Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Aber auch ein einfacher Knall kan aus zwoen Ursachen als ein anhaltendes und daurendes Getöse gehört werden. Die erste dieser Ursachen ist der Wiederhall, s. Echo. Die verschiednen Flächen der Wolken und der Gegenstände auf der Erde werfen den Schall auf so mannigfaltige Art und aus so mancherley Entfernungen zurück, daß nothwendig ein merklicher Zeitraum verfließen muß, ehe die ganze hieraus entstehende Wirkung geendiget ist. Daher ist das Brüllen des Donners in gebirgigten Gegenden gemeiniglich weit anhaltender und fürchterlicher, als auf dem platten Lande. Wer die Wirkungen des Echo in gebirgigten Gegenden nur einmal gehört hat, wird nicht mehr zweiflen können, daß dieses die wahre und vornehmste Ursache von dem anhaltenden Getöse des Donners sey. Auf dem Oybin bey Zittau in der Oberlausitz (s. Leske Reise durch Sachsen S. 501). hörte ich selbst den Knall eines kleinen Mörsers durch das Echo zu einem Getöse vervielfältiget, welches den stärksten und anhaltendsten Donner nachahmte. Noch eine andere Ursache liegt darinn, das sich die Stellen, durch welche der Blitz fortgehet, und in welchen er Explosionen erreget, in verschiedenen Entfernungen von demjenigen befinden, der den Donner höret. Ist also gleich der Blitz in einem einzigen Augenblicke vorüber, so wird doch der in der nähern Stelle entstandne
Aber auch ein einfacher Knall kan aus zwoen Urſachen als ein anhaltendes und daurendes Getoͤſe gehoͤrt werden. Die erſte dieſer Urſachen iſt der Wiederhall, ſ. Echo. Die verſchiednen Flaͤchen der Wolken und der Gegenſtaͤnde auf der Erde werfen den Schall auf ſo mannigfaltige Art und aus ſo mancherley Entfernungen zuruͤck, daß nothwendig ein merklicher Zeitraum verfließen muß, ehe die ganze hieraus entſtehende Wirkung geendiget iſt. Daher iſt das Bruͤllen des Donners in gebirgigten Gegenden gemeiniglich weit anhaltender und fuͤrchterlicher, als auf dem platten Lande. Wer die Wirkungen des Echo in gebirgigten Gegenden nur einmal gehoͤrt hat, wird nicht mehr zweiflen koͤnnen, daß dieſes die wahre und vornehmſte Urſache von dem anhaltenden Getoͤſe des Donners ſey. Auf dem Oybin bey Zittau in der Oberlauſitz (ſ. Leske Reiſe durch Sachſen S. 501). hoͤrte ich ſelbſt den Knall eines kleinen Moͤrſers durch das Echo zu einem Getoͤſe vervielfaͤltiget, welches den ſtaͤrkſten und anhaltendſten Donner nachahmte. Noch eine andere Urſache liegt darinn, das ſich die Stellen, durch welche der Blitz fortgehet, und in welchen er Exploſionen erreget, in verſchiedenen Entfernungen von demjenigen befinden, der den Donner hoͤret. Iſt alſo gleich der Blitz in einem einzigen Augenblicke voruͤber, ſo wird doch der in der naͤhern Stelle entſtandne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0605" xml:id="P.1.591" n="591"/><lb/> Durchgang eines Blitzes durch mehrere in einer Reihe liegende Wolken, einen vervielfaͤltigten Donner hervorbringen. Wenn der Blitz in ein Gebaͤude einſchlaͤgt, oder ſonſt einen Koͤrper trift, wo er an verſchiedenen Orten ſchmettern oder Spruͤnge machen muß, ſo laͤſt ſich zwiſchen dieſen ſucceſſiven Exploſionen ein geringer Zwiſchenraum der Zeit bemerken, und es entſteht ein raſſelnder, vielleicht eine halbe Secunde anhaltender, Laut, der dem Schalle beym Zerreißen eines Papiers aͤhnlich iſt, und ſich von dem Wiederhalle in der aͤußern Luft ſehr deutlich unterſcheiden laͤſt. Daß dergleichen raſſelnde Schlaͤge Kennzeichen des Einſchlagens ſind, iſt allgemein bekannt. Dieſe und mehr aͤhnliche Urſachen koͤnnen dem Knalle des Donners an ſich eine kleine Zeitdauer geben.