Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Nach Hrn. de Saussure Nachrichten hat Pignotti in seinen Congetture meteorologiche gemuthmaßet, die phlogistischen Dämpfe und Gasarten machten die Luft leichter, und verminderten zugleich ihre auflösende Kraft gegen die Feuchtigkeit; daher sey die Menge phlogistischer Dünste Ursache des Fallens im Barometer und des Regens zugleich. De S. aber (Essai II. ch. 3 et 9.) fand durch Versuche, daß phlogistische Dämpfe nicht die geringste Feuchtigkeit aus der Luft niederschlagen, und daß die brennbare Luft die Dünste eben so gut, als die gemeine, auflöset. Dem Monde haben Kratzenstein (Abhdl. vom Einflusse des Monds in die Witterung rc. Halle, 1746, 1771. 8.) und Toaldo (Saggio meteorologico, Padova 1770. gr. 4.) Einflüsse in die Barometerveränderungen und die Witterung zugeschrieben. Da er Ebbe und Fluth verursacht, so ist leicht begreiflich, daß er auch in der Atmosphäre Aenderungen hervorbringen kan. Toaldo will durch vierzigjährige Beobachtungen gefunden haben, daß die Neumonde, besonders in der Erdnähe, niedrigen Barometerstand und Sturm mit sich bringen. Allein die Veränderungen des Barometers und der Witterung müßten regelmäßiger erfolgen, wenn der Mond ihre erste und vornehmste Ursache wäre. Herr de Saussure (Essai IV. ch. 3.) wagt es nicht, eine bestimmte Ursache der Barometerveränderungen anzugeben. Eine gute Hypothese über dieselben, sagt er,
Nach Hrn. de Sauſſure Nachrichten hat Pignotti in ſeinen Congetture meteorologiche gemuthmaßet, die phlogiſtiſchen Daͤmpfe und Gasarten machten die Luft leichter, und verminderten zugleich ihre aufloͤſende Kraft gegen die Feuchtigkeit; daher ſey die Menge phlogiſtiſcher Duͤnſte Urſache des Fallens im Barometer und des Regens zugleich. De S. aber (Eſſai II. ch. 3 et 9.) fand durch Verſuche, daß phlogiſtiſche Daͤmpfe nicht die geringſte Feuchtigkeit aus der Luft niederſchlagen, und daß die brennbare Luft die Duͤnſte eben ſo gut, als die gemeine, aufloͤſet. Dem Monde haben Kratzenſtein (Abhdl. vom Einfluſſe des Monds in die Witterung rc. Halle, 1746, 1771. 8.) und Toaldo (Saggio meteorologico, Padova 1770. gr. 4.) Einfluͤſſe in die Barometerveraͤnderungen und die Witterung zugeſchrieben. Da er Ebbe und Fluth verurſacht, ſo iſt leicht begreiflich, daß er auch in der Atmoſphaͤre Aenderungen hervorbringen kan. Toaldo will durch vierzigjaͤhrige Beobachtungen gefunden haben, daß die Neumonde, beſonders in der Erdnaͤhe, niedrigen Barometerſtand und Sturm mit ſich bringen. Allein die Veraͤnderungen des Barometers und der Witterung muͤßten regelmaͤßiger erfolgen, wenn der Mond ihre erſte und vornehmſte Urſache waͤre. Herr de Sauſſure (Eſſai IV. ch. 3.) wagt es nicht, eine beſtimmte Urſache der Barometerveraͤnderungen anzugeben. Eine gute Hypotheſe uͤber dieſelben, ſagt er, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0297" xml:id="P.1.283" n="283"/><lb/> der Duͤnſte und die Beſchaffenheit des Wetters daſelbſt ebenfalls abwechſelnd iſt. Endlich hat <hi rendition="#b">de Sauſſure</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſais ſur l' hygrometrie, Eſſai IV. Ch. 3.)</hi> durch Verſuche gefunden, daß die ſpecifiſche Schwere der reinen trocknen Luft ſich zur Schwere der mit Feuchtigkeit voͤllig geſaͤttigten nur wie 765:761verhalte, daß alſo das Aufſteigen der Duͤnſte, ſelbſt wenn die Luft voͤllig damit geſaͤttiget wuͤrde, die ſpecifiſche Schwere nicht mehr, als um (4/765) vermindern, alſo kaum 2 Lin. Queckſilberfall bewirken koͤnne, da ſich doch die Barometerveraͤnderungen bey uns auf 22 Lin. und gegen Norden noch weiter erſtrecken.