Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Zu dem Ende ist der Cylinder selbst schmäler, als gewöhnlich, und in einer geringen Entfernung von einem zweyten cylindrischen Behältnisse umschlossen, das unten einen Boden und oben einen Deckel hat. Aus dem Zwischenraume zwischen beyden geht unten im Boden eine weite an beyden Enden ofne Röhre in den Kessel, durch welche das Behältniß stets mit Dampf angefüllt wird. Der innere Cylinder hat einen Boden und einen beweglichen Kolben, wie gewöhnlich, ist aber oben offen, so daß der Dampf im Behältnisse von oben frey auf den Kolben wirken kan. Die vollkommen runde Kolbenstange geht durch ein Loch im Deckel des Behältnisses auf und nieder; damit dieses Loch vollkommen dampfdicht sey, ist es mit einer angeschraubten Einfassung von Werg umgeben. Unten im Boden des innern Cylinders sind zween bewegliche Schieber angebracht, wovon der eine, der Dampfschieber, den Dampf aus dem Zwischenraume in den innern Cylinder unter den Kolben hineinlassen oder abschließen kan. Der andere, der Ausleerungsschieber, öfnet oder verschließt die Mündung einer Röhre, welche zum Condensator führet. Der Condensator besteht aus einer oder mehreren Pumpen, die von dem großen Hebel der Maschine getrieben werden. Unten in den Boden dieser Pumpe ist die Röhre, die vom Cylinder kömmt, befestiget, und der ganze Condensator steht in einer Cisterne kalten Wassers, welche durch die Maschine gefüllt wird. Gesetzt nun, die Luft sey aus dem Condensator herausgezogen, und der Cylinder mit Dampf angefüllt, so wird der Dampfschieber verschlossen, der Ausleerungsschieber aber geöfnet, und der Dampf strömt nun mit Heftigkeit in den luftleeren Raum des Condensators hinein. Hier berühret er aber die kalten Wände der Röhre und der Pumpen, und begegnet einer Einspritzung von kaltem Wasser, die mit dem Ausleerungsschieber zugleich geöfnet wird. Dies verdichtet ihn augenblicklich zu Wasser. Weil im Condensator ein völliges Vacuum bleibt, so zieht der übrige Dampf aus dem Cylinder nach, und dieser wird völlig ausgeleert. Nun hat der Dampf im Behältnisse keinen Widerstand Zu dem Ende iſt der Cylinder ſelbſt ſchmaͤler, als gewoͤhnlich, und in einer geringen Entfernung von einem zweyten cylindriſchen Behaͤltniſſe umſchloſſen, das unten einen Boden und oben einen Deckel hat. Aus dem Zwiſchenraume zwiſchen beyden geht unten im Boden eine weite an beyden Enden ofne Roͤhre in den Keſſel, durch welche das Behaͤltniß ſtets mit Dampf angefuͤllt wird. Der innere Cylinder hat einen Boden und einen beweglichen Kolben, wie gewoͤhnlich, iſt aber oben offen, ſo daß der Dampf im Behaͤltniſſe von oben frey auf den Kolben wirken kan. Die vollkommen runde Kolbenſtange geht durch ein Loch im Deckel des Behaͤltniſſes auf und nieder; damit dieſes Loch vollkommen dampfdicht ſey, iſt es mit einer angeſchraubten Einfaſſung von Werg umgeben. Unten im Boden des innern Cylinders ſind zween bewegliche Schieber angebracht, wovon der eine, der Dampfſchieber, den Dampf aus dem Zwiſchenraume in den innern Cylinder unter den Kolben hineinlaſſen oder abſchließen kan. Der andere, der Ausleerungsſchieber, oͤfnet oder verſchließt die Muͤndung einer Roͤhre, welche zum Condenſator fuͤhret. Der Condenſator beſteht aus einer oder mehreren Pumpen, die von dem großen Hebel der Maſchine getrieben werden. Unten in den Boden