noch die Fragen übrig: ob sich Archimed auf Anstalten würde verlassen haben, die eine Wolke vereiteln konnte, ob die Richtung der Spiegel, zu der Büffon eine halbe Stunde brauchte, den Römern nicht Zeit verstattet hätte, das Schif von der gefährlichen Stelle wegzuführen (s. Kästner Anfgr. der Katoptrik. §. 46.) u. s. w. Montucla glaubt, die Verbrennung sey durch eingeworfenes Feuer geschehen, und weil Archimed von Brennspiegeln geschrieben haben soll, so sey aus beyden Umständen ein Mährchen zusammengesetzt worden. Uebrigens ist eine Schrift von Brennspiegeln unter Archimedes Namen aus dem Arabischen herausgekommen, die aber nicht für ächt erkannt wird.
Im vorigen Jahrhunderte haben sich verschiedene praktische Optiker durch Verfertigung großer sphärischer Brennspiegel hervorgethan. Maginus, Professor der Mathematik zu Bologna, verfertigte Spiegel, die zum Theil 3 2/3 par. Fuß Brennweite hatten. Septala, Canonikus zu Mayland, brachte einen von 3 1/2 Fuß Breite und 15 Schritt Brennweite zu Stande (Kircher ars magna, p. 383.), und war Willens, einen von 7 Fuß Durchmesser zu verfertigen (Philos. Trans. no. 6 u. 40.). Alle andere aber übertraf hierinn ein Künstler zu Lyon, Vilette. Einer seiner Spiegel, der nur 30 Zoll Breite und 3 Schuh Brennweite hatte ((Phil. Trans. 1665.), gab einen Brennraum von der Größe eines damaligen halben Louisd'or, schmolz in wenig Secunden die schwerflüßigsten Metalle, und verglasete eben so bald Schmelztigel und andere Erden und Steine, auf welche das gewöhnliche Feuer nicht wirkt. Dieser Spiegel ward von Ludwig XIV. gekauft, und befindet sich noch im königlichen Cabinet zu Paris. Ein anderer von 44 Zoll im Durchmesser, welchen der Landgraf von Hessen kaufte, steht in dem Museum zu Cassel. Noch einen andern hat der König von Persien durch Tavernier bekommen.
Einen weit bessern Brennspiegel verfertigte Herr von Tschirnhausen um das Jahr 1687 (Acta erudit. Lips. 1687. p. 52.). Dieser befindet sich gegenwärtig in dem churfürstlichen mathematischen Salon zu Dresden. Er
noch die Fragen uͤbrig: ob ſich Archimed auf Anſtalten wuͤrde verlaſſen haben, die eine Wolke vereiteln konnte, ob die Richtung der Spiegel, zu der Buͤffon eine halbe Stunde brauchte, den Roͤmern nicht Zeit verſtattet haͤtte, das Schif von der gefaͤhrlichen Stelle wegzufuͤhren (ſ. Kaͤſtner Anfgr. der Katoptrik. §. 46.) u. ſ. w. Montucla glaubt, die Verbrennung ſey durch eingeworfenes Feuer geſchehen, und weil Archimed von Brennſpiegeln geſchrieben haben ſoll, ſo ſey aus beyden Umſtaͤnden ein Maͤhrchen zuſammengeſetzt worden. Uebrigens iſt eine Schrift von Brennſpiegeln unter Archimedes Namen aus dem Arabiſchen herausgekommen, die aber nicht fuͤr aͤcht erkannt wird.
Im vorigen Jahrhunderte haben ſich verſchiedene praktiſche Optiker durch Verfertigung großer ſphaͤriſcher Brennſpiegel hervorgethan. Maginus, Profeſſor der Mathematik zu Bologna, verfertigte Spiegel, die zum Theil 3 2/3 par. Fuß Brennweite hatten. Septala, Canonikus zu Mayland, brachte einen von 3 1/2 Fuß Breite und 15 Schritt Brennweite zu Stande (Kircher ars magna, p. 383.), und war Willens, einen von 7 Fuß Durchmeſſer zu verfertigen (Philoſ. Trans. no. 6 u. 40.). Alle andere aber uͤbertraf hierinn ein Kuͤnſtler zu Lyon, Vilette. Einer ſeiner Spiegel, der nur 30 Zoll Breite und 3 Schuh Brennweite hatte ((Phil. Trans. 1665.), gab einen Brennraum von der Groͤße eines damaligen halben Louisd'or, ſchmolz in wenig Secunden die ſchwerfluͤßigſten Metalle, und verglaſete eben ſo bald Schmelztigel und andere Erden und Steine, auf welche das gewoͤhnliche Feuer nicht wirkt. Dieſer Spiegel ward von Ludwig XIV. gekauft, und befindet ſich noch im koͤniglichen Cabinet zu Paris. Ein anderer von 44 Zoll im Durchmeſſer, welchen der Landgraf von Heſſen kaufte, ſteht in dem Muſeum zu Caſſel. Noch einen andern hat der Koͤnig von Perſien durch Tavernier bekommen.
Einen weit beſſern Brennſpiegel verfertigte Herr von Tſchirnhauſen um das Jahr 1687 (Acta erudit. Lipſ. 1687. p. 52.). Dieſer befindet ſich gegenwaͤrtig in dem churfuͤrſtlichen mathematiſchen Salon zu Dresden. Er
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Im vorigen Jahrhunderte haben ſich verſchiedene praktiſche Optiker durch Verfertigung großer ſphaͤriſcher Brennſpiegel hervorgethan. Maginus, Profeſſor der Mathematik zu Bologna, verfertigte Spiegel, die zum Theil 3 2/3 par. Fuß Brennweite hatten. Septala, Canonikus zu Mayland, brachte einen von 3 1/2 Fuß Breite und 15 Schritt Brennweite zu Stande (Kircher ars magna, p. 383.), und war Willens, einen von 7 Fuß Durchmeſſer zu verfertigen (Philoſ. Trans. no. 6 u. 40.). Alle andere aber uͤbertraf hierinn ein Kuͤnſtler zu Lyon, Vilette. Einer ſeiner Spiegel, der nur 30 Zoll Breite und 3 Schuh Brennweite hatte ((Phil. Trans. 1665.), gab einen Brennraum von der Groͤße eines damaligen halben Louisd'or, ſchmolz in wenig Secunden die ſchwerfluͤßigſten Metalle, und verglaſete eben ſo bald Schmelztigel und andere Erden und Steine, auf welche das gewoͤhnliche Feuer nicht wirkt. Dieſer Spiegel ward von Ludwig XIV. gekauft, und befindet ſich noch im koͤniglichen Cabinet zu Paris. Ein anderer von 44 Zoll im Durchmeſſer, welchen der Landgraf von Heſſen kaufte, ſteht in dem Muſeum zu Caſſel. Noch einen andern hat der Koͤnig von Perſien durch Tavernier bekommen.
Einen weit beſſern Brennſpiegel verfertigte Herr von Tſchirnhauſen um das Jahr 1687 (Acta erudit. Lipſ. 1687. p. 52.). Dieſer befindet ſich gegenwaͤrtig in dem churfuͤrſtlichen mathematiſchen Salon zu Dresden. Er
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/470>, abgerufen am 16.02.2025.
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