Zeit des Fortgangs und von geringerm Widerstande im dichtern Mittel. Newton, Huygens und Euler entfernen die Idee von Widerstand gänzlich; es läst aber der erste die Bewegung im dichtern Mittel geschwinder, die beyden letztern lassen die Fortpflanzung der Schwingungen im dichtern und im weniger elastischen Mittel langsamer werden. Wäre es möglich, durch bestimmte Erfahrungen auszumachen, ob das Licht im Glase geschwinder oder langsamer fortgehe, als in der Luft, so würde sich hieraus zwischen Newtons und Eulers Theorien vom Lichte entscheiden lassen. Da die Brechung des Lichts der Brechung fester Körper in widerstehenden Mitteln (s. den vorhergehenden Artikel) der Richtung nach entgegengesetzt ist, so möchte sie wohl dieser letztern auch der Geschwindigkeit nach entgegengesetzt seyn; eine Vermuthung, die Newtons System begünstigt. Brechungsverhältnisse in verschiedenen Mitteln. Brechende Kraft.
Nach der Entdeckung des Gesetzes der Brechung war man bemüht, das Brechungsverhältniß in verschiednen Mitteln durch Versuche zu bestimmen. Boyle bemerkte dabey zuerst 1664, daß die Größe der Brechung sich nicht ganz nach der Dichte der brechenden Mittel richte, indem das Terpentinöl stärker breche, als das weit dichtere Salzwasser. Hawksbee untersuchte vermittelst eines Prisma die Brechung verschiedner Materien, und brachte seine Resultate in eine Tabelle, welche Priestley (Gesch. der Optik durch Klügel S. 129.) eingerückt hat. Nach diesen Versuchen wird in keiner flüßigen Materie das Licht so wenig, als im Wasser, gebrochen. Ueber die Brechung aus dem luftleeren Raume in Luft und Wasser stellten die Mitglieder der gelehrten Gesellschaften in England und Frankreich, vornehmlich Lowthorp und Cassini, seit 1698 Versuche mit Hülfe der Luftpumpe an, von welchen man, da die Boylische Leere nie vollkommen ist, keine genauen Resultate erwarten durfte.
Zeit des Fortgangs und von geringerm Widerſtande im dichtern Mittel. Newton, Huygens und Euler entfernen die Idee von Widerſtand gaͤnzlich; es laͤſt aber der erſte die Bewegung im dichtern Mittel geſchwinder, die beyden letztern laſſen die Fortpflanzung der Schwingungen im dichtern und im weniger elaſtiſchen Mittel langſamer werden. Waͤre es moͤglich, durch beſtimmte Erfahrungen auszumachen, ob das Licht im Glaſe geſchwinder oder langſamer fortgehe, als in der Luft, ſo wuͤrde ſich hieraus zwiſchen Newtons und Eulers Theorien vom Lichte entſcheiden laſſen. Da die Brechung des Lichts der Brechung feſter Koͤrper in widerſtehenden Mitteln (ſ. den vorhergehenden Artikel) der Richtung nach entgegengeſetzt iſt, ſo moͤchte ſie wohl dieſer letztern auch der Geſchwindigkeit nach entgegengeſetzt ſeyn; eine Vermuthung, die Newtons Syſtem beguͤnſtigt. Brechungsverhaͤltniſſe in verſchiedenen Mitteln. Brechende Kraft.
Nach der Entdeckung des Geſetzes der Brechung war man bemuͤht, das Brechungsverhaͤltniß in verſchiednen Mitteln durch Verſuche zu beſtimmen. Boyle bemerkte dabey zuerſt 1664, daß die Groͤße der Brechung ſich nicht ganz nach der Dichte der brechenden Mittel richte, indem das Terpentinoͤl ſtaͤrker breche, als das weit dichtere Salzwaſſer. Hawksbee unterſuchte vermittelſt eines Prisma die Brechung verſchiedner Materien, und brachte ſeine Reſultate in eine Tabelle, welche Prieſtley (Geſch. der Optik durch Kluͤgel S. 129.) eingeruͤckt hat. Nach dieſen Verſuchen wird in keiner fluͤßigen Materie das Licht ſo wenig, als im Waſſer, gebrochen. Ueber die Brechung aus dem luftleeren Raume in Luft und Waſſer ſtellten die Mitglieder der gelehrten Geſellſchaften in England und Frankreich, vornehmlich Lowthorp und Caſſini, ſeit 1698 Verſuche mit Huͤlfe der Luftpumpe an, von welchen man, da die Boyliſche Leere nie vollkommen iſt, keine genauen Reſultate erwarten durfte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0443"xml:id="P.1.429"n="429"/><lb/>