dieſer Pumpe iſt die Roͤhre, die vom Cylinder koͤmmt, befeſtiget, und der ganze Condenſator ſteht in einer Ciſterne kalten Waſſers, welche durch die Maſchine gefuͤllt wird. Geſetzt nun, die Luft ſey aus dem Condenſator herausgezogen, und der Cylinder mit Dampf angefuͤllt, ſo wird der Dampfſchieber verſchloſſen, der Ausleerungsſchieber aber geoͤfnet, und der Dampf ſtroͤmt nun mit Heftigkeit in den luftleeren Raum des Condenſators hinein. Hier beruͤhret er aber die kalten Waͤnde der Roͤhre und der Pumpen, und begegnet einer Einſpritzung von kaltem Waſſer, die mit dem Ausleerungsſchieber zugleich geoͤfnet wird. Dies verdichtet ihn augenblicklich zu Waſſer. Weil im Condenſator ein voͤlliges Vacuum bleibt, ſo zieht der uͤbrige Dampf aus dem Cylinder nach, und dieſer wird voͤllig ausgeleert. Nun hat der Dampf im Behaͤltniſſe keinen Widerſtand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0580" xml:id="P.1.566" n="566"/><lb/> </p> <p>Zu dem Ende iſt der Cylinder ſelbſt ſchmaͤler, als gewoͤhnlich, und in einer geringen Entfernung von einem zweyten cylindriſchen Behaͤltniſſe umſchloſſen, das unten einen Boden und oben einen Deckel hat. 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Zu dem Ende iſt der Cylinder ſelbſt ſchmaͤler, als gewoͤhnlich, und in einer geringen Entfernung von einem zweyten cylindriſchen Behaͤltniſſe umſchloſſen, das unten einen Boden und oben einen Deckel hat. Aus dem Zwiſchenraume zwiſchen beyden geht unten im Boden eine weite an beyden Enden ofne Roͤhre in den Keſſel, durch welche das Behaͤltniß ſtets mit Dampf angefuͤllt wird. Der innere Cylinder hat einen Boden und einen beweglichen Kolben, wie gewoͤhnlich, iſt aber oben offen, ſo daß der Dampf im Behaͤltniſſe von oben frey auf den Kolben wirken kan. Die vollkommen runde Kolbenſtange geht durch ein Loch im Deckel des Behaͤltniſſes auf und nieder; damit dieſes Loch vollkommen dampfdicht ſey, iſt es mit einer angeſchraubten Einfaſſung von Werg umgeben.
Unten im Boden des innern Cylinders ſind zween bewegliche Schieber angebracht, wovon der eine, der Dampfſchieber, den Dampf aus dem Zwiſchenraume in den innern Cylinder unter den Kolben hineinlaſſen oder abſchließen kan. Der andere, der Ausleerungsſchieber, oͤfnet oder verſchließt die Muͤndung einer Roͤhre, welche zum Condenſator fuͤhret. Der Condenſator beſteht aus einer oder mehreren Pumpen, die von dem großen Hebel der Maſchine getrieben werden. Unten in den Boden dieſer Pumpe iſt die Roͤhre, die vom Cylinder koͤmmt, befeſtiget, und der ganze Condenſator ſteht in einer Ciſterne kalten Waſſers, welche durch die Maſchine gefuͤllt wird.
Geſetzt nun, die Luft ſey aus dem Condenſator herausgezogen, und der Cylinder mit Dampf angefuͤllt, ſo wird der Dampfſchieber verſchloſſen, der Ausleerungsſchieber aber geoͤfnet, und der Dampf ſtroͤmt nun mit Heftigkeit in den luftleeren Raum des Condenſators hinein. Hier beruͤhret er aber die kalten Waͤnde der Roͤhre und der Pumpen, und begegnet einer Einſpritzung von kaltem Waſſer, die mit dem Ausleerungsſchieber zugleich geoͤfnet wird. Dies verdichtet ihn augenblicklich zu Waſſer. Weil im Condenſator ein voͤlliges Vacuum bleibt, ſo zieht der uͤbrige Dampf aus dem Cylinder nach, und dieſer wird voͤllig ausgeleert. Nun hat der Dampf im Behaͤltniſſe keinen Widerſtand
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