Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Edward Nairne hat dagegen (Phil. Trans. Vol. LXVIII. p. 823. sqq. und übers. in d. Leipz. Samml. zur Physik und Naturg. II. B. 4 St. S. 458 u. f.) eine andere Reihe von Versuchen aufgestellt, welche zwar mit aller Bescheidenheit der wahren Philosophie nur in einem kleinen Zimmer, aber mit der richtigsten Anordnung, Genauigkeit und Vorsicht angestellt sind. Diese Versuche lehren, daß unbewegte Wolken auf zugespitzte Stangen gar nicht, auf stumpfe in desto größern Weiten schlagen, je stumpfer das Ende der Stangen ist, daß spitzige Stangen hiebey desto mehr schützen, je weiter sie hervorragen, auch die Elektricität auf eine weit größere Weite stillschweigend ausziehen, als stumpfe rc. Ein abgestumpftes Metall oder eine Kugel von 1 Zoll Durchmesser erhielt Funken bis auf 2 Zoll Distanz. In Distanzen von 2--10 Zoll brach kein Funken aus. In Distanzen von 10--16 Zoll entstanden wieder Funken. Dieses Außenbleiben der Funken und ihr Wiederkommen in einer größern Distanz hat schon Groß bemerkt (Elektrische Pausen, Leipz. 1776. 8.). Es scheint demnach, daß Kugeln und kegelförmige Dächer aus sehr großen Entfernungen können getroffen werden. Bewegliche Wolken werden von zugespitzten Stangen gar nicht angezogen; Kugeln hingegen ziehen dieselben gegen sich, bis ein Schlag erfolgt. Spitzen verhindern sogar die von den Kugeln bewirkte Anziehung der Wolken. Spitzige Stangen berauben die beweglichen Wolken, welche von andern geladen werden, ihrer Elektricität stillschweigend; Kugeln hingegen ziehen die Wolken gegen sich, entladen sie durch einen Schlag, und machen sie
Edward Nairne hat dagegen (Phil. Trans. Vol. LXVIII. p. 823. ſqq. und uͤberſ. in d. Leipz. Samml. zur Phyſik und Naturg. II. B. 4 St. S. 458 u. f.) eine andere Reihe von Verſuchen aufgeſtellt, welche zwar mit aller Beſcheidenheit der wahren Philoſophie nur in einem kleinen Zimmer, aber mit der richtigſten Anordnung, Genauigkeit und Vorſicht angeſtellt ſind. Dieſe Verſuche lehren, daß unbewegte Wolken auf zugeſpitzte Stangen gar nicht, auf ſtumpfe in deſto groͤßern Weiten ſchlagen, je ſtumpfer das Ende der Stangen iſt, daß ſpitzige Stangen hiebey deſto mehr ſchuͤtzen, je weiter ſie hervorragen, auch die Elektricitaͤt auf eine weit groͤßere Weite ſtillſchweigend ausziehen, als ſtumpfe rc. Ein abgeſtumpftes Metall oder eine Kugel von 1 Zoll Durchmeſſer erhielt Funken bis auf 2 Zoll Diſtanz. In Diſtanzen von 2—10 Zoll brach kein Funken aus. In Diſtanzen von 10—16 Zoll entſtanden wieder Funken. Dieſes Außenbleiben der Funken und ihr Wiederkommen in einer groͤßern Diſtanz hat ſchon Groß bemerkt (Elektriſche Pauſen, Leipz. 1776. 8.). Es ſcheint demnach, daß Kugeln und kegelfoͤrmige Daͤcher aus ſehr großen Entfernungen koͤnnen getroffen werden. Bewegliche Wolken werden von zugeſpitzten Stangen gar nicht angezogen; Kugeln hingegen ziehen dieſelben gegen ſich, bis ein Schlag erfolgt. Spitzen verhindern ſogar die von den Kugeln bewirkte Anziehung der Wolken. Spitzige Stangen berauben die beweglichen Wolken, welche von andern geladen werden, ihrer Elektricitaͤt ſtillſchweigend; Kugeln hingegen ziehen die Wolken gegen ſich, entladen ſie durch einen Schlag, und machen ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0407" xml:id="P.1.393" n="393"/><lb/> vom Schlage getroffen werden, als die Kugeln, daß alſo die Spitzen zwar eine einzige und ſtillſtehende Wolke ſtillſchweigend entladen, aber bey <hi rendition="#b">bewegten</hi> oder <hi rendition="#b">gegeneinander ſchlagenden</hi> Wolken dem Schlage mehr, als ſtumpfgeendete Ableiter, ausgeſetzt ſind <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LXVII. p. 239. ſq.).</hi> Dieſe Verſuche bewogen den Koͤnig, welcher dabey gegenwaͤrtig war, die ſpitzigen Ableiter auf dem Pallaſte im Park zu St. Iames mit Kugeln verſehen, und bis unter die Schorſteine erniedrigen zu laſſen.