</p> <p>Aber auch ein einfacher Knall kan aus zwoen Urſachen als ein anhaltendes und daurendes Getoͤſe gehoͤrt werden. Die erſte dieſer Urſachen iſt der <hi rendition="#b">Wiederhall, ſ. Echo.</hi> Die verſchiednen Flaͤchen der Wolken und der Gegenſtaͤnde auf der Erde werfen den Schall auf ſo mannigfaltige Art und aus ſo mancherley Entfernungen zuruͤck, daß nothwendig ein merklicher Zeitraum verfließen muß, ehe die ganze hieraus entſtehende Wirkung geendiget iſt. Daher iſt das Bruͤllen des Donners in gebirgigten Gegenden gemeiniglich weit anhaltender und fuͤrchterlicher, als auf dem platten Lande. Wer die Wirkungen des Echo in gebirgigten Gegenden nur einmal gehoͤrt hat, wird nicht mehr zweiflen koͤnnen, daß dieſes die wahre und vornehmſte Urſache von dem anhaltenden Getoͤſe des Donners ſey. Auf dem Oybin bey Zittau in der Oberlauſitz (<hi rendition="#b">ſ. Leske</hi> Reiſe durch Sachſen S. 501). hoͤrte ich ſelbſt den Knall eines kleinen Moͤrſers durch das Echo zu einem Getoͤſe vervielfaͤltiget, welches den ſtaͤrkſten und anhaltendſten Donner nachahmte. Noch eine andere Urſache liegt darinn, das ſich die Stellen, durch welche der Blitz fortgehet, und in welchen er Exploſionen erreget, in verſchiedenen Entfernungen von demjenigen befinden, der den Donner hoͤret. Iſt alſo gleich der Blitz in einem einzigen Augenblicke voruͤber, ſo wird doch der in der naͤhern Stelle entſtandne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [591/0605]
Durchgang eines Blitzes durch mehrere in einer Reihe liegende Wolken, einen vervielfaͤltigten Donner hervorbringen. Wenn der Blitz in ein Gebaͤude einſchlaͤgt, oder ſonſt einen Koͤrper trift, wo er an verſchiedenen Orten ſchmettern oder Spruͤnge machen muß, ſo laͤſt ſich zwiſchen dieſen ſucceſſiven Exploſionen ein geringer Zwiſchenraum der Zeit bemerken, und es entſteht ein raſſelnder, vielleicht eine halbe Secunde anhaltender, Laut, der dem Schalle beym Zerreißen eines Papiers aͤhnlich iſt, und ſich von dem Wiederhalle in der aͤußern Luft ſehr deutlich unterſcheiden laͤſt. Daß dergleichen raſſelnde Schlaͤge Kennzeichen des Einſchlagens ſind, iſt allgemein bekannt. Dieſe und mehr aͤhnliche Urſachen koͤnnen dem Knalle des Donners an ſich eine kleine Zeitdauer geben.
Aber auch ein einfacher Knall kan aus zwoen Urſachen als ein anhaltendes und daurendes Getoͤſe gehoͤrt werden. Die erſte dieſer Urſachen iſt der Wiederhall, ſ. Echo. Die verſchiednen Flaͤchen der Wolken und der Gegenſtaͤnde auf der Erde werfen den Schall auf ſo mannigfaltige Art und aus ſo mancherley Entfernungen zuruͤck, daß nothwendig ein merklicher Zeitraum verfließen muß, ehe die ganze hieraus entſtehende Wirkung geendiget iſt. Daher iſt das Bruͤllen des Donners in gebirgigten Gegenden gemeiniglich weit anhaltender und fuͤrchterlicher, als auf dem platten Lande. Wer die Wirkungen des Echo in gebirgigten Gegenden nur einmal gehoͤrt hat, wird nicht mehr zweiflen koͤnnen, daß dieſes die wahre und vornehmſte Urſache von dem anhaltenden Getoͤſe des Donners ſey. Auf dem Oybin bey Zittau in der Oberlauſitz (ſ. Leske Reiſe durch Sachſen S. 501). hoͤrte ich ſelbſt den Knall eines kleinen Moͤrſers durch das Echo zu einem Getoͤſe vervielfaͤltiget, welches den ſtaͤrkſten und anhaltendſten Donner nachahmte. Noch eine andere Urſache liegt darinn, das ſich die Stellen, durch welche der Blitz fortgehet, und in welchen er Exploſionen erreget, in verſchiedenen Entfernungen von demjenigen befinden, der den Donner hoͤret. Iſt alſo gleich der Blitz in einem einzigen Augenblicke voruͤber, ſo wird doch der in der naͤhern Stelle entſtandne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |