Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Aus dieser Hypothese folgert Mayer Größen der Abweichungen für verschiedene Orte der Erde, welche von den wirklich beobachteten nicht sehr unterschieden sind. So findet er z. B. die Abweichung für Paris 14° 2', für Berlin 12° 2' westlich, da man sie um das Jahr 1760 am ersten Orte gegen 18°, am zweyten 12° 40' gefunden hat. Nach Herrn Lichtenbergs richtigem Urtheile muß man eine solche Uebereinstimmung bewundern, wenn man bedenkt, was für unvollkommne Beobachtungen Mayer bey Festsetzung der Hauptgrößen seiner Hypothese zum Grunde legen mußte. Man kan also Mayers Erklärung wenigstens als eine gute Vorstellungsart von der Ursache der Abweichungen gelten lassen, um in Zukunft mehrere Beobachtungen damit zu vergleichen, und sie nach denselben zu berichtigen, und zu prüfen. Es ist nicht zu zweifeln, daß man durch häufigere und genauere Beobachtungen mehr Licht über die Ursachen der Abweichungen erhalten werde, wenn man auf dem von Halley, Euler und Mayer vorgezeichneten Wege fortgehen wird, auf welchem Geometrie und Analysis so wirksame Unterstützungen darbieten. Man hat kugelrunde Magnete unter dem Namen der Terrellen (terrellae) gemacht, um durch Beobachtung der Stellungen des Compasses an verschiedenen Punkten derselben, die Phänomene der Abweichung an verschiedenen Stellen der Erde zu erklären. Sie haben aber noch wenig Dienste geleistet. Zwar versichert Adams (Essay
Aus dieſer Hypotheſe folgert Mayer Groͤßen der Abweichungen fuͤr verſchiedene Orte der Erde, welche von den wirklich beobachteten nicht ſehr unterſchieden ſind. So findet er z. B. die Abweichung fuͤr Paris 14° 2′, fuͤr Berlin 12° 2′ weſtlich, da man ſie um das Jahr 1760 am erſten Orte gegen 18°, am zweyten 12° 40′ gefunden hat. Nach Herrn Lichtenbergs richtigem Urtheile muß man eine ſolche Uebereinſtimmung bewundern, wenn man bedenkt, was fuͤr unvollkommne Beobachtungen Mayer bey Feſtſetzung der Hauptgroͤßen ſeiner Hypotheſe zum Grunde legen mußte. Man kan alſo Mayers Erklaͤrung wenigſtens als eine gute Vorſtellungsart von der Urſache der Abweichungen gelten laſſen, um in Zukunft mehrere Beobachtungen damit zu vergleichen, und ſie nach denſelben zu berichtigen, und zu pruͤfen. Es iſt nicht zu zweifeln, daß man durch haͤufigere und genauere Beobachtungen mehr Licht uͤber die Urſachen der Abweichungen erhalten werde, wenn man auf dem von Halley, Euler und Mayer vorgezeichneten Wege fortgehen wird, auf welchem Geometrie und Analyſis ſo wirkſame Unterſtuͤtzungen darbieten. Man hat kugelrunde Magnete unter dem Namen der Terrellen (terrellae) gemacht, um durch Beobachtung der Stellungen des Compaſſes an verſchiedenen Punkten derſelben, die Phaͤnomene der Abweichung an verſchiedenen Stellen der Erde zu erklaͤren. Sie haben aber noch wenig Dienſte geleiſtet. Zwar verſichert Adams (Eſſay <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" xml:id="P.1.30" n="30"/><lb/> entferne ſich jaͤhrlich etwa um (1/1000) des Halbmeſſers der Erde von dem Mittelpunkte derfelben, wodurch die Laͤnge des erſtgedachten Durchſchnittspunktes jaͤhrlich um 8, die Breite um 14 Minuten abnehme. Es habe dieſer Magnet zween Pole: ſeine Axe ſtehe ſenkrecht auf der von ihm in den Mittelpunkt der Erde gezognen Linie, und liege in einer Ebne, welche mit der Ebne des Meridians, in welchem jene nach dem Mittelpunkte gezogene Linie liege, einen Winkel von 11 1/2 Grad, und zwar bey uns nach Oſten zu, mache, Auch wachſe dieſer Winkel jaͤhrlich etwa um 8 1/4 Minuten. Die Totalkraft dieſes in der Erde liegenden Magneten verhalte ſich verkehrt, wie der Wuͤrfel der Entfernung.