der nachmahlige Kaiser FranzI. zu Wien anstellen ließ, obgleich dabey nur das Feuer der Oefen gebraucht ward. D'Arcets Versuche, nebst denen, welche nachher von Macquer, Cadet, Lavoisier und Brisson theils in Schmelzöfen, theils im Brennpunkte des Tschirnhausischen und des Trudainischen Brennglases (s. Brennglas) angestellt worden sind, haben es ganz außer Zweifel gesetzt, daß der Diamant, wenn er dem Feuer mit Zutritt der Luft ausgesetzt wird, ganz von demselben verzehrt oder zerstört werde; es scheint auch diese Zerstörung eine wahre Verbrennung zu seyn. Man findet die Geschichte dieser Versuche in Macquers Wörterbuche ausführlich erzählt. Ist hingegen der Diamant gegen den Zutritt der Luft wohl bewahrt, so bleibt er auch im stärksten und anhaltendsten Feuer unversehrt. Es zeigt sich an ihm wenig oder gar keine Spur der Schmelzbarkeit, ein geringes Aufwallen an der Oberfläche ausgenommen, wenn er in verschlossenen gläsernen Gefäßen der Hitze des Brennpunkts ausgesetzt ward. Auch fand man, daß die Luft, worinn ein Diamant ganz oder nur zu einem geringen Theile zerstört worden war, das Kalkwasser trübte. Macquer nimmt daher keinen Anstand, den Diamant unter die verbrennlichen feuerbeständigen Körper zu zählen, und ihn in dieser Rücksicht mit der Kohle zu vergleichen, weiche ebenfalls ohne Zutritt der Luft vom Feuer wenig oder gar keine Veränderung leidet.
Der Diamant ward sonst mit den übrigen Edelsteinen in eine Classe gesetzt, und ihm die glasachtige oder Kieselerde zum Grundstoffe gegeben. Bergmann aber (Comment. de tubo ferruminatorio §. 8. und Anleitung zu Vorlesungen über die Chymie, Stockholm und Leipzig 1779. 8.), der an der Kieselerde Eigenschaften fand, welche der Basis des Diamants gar nicht zukommen (da sich die Kieselerde in der Flußspathsäure auflösen, auch mit dem mineralischen Alkali zu einem durchsichtigen Glase verbinden läst, die Erde des Diamants aber nicht), hat aus diesem Grunde und wegen der Verflüchtigung des Diamants in ofnem Feuer seine Grunderde von der Kieselerde getrennt,
der nachmahlige Kaiſer FranzI. zu Wien anſtellen ließ, obgleich dabey nur das Feuer der Oefen gebraucht ward. D'Arcets Verſuche, nebſt denen, welche nachher von Macquer, Cadet, Lavoiſier und Briſſon theils in Schmelzoͤfen, theils im Brennpunkte des Tſchirnhauſiſchen und des Trudainiſchen Brennglaſes (ſ. Brennglas) angeſtellt worden ſind, haben es ganz außer Zweifel geſetzt, daß der Diamant, wenn er dem Feuer mit Zutritt der Luft ausgeſetzt wird, ganz von demſelben verzehrt oder zerſtoͤrt werde; es ſcheint auch dieſe Zerſtoͤrung eine wahre Verbrennung zu ſeyn. Man findet die Geſchichte dieſer Verſuche in Macquers Woͤrterbuche ausfuͤhrlich erzaͤhlt. Iſt hingegen der Diamant gegen den Zutritt der Luft wohl bewahrt, ſo bleibt er auch im ſtaͤrkſten und anhaltendſten Feuer unverſehrt. Es zeigt ſich an ihm wenig oder gar keine Spur der Schmelzbarkeit, ein geringes Aufwallen an der Oberflaͤche ausgenommen, wenn er in verſchloſſenen glaͤſernen Gefaͤßen der Hitze des Brennpunkts ausgeſetzt ward. Auch fand man, daß die Luft, worinn ein Diamant ganz oder nur zu einem geringen Theile zerſtoͤrt worden war, das Kalkwaſſer truͤbte. Macquer nimmt daher keinen Anſtand, den Diamant unter die verbrennlichen feuerbeſtaͤndigen Koͤrper zu zaͤhlen, und ihn in dieſer Ruͤckſicht mit der Kohle zu vergleichen, weiche ebenfalls ohne Zutritt der Luft vom Feuer wenig oder gar keine Veraͤnderung leidet.
Der Diamant ward ſonſt mit den uͤbrigen Edelſteinen in eine Claſſe geſetzt, und ihm die glasachtige oder Kieſelerde zum Grundſtoffe gegeben. Bergmann aber (Comment. de tubo ferruminatorio §. 8. und Anleitung zu Vorleſungen uͤber die Chymie, Stockholm und Leipzig 1779. 8.), der an der Kieſelerde Eigenſchaften fand, welche der Baſis des Diamants gar nicht zukommen (da ſich die Kieſelerde in der Flußſpathſaͤure aufloͤſen, auch mit dem mineraliſchen Alkali zu einem durchſichtigen Glaſe verbinden laͤſt, die Erde des Diamants aber nicht), hat aus dieſem Grunde und wegen der Verfluͤchtigung des Diamants in ofnem Feuer ſeine Grunderde von der Kieſelerde getrennt,
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der nachmahlige Kaiſer Franz I. zu Wien anſtellen ließ, obgleich dabey nur das Feuer der Oefen gebraucht ward. D'Arcets Verſuche, nebſt denen, welche nachher von Macquer, Cadet, Lavoiſier und Briſſon theils in Schmelzoͤfen, theils im Brennpunkte des Tſchirnhauſiſchen und des Trudainiſchen Brennglaſes (ſ. Brennglas) angeſtellt worden ſind, haben es ganz außer Zweifel geſetzt, daß der Diamant, wenn er dem Feuer mit Zutritt der Luft ausgeſetzt wird, ganz von demſelben verzehrt oder zerſtoͤrt werde; es ſcheint auch dieſe Zerſtoͤrung eine wahre Verbrennung zu ſeyn. Man findet die Geſchichte dieſer Verſuche in Macquers Woͤrterbuche ausfuͤhrlich erzaͤhlt. Iſt hingegen der Diamant gegen den Zutritt der Luft wohl bewahrt, ſo bleibt er auch im ſtaͤrkſten und anhaltendſten Feuer unverſehrt. Es zeigt ſich an ihm wenig oder gar keine Spur der Schmelzbarkeit, ein geringes Aufwallen an der Oberflaͤche ausgenommen, wenn er in verſchloſſenen glaͤſernen Gefaͤßen der Hitze des Brennpunkts ausgeſetzt ward. Auch fand man, daß die Luft, worinn ein Diamant ganz oder nur zu einem geringen Theile zerſtoͤrt worden war, das Kalkwaſſer truͤbte. Macquer nimmt daher keinen Anſtand, den Diamant unter die verbrennlichen feuerbeſtaͤndigen Koͤrper zu zaͤhlen, und ihn in dieſer Ruͤckſicht mit der Kohle zu vergleichen, weiche ebenfalls ohne Zutritt der Luft vom Feuer wenig oder gar keine Veraͤnderung leidet.
Der Diamant ward ſonſt mit den uͤbrigen Edelſteinen in eine Claſſe geſetzt, und ihm die glasachtige oder Kieſelerde zum Grundſtoffe gegeben. Bergmann aber (Comment. de tubo ferruminatorio §. 8. und Anleitung zu Vorleſungen uͤber die Chymie, Stockholm und Leipzig 1779. 8.), der an der Kieſelerde Eigenſchaften fand, welche der Baſis des Diamants gar nicht zukommen (da ſich die Kieſelerde in der Flußſpathſaͤure aufloͤſen, auch mit dem mineraliſchen Alkali zu einem durchſichtigen Glaſe verbinden laͤſt, die Erde des Diamants aber nicht), hat aus dieſem Grunde und wegen der Verfluͤchtigung des Diamants in ofnem Feuer ſeine Grunderde von der Kieſelerde getrennt,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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