Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Dieser Zusammenhang der Barometerveränderungen mit der Witterung ward bald nach der Erfindung des Barometers entdeckt. Otto von Guericke scheint einer der Ersten gewesen zu seyn, die ihn mit Richtigkeit wahrgenommen haben. Er erkannte aus dem starken Fallen seines Wettermännchens (s. den Art. Anemoskop) im Jahre 1660 eine solche Leichtigkeit der Luft, daß er sogleich sagte, es müsse irgendwo ein großer Sturm gewesen seyn. Nach zwo Stunden erreichte der Sturm Magdeburg. (Exp. de vacuo spatio. L. III. c. 20. pag. 100.) Pascal hatte zwar diesen Zusammenhang auch entdeckt, aber sich ganz unrichtige Begriffe davon gemacht. Er glaubte (Traite de l' equilibre des liqueurs, p. 153.), das Barometer falle, wenn es hell werden, und steige, wenn es regnen wolle, welches allen Erfahrungen entgegen ist. So leicht es aber war, die Barometerveränderungen selbst und ihre Verbindung mit der Witterung durch Beobachtungen wahrzunehmen, so schwer ist es den Naturforschern geworden, die Ursache davon zu erklären, und man ist hierüber noch bis jetzt zu keiner entschiedenen Gewißheit gelangt. De Lüc (Recherches sur les modif. de l' atmosph. To. I. Sect. 1. cap. 3.) hat die Muthmaßungen der Physiker über die Ursachen der Barometerveränderungen ziemlich vollständig gesammlet und scharf geprüft. Er bringt sie in gewisse Classen, nach deren Ordnung ich hier in möglichster Kürze die vornehmsten anführen will. Da einige Naturforscher, nicht mit Unrecht, mehrere Ursachen zugleich angenommen, oder ihre erste Meynung wieder geändert haben, so werden manche Namen mehr als einmal vorkommen.
Dieſer Zuſammenhang der Barometerveraͤnderungen mit der Witterung ward bald nach der Erfindung des Barometers entdeckt. Otto von Guericke ſcheint einer der Erſten geweſen zu ſeyn, die ihn mit Richtigkeit wahrgenommen haben. Er erkannte aus dem ſtarken Fallen ſeines Wettermaͤnnchens (ſ. den Art. Anemoſkop) im Jahre 1660 eine ſolche Leichtigkeit der Luft, daß er ſogleich ſagte, es muͤſſe irgendwo ein großer Sturm geweſen ſeyn. Nach zwo Stunden erreichte der Sturm Magdeburg. (Exp. de vacuo ſpatio. L. III. c. 20. pag. 100.) Paſcal hatte zwar dieſen Zuſammenhang auch entdeckt, aber ſich ganz unrichtige Begriffe davon gemacht. Er glaubte (Traité de l' équilibre des liqueurs, p. 153.), das Barometer falle, wenn es hell werden, und ſteige, wenn es regnen wolle, welches allen Erfahrungen entgegen iſt. So leicht es aber war, die Barometerveraͤnderungen ſelbſt und ihre Verbindung mit der Witterung durch Beobachtungen wahrzunehmen, ſo ſchwer iſt es den Naturforſchern geworden, die Urſache davon zu erklaͤren, und man iſt hieruͤber noch bis jetzt zu keiner entſchiedenen Gewißheit gelangt. De Luͤc (Recherches ſur les modif. de l' atmoſph. To. I. Sect. 1. cap. 3.) hat die Muthmaßungen der Phyſiker uͤber die Urſachen der Barometerveraͤnderungen ziemlich vollſtaͤndig geſammlet und ſcharf gepruͤft. Er bringt ſie in gewiſſe Claſſen, nach deren Ordnung ich hier in moͤglichſter Kuͤrze die vornehmſten anfuͤhren will. Da einige Naturforſcher, nicht mit Unrecht, mehrere Urſachen zugleich angenommen, oder ihre erſte Meynung wieder geaͤndert haben, ſo werden manche Namen mehr als einmal vorkommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0290" xml:id="P.1.276" n="276"/><lb/> nur 758 durch das Fallen des Barometers vorherverkuͤndiget worden, und <hi rendition="#b">van Swinden</hi> in Franecker fand im Jahre 1778 unter den Barometerverkuͤndigungen eben ſo viele falſch, als wahr. Doch ſcheint <hi rendition="#b">ploͤtzliches</hi> Fallen und Steigen des Queckſilbers, das z. B. bey uns in einigen Stunden 3—4 Lin. betraͤgt, eine faſt untruͤgliche Anzeige einer bevorſtehenden Wetterveraͤnderung zu ſeyn.