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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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sind nur noch drey derselben gewöhnlich, der Sonnencykel, Mondcykel und Indictionscykel.

Der Sonnencykel (Cyclus Solis, cycle solaire) ist eine Reihe von 28 Jahren, binnen welcher Zeit nach der Einrichtung des Iulianischen Kalenders die Sonntage (also auch alle übrigen Wochentage) wieder in eben derselben Ordnung auf dieselben Monatstage fallen. Da das Jahr der Geburt Christi nach der bey uns eingeführten Zeitrechnung das 10te des damaligen Sonnencykels gewesen ist, so muß man zu der Jahrzahl 9 hinzusetzen, und durch 28 dividiren, z.B. 1786+9, oder 1795 durch 28 dividirt, giebt 64, und läst zum Reste 3. Der Ueberrest 3 zeigt, daß das Jahr 1786 das dritte des gegenwärtigen Sonnencykels, oder daß der Sonnencykel für dasselbe 3 sey; der Quotient 64 zeigt an, daß seit Christi Geburt 64 solche Cykel verflossen sind.

Der Mondcykel (Cyclus lunae, cycle lunaire) begreift eine Reihe von 19 Jahren, binnen welcher Zeit die Neumonde wiederum auf die vorigen Tage des Jahres zurückkommen, weil 19 Sonnenjahre ziemlich genau 235 Mondwechsel oder Lunationen ausmachen. Der Athenienser Meton führte diesen Cykel 433 Jahre vor C. G. in den griechischen Kalender ein, um denselben mit dem Laufe der Sonne und des Mondes zugleich übereinstimmend zu machen. Man fand seinen Nutzen so groß, daß man die Zahl eines jeden Jahres in demselben die güldene Zahl nannte. Dennoch ist er nicht völlig genau; er enthält 6940 Tage, da 235 Mondwechsel nur 6939 Tage 16 St. 32 Min. ausmachen. Daher verbesserte ihn schon Kallippus ohngefähr hundert Jahre darnach, nahm vier Cykel oder 76 Jahre unter dem Namen der Kallippischen Periode zusammen, und ließ von dem letzten einen Tag hinweg, so daß der Unterschied der ganzen Periode von 27759 Tagen, und der darinn enthaltenen 940 Mondwechsel (welche 27758 Tage 18 St. 8 Min. ausmachen), nur 5 St. 52 Min. betrug. Wir machen in unserm Kalender von dem Mondcykel des Meton noch jetzt Gebrauch. Da das Jahr der Geburt Christi nach der gemeinen Rechnung


ſind nur noch drey derſelben gewoͤhnlich, der Sonnencykel, Mondcykel und Indictionscykel.

Der Sonnencykel (Cyclus Solis, cycle ſolaire) iſt eine Reihe von 28 Jahren, binnen welcher Zeit nach der Einrichtung des Iulianiſchen Kalenders die Sonntage (alſo auch alle uͤbrigen Wochentage) wieder in eben derſelben Ordnung auf dieſelben Monatstage fallen. Da das Jahr der Geburt Chriſti nach der bey uns eingefuͤhrten Zeitrechnung das 10te des damaligen Sonnencykels geweſen iſt, ſo muß man zu der Jahrzahl 9 hinzuſetzen, und durch 28 dividiren, z.B. 1786+9, oder 1795 durch 28 dividirt, giebt 64, und laͤſt zum Reſte 3. Der Ueberreſt 3 zeigt, daß das Jahr 1786 das dritte des gegenwaͤrtigen Sonnencykels, oder daß der Sonnencykel fuͤr daſſelbe 3 ſey; der Quotient 64 zeigt an, daß ſeit Chriſti Geburt 64 ſolche Cykel verfloſſen ſind.

