Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
So scheinen die großen Bergketten der Erdfläche durchgängig zusammenzuhängen, und ihre Verbindung selbst unter dem Meere fortzusetzen. Sie sind nach dem Ausdrucke einiger Naturforscher das Geripp, welches der Erdrinde Festigkeit und Zusammenhang giebt. Schon Plinius (Hist. nat. XXXVI. 1.) äußert diesen Gedanken. Eine Bergkarte von Buache (Mem. de Paris 1752.) stellt ihren Gang auf eine sehr erläuternde Art dar, bedarf aber vieler Verbesserungen aus neuern Nachrichten. Lehmanm (Specimen orographiae generalis, Petrop. 1762. 4.) und Gatterers neuere Bergkarte geben genauere Vorstellungen. Buffon (Hist. nat. der Ausg. in 3. Vol. II. p. 17.) läßt die Richtung der Hauptreihen in Amerika von Norden nach Süden, in der alten Welt aber von Westen gen Osten laufen; ändert dies aber (Suppl. a l' hist. nat. To. IX. p. 440.) dahin ab, daß auch in der alten Welt die höchsten Gebirge von Norden nach Süden laufen, und die von andern Richtungen blos Seitenäste seyn sollen. Der ungenannte Verfasser der Bemerkungen über Pallas (Journal de physique, May. 1779. übers. in den Leipziger Sammlungen zur Phys. u. Naturg. II. B. 2. St.) nimmt dagegen zwo mit dem Aequator parallele Hauptketten, die eine um den 50sten Grad nördlicher, die andere um den 25sten südlicher Breite, an, von welchen hin und wieder Zweige sowohl gegen den Aequator, als gegen die Pole, auslaufen sollen. Pallas erklärt sich überhaupt gegen das Daseyn einer allgemeinen Anordnung in der Richtung der Bergketten, vermöge welcher sie sich in Form eines Netzes kreuzen, oder wie die Ribben in einen gemeinschaftlichen Rückgrat vereinigen sollen. Solche Vorstellungen kopiren nach seiner Meynung blos die Beschaffenheit der Länder, in denen sie erfunden sind, und machen keinen allgemeinen Plan der Natur aus. Die asiatischen Bergreihen laufen nach ihm von hohen Platformen, als von gemeinschaftlichen Mittelpunkten, nach verschiedenen Richtungen aus;
So ſcheinen die großen Bergketten der Erdflaͤche durchgaͤngig zuſammenzuhaͤngen, und ihre Verbindung ſelbſt unter dem Meere fortzuſetzen. Sie ſind nach dem Ausdrucke einiger Naturforſcher das Geripp, welches der Erdrinde Feſtigkeit und Zuſammenhang giebt. Schon Plinius (Hiſt. nat. XXXVI. 1.) aͤußert dieſen Gedanken. Eine Bergkarte von Buache (Mém. de Paris 1752.) ſtellt ihren Gang auf eine ſehr erlaͤuternde Art dar, bedarf aber vieler Verbeſſerungen aus neuern Nachrichten. Lehmanm (Specimen orographiae generalis, Petrop. 1762. 4.) und Gatterers neuere Bergkarte geben genauere Vorſtellungen. Buffon (Hiſt. nat. der Ausg. in 3. Vol. II. p. 17.) laͤßt die Richtung der Hauptreihen in Amerika von Norden nach Suͤden, in der alten Welt aber von Weſten gen Oſten laufen; aͤndert dies aber (Suppl. à l' hiſt. nat. To. IX. p. 440.) dahin ab, daß auch in der alten Welt die hoͤchſten Gebirge von Norden nach Suͤden laufen, und die von andern Richtungen blos Seitenaͤſte ſeyn ſollen. Der ungenannte Verfaſſer der Bemerkungen uͤber Pallas (Journal de phyſique, May. 1779. uͤberſ. in den Leipziger Sammlungen zur Phyſ. u. Naturg. II. B. 2. St.) nimmt dagegen zwo mit dem Aequator parallele Hauptketten, die eine um den 50ſten Grad noͤrdlicher, die andere um den 25ſten ſuͤdlicher Breite, an, von welchen hin und wieder Zweige ſowohl gegen den Aequator, als gegen die Pole, auslaufen ſollen. Pallas erklaͤrt ſich uͤberhaupt gegen das Daſeyn einer allgemeinen Anordnung in der Richtung der Bergketten, vermoͤge welcher ſie ſich in Form eines Netzes kreuzen, oder wie die Ribben in einen gemeinſchaftlichen Ruͤckgrat vereinigen ſollen. Solche Vorſtellungen kopiren nach ſeiner Meynung blos die Beſchaffenheit der Laͤnder, in denen ſie erfunden ſind, und machen keinen allgemeinen Plan der Natur aus. Die aſiatiſchen Bergreihen laufen nach ihm von hohen Platformen, als von gemeinſchaftlichen Mittelpunkten, nach verſchiedenen Richtungen aus; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0314" xml:id="P.1.300" n="300"/><lb/> und verſchiedene Zweige ausſendet, am Ende aber allem Vermuthen nach mit den aſiatiſchen Bergſyſtemen zuſammenhaͤngt.</p> <p>So ſcheinen die großen Bergketten der Erdflaͤche durchgaͤngig zuſammenzuhaͤngen, und ihre Verbindung ſelbſt unter dem Meere fortzuſetzen. Sie ſind nach dem Ausdrucke einiger Naturforſcher das Geripp, welches der Erdrinde Feſtigkeit und Zuſammenhang giebt. Schon <hi rendition="#b">Plinius</hi> <hi rendition="#aq">(Hiſt. nat. XXXVI. 