Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Destillation, Destilliren, Destillatio, Destillation.

Eine Operation, bey welcher die flüchtigen Theile. der Körper in verschlossenen Gefäßen durch die Hitze in Dämpfe verwandlet, in den vorgelegten kühlen Gefäßen aber wieder verdichtet und aufgesammlet werden, s. Dämpfe. So giebt das Destilliren ein Mittel ab, die flüchtigen Bestandtheile der Körper von den feuerbeständigen zu trennen. Oft aber pflegt man auch durch das Destilliren Materien mit einander zu vereinigen.

Die Geräthschaft, deren man sich beym Destilliren bedient, oder das Brennzeug (alembic), ist von verschiedener Art. Wenn die zu destillirenden Materien die Metalle nicht angreifen, und blos die Siedhitze des Wassers erfordern, so bedient man sich der gewöhnlichen kupfernen Brennzeuge, dergleichen die gemeinen Brantweinblasen sind. Diese bestehen aus den Kolben oder Blasen, dem Helme und dem Kühlgefäße. Der Kolben dient entweder die Materien, die man der Destillation unterwerfen will, oder Wasser zu enthalten, in welches ein zweyter Kolben gesetzt wird, der die Materien enthält, die man im Wasserbade, d. i. durch die Hitze des Wassers, destilliren will. Die Kolben werden jetzt flächer und weiter als ehedem gemacht, um der darinn enthaltnen Materie mehr Oberfläche zu geben, welches die Verdampfung befördert. Der Helm hat die Gestalt eines holen Kegels mit einem Halse, mit welchem er auf den Hals der Blase genau passend aufgesetzt wird. Inwendig geht um seinen untern Theil eine Rinne rund herum. Er öfnet sich in eine 15-- 18 Zoll lange unter einem Winkel von 60° angesetzte Röhre, welche aus dieser Rinne herausgeht, und durch welche die wieder verdichteten und in Tropfen zusammengefloßnen Dämpfe in die Vorlage (excipulum) geleitet werden. Das Kühlgefäß (refrigeratorium) endlich ist ein den ganzen Helm umringendes Gefäß, welches mit kaltem Wasser angefüllt wird, und mit einem Hahne versehen ist, durch welchen man das Wasser, wenn es heiß wird, ablassen kan. Dieses den Helm umgebende Kühlgefäß ist jedoch


Deſtillation, Deſtilliren, Deſtillatio, Deſtillation.

Eine Operation, bey welcher die fluͤchtigen Theile. der Koͤrper in verſchloſſenen Gefaͤßen durch die Hitze in Daͤmpfe verwandlet, in den vorgelegten kuͤhlen Gefaͤßen aber wieder verdichtet und aufgeſammlet werden, ſ. Daͤmpfe. So giebt das Deſtilliren ein Mittel ab, die fluͤchtigen Beſtandtheile der Koͤrper von den feuerbeſtaͤndigen zu trennen. Oft aber pflegt man auch durch das Deſtilliren Materien mit einander zu vereinigen.

