Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Diffraction, f. Beugung des Lichts. Dioptrik, Dioptrica s. Dioptrice, Dioptrique. Diesen Namen führt die Lehre vom Sehen durch gebrochne Lichtstralen, oder von dem Lichte, das durch verschiedene brechende Mittel, z. B. Luft, Glas, Wasser u. dgl. geht, s. Brechung der Lichtstralen. Sie heißt sonst auch die Anaklastik, und macht einen Theil der optischen Wissenschaften aus. Es wird in der Dioptrik zuerst das Gesetz der Stralenbrechung überhaupt erkläret, woraus sich die Wege leicht bestimmen lassen, welche die Lichtstralen nehmen, wenn sie in ebnen und krummen Flächen gebrochen werden. Man leitet hieraus die Eigenschaften der Linsengläser, die Beschaffenheit der Brechung im menschlichen Auge, die Erscheinungen des Sehens durch Linsengläser und Zusammensetzungen derselben, mithin die Theorie der Fernröhre, Vergrößerungsgläser, u. s. w. ab. Zwar gehören alle Brechungen und Folgen derselben zum Gegenstande der Dioptrik; hauptsächlich aber bleibt sie doch bey der Brechung aus Luft in Glas und aus Glas in Luft stehen, und lehret Gläser so bilden und zusammensetzen, daß das menschliche Auge dadurch Hülfsmittel des Sehens erhält. Diese Wissenschaft, durch deren Hülfe unsere Kenntnisse der Natur die beträchtlichsten Erweiterungen erhalten haben, ist gänzlich eine Erfindung der Neuern. Außer einigen der ersten und auffallendsten Erscheinungen war den Alten nichts von der Brechung des Lichts bekannt. Erst im zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte nach C. G. erschienen die Werke des Alhazen und Vitello, welche, so unvollkommen sie auch waren, dennoch bis auf Keplers Zeiten ein classisches Ansehen behauptet haben. Friedrich Risner (Opticae Thesaurus, Basil. 1572. fol.) hat sie mit einem Commentar über den Alhazen herausgegeben. Die theoretischen Gründe der Dioptrik waren noch ganz unentwickelt, als um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts, wie es scheint, blos durch Versuche, und vielleicht nach Anleitung einiger Stellen des Alhazen und Diffraction, f. Beugung des Lichts. Dioptrik, Dioptrica ſ. Dioptrice, Dioptrique. Dieſen Namen fuͤhrt die Lehre vom Sehen durch gebrochne Lichtſtralen, oder von dem Lichte, das durch verſchiedene brechende Mittel, z. B. Luft, Glas, Waſſer u. dgl. geht, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Sie heißt ſonſt auch die Anaklaſtik, und macht einen Theil der optiſchen Wiſſenſchaften aus. Es wird in der Dioptrik zuerſt das Geſetz der Stralenbrechung uͤberhaupt erklaͤret, woraus ſich die Wege leicht beſtimmen laſſen, welche die Lichtſtralen nehmen, wenn ſie in ebnen und krummen Flaͤchen gebrochen werden. Man leitet hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer, die Beſchaffenheit der Brechung im menſchlichen Auge, die Erſcheinungen des Sehens durch Linſenglaͤſer und Zuſammenſetzungen derſelben, mithin die Theorie der Fernroͤhre, Vergroͤßerungsglaͤſer, u. ſ. w. ab. Zwar gehoͤren alle Brechungen und Folgen derſelben zum Gegenſtande der Dioptrik; hauptſaͤchlich aber bleibt ſie doch bey der Brechung aus Luft in Glas und aus Glas in Luft ſtehen, und lehret Glaͤſer ſo bilden und zuſammenſetzen, daß das menſchliche Auge dadurch Huͤlfsmittel des Sehens erhaͤlt. Dieſe Wiſſenſchaft, durch deren Huͤlfe unſere Kenntniſſe der Natur die betraͤchtlichſten Erweiterungen erhalten haben, iſt gaͤnzlich eine Erfindung der Neuern. Außer einigen der erſten und auffallendſten Erſcheinungen war den Alten nichts von der Brechung des Lichts bekannt. Erſt im zwoͤlften und dreyzehnten Jahrhunderte nach C. G. erſchienen die Werke des Alhazen und Vitello, welche, ſo unvollkommen ſie auch waren, dennoch bis auf Keplers Zeiten ein claſſiſches Anſehen behauptet haben. Friedrich Risner (Opticae Theſaurus, Baſil. 1572. fol.) hat ſie mit einem Commentar uͤber den Alhazen herausgegeben. Die theoretiſchen Gruͤnde der Dioptrik waren noch ganz unentwickelt, als um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts, wie es ſcheint, blos durch Verſuche, und vielleicht nach Anleitung einiger Stellen des Alhazen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0598" xml:id="P.1.584" n="584"/><lb/> </p> <p> <hi rendition="#b">Diffraction, f. Beugung des Lichts.</hi> </p> </div> <div n="2"> <head>Dioptrik, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Dioptrica ſ. 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Dieſen Namen fuͤhrt die Lehre vom Sehen durch gebrochne Lichtſtralen, oder von dem Lichte, das durch verſchiedene brechende Mittel, z. B. Luft, Glas, Waſſer u. dgl. geht, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Sie heißt ſonſt auch die Anaklaſtik, und macht einen Theil der optiſchen Wiſſenſchaften aus. Es wird in der Dioptrik zuerſt das Geſetz der Stralenbrechung uͤberhaupt erklaͤret, woraus ſich die Wege leicht beſtimmen laſſen, welche die Lichtſtralen nehmen, wenn ſie in ebnen und krummen Flaͤchen gebrochen werden. Man leitet hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer, die Beſchaffenheit der Brechung im menſchlichen Auge, die Erſcheinungen des Sehens durch Linſenglaͤſer und Zuſammenſetzungen derſelben, mithin die Theorie der Fernroͤhre, Vergroͤßerungsglaͤſer, u. ſ. w. ab. Zwar gehoͤren alle Brechungen und Folgen derſelben zum Gegenſtande der Dioptrik; hauptſaͤchlich aber bleibt ſie doch bey der Brechung aus Luft in Glas und aus Glas in Luft ſtehen, und lehret Glaͤſer ſo bilden und zuſammenſetzen, daß das menſchliche Auge dadurch Huͤlfsmittel des Sehens erhaͤlt.
Dieſe Wiſſenſchaft, durch deren Huͤlfe unſere Kenntniſſe der Natur die betraͤchtlichſten Erweiterungen erhalten haben, iſt gaͤnzlich eine Erfindung der Neuern. Außer einigen der erſten und auffallendſten Erſcheinungen war den Alten nichts von der Brechung des Lichts bekannt. Erſt im zwoͤlften und dreyzehnten Jahrhunderte nach C. G. erſchienen die Werke des Alhazen und Vitello, welche, ſo unvollkommen ſie auch waren, dennoch bis auf Keplers Zeiten ein claſſiſches Anſehen behauptet haben. Friedrich Risner (Opticae Theſaurus, Baſil. 1572. fol.) hat ſie mit einem Commentar uͤber den Alhazen herausgegeben. Die theoretiſchen Gruͤnde der Dioptrik waren noch ganz unentwickelt, als um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts, wie es ſcheint, blos durch Verſuche, und vielleicht nach Anleitung einiger Stellen des Alhazen und
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