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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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der irrigen Meinung stand, das die Abweichung wegen der Farbenzerstreuung oder verschiedenen Brechbarkeit der Lichtstralen bey Fernröhren mit bloßen Gläsern nicht könne aufgehoben werden.

Unter die wichtigsten Erweiterungen, welche die Dioptrik im gegenwärtigen Jahrhunderte erhalten hat, gehört unstreitig Dollonds Erfindung, von welcher man den Artikel: Achromatische Fernröhre, nachsehen kan. Ueberdies haben einige der scharfsinnigsten Mathematiker mit glücklichem Erfolg die Kunstgriffe der allgemeinen Rechenkunst auf die optischen Wissenschaften überhaupt und insbesondere auf die Dioptrik angewendet. Schon Halley hatte hiezu durch seine in den philosophischen Transactionen und den Miscellaneis curiosis Vol I. bekannt gemachten Formeln zur Bestimmung der Brennweiten der Linsengläser den Anfang gemacht. Herr Kästner aber ist der erste, der eine vollständige Anwendung der allgemeinen Arithmetik auf die optischen Wissenschaften geliefert hat. Das Buch, worinn sie enthalten ist (Vollständiger Lehrbegrif der Optik, nach dem Englischen des Smith, mit Aenderungen und Zusätzen von Kästner, Altenburg 1755. 4.), dient dem, der es zu brauchen weiß, statteiner weitläuftigen optischen Büchersammlung. Eulers vortrefliche und mühsame Berechnungen über alles, was die Dioptrik und vorzüglich die Vollkommenheit der Fernröhre angeht, sind in seiner Dioptrik (Dioptrica, auctore Leonh. Eulero, Petrop. To. I--III. 1769--1771. 4 med.) gesammlet. Herr Klügel (Analytische Dioptrik, in zwey Theilen, Leipz. 1778. med. 4.) hat hieraus einen sehr vollständigen und deutlichen Auszug mit vielen eignen Erweiterungen und Zusätzen geliefert. Durch diese schätzbaren Arbeiten hat die Dioptrik allen den Beystand erhalten, den sie von der Mathematik erwarten konnte, und scheint nicht mehr weit von der höchsten Stufe ihrer Vollkommenheit entfernt zu seyn, die sie ganz erreichen würde, wenn die Glasarbeiter und Glasschleifer das genau auszuführen vermöchten, was ihnen die so vortreflich ausgearbeitete Theorie vorschreibt.


der irrigen Meinung ſtand, das die Abweichung wegen der Farbenzerſtreuung oder verſchiedenen Brechbarkeit der Lichtſtralen bey Fernroͤhren mit bloßen Glaͤſern nicht koͤnne aufgehoben werden.

Unter die wichtigſten Erweiterungen, welche die Dioptrik im gegenwaͤrtigen Jahrhunderte erhalten hat, gehoͤrt unſtreitig Dollonds Erfindung, von welcher man den Artikel: Achromatiſche Fernroͤhre, nachſehen kan. Ueberdies haben einige der ſcharfſinnigſten Mathematiker mit gluͤcklichem Erfolg die Kunſtgriffe der allgemeinen Rechenkunſt auf die optiſchen Wiſſenſchaften uͤberhaupt und insbeſondere auf die Dioptrik angewendet. Schon Halley hatte hiezu durch ſeine in den philoſophiſchen Transactionen und den Miſcellaneis curioſis Vol I. bekannt gemachten Formeln zur Beſtimmung der Brennweiten der Linſenglaͤſer den Anfang gemacht. Herr Kaͤſtner aber iſt der erſte, der eine vollſtaͤndige Anwendung der allgemeinen Arithmetik auf die optiſchen Wiſſenſchaften geliefert hat. Das Buch, worinn ſie enthalten iſt (Vollſtaͤndiger Lehrbegrif der Optik, nach dem Engliſchen des Smith, mit Aenderungen und Zuſaͤtzen von Kaͤſtner, Altenburg 1755. 4.), dient dem, der es zu brauchen weiß, ſtatteiner weitlaͤuftigen optiſchen Buͤcherſammlung. Eulers vortrefliche und muͤhſame Berechnungen uͤber alles, was die Dioptrik und vorzuͤglich die Vollkommenheit der Fernroͤhre angeht, ſind in ſeiner Dioptrik (Dioptrica, auctore Leonh. Eulero, Petrop. To. I—III. 1769—1771. 4 med.) geſammlet. Herr Kluͤgel (Analytiſche Dioptrik, in zwey Theilen, Leipz. 1778. med. 4.) hat hieraus einen ſehr vollſtaͤndigen und deutlichen Auszug mit vielen eignen Erweiterungen und Zuſaͤtzen geliefert. Durch dieſe ſchaͤtzbaren Arbeiten hat die Dioptrik allen den Beyſtand erhalten, den ſie von der Mathematik erwarten konnte, und ſcheint nicht mehr weit von der hoͤchſten Stufe ihrer Vollkommenheit entfernt zu ſeyn, die ſie ganz erreichen wuͤrde, wenn die Glasarbeiter und Glasſchleifer das genau auszufuͤhren vermoͤchten, was ihnen die ſo vortreflich ausgearbeitete Theorie vorſchreibt.