Die Geraͤthſchaft, deren man ſich beym Deſtilliren bedient, oder das Brennzeug (alembic), iſt von verſchiedener Art. Wenn die zu deſtillirenden Materien die Metalle nicht angreifen, und blos die Siedhitze des Waſſers erfordern, ſo bedient man ſich der gewoͤhnlichen kupfernen Brennzeuge, dergleichen die gemeinen Brantweinblaſen ſind. Dieſe beſtehen aus den Kolben oder Blaſen, dem Helme und dem Kuͤhlgefaͤße. Der Kolben dient entweder die Materien, die man der Deſtillation unterwerfen will, oder Waſſer zu enthalten, in welches ein zweyter Kolben geſetzt wird, der die Materien enthaͤlt, die man im Waſſerbade, d. i. durch die Hitze des Waſſers, deſtilliren will. Die Kolben werden jetzt flaͤcher und weiter als ehedem gemacht, um der darinn enthaltnen Materie mehr Oberflaͤche zu geben, welches die Verdampfung befoͤrdert. Der Helm hat die Geſtalt eines holen Kegels mit einem Halſe, mit welchem er auf den Hals der Blaſe genau paſſend aufgeſetzt wird. Inwendig geht um ſeinen untern Theil eine Rinne rund herum. Er oͤfnet ſich in eine 15— 18 Zoll lange unter einem Winkel von 60° angeſetzte Roͤhre, welche aus dieſer Rinne herausgeht, und durch welche die wieder verdichteten und in Tropfen zuſammengefloßnen Daͤmpfe in die Vorlage (excipulum) geleitet werden. Das Kuͤhlgefaͤß (refrigeratorium) endlich iſt ein den ganzen Helm umringendes Gefaͤß, welches mit kaltem Waſſer angefuͤllt wird, und mit einem Hahne verſehen iſt, durch welchen man das Waſſer, wenn es heiß wird, ablaſſen kan. Dieſes den Helm umgebende Kuͤhlgefaͤß iſt jedoch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0586" xml:id="P.1.572" n="572"/><lb/>
          </p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>De&#x017F;tillation, De&#x017F;tilliren, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">De&#x017F;tillatio</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">De&#x017F;tillation</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>Eine Operation, bey welcher die flu&#x0364;chtigen Theile. der Ko&#x0364;rper in ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Gefa&#x0364;ßen durch die Hitze in Da&#x0364;mpfe verwandlet, in den vorgelegten ku&#x0364;hlen Gefa&#x0364;ßen aber wieder verdichtet und aufge&#x017F;ammlet werden, <hi rendition="#b">&#x017F;. Da&#x0364;mpfe.</hi> So giebt das De&#x017F;tilliren ein Mittel ab, die flu&#x0364;chtigen Be&#x017F;tandtheile der Ko&#x0364;rper von den feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndigen zu trennen. Oft aber pflegt man auch durch das De&#x017F;tilliren Materien mit einander zu vereinigen.</p>
          <p>Die Gera&#x0364;th&#x017F;chaft, deren man &#x017F;ich beym De&#x017F;tilliren bedient, oder das <hi rendition="#b">Brennzeug</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">alembic</hi>),</hi> i&#x017F;t von ver&#x017F;chiedener Art. Wenn die zu de&#x017F;tillirenden Materien die Metalle nicht angreifen, und blos die Siedhitze des Wa&#x017F;&#x017F;ers erfordern, &#x017F;o bedient man &#x017F;ich der gewo&#x0364;hnlichen kupfernen Brennzeuge, dergleichen die gemeinen Brantweinbla&#x017F;en &#x017F;ind. Die&#x017F;e be&#x017F;tehen aus den <hi rendition="#b">Kolben</hi> oder <hi rendition="#b">Bla&#x017F;en,</hi> dem <hi rendition="#b">Helme</hi> und dem <hi rendition="#b">Ku&#x0364;hlgefa&#x0364;ße.