Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Der Ruf von dieser Entdeckung und von den neuen Dollondischen Fernröhren verbreitete sich bald unter den Naturforschern und Künstlern. Weil aber Dollond die Verhältnisse, nach welchen die Gläser seiner Objectivlinsen gekrümmt und zusammengesetzt waren, nicht bekannt machte, so suchte Clairaut, der sich schon vom Anfange des Streits viel mit dieser Sache beschäftiget hatte, eine vollständige, auf einige Versuche gegründete, Theorie davon auszuarbeiten, welche man in den Memoires de l' academie royale des Sc. a Paris von den Jahren 1756 und 1757 findet. Diese Arbeit hat nachher d' Alembert im dritten und vierten Bande seiner Opuscules mathematiques, und in den Mem. de l' acad. des Sc. in den Jahren 1764, 1765, 1767 vollständiger ausgeführt. Im Jahre 1762 gab die Akademie der Wissenschaften zu Petersburg die Preißfrage auf: wie die Unvollkommenheiten der optischen Werkzeuge, welche von der verschiedenen Brechbarkeit und der Kugelgestalt herrühren, zu heben seyen? wobey die Abhandlung des Herrn Klingenstierna (Tentamen de definiendis et corrigendis aberrationibus luminis in lentibus sphaericis refracti, et de persiciendo teloscopio dioptrico. Petrop. 1762. gr. 4.) den Preiß erhielt. Ohngeachtet aber diese großen Mathematiker fast alles erschöpft hatten, was die Rechnung in diesem Fache leisten kann, so waren doch ihre Arbeiten den Künstlern größtentheils unbrauchbar, und die Engländer verfertigten ohne Anwendung dieser Formeln weit bessere Fernröhre, als von den Ausländern, selbst unter unmittelbarer Aufsicht
Der Ruf von dieſer Entdeckung und von den neuen Dollondiſchen Fernroͤhren verbreitete ſich bald unter den Naturforſchern und Kuͤnſtlern. Weil aber Dollond die Verhaͤltniſſe, nach welchen die Glaͤſer ſeiner Objectivlinſen gekruͤmmt und zuſammengeſetzt waren, nicht bekannt machte, ſo ſuchte Clairaut, der ſich ſchon vom Anfange des Streits viel mit dieſer Sache beſchaͤftiget hatte, eine vollſtaͤndige, auf einige Verſuche gegruͤndete, Theorie davon auszuarbeiten, welche man in den Mémoires de l' academie royale des Sc. à Paris von den Jahren 1756 und 1757 findet. Dieſe Arbeit hat nachher d' Alembert im dritten und vierten Bande ſeiner Opuſcules mathematiques, und in den Mém. de l' acad. des Sc. in den Jahren 1764, 1765, 1767 vollſtaͤndiger ausgefuͤhrt. Im Jahre 1762 gab die Akademie der Wiſſenſchaften zu Petersburg die Preißfrage auf: wie die Unvollkommenheiten der optiſchen Werkzeuge, welche von der verſchiedenen Brechbarkeit und der Kugelgeſtalt herruͤhren, zu heben ſeyen? wobey die Abhandlung des Herrn Klingenſtierna (Tentamen de definiendis et corrigendis aberrationibus luminis in lentibus ſphaericis refracti, et de perſiciendo teloſcopio dioptrico. Petrop. 1762. gr. 4.) den Preiß erhielt. Ohngeachtet aber dieſe großen Mathematiker faſt alles erſchoͤpft hatten, was die Rechnung in dieſem Fache leiſten kann, ſo waren doch ihre Arbeiten den Kuͤnſtlern groͤßtentheils unbrauchbar, und die Englaͤnder verfertigten ohne Anwendung dieſer Formeln weit beſſere Fernroͤhre, als von den Auslaͤndern, ſelbſt unter unmittelbarer Aufſicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" xml:id="P.1.39" n="39"/><lb/> und einem erhabnen von Crownglas zuſammenſetzen muͤſſe. Dieſer ſichern Gruͤnde ohngeachtet fand er doch bey der Ausfuͤhrung ſelbſt noch unzaͤhlbare Schwierigkeiten, die er endlich durch anhaltende Geduld und ungemeine Geſchicklichkeit uͤberwand, und ſich im Jahre 1755 im Stande ſahe, Fernroͤhre mit ſo großen Oefnungen, und ſo ſtarken Vergroͤßerungen, in Vergleichung mit ihrer Laͤnge, zu verfertigen, daß ſie nach dem Urtheile der beſten Kenner alles, was man bisher geleiſtet hatte, bey weitem uͤbertrafen.