Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Auch sind die optischen Wissenschaften, und mit ihnen die Dioptrik, so glücklich gewesen, durch die Bemühungen der Herren Priestley und Klügel eine schön bearbeitete und lehrreiche Geschichte, vorzüglich ihres physikalischen Theils (Priestley Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik, übersetzt mit Anm. und Zusätzen von G. S. Klügel, Leipz. 1776. gr. 4.), zu erhalten. Verzeichnisse dioptrischer Schriften haben Wolf (Kurzer Unterricht von den vornehmsten mathematischen Schriften, im 4ten Theile der Anfangsgr. math. Wiss. Cap. 10.), und vollständiger Herr Scheibel (Einleitung zur mathem. Bücherkenntniß, 9tes Stück, Breslau 1777. 8.) gegeben. Beyde betreffen die optischen Schriften überhaupt, und Wolf hat das seinige mit kurzen kritischen Urtheilen begleitet.

Dissonanzen, dissonirende Töne, Toni dissosonantes s. dissoni, Intervalla tonorum dissona, Dissonances.

Verbindungen zweener oder mehrerer zugleich gehörter Töne, welche dem Ohre weniger angenehm oder mißfällig sind. Man zählt zu den Dissonanzen alle Intervalle, welche nicht Octaven, Quinten, Terzen, Quarten und große Sexten sind, z. B. die Secunde, oder das Intervall eines ganzen Tons, die Septime u. s. w., deren Verhältnisse (s. Consonanzen, Ton) 9:8 und 16:9 sind. Es giebt also unzählig viel Dissonanzen, unter welchen die unerträglichsten diejenigen sind, deren Schwingungszahlen nur um etwas sehr geringes von einander abweichen, wie der halbe Ton und die Diesis, deren Verhältnisse 25:24 und 128:125 sind. Daher ist es dem Ohre lästig, auf einem verstimmten Claviere statt eines Tones deren zween zu hören, die etwa um eine Diesis von einander abweichen.

Wenn man die Ursache des Wohlklangs der Consonanzen darinn suchen darf, daß ihre Verhältnisse einfacher und leichter zu übersehen sind, so ist es natürlich, den Mißton der Dissonanzen aus den zusammengesetztern und schwerer zu übersehenden Verhältnissen derselben herzuleiten. So sind die Verhältnisse für die Secunde und Septime


Auch ſind die optiſchen Wiſſenſchaften, und mit ihnen die Dioptrik, ſo gluͤcklich geweſen, durch die Bemuͤhungen der Herren Prieſtley und Kluͤgel eine ſchoͤn bearbeitete und lehrreiche Geſchichte, vorzuͤglich ihres phyſikaliſchen Theils (Prieſtley Geſchichte und gegenwaͤrtiger Zuſtand der Optik, uͤberſetzt mit Anm. und Zuſaͤtzen von G. S. Kluͤgel, Leipz. 1776. gr. 4.), zu erhalten. Verzeichniſſe dioptriſcher Schriften haben Wolf (Kurzer Unterricht von den vornehmſten mathematiſchen Schriften, im 4ten Theile der Anfangsgr. math. Wiſſ. Cap. 10.), und vollſtaͤndiger Herr Scheibel (Einleitung zur mathem. Buͤcherkenntniß, 9tes Stuͤck, Breslau 1777. 8.) gegeben. Beyde betreffen die optiſchen Schriften uͤberhaupt, und Wolf hat das ſeinige mit kurzen kritiſchen Urtheilen begleitet.

Diſſonanzen, diſſonirende Toͤne, Toni diſſoſonantes ſ. diſſoni, Intervalla tonorum diſſona, Diſſonances.

