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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Die letzte Spalte dieser Tabelle enthält die Quotienten der brechenden Kraft durch die Dichte der brechenden Materie, oder die Exponenten des Verhältnisses zwischen beyden. Wäre die brechende Kraft der Dichte proportional, so müsten alle diese Zahlen gleich seyn. Wo sie merklich größer sind, als die übrigen, wie beym Diamant, Agtstein, Terpentinöl, Leinöl, Baumöl, Kampher, Weingeist, da ist die brechende Kraft in Vergleichung mit der Dichte stärker, als bey den übrigen Materien. Newton glaubt also aus diesen Versuchen das Resultat ziehen zu können, daß sich die brechenden Kräfte ganz nahe, wie die Dichten der Körper, verhalten, außer daß durch Ueberfluß brennbarer und ölichter Theile die brechende Kraft verstärkt, durch Mangel derselben geschwächt werde.

Da das Licht aus mehreren Theilen besteht, welche eine verschiedene Brechbarkeit haben (s. Brechbarkeit, Farben), so ist noch zu bemerken, daß die Brechungsverhältnisse in obiger Tabelle für die mittlere Brechung gelten, wofür hier die des gelben Lichts angenommen ist.

Neuerlich haben mehrere Naturforscher die Brechungsverhältnisse in flüßigen Materien mit Hülfe zweener Glasmenisken, deren Zwischenraum mit Wasser, Weingeist, Oel rc. ausgefüllt wird, untersucht. Man findet aus der Brennweite solcher Gläser das Brechungsverhältniß der Materie, womit sie gefüllt sind, leicht. Euler (Mem. de Berlin 1762.) liefert Tabellen über solche Versuche, nach welchen unter den flüßigen Materien das Brechungsverhältniß für destillirtes Wasser das schwächste, das für Terpentinöl das stärkste ist. Brunnenwasser bricht stärker, als destillirtes, und seine Brechung ist zwischen 1,336:1 und 1,337:1 enthalten. Salze im Wasser aufgelöset, vergrößern die Brechung. Er fand auch, daß ein erhitztes Glas stärker als ein kaltes, hingegen kochendes Wasser weniger, als kaltes, breche. Das letzte schien wenigstens im Meniskus statt zu finden, obgleich Euler selbst bemerkt, daß aus den Umständen des Versuchs nichts allgemeines folge.


Die letzte Spalte dieſer Tabelle enthaͤlt die Quotienten der brechenden Kraft durch die Dichte der brechenden Materie, oder die Exponenten des Verhaͤltniſſes zwiſchen beyden. Waͤre die brechende Kraft der Dichte proportional, ſo muͤſten alle dieſe Zahlen gleich ſeyn. Wo ſie merklich groͤßer ſind, als die uͤbrigen, wie beym Diamant, Agtſtein, Terpentinoͤl, Leinoͤl, Baumoͤl, Kampher, Weingeiſt, da iſt die brechende Kraft in Vergleichung mit der Dichte ſtaͤrker, als bey den uͤbrigen Materien. Newton glaubt alſo aus dieſen Verſuchen das Reſultat ziehen zu koͤnnen, daß ſich die brechenden Kraͤfte ganz nahe, wie die Dichten der Koͤrper, verhalten, außer daß durch Ueberfluß brennbarer und oͤlichter Theile die brechende Kraft verſtaͤrkt, durch Mangel derſelben geſchwaͤcht werde.

Da das Licht aus mehreren Theilen beſteht, welche eine verſchiedene Brechbarkeit haben (ſ. Brechbarkeit, Farben), ſo iſt noch zu bemerken, daß die Brechungsverhaͤltniſſe in obiger Tabelle fuͤr die mittlere Brechung gelten, wofuͤr hier die des gelben Lichts angenommen iſt.

