Glas verwandlet. Noch weiter vom Brennpunkte entsernt, raucht es nur, und verliert sich sehr langsam. Diesen Rauch scheint Homberg für den mercurialischen Grundstoff des Goldes gehalten zu haben; Macquer hingegen erklärt ihn für eine Menge feiner sonst unveränderter Goldtheilchen, weil eine dagegen gehaltene kalte Silberplatte, als sie nachher polirt ward, durch diesen Dampf die schönste Vergoldung erhalten hatte. Die Erscheinungen des Silbers sind diesen ähnlich; nur raucht es stärker, geht schneller in Rauch auf, explodirt bey einer mindern Hitze, und verglaset sich auf eine andere Art, als das Gold. Macquer bemerkt, ihm habe das reine Silber den Wirkungen des Brennpunktes stets mehr, als das Gold, zu widerstehen geschienen: vielleicht liege der Unterschied an dem Mangel der völligen Reinigkeit des von Homberg gebrauchten Silbers, an der Weiße desselben, an der Helligkeit des Himmels, oder auch an der Veränderung, welche das Tschirnhausensche Brennglas seit seiner Verfertigung an der Politur erlitten habe. Homberg hat noch (Mem. d. P. 1706.) Versuche über das Eisen und einige Versetzungen desselben mit andern Metallen gemacht, und (Mem. d. P. 1707.) seine Beobachtungeu über die Verglasung des Goldes gegen Einwürfe vertheidiget.
Geoffroy(Mem. deParis 1709.) dehnte diese Versuche auf das Eisen, Kupfer, Zinn, Bley, Quecksilber und die Kalke dieser Metalle aus. Sie wurden, wie sich leicht erwarten läst, auf Unterlagen, die ihnen kein Brennbares mittheilen konnten, zum Theil in Dämpfe zerstreut, zum Theil verkalcht und verglaset, auf Kohlen aber im metallischen Zustande erhalten und die Kalke wieder hergestellt. Er scheint hiebey zuerst bemerkt zu haben, daß das für sich niedergeschlagene Quecksilber (Mercurius praecipitatus per se) ein wahrer Quecksilberkalk sey, und zieht aus allen diesen Versuchen die richtige Folge, daß die untersuchten Metalle aus Brennbarem (oder nach ihm aus einer ölichten Substanz) und einer verglasungsfähigen Erde bestehen.
Im Jahre 1772 erhielten die Herren Cadet, Brisson, Macquer und Lavoisier, zum Gebrauch bey einer
Glas verwandlet. Noch weiter vom Brennpunkte entſernt, raucht es nur, und verliert ſich ſehr langſam. Dieſen Rauch ſcheint Homberg fuͤr den mercurialiſchen Grundſtoff des Goldes gehalten zu haben; Macquer hingegen erklaͤrt ihn fuͤr eine Menge feiner ſonſt unveraͤnderter Goldtheilchen, weil eine dagegen gehaltene kalte Silberplatte, als ſie nachher polirt ward, durch dieſen Dampf die ſchoͤnſte Vergoldung erhalten hatte. Die Erſcheinungen des Silbers ſind dieſen aͤhnlich; nur raucht es ſtaͤrker, geht ſchneller in Rauch auf, explodirt bey einer mindern Hitze, und verglaſet ſich auf eine andere Art, als das Gold. Macquer bemerkt, ihm habe das reine Silber den Wirkungen des Brennpunktes ſtets mehr, als das Gold, zu widerſtehen geſchienen: vielleicht liege der Unterſchied an dem Mangel der voͤlligen Reinigkeit des von Homberg gebrauchten Silbers, an der Weiße deſſelben, an der Helligkeit des Himmels, oder auch an der Veraͤnderung, welche das Tſchirnhauſenſche Brennglas ſeit ſeiner Verfertigung an der Politur erlitten habe. Homberg hat noch (Mém. d. P. 1706.) Verſuche uͤber das Eiſen und einige Verſetzungen deſſelben mit andern Metallen gemacht, und (Mém. d. P. 1707.) ſeine Beobachtungeu uͤber die Verglaſung des Goldes gegen Einwuͤrfe vertheidiget.