Zeit des Fortgangs und von geringerm Widerſtande im dichtern Mittel. <hirendition="#b">Newton, Huygens</hi> und <hirendition="#b">Euler</hi> entfernen die Idee von Widerſtand gaͤnzlich; es laͤſt aber der erſte die Bewegung im dichtern Mittel geſchwinder, die beyden letztern laſſen die Fortpflanzung der Schwingungen im dichtern und im weniger elaſtiſchen Mittel langſamer werden. Waͤre es moͤglich, durch beſtimmte Erfahrungen auszumachen, ob das Licht im Glaſe geſchwinder oder langſamer fortgehe, als in der Luft, ſo wuͤrde ſich hieraus zwiſchen Newtons und Eulers Theorien vom Lichte entſcheiden laſſen. Da die Brechung des Lichts der Brechung feſter Koͤrper in <hirendition="#b">widerſtehenden</hi> Mitteln (ſ. den vorhergehenden Artikel) der Richtung nach entgegengeſetzt iſt, ſo moͤchte ſie wohl dieſer letztern auch der Geſchwindigkeit nach entgegengeſetzt ſeyn; eine Vermuthung, die Newtons Syſtem beguͤnſtigt. <hirendition="#c"><hirendition="#b">Brechungsverhaͤltniſſe in verſchiedenen Mitteln. Brechende Kraft.</hi></hi></p><p>Nach der Entdeckung des Geſetzes der Brechung war man bemuͤht, das Brechungsverhaͤltniß in verſchiednen Mitteln durch Verſuche zu beſtimmen. <hirendition="#b">Boyle</hi> bemerkte dabey zuerſt 1664, daß die Groͤße der Brechung ſich nicht ganz nach der Dichte der brechenden Mittel richte, indem das Terpentinoͤl ſtaͤrker breche, als das weit dichtere Salzwaſſer. <hirendition="#b">Hawksbee</hi> unterſuchte vermittelſt eines Prisma die Brechung verſchiedner Materien, und brachte ſeine Reſultate in eine Tabelle, welche <hirendition="#b">Prieſtley</hi> (Geſch. der Optik durch Kluͤgel S. 129.) eingeruͤckt hat. Nach dieſen Verſuchen wird in keiner fluͤßigen Materie das Licht ſo wenig, als im Waſſer, gebrochen. Ueber die Brechung aus dem luftleeren Raume in Luft und Waſſer ſtellten die Mitglieder der gelehrten Geſellſchaften in England und Frankreich, vornehmlich <hirendition="#b">Lowthorp</hi> und <hirendition="#b">Caſſini,</hi>ſeit 1698 Verſuche mit Huͤlfe der Luftpumpe an, von welchen man, da die Boyliſche Leere nie vollkommen iſt, keine genauen Reſultate erwarten durfte.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[429/0443]
Zeit des Fortgangs und von geringerm Widerſtande im dichtern Mittel. Newton, Huygens und Euler entfernen die Idee von Widerſtand gaͤnzlich; es laͤſt aber der erſte die Bewegung im dichtern Mittel geſchwinder, die beyden letztern laſſen die Fortpflanzung der Schwingungen im dichtern und im weniger elaſtiſchen Mittel langſamer werden. Waͤre es moͤglich, durch beſtimmte Erfahrungen auszumachen, ob das Licht im Glaſe geſchwinder oder langſamer fortgehe, als in der Luft, ſo wuͤrde ſich hieraus zwiſchen Newtons und Eulers Theorien vom Lichte entſcheiden laſſen. Da die Brechung des Lichts der Brechung feſter Koͤrper in widerſtehenden Mitteln (ſ. den vorhergehenden Artikel) der Richtung nach entgegengeſetzt iſt, ſo moͤchte ſie wohl dieſer letztern auch der Geſchwindigkeit nach entgegengeſetzt ſeyn; eine Vermuthung, die Newtons Syſtem beguͤnſtigt. Brechungsverhaͤltniſſe in verſchiedenen Mitteln. Brechende Kraft.
Nach der Entdeckung des Geſetzes der Brechung war man bemuͤht, das Brechungsverhaͤltniß in verſchiednen Mitteln durch Verſuche zu beſtimmen. Boyle bemerkte dabey zuerſt 1664, daß die Groͤße der Brechung ſich nicht ganz nach der Dichte der brechenden Mittel richte, indem das Terpentinoͤl ſtaͤrker breche, als das weit dichtere Salzwaſſer. Hawksbee unterſuchte vermittelſt eines Prisma die Brechung verſchiedner Materien, und brachte ſeine Reſultate in eine Tabelle, welche Prieſtley (Geſch. der Optik durch Kluͤgel S. 129.) eingeruͤckt hat. Nach dieſen Verſuchen wird in keiner fluͤßigen Materie das Licht ſo wenig, als im Waſſer, gebrochen. Ueber die Brechung aus dem luftleeren Raume in Luft und Waſſer ſtellten die Mitglieder der gelehrten Geſellſchaften in England und Frankreich, vornehmlich Lowthorp und Caſſini, ſeit 1698 Verſuche mit Huͤlfe der Luftpumpe an, von welchen man, da die Boyliſche Leere nie vollkommen iſt, keine genauen Reſultate erwarten durfte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/443>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.