Neuerlich haben mehrere Naturforſcher die Brechungsverhaͤltniſſe in fluͤßigen Materien mit Huͤlfe zweener Glasmenisken, deren Zwiſchenraum mit Waſſer, Weingeiſt, Oel rc. ausgefuͤllt wird, unterſucht. Man findet aus der Brennweite ſolcher Glaͤſer das Brechungsverhaͤltniß der Materie, womit ſie gefuͤllt ſind, leicht. Euler (Mém. de Berlin 1762.) liefert Tabellen uͤber ſolche Verſuche, nach welchen unter den fluͤßigen Materien das Brechungsverhaͤltniß fuͤr deſtillirtes Waſſer das ſchwaͤchſte, das fuͤr Terpentinoͤl das ſtaͤrkſte iſt. Brunnenwaſſer bricht ſtaͤrker, als deſtillirtes, und ſeine Brechung iſt zwiſchen 1,336:1 und 1,337:1 enthalten. Salze im Waſſer aufgeloͤſet, vergroͤßern die Brechung. Er fand auch, daß ein erhitztes Glas ſtaͤrker als ein kaltes, hingegen kochendes Waſſer weniger, als kaltes, breche. Das letzte ſchien wenigſtens im Meniskus ſtatt zu finden, obgleich Euler ſelbſt bemerkt, daß aus den Umſtaͤnden des Verſuchs nichts allgemeines folge.

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[432/0446] Die letzte Spalte dieſer Tabelle enthaͤlt die Quotienten der brechenden Kraft durch die Dichte der brechenden Materie, oder die Exponenten des Verhaͤltniſſes zwiſchen beyden. Waͤre die brechende Kraft der Dichte proportional, ſo muͤſten alle dieſe Zahlen gleich ſeyn. Wo ſie merklich groͤßer ſind, als die uͤbrigen, wie beym Diamant, Agtſtein, Terpentinoͤl, Leinoͤl, Baumoͤl, Kampher, Weingeiſt, da iſt die brechende Kraft in Vergleichung mit der Dichte ſtaͤrker, als bey den uͤbrigen Materien. Newton glaubt alſo aus dieſen Verſuchen das Reſultat ziehen zu koͤnnen, daß ſich die brechenden Kraͤfte ganz nahe, wie die Dichten der Koͤrper, verhalten, außer daß durch Ueberfluß brennbarer und oͤlichter Theile die brechende Kraft verſtaͤrkt, durch Mangel derſelben geſchwaͤcht werde. Da das Licht aus mehreren Theilen beſteht, welche eine verſchiedene Brechbarkeit haben (ſ. Brechbarkeit, Farben), ſo iſt noch zu bemerken, daß die Brechungsverhaͤltniſſe in obiger Tabelle fuͤr die mittlere Brechung gelten, wofuͤr hier die des gelben Lichts angenommen iſt. Neuerlich haben mehrere Naturforſcher die Brechungsverhaͤltniſſe in fluͤßigen Materien mit Huͤlfe zweener Glasmenisken, deren Zwiſchenraum mit Waſſer, Weingeiſt, Oel rc. ausgefuͤllt wird, unterſucht. Man findet aus der Brennweite ſolcher Glaͤſer das Brechungsverhaͤltniß der Materie, womit ſie gefuͤllt ſind, leicht. Euler (Mém. de Berlin 1762.) liefert Tabellen uͤber ſolche Verſuche, nach welchen unter den fluͤßigen Materien das Brechungsverhaͤltniß fuͤr deſtillirtes Waſſer das ſchwaͤchſte, das fuͤr Terpentinoͤl das ſtaͤrkſte iſt. Brunnenwaſſer bricht ſtaͤrker, als deſtillirtes, und ſeine Brechung iſt zwiſchen 1,336:1 und 1,337:1 enthalten. Salze im Waſſer aufgeloͤſet, vergroͤßern die Brechung. Er fand auch, daß ein erhitztes Glas ſtaͤrker als ein kaltes, hingegen kochendes Waſſer weniger, als kaltes, breche. Das letzte ſchien wenigſtens im Meniskus ſtatt zu finden, obgleich Euler ſelbſt bemerkt, daß aus den Umſtaͤnden des Verſuchs nichts allgemeines folge.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/446>, abgerufen am 23.11.2024.