Geoffroy(Mém. deParis 1709.) dehnte dieſe Verſuche auf das Eiſen, Kupfer, Zinn, Bley, Queckſilber und die Kalke dieſer Metalle aus. Sie wurden, wie ſich leicht erwarten laͤſt, auf Unterlagen, die ihnen kein Brennbares mittheilen konnten, zum Theil in Daͤmpfe zerſtreut, zum Theil verkalcht und verglaſet, auf Kohlen aber im metalliſchen Zuſtande erhalten und die Kalke wieder hergeſtellt. Er ſcheint hiebey zuerſt bemerkt zu haben, daß das fuͤr ſich niedergeſchlagene Queckſilber (Mercurius praecipitatus per ſe) ein wahrer Queckſilberkalk ſey, und zieht aus allen dieſen Verſuchen die richtige Folge, daß die unterſuchten Metalle aus Brennbarem (oder nach ihm aus einer oͤlichten Subſtanz) und einer verglaſungsfaͤhigen Erde beſtehen.
Im Jahre 1772 erhielten die Herren Cadet, Briſſon, Macquer und Lavoiſier, zum Gebrauch bey einer
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Glas verwandlet. Noch weiter vom Brennpunkte entſernt, raucht es nur, und verliert ſich ſehr langſam. Dieſen Rauch ſcheint Homberg fuͤr den mercurialiſchen Grundſtoff des Goldes gehalten zu haben; Macquer hingegen erklaͤrt ihn fuͤr eine Menge feiner ſonſt unveraͤnderter Goldtheilchen, weil eine dagegen gehaltene kalte Silberplatte, als ſie nachher polirt ward, durch dieſen Dampf die ſchoͤnſte Vergoldung erhalten hatte. Die Erſcheinungen des Silbers ſind dieſen aͤhnlich; nur raucht es ſtaͤrker, geht ſchneller in Rauch auf, explodirt bey einer mindern Hitze, und verglaſet ſich auf eine andere Art, als das Gold. Macquer bemerkt, ihm habe das reine Silber den Wirkungen des Brennpunktes ſtets mehr, als das Gold, zu widerſtehen geſchienen: vielleicht liege der Unterſchied an dem Mangel der voͤlligen Reinigkeit des von Homberg gebrauchten Silbers, an der Weiße deſſelben, an der Helligkeit des Himmels, oder auch an der Veraͤnderung, welche das Tſchirnhauſenſche Brennglas ſeit ſeiner Verfertigung an der Politur erlitten habe. Homberg hat noch (Mém. d. P. 1706.) Verſuche uͤber das Eiſen und einige Verſetzungen deſſelben mit andern Metallen gemacht, und (Mém. d. P. 1707.) ſeine Beobachtungeu uͤber die Verglaſung des Goldes gegen Einwuͤrfe vertheidiget.
Geoffroy (Mém. deParis 1709.) dehnte dieſe Verſuche auf das Eiſen, Kupfer, Zinn, Bley, Queckſilber und die Kalke dieſer Metalle aus. Sie wurden, wie ſich leicht erwarten laͤſt, auf Unterlagen, die ihnen kein Brennbares mittheilen konnten, zum Theil in Daͤmpfe zerſtreut, zum Theil verkalcht und verglaſet, auf Kohlen aber im metalliſchen Zuſtande erhalten und die Kalke wieder hergeſtellt. Er ſcheint hiebey zuerſt bemerkt zu haben, daß das fuͤr ſich niedergeſchlagene Queckſilber (Mercurius praecipitatus per ſe) ein wahrer Queckſilberkalk ſey, und zieht aus allen dieſen Verſuchen die richtige Folge, daß die unterſuchten Metalle aus Brennbarem (oder nach ihm aus einer oͤlichten Subſtanz) und einer verglaſungsfaͤhigen Erde beſtehen.
Im Jahre 1772 erhielten die Herren Cadet, Briſſon, Macquer und Lavoiſier, zum Gebrauch bey einer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/459>, abgerufen am 22.11.2024.
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