit Unrecht als den Erfinder genannt haben. Dieſe Maſchine wird durch 14 unterſchlaͤchtige Waſſerraͤder getrieben, und hebt das Waſſer der Seine in einen Behaͤlter, der 502 Fuß hoͤher, und 3684 Fuß vom Fluſſe entfernt liegt. Die Strecke laͤngſt dieſer Anhoͤhe iſt in drey Abſaͤtze abgetheilt, wo am Ende des erſten und zweyten Abſatzes das gehobne Waſſer in Behaͤlter ausgegoſſen, und vermittelſt neuer Druckwerke, welche von eben denſelben Raͤdern durch Feldgeſtaͤnge getrieben werden, aufs neue gehoben wird. Unten am Fluſſe ſind 64 Druckwerke, welche von vier dazu beſtimmten Raͤdern getrieben werden, und das Waſſer in die Behaͤlter am Ende des erſten Abſatzes ausgießen. Die uͤbrigen 10 Raͤder treiben 20 Feldgeſtaͤnge, von denen 7 bis in den kleinſten untern Behaͤlter gehen, und daſelbſt durch 49 Druckwerke das Waſſer in den kleinſten obern Behaͤlter am Ende des zweyten Abſatzes preſſen. Die uͤbrigen 13 Feldgeſtaͤnge gehen durch den groͤßern untern Behaͤlter bis an den groͤßern obern fort, treiben unten 40 Druckwerke, die das Waſſer in den groͤßern obern Behaͤlter bringen, und oben noch 82, die es vollends auf den Boden des Waſſerthurms erheben. Man wird ſich hieraus eine Vorſtellung von der Groͤße und Weitlaͤuftigkeit dieſer Maſchine machen koͤnnen, die uͤbrigens nach den von Daniel Bernoulli (Hydrodynamica, Sect. IX. §. 27.) und Karſten daruͤber angeſtellten Berechnungen bey weitem nicht die vollkommenſte Einrichtung gehabt hat, und von der jetzt nur noch der geringſte Theil gangbar iſt. Man kan bey den Druckwerken auch die Abſicht haben, das Waſſer nicht nur zum Steigen zu bringen, ſondern daſſelbe auch durch die obere Muͤndung des Aufſatzrohrs mit einer großen Geſchwindigkeit hervordringen zu laſſen, damit es noch in freyer Luft auf eine große Hoͤhe oder Weite fortgehen moͤge. Dies iſt die Abſicht bey allen Spritzen, insbeſondere bey den Feuerſpritzen (pompes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/631
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/631>, abgerufen am 25.11.2024.