</p> <p>Der Ruf von dieſer Entdeckung und von den neuen Dollondiſchen Fernroͤhren verbreitete ſich bald unter den Naturforſchern und Kuͤnſtlern. Weil aber <hi rendition="#b">Dollond</hi> die Verhaͤltniſſe, nach welchen die Glaͤſer ſeiner Objectivlinſen gekruͤmmt und zuſammengeſetzt waren, nicht bekannt machte, ſo ſuchte <hi rendition="#b">Clairaut,</hi> der ſich ſchon vom Anfange des Streits viel mit dieſer Sache beſchaͤftiget hatte, eine vollſtaͤndige, auf einige Verſuche gegruͤndete, Theorie davon auszuarbeiten, welche man in den <hi rendition="#aq">Mémoires de l' academie royale des Sc. à Paris</hi> von den Jahren 1756 und 1757 findet. Dieſe Arbeit hat nachher <hi rendition="#b">d' Alembert</hi> im dritten und vierten Bande ſeiner <hi rendition="#aq">Opuſcules mathematiques,</hi> und in den <hi rendition="#aq">Mém. de l' acad. des Sc.</hi> in den Jahren 1764, 1765, 1767 vollſtaͤndiger ausgefuͤhrt. Im Jahre 1762 gab die Akademie der Wiſſenſchaften zu Petersburg die Preißfrage auf: wie die Unvollkommenheiten der optiſchen Werkzeuge, welche von der verſchiedenen Brechbarkeit und der Kugelgeſtalt herruͤhren, zu heben ſeyen? wobey die Abhandlung des Herrn <hi rendition="#b">Klingenſtierna</hi> <hi rendition="#aq">(Tentamen de definiendis et corrigendis aberrationibus luminis in lentibus ſphaericis refracti, et de perſiciendo teloſcopio dioptrico. Petrop. 1762. gr. 4.)</hi> den Preiß erhielt. Ohngeachtet aber dieſe großen Mathematiker faſt alles erſchoͤpft hatten, was die Rechnung in dieſem Fache leiſten kann, ſo waren doch ihre Arbeiten den Kuͤnſtlern groͤßtentheils unbrauchbar, und die Englaͤnder verfertigten ohne Anwendung dieſer Formeln weit beſſere Fernroͤhre, als von den Auslaͤndern, ſelbſt unter unmittelbarer Aufſicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0053]
und einem erhabnen von Crownglas zuſammenſetzen muͤſſe. Dieſer ſichern Gruͤnde ohngeachtet fand er doch bey der Ausfuͤhrung ſelbſt noch unzaͤhlbare Schwierigkeiten, die er endlich durch anhaltende Geduld und ungemeine Geſchicklichkeit uͤberwand, und ſich im Jahre 1755 im Stande ſahe, Fernroͤhre mit ſo großen Oefnungen, und ſo ſtarken Vergroͤßerungen, in Vergleichung mit ihrer Laͤnge, zu verfertigen, daß ſie nach dem Urtheile der beſten Kenner alles, was man bisher geleiſtet hatte, bey weitem uͤbertrafen.
Der Ruf von dieſer Entdeckung und von den neuen Dollondiſchen Fernroͤhren verbreitete ſich bald unter den Naturforſchern und Kuͤnſtlern. Weil aber Dollond die Verhaͤltniſſe, nach welchen die Glaͤſer ſeiner Objectivlinſen gekruͤmmt und zuſammengeſetzt waren, nicht bekannt machte, ſo ſuchte Clairaut, der ſich ſchon vom Anfange des Streits viel mit dieſer Sache beſchaͤftiget hatte, eine vollſtaͤndige, auf einige Verſuche gegruͤndete, Theorie davon auszuarbeiten, welche man in den Mémoires de l' academie royale des Sc. à Paris von den Jahren 1756 und 1757 findet. Dieſe Arbeit hat nachher d' Alembert im dritten und vierten Bande ſeiner Opuſcules mathematiques, und in den Mém. de l' acad. des Sc. in den Jahren 1764, 1765, 1767 vollſtaͤndiger ausgefuͤhrt. Im Jahre 1762 gab die Akademie der Wiſſenſchaften zu Petersburg die Preißfrage auf: wie die Unvollkommenheiten der optiſchen Werkzeuge, welche von der verſchiedenen Brechbarkeit und der Kugelgeſtalt herruͤhren, zu heben ſeyen? wobey die Abhandlung des Herrn Klingenſtierna (Tentamen de definiendis et corrigendis aberrationibus luminis in lentibus ſphaericis refracti, et de perſiciendo teloſcopio dioptrico. Petrop. 1762. gr. 4.) den Preiß erhielt. Ohngeachtet aber dieſe großen Mathematiker faſt alles erſchoͤpft hatten, was die Rechnung in dieſem Fache leiſten kann, ſo waren doch ihre Arbeiten den Kuͤnſtlern groͤßtentheils unbrauchbar, und die Englaͤnder verfertigten ohne Anwendung dieſer Formeln weit beſſere Fernroͤhre, als von den Auslaͤndern, ſelbſt unter unmittelbarer Aufſicht
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