</hi> Der Kolben dient entweder die Materien, die man der De&#x017F;tillation unterwerfen will, oder Wa&#x017F;&#x017F;er zu enthalten, in welches ein zweyter Kolben ge&#x017F;etzt wird, der die Materien entha&#x0364;lt, die man im Wa&#x017F;&#x017F;erbade, d. i. durch die Hitze des Wa&#x017F;&#x017F;ers, de&#x017F;tilliren will. Die Kolben werden jetzt fla&#x0364;cher und weiter als ehedem gemacht, um der darinn enthaltnen Materie mehr Oberfla&#x0364;che zu geben, welches die Verdampfung befo&#x0364;rdert. Der <hi rendition="#b">Helm</hi> hat die Ge&#x017F;talt eines holen Kegels mit einem Hal&#x017F;e, mit welchem er auf den Hals der Bla&#x017F;e genau pa&#x017F;&#x017F;end aufge&#x017F;etzt wird. Inwendig geht um &#x017F;einen untern Theil eine Rinne rund herum. Er o&#x0364;fnet &#x017F;ich in eine 15&#x2014; 18 Zoll lange unter einem Winkel von 60° ange&#x017F;etzte Ro&#x0364;hre, welche aus die&#x017F;er Rinne herausgeht, und durch welche die wieder verdichteten und in Tropfen zu&#x017F;ammengefloßnen Da&#x0364;mpfe in die <hi rendition="#b">Vorlage</hi> <hi rendition="#aq">(excipulum)</hi> geleitet werden. Das <hi rendition="#b">Ku&#x0364;hlgefa&#x0364;ß</hi> <hi rendition="#aq">(refrigeratorium)</hi> endlich i&#x017F;t ein den ganzen Helm umringendes Gefa&#x0364;ß, welches mit kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er angefu&#x0364;llt wird, und mit einem Hahne ver&#x017F;ehen i&#x017F;t, durch welchen man das Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn es heiß wird, abla&#x017F;&#x017F;en kan. Die&#x017F;es den Helm umgebende Ku&#x0364;hlgefa&#x0364;ß i&#x017F;t jedoch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[572/0586] Deſtillation, Deſtilliren, Deſtillatio, Deſtillation. Eine Operation, bey welcher die fluͤchtigen Theile. der Koͤrper in verſchloſſenen Gefaͤßen durch die Hitze in Daͤmpfe verwandlet, in den vorgelegten kuͤhlen Gefaͤßen aber wieder verdichtet und aufgeſammlet werden, ſ. Daͤmpfe. So giebt das Deſtilliren ein Mittel ab, die fluͤchtigen Beſtandtheile der Koͤrper von den feuerbeſtaͤndigen zu trennen. Oft aber pflegt man auch durch das Deſtilliren Materien mit einander zu vereinigen. Die Geraͤthſchaft, deren man ſich beym Deſtilliren bedient, oder das Brennzeug (alembic), iſt von verſchiedener Art. Wenn die zu deſtillirenden Materien die Metalle nicht angreifen, und blos die Siedhitze des Waſſers erfordern, ſo bedient man ſich der gewoͤhnlichen kupfernen Brennzeuge, dergleichen die gemeinen Brantweinblaſen ſind. Dieſe beſtehen aus den Kolben oder Blaſen, dem Helme und dem Kuͤhlgefaͤße. Der Kolben dient entweder die Materien, die man der Deſtillation unterwerfen will, oder Waſſer zu enthalten, in welches ein zweyter Kolben geſetzt wird, der die Materien enthaͤlt, die man im Waſſerbade, d. i. durch die Hitze des Waſſers, deſtilliren will. Die Kolben werden jetzt flaͤcher und weiter als ehedem gemacht, um der darinn enthaltnen Materie mehr Oberflaͤche zu geben, welches die Verdampfung befoͤrdert. Der Helm hat die Geſtalt eines holen Kegels mit einem Halſe, mit welchem er auf den Hals der Blaſe genau paſſend aufgeſetzt wird. Inwendig geht um ſeinen untern Theil eine Rinne rund herum. Er oͤfnet ſich in eine 15— 18 Zoll lange unter einem Winkel von 60° angeſetzte Roͤhre, welche aus dieſer Rinne herausgeht, und durch welche die wieder verdichteten und in Tropfen zuſammengefloßnen Daͤmpfe in die Vorlage (excipulum) geleitet werden. Das Kuͤhlgefaͤß (refrigeratorium) endlich iſt ein den ganzen Helm umringendes Gefaͤß, welches mit kaltem Waſſer angefuͤllt wird, und mit einem Hahne verſehen iſt, durch welchen man das Waſſer, wenn es heiß wird, ablaſſen kan. Dieſes den Helm umgebende Kuͤhlgefaͤß iſt jedoch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/586
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/586>, abgerufen am 25.11.2024.