Der Mondcykel (Cyclus lunae, cycle lunaire) begreift eine Reihe von 19 Jahren, binnen welcher Zeit die Neumonde wiederum auf die vorigen Tage des Jahres zuruͤckkommen, weil 19 Sonnenjahre ziemlich genau 235 Mondwechſel oder Lunationen ausmachen. Der Athenienſer Meton fuͤhrte dieſen Cykel 433 Jahre vor C. G. in den griechiſchen Kalender ein, um denſelben mit dem Laufe der Sonne und des Mondes zugleich uͤbereinſtimmend zu machen. Man fand ſeinen Nutzen ſo groß, daß man die Zahl eines jeden Jahres in demſelben die guͤldene Zahl nannte. Dennoch iſt er nicht voͤllig genau; er enthaͤlt 6940 Tage, da 235 Mondwechſel nur 6939 Tage 16 St. 32 Min. ausmachen. Daher verbeſſerte ihn ſchon Kallippus ohngefaͤhr hundert Jahre darnach, nahm vier Cykel oder 76 Jahre unter dem Namen der Kallippiſchen Periode zuſammen, und ließ von dem letzten einen Tag hinweg, ſo daß der Unterſchied der ganzen Periode von 27759 Tagen, und der darinn enthaltenen 940 Mondwechſel (welche 27758 Tage 18 St. 8 Min. ausmachen), nur 5 St. 52 Min. betrug. Wir machen in unſerm Kalender von dem Mondcykel des Meton noch jetzt Gebrauch. Da das Jahr der Geburt Chriſti nach der gemeinen Rechnung

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[549/0563] ſind nur noch drey derſelben gewoͤhnlich, der Sonnencykel, Mondcykel und Indictionscykel. Der Sonnencykel (Cyclus Solis, cycle ſolaire) iſt eine Reihe von 28 Jahren, binnen welcher Zeit nach der Einrichtung des Iulianiſchen Kalenders die Sonntage (alſo auch alle uͤbrigen Wochentage) wieder in eben derſelben Ordnung auf dieſelben Monatstage fallen. Da das Jahr der Geburt Chriſti nach der bey uns eingefuͤhrten Zeitrechnung das 10te des damaligen Sonnencykels geweſen iſt, ſo muß man zu der Jahrzahl 9 hinzuſetzen, und durch 28 dividiren, z.B. 1786+9, oder 1795 durch 28 dividirt, giebt 64, und laͤſt zum Reſte 3. Der Ueberreſt 3 zeigt, daß das Jahr 1786 das dritte des gegenwaͤrtigen Sonnencykels, oder daß der Sonnencykel fuͤr daſſelbe 3 ſey; der Quotient 64 zeigt an, daß ſeit Chriſti Geburt 64 ſolche Cykel verfloſſen ſind. Der Mondcykel (Cyclus lunae, cycle lunaire) begreift eine Reihe von 19 Jahren, binnen welcher Zeit die Neumonde wiederum auf die vorigen Tage des Jahres zuruͤckkommen, weil 19 Sonnenjahre ziemlich genau 235 Mondwechſel oder Lunationen ausmachen. Der Athenienſer Meton fuͤhrte dieſen Cykel 433 Jahre vor C. G. in den griechiſchen Kalender ein, um denſelben mit dem Laufe der Sonne und des Mondes zugleich uͤbereinſtimmend zu machen. Man fand ſeinen Nutzen ſo groß, daß man die Zahl eines jeden Jahres in demſelben die guͤldene Zahl nannte. Dennoch iſt er nicht voͤllig genau; er enthaͤlt 6940 Tage, da 235 Mondwechſel nur 6939 Tage 16 St. 32 Min. ausmachen. Daher verbeſſerte ihn ſchon Kallippus ohngefaͤhr hundert Jahre darnach, nahm vier Cykel oder 76 Jahre unter dem Namen der Kallippiſchen Periode zuſammen, und ließ von dem letzten einen Tag hinweg, ſo daß der Unterſchied der ganzen Periode von 27759 Tagen, und der darinn enthaltenen 940 Mondwechſel (welche 27758 Tage 18 St. 8 Min. ausmachen), nur 5 St. 52 Min. betrug. Wir machen in unſerm Kalender von dem Mondcykel des Meton noch jetzt Gebrauch. Da das Jahr der Geburt Chriſti nach der gemeinen Rechnung

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/563>, abgerufen am 22.11.2024.