müsse vornehmlich den Umstand erklären, warum sie unter dem Aequator fast wegfallen, gegen die Pole aber so groß werden. Nun sey unter dem Aequator die Temperatur einförmiger und der Wind regelmäßiger, auch die Abnahme der Wärme von unten nach oben zu langsamer, als bey uns, daher dort nicht so viel Abwechselung in der Wärme und Kälte der verschiedenen Luftschichten statt finde. Wärme und Winde scheinen ihm daher die vornehmsten Ursachen der Barometerveränderungen zu seyn. Den chymischen Veränderungen der Luft schreibt er wenig Einfluß zu, weil sie gerade unter dem Aequator am stärksten sind. Die Wärme würde schon an sich hinreichend seyn, Alles zu erklären, da eine Zunahme derselben um 16 reaumürische Grade das Quecksilber beym Barometerstande von 27 Zoll um 22 Lin. fallen mache. Allein diese großen Aenderungen der Wärme beträfen nur die untersten Schichten, und erstreckten sich auf große Weiten, hinderten also die Abnahme der Luftsäulen, die dabey gleich viel Masse behielten, und blos länger oder kürzer würden. Daher könne die Wärme nur dann stark aufs Barometer wirken, wenn sie durch eine Localursache blos auf eine einzige Luftsäule geleitet werde. Eine solche Ursache seyen die bey uns fast immer localen Winde, die auch die Wärme auf weit größere Höhen änderten, als die Sonnenstralen, und überdies auch mechanischen Einfluß auf Zusammendrückung und Ausdehnung der Luft hätten, auch in den obern Gegenden weit heftiger wirkten, als man insgemein glaube. Den Zusammenhang der Wärme und der Winde mit der Witterung erklärt er auf folgende Art. Im Winter bringen Süd-und Südwestwinde zugleich warme und feuchte Luft; daher sie zugleich Barometerfall und Regen nach sich ziehen. Im Sommer kühlen Südwinde nur, wenn sie mit Regen begleitet sind, der die Temperatur der obern Regionen herabbringt. Winde, welche Kälte bringen, sind bey uns gemeiniglich sehr trocken; sind sie feucht, so kömmt Regen, obgleich das Barometer steigt. Eben so sind die Südwinde insgemein feucht; sind sie trocken, so bleibt der Himmel heiter, wenn gleich das Barometer fällt, woraus
muͤſſe vornehmlich den Umſtand erklaͤren, warum ſie unter dem Aequator faſt wegfallen, gegen die Pole aber ſo groß werden. Nun ſey unter dem Aequator die Temperatur einfoͤrmiger und der Wind regelmaͤßiger, auch die Abnahme der Waͤrme von unten nach oben zu langſamer, als bey uns, daher dort nicht ſo viel Abwechſelung in der Waͤrme und Kaͤlte der verſchiedenen Luftſchichten ſtatt finde. Waͤrme und Winde ſcheinen ihm daher die vornehmſten Urſachen der Barometerveraͤnderungen zu ſeyn. Den chymiſchen Veraͤnderungen der Luft ſchreibt er wenig Einfluß zu, weil ſie gerade unter dem Aequator am ſtaͤrkſten ſind. Die Waͤrme wuͤrde ſchon an ſich hinreichend ſeyn, Alles zu erklaͤren, da eine Zunahme derſelben um 16 reaumuͤriſche Grade das Queckſilber beym Barometerſtande von 27 Zoll um 22 Lin. fallen mache. Allein dieſe großen Aenderungen der Waͤrme betraͤfen nur die unterſten Schichten, und erſtreckten ſich auf große Weiten, hinderten alſo die Abnahme der Luftſaͤulen, die dabey gleich viel Maſſe behielten, und blos laͤnger oder kuͤrzer wuͤrden. Daher koͤnne die Waͤrme nur dann ſtark aufs Barometer wirken, wenn ſie durch eine Localurſache blos auf eine einzige Luftſaͤule geleitet werde. Eine ſolche Urſache ſeyen die bey uns faſt immer localen Winde, die auch die Waͤrme auf weit groͤßere Hoͤhen aͤnderten, als die Sonnenſtralen, und uͤberdies auch mechaniſchen Einfluß auf Zuſammendruͤckung und Ausdehnung der Luft haͤtten, auch in den obern Gegenden weit heftiger wirkten, als man insgemein glaube. Den Zuſammenhang der Waͤrme und der Winde mit der Witterung erklaͤrt er auf folgende Art. Im Winter bringen Suͤd-und Suͤdweſtwinde zugleich warme und feuchte Luft; daher ſie zugleich Barometerfall und Regen nach ſich ziehen. Im Sommer kuͤhlen Suͤdwinde nur, wenn ſie mit Regen begleitet ſind, der die Temperatur der obern Regionen herabbringt. Winde, welche Kaͤlte bringen, ſind bey uns gemeiniglich ſehr trocken; ſind ſie feucht, ſo koͤmmt Regen, obgleich das Barometer ſteigt. Eben ſo ſind die Suͤdwinde insgemein feucht; ſind ſie trocken, ſo bleibt der Himmel heiter, wenn gleich das Barometer faͤllt, woraus