</p> <p><hi rendition="#b">Edward Nairne</hi> hat dagegen (<hi rendition="#aq">Phil. Trans. Vol. LXVIII. p. 823. ſqq.</hi> und uͤberſ. in d. Leipz. Samml. zur Phyſik und Naturg. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 4 St. S. 458 u. f.) eine andere Reihe von Verſuchen aufgeſtellt, welche zwar mit aller Beſcheidenheit der wahren Philoſophie nur in einem kleinen Zimmer, aber mit der richtigſten Anordnung, Genauigkeit und Vorſicht angeſtellt ſind. Dieſe Verſuche lehren, daß <hi rendition="#b">unbewegte</hi> Wolken auf zugeſpitzte Stangen gar nicht, auf ſtumpfe in deſto groͤßern Weiten ſchlagen, je ſtumpfer das Ende der Stangen iſt, daß ſpitzige Stangen hiebey deſto mehr ſchuͤtzen, je weiter ſie hervorragen, auch die Elektricitaͤt auf eine weit groͤßere Weite ſtillſchweigend ausziehen, als ſtumpfe rc. Ein abgeſtumpftes Metall oder eine Kugel von 1 Zoll Durchmeſſer erhielt Funken bis auf 2 Zoll Diſtanz. In Diſtanzen von 2—10 Zoll brach kein Funken aus. In Diſtanzen von 10—16 Zoll entſtanden wieder Funken. Dieſes Außenbleiben der Funken und ihr Wiederkommen in einer groͤßern Diſtanz hat ſchon <hi rendition="#b">Groß</hi> bemerkt (Elektriſche Pauſen, Leipz. 1776. 8.). Es ſcheint demnach, daß Kugeln und kegelfoͤrmige Daͤcher aus ſehr großen Entfernungen koͤnnen getroffen werden. <hi rendition="#b">Bewegliche</hi> Wolken werden von zugeſpitzten Stangen gar nicht angezogen; Kugeln hingegen ziehen dieſelben gegen ſich, bis ein Schlag erfolgt. Spitzen verhindern ſogar die von den Kugeln bewirkte Anziehung der Wolken. Spitzige Stangen berauben die beweglichen Wolken, welche von andern geladen werden, ihrer Elektricitaͤt ſtillſchweigend; Kugeln hingegen ziehen die Wolken gegen ſich, entladen ſie durch einen Schlag, und machen ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0407]
vom Schlage getroffen werden, als die Kugeln, daß alſo die Spitzen zwar eine einzige und ſtillſtehende Wolke ſtillſchweigend entladen, aber bey bewegten oder gegeneinander ſchlagenden Wolken dem Schlage mehr, als ſtumpfgeendete Ableiter, ausgeſetzt ſind (Philoſ. Trans. Vol. LXVII. p. 239. ſq.). Dieſe Verſuche bewogen den Koͤnig, welcher dabey gegenwaͤrtig war, die ſpitzigen Ableiter auf dem Pallaſte im Park zu St. Iames mit Kugeln verſehen, und bis unter die Schorſteine erniedrigen zu laſſen.
Edward Nairne hat dagegen (Phil. Trans. Vol. LXVIII. p. 823. ſqq. und uͤberſ. in d. Leipz. Samml. zur Phyſik und Naturg. II. B. 4 St. S. 458 u. f.) eine andere Reihe von Verſuchen aufgeſtellt, welche zwar mit aller Beſcheidenheit der wahren Philoſophie nur in einem kleinen Zimmer, aber mit der richtigſten Anordnung, Genauigkeit und Vorſicht angeſtellt ſind. Dieſe Verſuche lehren, daß unbewegte Wolken auf zugeſpitzte Stangen gar nicht, auf ſtumpfe in deſto groͤßern Weiten ſchlagen, je ſtumpfer das Ende der Stangen iſt, daß ſpitzige Stangen hiebey deſto mehr ſchuͤtzen, je weiter ſie hervorragen, auch die Elektricitaͤt auf eine weit groͤßere Weite ſtillſchweigend ausziehen, als ſtumpfe rc. Ein abgeſtumpftes Metall oder eine Kugel von 1 Zoll Durchmeſſer erhielt Funken bis auf 2 Zoll Diſtanz. In Diſtanzen von 2—10 Zoll brach kein Funken aus. In Diſtanzen von 10—16 Zoll entſtanden wieder Funken. Dieſes Außenbleiben der Funken und ihr Wiederkommen in einer groͤßern Diſtanz hat ſchon Groß bemerkt (Elektriſche Pauſen, Leipz. 1776. 8.). Es ſcheint demnach, daß Kugeln und kegelfoͤrmige Daͤcher aus ſehr großen Entfernungen koͤnnen getroffen werden. Bewegliche Wolken werden von zugeſpitzten Stangen gar nicht angezogen; Kugeln hingegen ziehen dieſelben gegen ſich, bis ein Schlag erfolgt. Spitzen verhindern ſogar die von den Kugeln bewirkte Anziehung der Wolken. Spitzige Stangen berauben die beweglichen Wolken, welche von andern geladen werden, ihrer Elektricitaͤt ſtillſchweigend; Kugeln hingegen ziehen die Wolken gegen ſich, entladen ſie durch einen Schlag, und machen ſie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |