Es kan seyn, daß diese Erfindung nach und nach mehrere Fortschritte gemacht, und durch diesen Italiäner erst einige Vollständigkeit erhalten hat. Ohne Zweifel hat man zuerst die Nadel auf Kork oder Strohhälme befestiget, und auf dem Wasser schwimmen lassen, ehe man darauf kam, sie vermittelst eines Hütchens ins Gleichgewicht auf einer Spitze zu setzen. Mehrere Nationen machen Ansprüche auf die Ehre, an dieser wichtigen Erfindung etwas gethan oder verbessert zu haben. Die Italiäner rühmen sich, der Erfindung selbst, die Engländer haben die schwebende Aufhängung des Seecompasses angegeben, von den Holländern kommen die bequemen Namen der Weltgegenden auf der Windrose her, und die Franzosen wollen der Nadel wenigstens die Lilie, die man gewöhnlich an ihre Spitze setzet, gegeben haben.
Bey den Sinesern trafen die ersten Europäer, die uns von ihren Reisen dahin Nachrichten hinterlassen haben, die Magnetnadel bereits an. Dies hat einige veranlasset zu glauben, die Kenntniß derselben sey aus China zu uns gekommen.
Den Namen der Boussole hat sie von dem Gehäus oder Büchschen, mit welchem sie umschlossen wird, welches die Holländer Boxel nennen. Boussole heißt ein jedes mit einem Stift und einer darauf ruhenden Magnetnadel versehenes Gehäus, zu welchem Gebrauch es auch immer bestimmt seyn mag. Insbesondere legt man bey uns diesen Namen den zum Gebrauche der praktischen Geometrie dienenden uud mit einem Diopterlineal versehenen Magnetgehäusen bey, deren Einrichtung in Anleitungen zur praktischen Meßkunst beschrieben wird. Auch pflegt man an andern Werkzeugen der Feldmeßkunst, den Winkelmessern, Meßtischen, Scheiben, rc. kleine Boussolen anzubringen, um die Weltgegenden, nach welchen sich die Hauptlinien richten, bestimmen zu können. Ist eine Boussole zu Beobachtung der Abweichung der Magnetnadel bestimmt, so heißt sie ein Declinatorium.
Ich werde hier eine kurze Beschreibung des bey der Schiffahrt gewöhnlichen Seecompasses mittheilen, woraus
Es kan ſeyn, daß dieſe Erfindung nach und nach mehrere Fortſchritte gemacht, und durch dieſen Italiaͤner erſt einige Vollſtaͤndigkeit erhalten hat. Ohne Zweifel hat man zuerſt die Nadel auf Kork oder Strohhaͤlme befeſtiget, und auf dem Waſſer ſchwimmen laſſen, ehe man darauf kam, ſie vermittelſt eines Huͤtchens ins Gleichgewicht auf einer Spitze zu ſetzen. Mehrere Nationen machen Anſpruͤche auf die Ehre, an dieſer wichtigen Erfindung etwas gethan oder verbeſſert zu haben. Die Italiaͤner ruͤhmen ſich, der Erfindung ſelbſt, die Englaͤnder haben die ſchwebende Aufhaͤngung des Seecompaſſes angegeben, von den Hollaͤndern kommen die bequemen Namen der Weltgegenden auf der Windroſe her, und die Franzoſen wollen der Nadel wenigſtens die Lilie, die man gewoͤhnlich an ihre Spitze ſetzet, gegeben haben.
Bey den Sineſern trafen die erſten Europaͤer, die uns von ihren Reiſen dahin Nachrichten hinterlaſſen haben, die Magnetnadel bereits an. Dies hat einige veranlaſſet zu glauben, die Kenntniß derſelben ſey aus China zu uns gekommen.
Den Namen der Bouſſole hat ſie von dem Gehaͤus oder Buͤchschen, mit welchem ſie umſchloſſen wird, welches die Hollaͤnder Boxel nennen. Bouſſole heißt ein jedes mit einem Stift und einer darauf ruhenden Magnetnadel verſehenes Gehaͤus, zu welchem Gebrauch es auch immer beſtimmt ſeyn mag. Insbeſondere legt man bey uns dieſen Namen den zum Gebrauche der praktiſchen Geometrie dienenden uud mit einem Diopterlineal verſehenen Magnetgehaͤuſen bey, deren Einrichtung in Anleitungen zur praktiſchen Meßkunſt beſchrieben wird. Auch pflegt man an andern Werkzeugen der Feldmeßkunſt, den Winkelmeſſern, Meßtiſchen, Scheiben, rc. kleine Bouſſolen anzubringen, um die Weltgegenden, nach welchen ſich die Hauptlinien richten, beſtimmen zu koͤnnen. Iſt eine Bouſſole zu Beobachtung der Abweichung der Magnetnadel beſtimmt, ſo heißt ſie ein Declinatorium.