</p> <p>Nach Hrn. <hi rendition="#b">de Sauſſure</hi> Nachrichten hat <hi rendition="#b">Pignotti</hi> in ſeinen <hi rendition="#aq">Congetture meteorologiche</hi> gemuthmaßet, die phlogiſtiſchen Daͤmpfe und Gasarten machten die Luft leichter, und verminderten zugleich ihre aufloͤſende Kraft gegen die Feuchtigkeit; daher ſey die Menge phlogiſtiſcher Duͤnſte Urſache des Fallens im Barometer und des Regens zugleich. <hi rendition="#b">De S.</hi> aber <hi rendition="#aq">(Eſſai II. ch. 3 et 9.)</hi> fand durch Verſuche, daß phlogiſtiſche Daͤmpfe nicht die geringſte Feuchtigkeit aus der Luft niederſchlagen, und daß die brennbare Luft die Duͤnſte eben ſo gut, als die gemeine, aufloͤſet.</p> <p>Dem <hi rendition="#b">Monde</hi> haben <hi rendition="#b">Kratzenſtein</hi> (Abhdl. vom Einfluſſe des Monds in die Witterung rc. Halle, 1746, 1771. 8.) und <hi rendition="#b">Toaldo</hi> <hi rendition="#aq">(Saggio meteorologico, Padova 1770.</hi> gr. 4.) Einfluͤſſe in die Barometerveraͤnderungen und die Witterung zugeſchrieben. Da er Ebbe und Fluth verurſacht, ſo iſt leicht begreiflich, daß er auch in der Atmoſphaͤre Aenderungen hervorbringen kan. Toaldo will durch vierzigjaͤhrige Beobachtungen gefunden haben, daß die Neumonde, beſonders in der Erdnaͤhe, niedrigen Barometerſtand und Sturm mit ſich bringen. Allein die Veraͤnderungen des Barometers und der Witterung muͤßten regelmaͤßiger erfolgen, wenn der Mond ihre erſte und vornehmſte Urſache waͤre.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Sauſſure</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſai IV. ch. 3.)</hi> wagt es nicht, eine beſtimmte Urſache der Barometerveraͤnderungen anzugeben. Eine gute Hypotheſe uͤber dieſelben, ſagt er,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0297]
der Duͤnſte und die Beſchaffenheit des Wetters daſelbſt ebenfalls abwechſelnd iſt. Endlich hat de Sauſſure (Eſſais ſur l' hygrometrie, Eſſai IV. Ch. 3.) durch Verſuche gefunden, daß die ſpecifiſche Schwere der reinen trocknen Luft ſich zur Schwere der mit Feuchtigkeit voͤllig geſaͤttigten nur wie 765:761verhalte, daß alſo das Aufſteigen der Duͤnſte, ſelbſt wenn die Luft voͤllig damit geſaͤttiget wuͤrde, die ſpecifiſche Schwere nicht mehr, als um (4/765) vermindern, alſo kaum 2 Lin. Queckſilberfall bewirken koͤnne, da ſich doch die Barometerveraͤnderungen bey uns auf 22 Lin. und gegen Norden noch weiter erſtrecken.
Nach Hrn. de Sauſſure Nachrichten hat Pignotti in ſeinen Congetture meteorologiche gemuthmaßet, die phlogiſtiſchen Daͤmpfe und Gasarten machten die Luft leichter, und verminderten zugleich ihre aufloͤſende Kraft gegen die Feuchtigkeit; daher ſey die Menge phlogiſtiſcher Duͤnſte Urſache des Fallens im Barometer und des Regens zugleich. De S. aber (Eſſai II. ch. 3 et 9.) fand durch Verſuche, daß phlogiſtiſche Daͤmpfe nicht die geringſte Feuchtigkeit aus der Luft niederſchlagen, und daß die brennbare Luft die Duͤnſte eben ſo gut, als die gemeine, aufloͤſet.
Dem Monde haben Kratzenſtein (Abhdl. vom Einfluſſe des Monds in die Witterung rc. Halle, 1746, 1771. 8.) und Toaldo (Saggio meteorologico, Padova 1770. gr. 4.) Einfluͤſſe in die Barometerveraͤnderungen und die Witterung zugeſchrieben. Da er Ebbe und Fluth verurſacht, ſo iſt leicht begreiflich, daß er auch in der Atmoſphaͤre Aenderungen hervorbringen kan. Toaldo will durch vierzigjaͤhrige Beobachtungen gefunden haben, daß die Neumonde, beſonders in der Erdnaͤhe, niedrigen Barometerſtand und Sturm mit ſich bringen. Allein die Veraͤnderungen des Barometers und der Witterung muͤßten regelmaͤßiger erfolgen, wenn der Mond ihre erſte und vornehmſte Urſache waͤre.
Herr de Sauſſure (Eſſai IV. ch. 3.) wagt es nicht, eine beſtimmte Urſache der Barometerveraͤnderungen anzugeben. Eine gute Hypotheſe uͤber dieſelben, ſagt er,
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