1.)</hi> aͤußert dieſen Gedanken. Eine Bergkarte von <hi rendition="#b">Buache</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris 1752.)</hi> ſtellt ihren Gang auf eine ſehr erlaͤuternde Art dar, bedarf aber vieler Verbeſſerungen aus neuern Nachrichten. <hi rendition="#b">Lehmanm</hi> <hi rendition="#aq">(Specimen orographiae generalis, Petrop. 1762. 4.)</hi> und <hi rendition="#b">Gatterers</hi> neuere Bergkarte geben genauere Vorſtellungen. <hi rendition="#b">Buffon</hi> (<hi rendition="#aq">Hiſt. nat.</hi> der Ausg. in <hi rendition="#aq">3. Vol. II. p. 17.)</hi> laͤßt die Richtung der Hauptreihen in Amerika von Norden nach Suͤden, in der alten Welt aber von Weſten gen Oſten laufen; aͤndert dies aber <hi rendition="#aq">(Suppl. à l' hiſt. nat. To. IX. p. 440.)</hi> dahin ab, daß auch in der alten Welt die hoͤchſten Gebirge von Norden nach Suͤden laufen, und die von andern Richtungen blos Seitenaͤſte ſeyn ſollen. Der ungenannte Verfaſſer der Bemerkungen uͤber Pallas (<hi rendition="#aq">Journal de phyſique, May. 1779.</hi> uͤberſ. in den Leipziger Sammlungen zur Phyſ. u. Naturg. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 2. St.) nimmt dagegen zwo mit dem Aequator parallele Hauptketten, die eine um den 50ſten Grad noͤrdlicher, die andere um den 25ſten ſuͤdlicher Breite, an, von welchen hin und wieder Zweige ſowohl gegen den Aequator, als gegen die Pole, auslaufen ſollen. <hi rendition="#b">Pallas</hi> erklaͤrt ſich uͤberhaupt gegen das Daſeyn einer allgemeinen Anordnung in der Richtung der Bergketten, vermoͤge welcher ſie ſich in Form eines Netzes kreuzen, oder wie die Ribben in einen gemeinſchaftlichen Ruͤckgrat vereinigen ſollen. Solche Vorſtellungen kopiren nach ſeiner Meynung blos die Beſchaffenheit der Laͤnder, in denen ſie erfunden ſind, und machen keinen allgemeinen Plan der Natur aus. Die aſiatiſchen Bergreihen laufen nach ihm von hohen Platformen, als von gemeinſchaftlichen Mittelpunkten, nach verſchiedenen Richtungen aus;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [300/0314]
und verſchiedene Zweige ausſendet, am Ende aber allem Vermuthen nach mit den aſiatiſchen Bergſyſtemen zuſammenhaͤngt.
So ſcheinen die großen Bergketten der Erdflaͤche durchgaͤngig zuſammenzuhaͤngen, und ihre Verbindung ſelbſt unter dem Meere fortzuſetzen. Sie ſind nach dem Ausdrucke einiger Naturforſcher das Geripp, welches der Erdrinde Feſtigkeit und Zuſammenhang giebt. Schon Plinius (Hiſt. nat. XXXVI. 1.) aͤußert dieſen Gedanken. Eine Bergkarte von Buache (Mém. de Paris 1752.) ſtellt ihren Gang auf eine ſehr erlaͤuternde Art dar, bedarf aber vieler Verbeſſerungen aus neuern Nachrichten. Lehmanm (Specimen orographiae generalis, Petrop. 1762. 4.) und Gatterers neuere Bergkarte geben genauere Vorſtellungen. Buffon (Hiſt. nat. der Ausg. in 3. Vol. II. p. 17.) laͤßt die Richtung der Hauptreihen in Amerika von Norden nach Suͤden, in der alten Welt aber von Weſten gen Oſten laufen; aͤndert dies aber (Suppl. à l' hiſt. nat. To. IX. p. 440.) dahin ab, daß auch in der alten Welt die hoͤchſten Gebirge von Norden nach Suͤden laufen, und die von andern Richtungen blos Seitenaͤſte ſeyn ſollen. Der ungenannte Verfaſſer der Bemerkungen uͤber Pallas (Journal de phyſique, May. 1779. uͤberſ. in den Leipziger Sammlungen zur Phyſ. u. Naturg. II. B. 2. St.) nimmt dagegen zwo mit dem Aequator parallele Hauptketten, die eine um den 50ſten Grad noͤrdlicher, die andere um den 25ſten ſuͤdlicher Breite, an, von welchen hin und wieder Zweige ſowohl gegen den Aequator, als gegen die Pole, auslaufen ſollen. Pallas erklaͤrt ſich uͤberhaupt gegen das Daſeyn einer allgemeinen Anordnung in der Richtung der Bergketten, vermoͤge welcher ſie ſich in Form eines Netzes kreuzen, oder wie die Ribben in einen gemeinſchaftlichen Ruͤckgrat vereinigen ſollen. Solche Vorſtellungen kopiren nach ſeiner Meynung blos die Beſchaffenheit der Laͤnder, in denen ſie erfunden ſind, und machen keinen allgemeinen Plan der Natur aus. Die aſiatiſchen Bergreihen laufen nach ihm von hohen Platformen, als von gemeinſchaftlichen Mittelpunkten, nach verſchiedenen Richtungen aus;
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