Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Seitdem in neuern Zeiten die astronomischen Werkzeuge verbessert und die Beobachtungen vervielfältiget worden sind, hat man auch die Breiten mehrerer Orte mit arößerer Zuverläßigkeit bestimmt, und nebst den Längen in Verzeichnisse einzutragen angefangen. Das vollständigste Verzeichniß dieser Art liefert die Berliner Sammlung astronomischer Tafeln (Berlin 1776. III. B. 8.) im ersten Bande S. 43. u. f. Wie groß aber die noch übrigbleibende Ungewißheit sey, kan das Beyspiel Leipzigs lehren, dessen Breite (S. 54.) aus astronomischen Beobachtungen zwischen 51° 19' 41" und 51° 22' 15" angegeben wird. Man ist daher über den wahren Abstand Leipzigs vom Erdäquator und Nordpole noch um 2' 34", d. i. um mehr als eine halbe sächsische Meile, ungewiß. Für andere Orte ist oft die Ungewißheit noch größer. Ueberhaupt ist man, was die Bestimmung der Stellen betrift, mit den Sternen des Himmels weit eher und besser bekannt geworden, als mit den Wohnplätzen der Menschen, weil sich diese nicht so, wie jene, alle auf einmal aus einem Standpunkte übersehen lassen. Von den Mitteln, die Breite oder Polhöhe eines Orts auf dem festen Lande und zur See zu finden, s. den Art. Polhöhe. Breitenkreis, Circulus latitudinis, Cercle de la latitude. So heißt in der Sternkunde der gröste Kreis PSLplP (Taf. V. Fig. 75.), welcher durch ein Gestirn S
Seitdem in neuern Zeiten die aſtronomiſchen Werkzeuge verbeſſert und die Beobachtungen vervielfaͤltiget worden ſind, hat man auch die Breiten mehrerer Orte mit aroͤßerer Zuverlaͤßigkeit beſtimmt, und nebſt den Laͤngen in Verzeichniſſe einzutragen angefangen. Das vollſtaͤndigſte Verzeichniß dieſer Art liefert die Berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (Berlin 1776. III. B. 8.) im erſten Bande S. 43. u. f. Wie groß aber die noch uͤbrigbleibende Ungewißheit ſey, kan das Beyſpiel Leipzigs lehren, deſſen Breite (S. 54.) aus aſtronomiſchen Beobachtungen zwiſchen 51° 19′ 41″ und 51° 22′ 15″ angegeben wird. Man iſt daher uͤber den wahren Abſtand Leipzigs vom Erdaͤquator und Nordpole noch um 2′ 34″, d. i. um mehr als eine halbe ſaͤchſiſche Meile, ungewiß. Fuͤr andere Orte iſt oft die Ungewißheit noch groͤßer. Ueberhaupt iſt man, was die Beſtimmung der Stellen betrift, mit den Sternen des Himmels weit eher und beſſer bekannt geworden, als mit den Wohnplaͤtzen der Menſchen, weil ſich dieſe nicht ſo, wie jene, alle auf einmal aus einem Standpunkte uͤberſehen laſſen. Von den Mitteln, die Breite oder Polhoͤhe eines Orts auf dem feſten Lande und zur See zu finden, ſ. den Art. Polhoͤhe. Breitenkreis, Circulus latitudinis, Cercle de la latitude. So heißt in der Sternkunde der groͤſte Kreis PSLplP (Taf. V. Fig. 75.), welcher durch ein Geſtirn S <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0453" xml:id="P.1.439" n="439"/><lb/> dieſem <hi rendition="#b">Cattigara</hi> angegeben wird, welches letztere man nach der Beſchreibung des Ptolemaͤus fuͤr <hi rendition="#b">Ponteamas</hi> in Indien erklaͤrt. Dieſe alte Karte begreift alſo 84 Grade von Norden gegen Suͤden; von Abend gegen Morgen hingegen dehnt ſie ſich, wiewohl ſehr unrichtig, auf 180 Grade aus. Sie bildet daher ein Rechteck, deſſen eine Seite uͤber doppelt ſo groß, als die andere, iſt. Dieſer Umſtand hat wahrſcheinlich die in der Geographie eingefuͤhrten Namen <hi rendition="#b">Laͤnge</hi> und <hi rendition="#b">Breite</hi> veranlaſſet, da man gewoͤhnlich eines Rechtecks groͤſte und kleinere Seite ſeine Laͤnge und Breite zu nennen pflegt.