oder sich nahe an eine Wand, in die Ecken der Zimmer, unte Thürgerüste, Thorwege u. dgl. stellen. Doch macht der Blitz, um Menschen seitwärts zu treffen, nie einen weiten Absprung von andern Körpern durch die Luft. Abgesondertes Metall am Leibe getragen, kan den Sprung noch etwas weiter herbeyführen. Ununterbrochnes in einer Strecke fortgehendes Metall schützt vielmehr den Menschen; denn der Blitz verläst es nie, springt auch, wo es aufhört, eher durch die Luft auf anderes nahes Metall, als auf den Menschen. Goldne Tressen, auch nasse Kleider, können daher bisweilen dienen, den Stral leichter an der Oberfläche der Kleidung hinzuleiten. Von Holz und Steinen springt der Blitz sehr leicht auf den menschlichen Körper ab; auch trockne Kleidungen von Seide, Wolle, Haaren, Leder werden durchlöchert, und veranlassen, daß die Beschädigung mehr den Körper trift. Doch dringt der Blitz nicht in den Körper ein, und alle Besichtigungen von Erschlagnen lehren, daß nie innerliche Theile zerrissen oder von der Flamme versengt sind. Ganz ungegründet sind die alten Erzählungen von Zerschmetterung der Knochen, und was man etwa ähnliches in den Erfahrungen antrift, läst sich leichter aus Beschädigung durchs Umfallen u. dgl. erklären. Vielmehr zeigen fast alle Beyspiele, daß der Blitz zwischen der Oberfläche des Körpers und den Kleidern hingehe, und am Körper Brandflecke, Blasen und Rinden, auch durch den Druck Stockung, Lähmung und Unempfindlichkeit der getroffenen Theile, besonders aber die stärksten Verletzungen beym Zu- und Abspringen und beym Widerstande der Kleider veranlasse. Verbrennung zu Asche findet man in keiner zuverläßigen Erfahrung über die vom Blitz Getödteten. Ihr Tod scheint vielmehr von der heftigen Erschütterung des Gehirns und der Nerven beym Zusprunge des Blitzes herzurühren, besonders wenn der Stral den Kopf getroffen hat. Auch Nebenstehende, die der Blitz nicht berührt, werden oft sinnlos zu Boden geworfen, und fühlen heftige Erschütterungen des Rückenmarks. Schon der Stoß der explodirenden Luft kan im Körper die gewaltsamsten Wirkungen hervorbringen.
oder ſich nahe an eine Wand, in die Ecken der Zimmer, unte Thuͤrgeruͤſte, Thorwege u. dgl. ſtellen. Doch macht der Blitz, um Menſchen ſeitwaͤrts zu treffen, nie einen weiten Abſprung von andern Koͤrpern durch die Luft. Abgeſondertes Metall am Leibe getragen, kan den Sprung noch etwas weiter herbeyfuͤhren. Ununterbrochnes in einer Strecke fortgehendes Metall ſchuͤtzt vielmehr den Menſchen; denn der Blitz verlaͤſt es nie, ſpringt auch, wo es aufhoͤrt, eher durch die Luft auf anderes nahes Metall, als auf den Menſchen. Goldne Treſſen, auch naſſe Kleider, koͤnnen daher bisweilen dienen, den Stral leichter an der Oberflaͤche der Kleidung hinzuleiten. Von Holz und Steinen ſpringt der Blitz ſehr leicht auf den menſchlichen Koͤrper ab; auch trockne Kleidungen von Seide, Wolle, Haaren, Leder werden durchloͤchert, und veranlaſſen, daß die Beſchaͤdigung mehr den Koͤrper trift. Doch dringt der Blitz nicht in den Koͤrper ein, und alle Beſichtigungen von Erſchlagnen lehren, daß nie innerliche Theile zerriſſen oder von der Flamme verſengt ſind. Ganz ungegruͤndet ſind die alten Erzaͤhlungen von Zerſchmetterung der Knochen, und was man etwa aͤhnliches in den Erfahrungen antrift, laͤſt ſich leichter aus Beſchaͤdigung durchs Umfallen u. dgl. erklaͤren. Vielmehr zeigen faſt alle Beyſpiele, daß der Blitz zwiſchen der Oberflaͤche des Koͤrpers und den Kleidern hingehe, und am Koͤrper Brandflecke, Blaſen und Rinden, auch durch den Druck Stockung, Laͤhmung und Unempfindlichkeit der getroffenen Theile, beſonders aber die ſtaͤrkſten Verletzungen beym Zu- und Abſpringen und beym Widerſtande der Kleider veranlaſſe. Verbrennung zu Aſche findet man in keiner zuverlaͤßigen Erfahrung uͤber die vom Blitz Getoͤdteten. Ihr Tod ſcheint vielmehr von der heftigen Erſchuͤtterung des Gehirns und der Nerven beym Zuſprunge des Blitzes herzuruͤhren, beſonders wenn der Stral den Kopf getroffen hat. Auch Nebenſtehende, die der Blitz nicht beruͤhrt, werden oft ſinnlos zu Boden geworfen, und fuͤhlen heftige Erſchuͤtterungen des Ruͤckenmarks. Schon der Stoß der explodirenden Luft kan im Koͤrper die gewaltſamſten Wirkungen hervorbringen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0395"xml:id="P.1.381"n="381"/><lb/>
