Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Bey den häufigen Versuchen, welche man seit dem Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts über die Elektricität angestellt hat, ist das elektrische Licht von Mehrern mit dem Blitze verglichen worden. D. Wall (Phil. Trans. Vol. XXVI. for 1708. no. 314.) bemerkt schon, das Licht und Knistern des geriebenen Bernsteins sey dem Blitze und Donner ähnlich, ohne jedoch diese Aehnlichkeit weiter, als bis auf den äußern Schein zu treiben. Nollet (Lecons de Phys. Paris. 1743. Vol. IV. S. 34.) geht schon viel weiter, und erklärt, wenn Iemand durch Vergleichung der Erscheinungen darthun würde, daß der Donner in den Händen der Natur eben das sey, was die Elektricität in den unsrigen ist, und daß die Wolke dabey die Stelle des Hauptconductors der Elektrisirmaschine vertrete, so werde ihm diese Meynung sehr gefallen. Er selbst habe auffallende Aehnlichkeiten zwischen beyden wahrgenommen, und hoffe, man werde vom Donner und Blitze weit richtigere Vorstellungen, als bisher, erhalten, wenn man bey Erklärung derselben die Elektricität zum Muster nehmen wolle. Was Nollet hier so richtig, aber doch mit Ungewißheit und nur als Vermuthung angiebt, das hat als positive und nicht zu bezweifelnde Wahrheit zuerst im Jahre 1746 mein ehemaliger Lehrer, der um die Elektricität so verdiente Professor Johann Heinrich Winkler in Leipzig
Bey den haͤufigen Verſuchen, welche man ſeit dem Anfange des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts uͤber die Elektricitaͤt angeſtellt hat, iſt das elektriſche Licht von Mehrern mit dem Blitze verglichen worden. D. Wall (Phil. Trans. Vol. XXVI. for 1708. no. 314.) bemerkt ſchon, das Licht und Kniſtern des geriebenen Bernſteins ſey dem Blitze und Donner aͤhnlich, ohne jedoch dieſe Aehnlichkeit weiter, als bis auf den aͤußern Schein zu treiben. Nollet (Leçons de Phyſ. Paris. 1743. Vol. IV. S. 34.) geht ſchon viel weiter, und erklaͤrt, wenn Iemand durch Vergleichung der Erſcheinungen darthun wuͤrde, daß der Donner in den Haͤnden der Natur eben das ſey, was die Elektricitaͤt in den unſrigen iſt, und daß die Wolke dabey die Stelle des Hauptconductors der Elektriſirmaſchine vertrete, ſo werde ihm dieſe Meynung ſehr gefallen. Er ſelbſt habe auffallende Aehnlichkeiten zwiſchen beyden wahrgenommen, und hoffe, man werde vom Donner und Blitze weit richtigere Vorſtellungen, als bisher, erhalten, wenn man bey Erklaͤrung derſelben die Elektricitaͤt zum Muſter nehmen wolle. Was Nollet hier ſo richtig, aber doch mit Ungewißheit und nur als Vermuthung angiebt, das hat als poſitive und nicht zu bezweifelnde Wahrheit zuerſt im Jahre 1746 mein ehemaliger Lehrer, der um die Elektricitaͤt ſo verdiente Profeſſor Johann Heinrich Winkler in Leipzig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0382" xml:id="P.1.368" n="368"/><lb/> c. 3.),</hi> welche viele Naturforſcher aus Salzen und Schwefel beſtehen ließen, um ſich daraus, wie beym Schießpulver, die Exploſion, den Donner und die gewaltſamen Wirkungen des Wetterſtrals zu erklaͤren. Noch <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. ad phil. natur. Lugd. Bat. 1760.</hi> gr. <hi rendition="#aq">4. §. 2522. ſqq.</hi>), der ſich hievon nicht ganz losreißen kan, nimmt beſondere Arten des Blitzes an, welche zum Theil aus einer unter der Erde entzuͤndeten und aus dem Boden hervorbrechenden ſchweflichten Materie, zum Theil aus einem vom Himmel herabfallenden brennenden Stof beſtehen ſollen. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß ſolche Naturbegebenheiten wirklich vorkommen (<hi rendition="#b">ſ. Gas, brennbares, Feuerkugeln</hi>), aber ſie ſind von dem Blitze ſehr weſentlich unterſchieden.</p> <p>Bey den haͤufigen Verſuchen, welche man ſeit dem Anfange des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts uͤber die Elektricitaͤt angeſtellt hat, iſt das elektriſche Licht von Mehrern mit dem Blitze verglichen worden. D. <hi rendition="#b">Wall</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. Vol. XXVI. for 1708. no. 314.)</hi> bemerkt ſchon, das Licht und Kniſtern des geriebenen Bernſteins ſey dem Blitze und Donner aͤhnlich, ohne jedoch dieſe Aehnlichkeit weiter, als bis auf den aͤußern Schein zu treiben. <hi rendition="#b">Nollet</hi> <hi rendition="#aq">(Leçons de Phyſ. Paris. 1743. Vol. IV. S. 34.)</hi> geht ſchon viel weiter, und erklaͤrt, wenn Iemand durch Vergleichung der Erſcheinungen darthun wuͤrde, daß der Donner in den Haͤnden der Natur eben das ſey, was die Elektricitaͤt in den unſrigen iſt, und daß die Wolke dabey die Stelle des Hauptconductors der Elektriſirmaſchine vertrete, ſo werde ihm dieſe Meynung ſehr gefallen. Er ſelbſt habe auffallende Aehnlichkeiten zwiſchen beyden wahrgenommen, und hoffe, man werde vom Donner und Blitze weit richtigere Vorſtellungen, als bisher, erhalten, wenn man bey Erklaͤrung derſelben die Elektricitaͤt zum Muſter nehmen wolle.</p> <p>Was <hi rendition="#b">Nollet</hi> hier ſo richtig, aber doch mit Ungewißheit und nur als Vermuthung angiebt, das hat als poſitive und nicht zu bezweifelnde Wahrheit zuerſt im Jahre 1746 mein ehemaliger Lehrer, der um die Elektricitaͤt ſo verdiente Profeſſor <hi rendition="#b">Johann Heinrich Winkler</hi> in Leipzig<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [368/0382]
c. 3.), welche viele Naturforſcher aus Salzen und Schwefel beſtehen ließen, um ſich daraus, wie beym Schießpulver, die Exploſion, den Donner und die gewaltſamen Wirkungen des Wetterſtrals zu erklaͤren. Noch Muſſchenbroek (Introd. ad phil. natur. Lugd. Bat. 1760. gr. 4. §. 2522. ſqq.), der ſich hievon nicht ganz losreißen kan, nimmt beſondere Arten des Blitzes an, welche zum Theil aus einer unter der Erde entzuͤndeten und aus dem Boden hervorbrechenden ſchweflichten Materie, zum Theil aus einem vom Himmel herabfallenden brennenden Stof beſtehen ſollen. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß ſolche Naturbegebenheiten wirklich vorkommen (ſ. Gas, brennbares, Feuerkugeln), aber ſie ſind von dem Blitze ſehr weſentlich unterſchieden.
Bey den haͤufigen Verſuchen, welche man ſeit dem Anfange des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts uͤber die Elektricitaͤt angeſtellt hat, iſt das elektriſche Licht von Mehrern mit dem Blitze verglichen worden. D. Wall (Phil. Trans. Vol. XXVI. for 1708. no. 314.) bemerkt ſchon, das Licht und Kniſtern des geriebenen Bernſteins ſey dem Blitze und Donner aͤhnlich, ohne jedoch dieſe Aehnlichkeit weiter, als bis auf den aͤußern Schein zu treiben. Nollet (Leçons de Phyſ. Paris. 1743. Vol. IV. S. 34.) geht ſchon viel weiter, und erklaͤrt, wenn Iemand durch Vergleichung der Erſcheinungen darthun wuͤrde, daß der Donner in den Haͤnden der Natur eben das ſey, was die Elektricitaͤt in den unſrigen iſt, und daß die Wolke dabey die Stelle des Hauptconductors der Elektriſirmaſchine vertrete, ſo werde ihm dieſe Meynung ſehr gefallen. Er ſelbſt habe auffallende Aehnlichkeiten zwiſchen beyden wahrgenommen, und hoffe, man werde vom Donner und Blitze weit richtigere Vorſtellungen, als bisher, erhalten, wenn man bey Erklaͤrung derſelben die Elektricitaͤt zum Muſter nehmen wolle.
Was Nollet hier ſo richtig, aber doch mit Ungewißheit und nur als Vermuthung angiebt, das hat als poſitive und nicht zu bezweifelnde Wahrheit zuerſt im Jahre 1746 mein ehemaliger Lehrer, der um die Elektricitaͤt ſo verdiente Profeſſor Johann Heinrich Winkler in Leipzig
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