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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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und die Röhre bis I ebenfalls mit Wasser gefüllt. CI sey 40 Zoll. So wird zwar das Wasser in CI nur 40 Cubikzoll betragen, oder etwa 53 1/3 Loth wiegen; es wird aber den Deckel des Gefäßes mit dem Gewichte der Wassersäule AEFH = 40 X 200 oder 8000 Cubikzoll Wasser, d. i. mit einer Kraft von 10666 Loth, d. i. 3 Centnern, aufwärts drücken, und zu heben suchen. Hier üben 53 Loth Wasser einen Druck von 3 Centnern aus, und können den Deckel AE heben, wenn er gleich mit einigen Centnern beschwert ist.

's Gravesande (Elem. phys. math. L. II. Cap. 2. Exp. 5. §. 729.) giebt unter dem Namen Follis hydrostaticus ein solches Gefäß an, dessen Seitenwände AB und EG von Leder sind, damit der feste Deckel AE gehoben werden könne, ohne daß das Wasser auslaufe. Man kan nun auf AC und CE Gewichte setzen, so hebt ein wenig bey D eingegoßnes Wasser den Deckel mit den weit schwerern Gewichten. Hierauf gründet sich auch der anatomische Heber, s. Heber, anatomischer.

Ist die gedrückte Fläche AE 200mal größer, als der Durchschnitt der engen Röhre, so übt 1 Pfund Wasser einen Druck von 200 Pfund aus. Dagegen müste es auch 200 Lin. tief fallen, um den Deckel und die Gewichte 1 Lin. hoch zu erheben, daß also auch hier, wie in der Mechanik fester Körper, s. Hebel, das am Raume verlohren wird, was man an der Kraft gewinnt.

Was den seitwärts gehenden Druck auf die Wände der Gefäße betrift, so ist der auf AB Taf. VI. Fig. 98. gerichtete dem Gewichte der Wassersäule HNLK gleich, welche NL=AB zur Grundfläche, und HN, des mittlern Punkts der Fläche N Tiefe unter der obern Wasserfläche, zur Höhe hat. Denn es wird der Punkt A von dem Wasserfaden HA, N von HN, B von HB, seitwärts gedrückt, weil man, um diesen Druck aufzuheben, in ein seitwärts angebrachtes communicirendes Rohr, eben so hoch Wasser würde stellen müssen. Man nehme nun HK = AB. setze senkrecht an H den Wasserfaden HB, der auf B drückt, an O den auf N drückenden OM =HN, an K den auf A


und die Roͤhre bis I ebenfalls mit Waſſer gefuͤllt. CI ſey 40 Zoll. So wird zwar das Waſſer in CI nur 40 Cubikzoll betragen, oder etwa 53 1/3 Loth wiegen; es wird aber den Deckel des Gefaͤßes mit dem Gewichte der Waſſerſaͤule AEFH = 40 X 200 oder 8000 Cubikzoll Waſſer, d. i. mit einer Kraft von 10666 Loth, d. i. 3 Centnern, aufwaͤrts druͤcken, und zu heben ſuchen. Hier uͤben 53 Loth Waſſer einen Druck von 3 Centnern aus, und koͤnnen den Deckel AE heben, wenn er gleich mit einigen Centnern beſchwert iſt.

's Graveſande (Elem. phyſ. math. L. II. Cap. 2. Exp. 5. §. 729.) giebt unter dem Namen Follis hydroſtaticus ein ſolches Gefaͤß an, deſſen Seitenwaͤnde AB und EG von Leder ſind, damit der feſte Deckel AE gehoben werden koͤnne, ohne daß das Waſſer auslaufe. Man kan nun auf AC und CE Gewichte ſetzen, ſo hebt ein wenig bey D eingegoßnes Waſſer den Deckel mit den weit ſchwerern Gewichten. Hierauf gruͤndet ſich auch der anatomiſche Heber, ſ. Heber, anatomiſcher.

Iſt die gedruͤckte Flaͤche AE 200mal groͤßer, als der Durchſchnitt der engen Roͤhre, ſo uͤbt 1 Pfund Waſſer einen Druck von 200 Pfund aus. Dagegen muͤſte es auch 200 Lin. tief fallen, um den Deckel und die Gewichte 1 Lin. hoch zu erheben, daß alſo auch hier, wie in der Mechanik feſter Koͤrper, ſ. Hebel, das am Raume verlohren wird, was man an der Kraft gewinnt.

Was den ſeitwaͤrts gehenden Druck auf die Waͤnde der Gefaͤße betrift, ſo iſt der auf AB Taf. VI. Fig. 98. gerichtete dem Gewichte der Waſſerſaͤule HNLK gleich, welche NL=AB zur Grundflaͤche, und HN, des mittlern Punkts der Flaͤche N Tiefe unter der obern Waſſerflaͤche, zur Hoͤhe hat. Denn es wird der Punkt A von dem Waſſerfaden HA, N von HN, B von HB, ſeitwaͤrts gedruͤckt, weil man, um dieſen Druck aufzuheben, in ein ſeitwaͤrts angebrachtes communicirendes Rohr, eben ſo hoch Waſſer wuͤrde ſtellen muͤſſen. Man nehme nun HK = AB. ſetze ſenkrecht an H den Waſſerfaden HB, der auf B druͤckt, an O den auf N druͤckenden OM =HN, an K den auf A

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[613/0627] und die Roͤhre bis I ebenfalls mit Waſſer gefuͤllt. CI ſey 40 Zoll. So wird zwar das Waſſer in CI nur 40 Cubikzoll betragen, oder etwa 53 1/3 Loth wiegen; es wird aber den Deckel des Gefaͤßes mit dem Gewichte der Waſſerſaͤule AEFH = 40 X 200 oder 8000 Cubikzoll Waſſer, d. i. mit einer Kraft von 10666 Loth, d. i. 3 Centnern, aufwaͤrts druͤcken, und zu heben ſuchen. Hier uͤben 53 Loth Waſſer einen Druck von 3 Centnern aus, und koͤnnen den Deckel AE heben, wenn er gleich mit einigen Centnern beſchwert iſt. 's Graveſande (Elem. phyſ. math. L. II. Cap. 2. Exp. 5. §. 729.) giebt unter dem Namen Follis hydroſtaticus ein ſolches Gefaͤß an, deſſen Seitenwaͤnde AB und EG von Leder ſind, damit der feſte Deckel AE gehoben werden koͤnne, ohne daß das Waſſer auslaufe. Man kan nun auf AC und CE Gewichte ſetzen, ſo hebt ein wenig bey D eingegoßnes Waſſer den Deckel mit den weit ſchwerern Gewichten. Hierauf gruͤndet ſich auch der anatomiſche Heber, ſ. Heber, anatomiſcher. Iſt die gedruͤckte Flaͤche AE 200mal groͤßer, als der Durchſchnitt der engen Roͤhre, ſo uͤbt 1 Pfund Waſſer einen Druck von 200 Pfund aus. Dagegen muͤſte es auch 200 Lin. tief fallen, um den Deckel und die Gewichte 1 Lin. hoch zu erheben, daß alſo auch hier, wie in der Mechanik feſter Koͤrper, ſ. Hebel, das am Raume verlohren wird, was man an der Kraft gewinnt. Was den ſeitwaͤrts gehenden Druck auf die Waͤnde der Gefaͤße betrift, ſo iſt der auf AB Taf. VI. Fig. 98. gerichtete dem Gewichte der Waſſerſaͤule HNLK gleich, welche NL=AB zur Grundflaͤche, und HN, des mittlern Punkts der Flaͤche N Tiefe unter der obern Waſſerflaͤche, zur Hoͤhe hat. Denn es wird der Punkt A von dem Waſſerfaden HA, N von HN, B von HB, ſeitwaͤrts gedruͤckt, weil man, um dieſen Druck aufzuheben, in ein ſeitwaͤrts angebrachtes communicirendes Rohr, eben ſo hoch Waſſer wuͤrde ſtellen muͤſſen. Man nehme nun HK = AB. ſetze ſenkrecht an H den Waſſerfaden HB, der auf B druͤckt, an O den auf N druͤckenden OM =HN, an K den auf A

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/627>, abgerufen am 22.11.2024.