oder ſich nahe an eine Wand, in die Ecken der Zimmer, unte Thuͤrgeruͤſte, Thorwege u. dgl. ſtellen. Doch macht der Blitz, um Menſchen ſeitwaͤrts zu treffen, nie einen <hirendition="#b">weiten</hi> Abſprung von andern Koͤrpern durch die Luft. Abgeſondertes Metall am Leibe getragen, kan den Sprung noch etwas weiter herbeyfuͤhren. Ununterbrochnes in einer Strecke fortgehendes Metall ſchuͤtzt vielmehr den Menſchen; denn der Blitz verlaͤſt es nie, ſpringt auch, wo es aufhoͤrt, eher durch die Luft auf anderes nahes Metall, als auf den Menſchen. Goldne Treſſen, auch naſſe Kleider, koͤnnen daher bisweilen dienen, den Stral leichter an der Oberflaͤche der Kleidung hinzuleiten. Von Holz und Steinen ſpringt der Blitz ſehr leicht auf den menſchlichen Koͤrper ab; auch trockne Kleidungen von Seide, Wolle, Haaren, Leder werden durchloͤchert, und veranlaſſen, daß die Beſchaͤdigung mehr den Koͤrper trift. Doch dringt der Blitz nicht in den Koͤrper ein, und alle Beſichtigungen von Erſchlagnen lehren, daß nie innerliche Theile zerriſſen oder von der Flamme verſengt ſind. Ganz ungegruͤndet ſind die alten Erzaͤhlungen von Zerſchmetterung der Knochen, und was man etwa aͤhnliches in den Erfahrungen antrift, laͤſt ſich leichter aus Beſchaͤdigung durchs Umfallen u. dgl. erklaͤren. Vielmehr zeigen faſt alle Beyſpiele, daß der Blitz zwiſchen der Oberflaͤche des Koͤrpers und den Kleidern hingehe, und am Koͤrper Brandflecke, Blaſen und Rinden, auch durch den Druck Stockung, Laͤhmung und Unempfindlichkeit der getroffenen Theile, beſonders aber die ſtaͤrkſten Verletzungen beym Zu- und Abſpringen und beym Widerſtande der Kleider veranlaſſe. Verbrennung zu Aſche findet man in keiner zuverlaͤßigen Erfahrung uͤber die vom Blitz Getoͤdteten. Ihr Tod ſcheint vielmehr von der heftigen Erſchuͤtterung des Gehirns und der Nerven beym Zuſprunge des Blitzes herzuruͤhren, beſonders wenn der Stral den Kopf getroffen hat. Auch Nebenſtehende, die der Blitz nicht beruͤhrt, werden oft ſinnlos zu Boden geworfen, und fuͤhlen heftige Erſchuͤtterungen des Ruͤckenmarks. Schon der Stoß der explodirenden Luft kan im Koͤrper die gewaltſamſten Wirkungen hervorbringen.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[381/0395]
oder ſich nahe an eine Wand, in die Ecken der Zimmer, unte Thuͤrgeruͤſte, Thorwege u. dgl. ſtellen. Doch macht der Blitz, um Menſchen ſeitwaͤrts zu treffen, nie einen weiten Abſprung von andern Koͤrpern durch die Luft. Abgeſondertes Metall am Leibe getragen, kan den Sprung noch etwas weiter herbeyfuͤhren. Ununterbrochnes in einer Strecke fortgehendes Metall ſchuͤtzt vielmehr den Menſchen; denn der Blitz verlaͤſt es nie, ſpringt auch, wo es aufhoͤrt, eher durch die Luft auf anderes nahes Metall, als auf den Menſchen. Goldne Treſſen, auch naſſe Kleider, koͤnnen daher bisweilen dienen, den Stral leichter an der Oberflaͤche der Kleidung hinzuleiten. Von Holz und Steinen ſpringt der Blitz ſehr leicht auf den menſchlichen Koͤrper ab; auch trockne Kleidungen von Seide, Wolle, Haaren, Leder werden durchloͤchert, und veranlaſſen, daß die Beſchaͤdigung mehr den Koͤrper trift. Doch dringt der Blitz nicht in den Koͤrper ein, und alle Beſichtigungen von Erſchlagnen lehren, daß nie innerliche Theile zerriſſen oder von der Flamme verſengt ſind. Ganz ungegruͤndet ſind die alten Erzaͤhlungen von Zerſchmetterung der Knochen, und was man etwa aͤhnliches in den Erfahrungen antrift, laͤſt ſich leichter aus Beſchaͤdigung durchs Umfallen u. dgl. erklaͤren. Vielmehr zeigen faſt alle Beyſpiele, daß der Blitz zwiſchen der Oberflaͤche des Koͤrpers und den Kleidern hingehe, und am Koͤrper Brandflecke, Blaſen und Rinden, auch durch den Druck Stockung, Laͤhmung und Unempfindlichkeit der getroffenen Theile, beſonders aber die ſtaͤrkſten Verletzungen beym Zu- und Abſpringen und beym Widerſtande der Kleider veranlaſſe. Verbrennung zu Aſche findet man in keiner zuverlaͤßigen Erfahrung uͤber die vom Blitz Getoͤdteten. Ihr Tod ſcheint vielmehr von der heftigen Erſchuͤtterung des Gehirns und der Nerven beym Zuſprunge des Blitzes herzuruͤhren, beſonders wenn der Stral den Kopf getroffen hat. Auch Nebenſtehende, die der Blitz nicht beruͤhrt, werden oft ſinnlos zu Boden geworfen, und fuͤhlen heftige Erſchuͤtterungen des Ruͤckenmarks. Schon der Stoß der explodirenden Luft kan im Koͤrper die gewaltſamſten Wirkungen hervorbringen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/395>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.