Verbindungen zweener oder mehrerer zugleich gehoͤrter Toͤne, welche dem Ohre weniger angenehm oder mißfaͤllig ſind. Man zaͤhlt zu den Diſſonanzen alle Intervalle, welche nicht Octaven, Quinten, Terzen, Quarten und große Sexten ſind, z. B. die Secunde, oder das Intervall eines ganzen Tons, die Septime u. ſ. w., deren Verhaͤltniſſe (ſ. Conſonanzen, Ton) 9:8 und 16:9 ſind. Es giebt alſo unzaͤhlig viel Diſſonanzen, unter welchen die unertraͤglichſten diejenigen ſind, deren Schwingungszahlen nur um etwas ſehr geringes von einander abweichen, wie der halbe Ton und die Dieſis, deren Verhaͤltniſſe 25:24 und 128:125 ſind. Daher iſt es dem Ohre laͤſtig, auf einem verſtimmten Claviere ſtatt eines Tones deren zween zu hoͤren, die etwa um eine Dieſis von einander abweichen.

Wenn man die Urſache des Wohlklangs der Conſonanzen darinn ſuchen darf, daß ihre Verhaͤltniſſe einfacher und leichter zu uͤberſehen ſind, ſo iſt es natuͤrlich, den Mißton der Diſſonanzen aus den zuſammengeſetztern und ſchwerer zu uͤberſehenden Verhaͤltniſſen derſelben herzuleiten. So ſind die Verhaͤltniſſe fuͤr die Secunde und Septime

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0602" xml:id="P.1.588" n="588"/><lb/>
          </p>
          <p>Auch &#x017F;ind die opti&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, und mit ihnen die Dioptrik, &#x017F;o glu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en, durch die Bemu&#x0364;hungen der Herren <hi rendition="#b">Prie&#x017F;tley</hi> und <hi rendition="#b">Klu&#x0364;gel</hi> eine &#x017F;cho&#x0364;n bearbeitete und lehrreiche Ge&#x017F;chichte, vorzu&#x0364;glich ihres phy&#x017F;ikali&#x017F;chen Theils (<hi rendition="#b">Prie&#x017F;tley</hi> Ge&#x017F;chichte und gegenwa&#x0364;rtiger Zu&#x017F;tand der Optik, u&#x0364;ber&#x017F;etzt mit Anm. und Zu&#x017F;a&#x0364;tzen von <hi rendition="#b">G. S. Klu&#x0364;gel,</hi> Leipz. 1776. gr. 4.), zu erhalten. Verzeichni&#x017F;&#x017F;e dioptri&#x017F;cher Schriften haben <hi rendition="#b">Wolf</hi> (Kurzer Unterricht von den vornehm&#x017F;ten mathemati&#x017F;chen Schriften, im 4ten Theile der Anfangsgr. math. Wi&#x017F;&#x017F;. Cap. 10.), und voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger Herr <hi rendition="#b">Scheibel</hi> (Einleitung zur mathem. Bu&#x0364;cherkenntniß, 9tes Stu&#x0364;ck, Breslau 1777. 8.) gegeben. Beyde betreffen die opti&#x017F;chen Schriften u&#x0364;berhaupt, und Wolf hat das &#x017F;einige mit kurzen kriti&#x017F;chen Urtheilen begleitet.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Di&#x017F;&#x017F;onanzen, di&#x017F;&#x017F;onirende To&#x0364;ne, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Toni di&#x017F;&#x017F;o&#x017F;onantes &#x017F;. di&#x017F;&#x017F;oni, Intervalla tonorum di&#x017F;&#x017F;ona</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Di&#x017F;&#x017F;onances</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>Verbindungen zweener oder mehrerer zugleich geho&#x0364;rter To&#x0364;ne, welche dem Ohre weniger angenehm oder mißfa&#x0364;llig &#x017F;ind. Man za&#x0364;hlt zu den Di&#x017F;&#x017F;onanzen alle Intervalle, welche nicht Octaven, Quinten, Terzen, Quarten und große Sexten &#x017F;ind, z. B. die <hi rendition="#b">Secunde,</hi> oder das Intervall eines <hi rendition="#b">ganzen Tons,</hi> die <hi rendition="#b">Septime</hi> u. &#x017F;. w., deren Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e (<hi rendition="#b">&#x017F;. Con&#x017F;onanzen, Ton</hi>) 9:8 und 16:9 &#x017F;ind. Es giebt al&#x017F;o unza&#x0364;hlig viel Di&#x017F;&#x017F;onanzen, unter welchen die unertra&#x0364;glich&#x017F;ten diejenigen &#x017F;ind, deren Schwingungszahlen nur um etwas &#x017F;ehr geringes von einander abweichen, wie der <hi rendition="#b">halbe Ton</hi> und die <hi rendition="#b">Die&#x017F;is,</hi> deren Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e 25:24 und 128:125 &#x017F;ind. Daher i&#x017F;t es dem Ohre la&#x0364;&#x017F;tig, auf einem ver&#x017F;timmten Claviere &#x017F;tatt eines Tones deren zween zu ho&#x0364;ren, die etwa um eine Die&#x017F;is von einander abweichen.</p>
          <p>Wenn man die Ur&#x017F;ache des Wohlklangs der Con&#x017F;onanzen darinn &#x017F;uchen darf, daß ihre Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e einfacher und leichter zu u&#x0364;ber&#x017F;ehen &#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t es natu&#x0364;rlich, den Mißton der Di&#x017F;&#x017F;onanzen aus den zu&#x017F;ammenge&#x017F;etztern und &#x017F;chwerer zu u&#x0364;ber&#x017F;ehenden Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der&#x017F;elben herzuleiten. So &#x017F;ind die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r die Secunde und Septime<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[588/0602] Auch ſind die optiſchen Wiſſenſchaften, und mit ihnen die Dioptrik, ſo gluͤcklich geweſen, durch die Bemuͤhungen der Herren Prieſtley und Kluͤgel eine ſchoͤn bearbeitete und lehrreiche Geſchichte, vorzuͤglich ihres phyſikaliſchen Theils (Prieſtley Geſchichte und gegenwaͤrtiger Zuſtand der Optik, uͤberſetzt mit Anm. und Zuſaͤtzen von G. S. Kluͤgel, Leipz. 1776. gr. 4.), zu erhalten. Verzeichniſſe dioptriſcher Schriften haben Wolf (Kurzer Unterricht von den vornehmſten mathematiſchen Schriften, im 4ten Theile der Anfangsgr. math. Wiſſ. Cap. 10.), und vollſtaͤndiger Herr Scheibel (Einleitung zur mathem. Buͤcherkenntniß, 9tes Stuͤck, Breslau 1777. 8.) gegeben. Beyde betreffen die optiſchen Schriften uͤberhaupt, und Wolf hat das ſeinige mit kurzen kritiſchen Urtheilen begleitet. Diſſonanzen, diſſonirende Toͤne, Toni diſſoſonantes ſ. diſſoni, Intervalla tonorum diſſona, Diſſonances. Verbindungen zweener oder mehrerer zugleich gehoͤrter Toͤne, welche dem Ohre weniger angenehm oder mißfaͤllig ſind. Man zaͤhlt zu den Diſſonanzen alle Intervalle, welche nicht Octaven, Quinten, Terzen, Quarten und große Sexten ſind, z. B. die Secunde, oder das Intervall eines ganzen Tons, die Septime u. ſ. w., deren Verhaͤltniſſe (ſ. Conſonanzen, Ton) 9:8 und 16:9 ſind. Es giebt alſo unzaͤhlig viel Diſſonanzen, unter welchen die unertraͤglichſten diejenigen ſind, deren Schwingungszahlen nur um etwas ſehr geringes von einander abweichen, wie der halbe Ton und die Dieſis, deren Verhaͤltniſſe 25:24 und 128:125 ſind. Daher iſt es dem Ohre laͤſtig, auf einem verſtimmten Claviere ſtatt eines Tones deren zween zu hoͤren, die etwa um eine Dieſis von einander abweichen. Wenn man die Urſache des Wohlklangs der Conſonanzen darinn ſuchen darf, daß ihre Verhaͤltniſſe einfacher und leichter zu uͤberſehen ſind, ſo iſt es natuͤrlich, den Mißton der Diſſonanzen aus den zuſammengeſetztern und ſchwerer zu uͤberſehenden Verhaͤltniſſen derſelben herzuleiten. So ſind die Verhaͤltniſſe fuͤr die Secunde und Septime

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/602
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/602>, abgerufen am 25.11.2024.