Herzkammer bringt. Aus dieser wird es in die große Pulsader (aorta) gespritzt, welche sich in zween Aeste vertheilet, deren einer das Blut zum Kopfe, der andere zu den untern Theilen des Körpers führt. Aus beyden Aesten entspringen kleinere, die sich in immer kleinere vertheilen. Aus diesen kleinern Pulsäderchen kömmt das Blut in kleine Blutäderchen, und aus diesen immer in größere, bis es endlich durch die große Hohlader wieder in die rechte Herzkammer gebracht wird. Dieser Kreislauf des Bluts ist von Harvey(De motu cordis et sanguinis, Frf. 1628. 4.) zuerst richtig und durch Versuche erwiesen worden. Er wird durch die Zusammenziehung des Herzens bewirkt, dessen Muskelfasern durch die Anfüllung mit Blut gereizt, sich vielleicht vermöge ihrer Reizbarkeit und der Mitwitkung der Herznerven zusammenziehen; die Erweiterung des Herzens ist vielleicht eine blos mechanische Wirkung der Anhäufung des Blutes. Den Kreislauf befördern die Mitwirkung der Schlagadern, die Klappen der Blutadern und die Bewegung der Muskeln. Genauere Erklärungen hievon und von der Verschiedenheit dieses Kreislaufs bey den verschiedenen Classen der Thiere findet man in den Lehrbüchern der Anatomie, Physiologie und Naturgeschichte.
Mit dem Kreislaufe des Bluts ist das Athemholen unmittelbar und nothwendig verbunden, so wie auch die Verschiedenheit des Kreislaufs bey den Classen der Thiere mit der verschiedenen Bildung der Luftwerkzeuge in Verbindung steht. Worinn die Wirkung der Luft auf das Blut eigentlich bestehe, ist wohl noch nicht mit völliger Gewißheit entschieden. Man findet die wahrscheinlichsten Vermuthungen hierüber bey dem Worte: Athmen. Priestley's Versuche und Crawford's Theorie der Wärme vereinigen sich dahin, daß die Luft dem Blute in den Lungen Wärme mittheile und Phlogiston entziehe, und daß diese Befreyung vom Phlogiston die Hauptursache der röthern Farbe sey, welche das Blut in den Lungen annimmt, und in den Schlagadern zeiget, obgleich Hewson(Phil. Trans. Vol. LX. p. 368.) die Entstehung der röthern
Herzkammer bringt. Aus dieſer wird es in die große Pulsader (aorta) geſpritzt, welche ſich in zween Aeſte vertheilet, deren einer das Blut zum Kopfe, der andere zu den untern Theilen des Koͤrpers fuͤhrt. Aus beyden Aeſten entſpringen kleinere, die ſich in immer kleinere vertheilen. Aus dieſen kleinern Pulsaͤderchen koͤmmt das Blut in kleine Blutaͤderchen, und aus dieſen immer in groͤßere, bis es endlich durch die große Hohlader wieder in die rechte Herzkammer gebracht wird. Dieſer Kreislauf des Bluts iſt von Harvey(De motu cordis et ſanguinis, Frf. 1628. 4.) zuerſt richtig und durch Verſuche erwieſen worden. Er wird durch die Zuſammenziehung des Herzens bewirkt, deſſen Muskelfaſern durch die Anfuͤllung mit Blut gereizt, ſich vielleicht vermoͤge ihrer Reizbarkeit und der Mitwitkung der Herznerven zuſammenziehen; die Erweiterung des Herzens iſt vielleicht eine blos mechaniſche Wirkung der Anhaͤufung des Blutes. Den Kreislauf befoͤrdern die Mitwirkung der Schlagadern, die Klappen der Blutadern und die Bewegung der Muskeln. Genauere Erklaͤrungen hievon und von der Verſchiedenheit dieſes Kreislaufs bey den verſchiedenen Claſſen der Thiere findet man in den Lehrbuͤchern der Anatomie, Phyſiologie und Naturgeſchichte.
Mit dem Kreislaufe des Bluts iſt das Athemholen unmittelbar und nothwendig verbunden, ſo wie auch die Verſchiedenheit des Kreislaufs bey den Claſſen der Thiere mit der verſchiedenen Bildung der Luftwerkzeuge in Verbindung ſteht. Worinn die Wirkung der Luft auf das Blut eigentlich beſtehe, iſt wohl noch nicht mit voͤlliger Gewißheit entſchieden. Man findet die wahrſcheinlichſten Vermuthungen hieruͤber bey dem Worte: Athmen. Prieſtley's Verſuche und Crawford's Theorie der Waͤrme vereinigen ſich dahin, daß die Luft dem Blute in den Lungen Waͤrme mittheile und Phlogiſton entziehe, und daß dieſe Befreyung vom Phlogiſton die Haupturſache der roͤthern Farbe ſey, welche das Blut in den Lungen annimmt, und in den Schlagadern zeiget, obgleich Hewſon(Phil. Trans. Vol. LX. p. 368.) die Entſtehung der roͤthern
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Herzkammer bringt. Aus dieſer wird es in die große Pulsader (aorta) geſpritzt, welche ſich in zween Aeſte vertheilet, deren einer das Blut zum Kopfe, der andere zu den untern Theilen des Koͤrpers fuͤhrt. Aus beyden Aeſten entſpringen kleinere, die ſich in immer kleinere vertheilen. Aus dieſen kleinern Pulsaͤderchen koͤmmt das Blut in kleine Blutaͤderchen, und aus dieſen immer in groͤßere, bis es endlich durch die große Hohlader wieder in die rechte Herzkammer gebracht wird. Dieſer Kreislauf des Bluts iſt von Harvey (De motu cordis et ſanguinis, Frf. 1628. 4.) zuerſt richtig und durch Verſuche erwieſen worden. Er wird durch die Zuſammenziehung des Herzens bewirkt, deſſen Muskelfaſern durch die Anfuͤllung mit Blut gereizt, ſich vielleicht vermoͤge ihrer Reizbarkeit und der Mitwitkung der Herznerven zuſammenziehen; die Erweiterung des Herzens iſt vielleicht eine blos mechaniſche Wirkung der Anhaͤufung des Blutes. Den Kreislauf befoͤrdern die Mitwirkung der Schlagadern, die Klappen der Blutadern und die Bewegung der Muskeln. Genauere Erklaͤrungen hievon und von der Verſchiedenheit dieſes Kreislaufs bey den verſchiedenen Claſſen der Thiere findet man in den Lehrbuͤchern der Anatomie, Phyſiologie und Naturgeſchichte.
Mit dem Kreislaufe des Bluts iſt das Athemholen unmittelbar und nothwendig verbunden, ſo wie auch die Verſchiedenheit des Kreislaufs bey den Claſſen der Thiere mit der verſchiedenen Bildung der Luftwerkzeuge in Verbindung ſteht. Worinn die Wirkung der Luft auf das Blut eigentlich beſtehe, iſt wohl noch nicht mit voͤlliger Gewißheit entſchieden. Man findet die wahrſcheinlichſten Vermuthungen hieruͤber bey dem Worte: Athmen. Prieſtley's Verſuche und Crawford's Theorie der Waͤrme vereinigen ſich dahin, daß die Luft dem Blute in den Lungen Waͤrme mittheile und Phlogiſton entziehe, und daß dieſe Befreyung vom Phlogiſton die Haupturſache der roͤthern Farbe ſey, welche das Blut in den Lungen annimmt, und in den Schlagadern zeiget, obgleich Hewſon (Phil. Trans. Vol. LX. p. 368.) die Entſtehung der roͤthern
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/417>, abgerufen am 24.11.2024.
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