</p> <p>Aus dieſer Hypotheſe folgert <hi rendition="#b">Mayer</hi> Groͤßen der Abweichungen fuͤr verſchiedene Orte der Erde, welche von den wirklich beobachteten nicht ſehr unterſchieden ſind. So findet er z. B. die Abweichung fuͤr Paris 14° 2′, fuͤr Berlin 12° 2′ weſtlich, da man ſie um das Jahr 1760 am erſten Orte gegen 18°, am zweyten 12° 40′ gefunden hat. Nach Herrn <hi rendition="#b">Lichtenbergs</hi> richtigem Urtheile muß man eine ſolche Uebereinſtimmung bewundern, wenn man bedenkt, was fuͤr unvollkommne Beobachtungen <hi rendition="#b">Mayer</hi> bey Feſtſetzung der Hauptgroͤßen ſeiner Hypotheſe zum Grunde legen mußte. Man kan alſo Mayers Erklaͤrung wenigſtens als eine gute Vorſtellungsart von der Urſache der Abweichungen gelten laſſen, um in Zukunft mehrere Beobachtungen damit zu vergleichen, und ſie nach denſelben zu berichtigen, und zu pruͤfen. Es iſt nicht zu zweifeln, daß man durch haͤufigere und genauere Beobachtungen mehr Licht uͤber die Urſachen der Abweichungen erhalten werde, wenn man auf dem von Halley, Euler und Mayer vorgezeichneten Wege fortgehen wird, auf welchem Geometrie und Analyſis ſo wirkſame Unterſtuͤtzungen darbieten.</p> <p>Man hat kugelrunde Magnete unter dem Namen der <hi rendition="#b">Terrellen</hi> <hi rendition="#aq">(terrellae)</hi> gemacht, um durch Beobachtung der Stellungen des Compaſſes an verſchiedenen Punkten derſelben, die Phaͤnomene der Abweichung an verſchiedenen Stellen der Erde zu erklaͤren. Sie haben aber noch wenig Dienſte geleiſtet. Zwar verſichert <hi rendition="#b">Adams</hi> (<hi rendition="#aq">Eſſay<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0044]
entferne ſich jaͤhrlich etwa um (1/1000) des Halbmeſſers der Erde von dem Mittelpunkte derfelben, wodurch die Laͤnge des erſtgedachten Durchſchnittspunktes jaͤhrlich um 8, die Breite um 14 Minuten abnehme. Es habe dieſer Magnet zween Pole: ſeine Axe ſtehe ſenkrecht auf der von ihm in den Mittelpunkt der Erde gezognen Linie, und liege in einer Ebne, welche mit der Ebne des Meridians, in welchem jene nach dem Mittelpunkte gezogene Linie liege, einen Winkel von 11 1/2 Grad, und zwar bey uns nach Oſten zu, mache, Auch wachſe dieſer Winkel jaͤhrlich etwa um 8 1/4 Minuten. Die Totalkraft dieſes in der Erde liegenden Magneten verhalte ſich verkehrt, wie der Wuͤrfel der Entfernung.
Aus dieſer Hypotheſe folgert Mayer Groͤßen der Abweichungen fuͤr verſchiedene Orte der Erde, welche von den wirklich beobachteten nicht ſehr unterſchieden ſind. So findet er z. B. die Abweichung fuͤr Paris 14° 2′, fuͤr Berlin 12° 2′ weſtlich, da man ſie um das Jahr 1760 am erſten Orte gegen 18°, am zweyten 12° 40′ gefunden hat. Nach Herrn Lichtenbergs richtigem Urtheile muß man eine ſolche Uebereinſtimmung bewundern, wenn man bedenkt, was fuͤr unvollkommne Beobachtungen Mayer bey Feſtſetzung der Hauptgroͤßen ſeiner Hypotheſe zum Grunde legen mußte. Man kan alſo Mayers Erklaͤrung wenigſtens als eine gute Vorſtellungsart von der Urſache der Abweichungen gelten laſſen, um in Zukunft mehrere Beobachtungen damit zu vergleichen, und ſie nach denſelben zu berichtigen, und zu pruͤfen. Es iſt nicht zu zweifeln, daß man durch haͤufigere und genauere Beobachtungen mehr Licht uͤber die Urſachen der Abweichungen erhalten werde, wenn man auf dem von Halley, Euler und Mayer vorgezeichneten Wege fortgehen wird, auf welchem Geometrie und Analyſis ſo wirkſame Unterſtuͤtzungen darbieten.
Man hat kugelrunde Magnete unter dem Namen der Terrellen (terrellae) gemacht, um durch Beobachtung der Stellungen des Compaſſes an verſchiedenen Punkten derſelben, die Phaͤnomene der Abweichung an verſchiedenen Stellen der Erde zu erklaͤren. Sie haben aber noch wenig Dienſte geleiſtet. Zwar verſichert Adams (Eſſay
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