</p> <p>Seitdem in neuern Zeiten die aſtronomiſchen Werkzeuge verbeſſert und die Beobachtungen vervielfaͤltiget worden ſind, hat man auch die Breiten mehrerer Orte mit aroͤßerer Zuverlaͤßigkeit beſtimmt, und nebſt den Laͤngen in Verzeichniſſe einzutragen angefangen. Das vollſtaͤndigſte Verzeichniß dieſer Art liefert die Berliner <hi rendition="#aq">Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (Berlin 1776. III. B. 8.)</hi> im erſten Bande S. 43. u. f. Wie groß aber die noch uͤbrigbleibende Ungewißheit ſey, kan das Beyſpiel Leipzigs lehren, deſſen Breite (S. 54.) aus aſtronomiſchen Beobachtungen zwiſchen 51° 19′ 41″ und 51° 22′ 15″ angegeben wird. Man iſt daher uͤber den wahren Abſtand Leipzigs vom Erdaͤquator und Nordpole noch um 2′ 34″, d. i. um mehr als eine halbe ſaͤchſiſche Meile, ungewiß. Fuͤr andere Orte iſt oft die Ungewißheit noch groͤßer. Ueberhaupt iſt man, was die Beſtimmung der Stellen betrift, mit den Sternen des Himmels weit eher und beſſer bekannt geworden, als mit den Wohnplaͤtzen der Menſchen, weil ſich dieſe nicht ſo, wie jene, alle auf einmal aus einem Standpunkte uͤberſehen laſſen.</p> <p>Von den Mitteln, die Breite oder Polhoͤhe eines Orts auf dem feſten Lande und zur See zu finden, ſ. den Art. <hi rendition="#b">Polhoͤhe.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Breitenkreis, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Circulus latitudinis</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Cercle de la latitude</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>So heißt in der Sternkunde der groͤſte Kreis <hi rendition="#aq">PSLplP</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">V.</hi> Fig. 75.), welcher durch ein Geſtirn <hi rendition="#aq">S</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [439/0453]
dieſem Cattigara angegeben wird, welches letztere man nach der Beſchreibung des Ptolemaͤus fuͤr Ponteamas in Indien erklaͤrt. Dieſe alte Karte begreift alſo 84 Grade von Norden gegen Suͤden; von Abend gegen Morgen hingegen dehnt ſie ſich, wiewohl ſehr unrichtig, auf 180 Grade aus. Sie bildet daher ein Rechteck, deſſen eine Seite uͤber doppelt ſo groß, als die andere, iſt. Dieſer Umſtand hat wahrſcheinlich die in der Geographie eingefuͤhrten Namen Laͤnge und Breite veranlaſſet, da man gewoͤhnlich eines Rechtecks groͤſte und kleinere Seite ſeine Laͤnge und Breite zu nennen pflegt.
Seitdem in neuern Zeiten die aſtronomiſchen Werkzeuge verbeſſert und die Beobachtungen vervielfaͤltiget worden ſind, hat man auch die Breiten mehrerer Orte mit aroͤßerer Zuverlaͤßigkeit beſtimmt, und nebſt den Laͤngen in Verzeichniſſe einzutragen angefangen. Das vollſtaͤndigſte Verzeichniß dieſer Art liefert die Berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (Berlin 1776. III. B. 8.) im erſten Bande S. 43. u. f. Wie groß aber die noch uͤbrigbleibende Ungewißheit ſey, kan das Beyſpiel Leipzigs lehren, deſſen Breite (S. 54.) aus aſtronomiſchen Beobachtungen zwiſchen 51° 19′ 41″ und 51° 22′ 15″ angegeben wird. Man iſt daher uͤber den wahren Abſtand Leipzigs vom Erdaͤquator und Nordpole noch um 2′ 34″, d. i. um mehr als eine halbe ſaͤchſiſche Meile, ungewiß. Fuͤr andere Orte iſt oft die Ungewißheit noch groͤßer. Ueberhaupt iſt man, was die Beſtimmung der Stellen betrift, mit den Sternen des Himmels weit eher und beſſer bekannt geworden, als mit den Wohnplaͤtzen der Menſchen, weil ſich dieſe nicht ſo, wie jene, alle auf einmal aus einem Standpunkte uͤberſehen laſſen.
Von den Mitteln, die Breite oder Polhoͤhe eines Orts auf dem feſten Lande und zur See zu finden, ſ. den Art. Polhoͤhe.
Breitenkreis, Circulus latitudinis, Cercle de la latitude.
So heißt in der Sternkunde der groͤſte Kreis PSLplP (Taf. V. Fig. 75.), welcher durch ein Geſtirn S
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