Ich werde hier eine kurze Beſchreibung des bey der Schiffahrt gewoͤhnlichen Seecompaſſes mittheilen, woraus
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0537"xml:id="P.1.523"n="523"/><lb/>
Es kan ſeyn, daß dieſe Erfindung nach und nach mehrere Fortſchritte gemacht, und durch dieſen Italiaͤner erſt einige Vollſtaͤndigkeit erhalten hat. Ohne Zweifel hat man zuerſt die Nadel auf Kork oder Strohhaͤlme befeſtiget, und auf dem Waſſer ſchwimmen laſſen, ehe man darauf kam, ſie vermittelſt eines Huͤtchens ins Gleichgewicht auf einer Spitze zu ſetzen. Mehrere Nationen machen Anſpruͤche auf die Ehre, an dieſer wichtigen Erfindung etwas gethan oder verbeſſert zu haben. Die Italiaͤner ruͤhmen ſich, der Erfindung ſelbſt, die Englaͤnder haben die ſchwebende Aufhaͤngung des Seecompaſſes angegeben, von den Hollaͤndern kommen die bequemen Namen der Weltgegenden auf der Windroſe her, und die Franzoſen wollen der Nadel wenigſtens die Lilie, die man gewoͤhnlich an ihre Spitze ſetzet, gegeben haben.</p><p>Bey den Sineſern trafen die erſten Europaͤer, die uns von ihren Reiſen dahin Nachrichten hinterlaſſen haben, die Magnetnadel bereits an. Dies hat einige veranlaſſet zu glauben, die Kenntniß derſelben ſey aus China zu uns gekommen.</p><p>Den Namen der <hirendition="#b">Bouſſole</hi> hat ſie von dem Gehaͤus oder Buͤchschen, mit welchem ſie umſchloſſen wird, welches die Hollaͤnder <hirendition="#aq">Boxel</hi> nennen. Bouſſole heißt ein jedes mit einem Stift und einer darauf ruhenden Magnetnadel verſehenes Gehaͤus, zu welchem Gebrauch es auch immer beſtimmt ſeyn mag. Insbeſondere legt man bey uns dieſen Namen den zum Gebrauche der praktiſchen Geometrie dienenden uud mit einem Diopterlineal verſehenen Magnetgehaͤuſen bey, deren Einrichtung in Anleitungen zur praktiſchen Meßkunſt beſchrieben wird. Auch pflegt man an andern Werkzeugen der Feldmeßkunſt, den Winkelmeſſern, Meßtiſchen, Scheiben, rc. kleine Bouſſolen anzubringen, um die Weltgegenden, nach welchen ſich die Hauptlinien richten, beſtimmen zu koͤnnen. Iſt eine Bouſſole zu Beobachtung der Abweichung der Magnetnadel beſtimmt, ſo heißt ſie ein <hirendition="#b">Declinatorium.</hi></p><p>Ich werde hier eine kurze Beſchreibung des bey der Schiffahrt gewoͤhnlichen <hirendition="#b">Seecompaſſes</hi> mittheilen, woraus<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[523/0537]
Es kan ſeyn, daß dieſe Erfindung nach und nach mehrere Fortſchritte gemacht, und durch dieſen Italiaͤner erſt einige Vollſtaͤndigkeit erhalten hat. Ohne Zweifel hat man zuerſt die Nadel auf Kork oder Strohhaͤlme befeſtiget, und auf dem Waſſer ſchwimmen laſſen, ehe man darauf kam, ſie vermittelſt eines Huͤtchens ins Gleichgewicht auf einer Spitze zu ſetzen. Mehrere Nationen machen Anſpruͤche auf die Ehre, an dieſer wichtigen Erfindung etwas gethan oder verbeſſert zu haben. Die Italiaͤner ruͤhmen ſich, der Erfindung ſelbſt, die Englaͤnder haben die ſchwebende Aufhaͤngung des Seecompaſſes angegeben, von den Hollaͤndern kommen die bequemen Namen der Weltgegenden auf der Windroſe her, und die Franzoſen wollen der Nadel wenigſtens die Lilie, die man gewoͤhnlich an ihre Spitze ſetzet, gegeben haben.
Bey den Sineſern trafen die erſten Europaͤer, die uns von ihren Reiſen dahin Nachrichten hinterlaſſen haben, die Magnetnadel bereits an. Dies hat einige veranlaſſet zu glauben, die Kenntniß derſelben ſey aus China zu uns gekommen.
Den Namen der Bouſſole hat ſie von dem Gehaͤus oder Buͤchschen, mit welchem ſie umſchloſſen wird, welches die Hollaͤnder Boxel nennen. Bouſſole heißt ein jedes mit einem Stift und einer darauf ruhenden Magnetnadel verſehenes Gehaͤus, zu welchem Gebrauch es auch immer beſtimmt ſeyn mag. Insbeſondere legt man bey uns dieſen Namen den zum Gebrauche der praktiſchen Geometrie dienenden uud mit einem Diopterlineal verſehenen Magnetgehaͤuſen bey, deren Einrichtung in Anleitungen zur praktiſchen Meßkunſt beſchrieben wird. Auch pflegt man an andern Werkzeugen der Feldmeßkunſt, den Winkelmeſſern, Meßtiſchen, Scheiben, rc. kleine Bouſſolen anzubringen, um die Weltgegenden, nach welchen ſich die Hauptlinien richten, beſtimmen zu koͤnnen. Iſt eine Bouſſole zu Beobachtung der Abweichung der Magnetnadel beſtimmt, ſo heißt ſie ein Declinatorium.
Ich werde hier eine kurze Beſchreibung des bey der Schiffahrt gewoͤhnlichen Seecompaſſes mittheilen, woraus
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/537>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.