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muͤſſe vornehmlich den Umſtand erklaͤren, warum ſie unter dem Aequator faſt wegfallen, gegen die Pole aber ſo groß werden. Nun ſey unter dem Aequator die Temperatur einfoͤrmiger und der Wind regelmaͤßiger, auch die Abnahme der Waͤrme von unten nach oben zu langſamer, als bey uns, daher dort nicht ſo viel Abwechſelung in der Waͤrme und Kaͤlte der verſchiedenen Luftſchichten ſtatt finde. Waͤrme und Winde ſcheinen ihm daher die vornehmſten Urſachen der Barometerveraͤnderungen zu ſeyn. Den chymiſchen Veraͤnderungen der Luft ſchreibt er wenig Einfluß zu, weil ſie gerade unter dem Aequator am ſtaͤrkſten ſind. Die Waͤrme wuͤrde ſchon an ſich hinreichend ſeyn, Alles zu erklaͤren, da eine Zunahme derſelben um 16 reaumuͤriſche Grade das Queckſilber beym Barometerſtande von 27 Zoll um 22 Lin. fallen mache. Allein dieſe großen Aenderungen der Waͤrme betraͤfen nur die unterſten Schichten, und erſtreckten ſich auf große Weiten, hinderten alſo die Abnahme der Luftſaͤulen, die dabey gleich viel Maſſe behielten, und blos laͤnger oder kuͤrzer wuͤrden. Daher koͤnne die Waͤrme nur dann ſtark aufs Barometer wirken, wenn ſie durch eine Localurſache blos auf eine einzige Luftſaͤule geleitet werde. Eine ſolche Urſache ſeyen die bey uns faſt immer localen Winde, die auch die Waͤrme auf weit groͤßere Hoͤhen aͤnderten, als die Sonnenſtralen, und uͤberdies auch mechaniſchen Einfluß auf Zuſammendruͤckung und Ausdehnung der Luft haͤtten, auch in den obern Gegenden weit heftiger wirkten, als man insgemein glaube. Den Zuſammenhang der Waͤrme und der Winde mit der Witterung erklaͤrt er auf folgende Art. Im Winter bringen Suͤd-und Suͤdweſtwinde zugleich warme und feuchte Luft; daher ſie zugleich Barometerfall und Regen nach ſich ziehen. Im Sommer kuͤhlen Suͤdwinde nur, wenn ſie mit Regen begleitet ſind, der die Temperatur der obern Regionen herabbringt. Winde, welche Kaͤlte bringen, ſind bey uns gemeiniglich ſehr trocken; ſind ſie feucht, ſo koͤmmt Regen, obgleich das Barometer ſteigt. Eben ſo ſind die Suͤdwinde insgemein feucht; ſind ſie trocken, ſo bleibt der Himmel heiter, wenn gleich das Barometer faͤllt, woraus<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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muͤſſe vornehmlich den Umſtand erklaͤren, warum ſie unter dem Aequator faſt wegfallen, gegen die Pole aber ſo groß werden. Nun ſey unter dem Aequator die Temperatur einfoͤrmiger und der Wind regelmaͤßiger, auch die Abnahme der Waͤrme von unten nach oben zu langſamer, als bey uns, daher dort nicht ſo viel Abwechſelung in der Waͤrme und Kaͤlte der verſchiedenen Luftſchichten ſtatt finde. Waͤrme und Winde ſcheinen ihm daher die vornehmſten Urſachen der Barometerveraͤnderungen zu ſeyn. Den chymiſchen Veraͤnderungen der Luft ſchreibt er wenig Einfluß zu, weil ſie gerade unter dem Aequator am ſtaͤrkſten ſind. Die Waͤrme wuͤrde ſchon an ſich hinreichend ſeyn, Alles zu erklaͤren, da eine Zunahme derſelben um 16 reaumuͤriſche Grade das Queckſilber beym Barometerſtande von 27 Zoll um 22 Lin. fallen mache. Allein dieſe großen Aenderungen der Waͤrme betraͤfen nur die unterſten Schichten, und erſtreckten ſich auf große Weiten, hinderten alſo die Abnahme der Luftſaͤulen, die dabey gleich viel Maſſe behielten, und blos laͤnger oder kuͤrzer wuͤrden. Daher koͤnne die Waͤrme nur dann ſtark aufs Barometer wirken, wenn ſie durch eine Localurſache blos auf eine einzige Luftſaͤule geleitet werde. Eine ſolche Urſache ſeyen die bey uns faſt immer localen Winde, die auch die Waͤrme auf weit groͤßere Hoͤhen aͤnderten, als die Sonnenſtralen, und uͤberdies auch mechaniſchen Einfluß auf Zuſammendruͤckung und Ausdehnung der Luft haͤtten, auch in den obern Gegenden weit heftiger wirkten, als man insgemein glaube. Den Zuſammenhang der Waͤrme und der Winde mit der Witterung erklaͤrt er auf folgende Art. Im Winter bringen Suͤd-und Suͤdweſtwinde zugleich warme und feuchte Luft; daher ſie zugleich Barometerfall und Regen nach ſich ziehen. Im Sommer kuͤhlen Suͤdwinde nur, wenn ſie mit Regen begleitet ſind, der die Temperatur der obern Regionen herabbringt. Winde, welche Kaͤlte bringen, ſind bey uns gemeiniglich ſehr trocken; ſind ſie feucht, ſo koͤmmt Regen, obgleich das Barometer ſteigt. Eben ſo ſind die Suͤdwinde insgemein feucht; ſind ſie trocken, ſo bleibt der Himmel heiter, wenn gleich das Barometer faͤllt, woraus
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/298>, abgerufen am 25.11.2024.
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