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[587/0601] der irrigen Meinung ſtand, das die Abweichung wegen der Farbenzerſtreuung oder verſchiedenen Brechbarkeit der Lichtſtralen bey Fernroͤhren mit bloßen Glaͤſern nicht koͤnne aufgehoben werden. Unter die wichtigſten Erweiterungen, welche die Dioptrik im gegenwaͤrtigen Jahrhunderte erhalten hat, gehoͤrt unſtreitig Dollonds Erfindung, von welcher man den Artikel: Achromatiſche Fernroͤhre, nachſehen kan. Ueberdies haben einige der ſcharfſinnigſten Mathematiker mit gluͤcklichem Erfolg die Kunſtgriffe der allgemeinen Rechenkunſt auf die optiſchen Wiſſenſchaften uͤberhaupt und insbeſondere auf die Dioptrik angewendet. Schon Halley hatte hiezu durch ſeine in den philoſophiſchen Transactionen und den Miſcellaneis curioſis Vol I. bekannt gemachten Formeln zur Beſtimmung der Brennweiten der Linſenglaͤſer den Anfang gemacht. Herr Kaͤſtner aber iſt der erſte, der eine vollſtaͤndige Anwendung der allgemeinen Arithmetik auf die optiſchen Wiſſenſchaften geliefert hat. Das Buch, worinn ſie enthalten iſt (Vollſtaͤndiger Lehrbegrif der Optik, nach dem Engliſchen des Smith, mit Aenderungen und Zuſaͤtzen von Kaͤſtner, Altenburg 1755. 4.), dient dem, der es zu brauchen weiß, ſtatteiner weitlaͤuftigen optiſchen Buͤcherſammlung. Eulers vortrefliche und muͤhſame Berechnungen uͤber alles, was die Dioptrik und vorzuͤglich die Vollkommenheit der Fernroͤhre angeht, ſind in ſeiner Dioptrik (Dioptrica, auctore Leonh. Eulero, Petrop. To. I—III. 1769—1771. 4 med.) geſammlet. Herr Kluͤgel (Analytiſche Dioptrik, in zwey Theilen, Leipz. 1778. med. 4.) hat hieraus einen ſehr vollſtaͤndigen und deutlichen Auszug mit vielen eignen Erweiterungen und Zuſaͤtzen geliefert. Durch dieſe ſchaͤtzbaren Arbeiten hat die Dioptrik allen den Beyſtand erhalten, den ſie von der Mathematik erwarten konnte, und ſcheint nicht mehr weit von der hoͤchſten Stufe ihrer Vollkommenheit entfernt zu ſeyn, die ſie ganz erreichen wuͤrde, wenn die Glasarbeiter und Glasſchleifer das genau auszufuͤhren vermoͤchten, was ihnen die ſo vortreflich ausgearbeitete Theorie vorſchreibt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/601>, abgerufen am 25.11.2024.