</p> <p>Dieſer Zuſammenhang der Barometerveraͤnderungen mit der Witterung ward bald nach der Erfindung des Barometers entdeckt. <hi rendition="#b">Otto von Guericke</hi> ſcheint einer der Erſten geweſen zu ſeyn, die ihn mit Richtigkeit wahrgenommen haben. Er erkannte aus dem ſtarken Fallen ſeines Wettermaͤnnchens (ſ. den Art. <hi rendition="#b">Anemoſkop</hi>) im Jahre 1660 eine ſolche Leichtigkeit der Luft, daß er ſogleich ſagte, es muͤſſe irgendwo ein großer Sturm geweſen ſeyn. Nach zwo Stunden erreichte der Sturm Magdeburg. <hi rendition="#aq">(Exp. de vacuo ſpatio. L. III. c. 20. pag. 100.)</hi></p> <p><hi rendition="#b">Paſcal</hi> hatte zwar dieſen Zuſammenhang auch entdeckt, aber ſich ganz unrichtige Begriffe davon gemacht. Er glaubte <hi rendition="#aq">(Traité de l' équilibre des liqueurs, p. 153.),</hi> das Barometer falle, wenn es hell werden, und ſteige, wenn es regnen wolle, welches allen Erfahrungen entgegen iſt. So leicht es aber war, die Barometerveraͤnderungen ſelbſt und ihre Verbindung mit der Witterung durch Beobachtungen wahrzunehmen, ſo ſchwer iſt es den Naturforſchern geworden, die Urſache davon zu erklaͤren, und man iſt hieruͤber noch bis jetzt zu keiner entſchiedenen Gewißheit gelangt.</p> <p><hi rendition="#b">De Luͤc</hi><hi rendition="#aq">(Recherches ſur les modif. de l' atmoſph. To. I. Sect. 1. cap. 3.)</hi> hat die Muthmaßungen der Phyſiker uͤber die Urſachen der Barometerveraͤnderungen ziemlich vollſtaͤndig geſammlet und ſcharf gepruͤft. Er bringt ſie in gewiſſe Claſſen, nach deren Ordnung ich hier in moͤglichſter Kuͤrze die vornehmſten anfuͤhren will. Da einige Naturforſcher, nicht mit Unrecht, mehrere Urſachen zugleich angenommen, oder ihre erſte Meynung wieder geaͤndert haben, ſo werden manche Namen mehr als einmal vorkommen.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0290]
nur 758 durch das Fallen des Barometers vorherverkuͤndiget worden, und van Swinden in Franecker fand im Jahre 1778 unter den Barometerverkuͤndigungen eben ſo viele falſch, als wahr. Doch ſcheint ploͤtzliches Fallen und Steigen des Queckſilbers, das z. B. bey uns in einigen Stunden 3—4 Lin. betraͤgt, eine faſt untruͤgliche Anzeige einer bevorſtehenden Wetterveraͤnderung zu ſeyn.
Dieſer Zuſammenhang der Barometerveraͤnderungen mit der Witterung ward bald nach der Erfindung des Barometers entdeckt. Otto von Guericke ſcheint einer der Erſten geweſen zu ſeyn, die ihn mit Richtigkeit wahrgenommen haben. Er erkannte aus dem ſtarken Fallen ſeines Wettermaͤnnchens (ſ. den Art. Anemoſkop) im Jahre 1660 eine ſolche Leichtigkeit der Luft, daß er ſogleich ſagte, es muͤſſe irgendwo ein großer Sturm geweſen ſeyn. Nach zwo Stunden erreichte der Sturm Magdeburg. (Exp. de vacuo ſpatio. L. III. c. 20. pag. 100.)
Paſcal hatte zwar dieſen Zuſammenhang auch entdeckt, aber ſich ganz unrichtige Begriffe davon gemacht. Er glaubte (Traité de l' équilibre des liqueurs, p. 153.), das Barometer falle, wenn es hell werden, und ſteige, wenn es regnen wolle, welches allen Erfahrungen entgegen iſt. So leicht es aber war, die Barometerveraͤnderungen ſelbſt und ihre Verbindung mit der Witterung durch Beobachtungen wahrzunehmen, ſo ſchwer iſt es den Naturforſchern geworden, die Urſache davon zu erklaͤren, und man iſt hieruͤber noch bis jetzt zu keiner entſchiedenen Gewißheit gelangt.
De Luͤc (Recherches ſur les modif. de l' atmoſph. To. I. Sect. 1. cap. 3.) hat die Muthmaßungen der Phyſiker uͤber die Urſachen der Barometerveraͤnderungen ziemlich vollſtaͤndig geſammlet und ſcharf gepruͤft. Er bringt ſie in gewiſſe Claſſen, nach deren Ordnung ich hier in moͤglichſter Kuͤrze die vornehmſten anfuͤhren will. Da einige Naturforſcher, nicht mit Unrecht, mehrere Urſachen zugleich angenommen, oder ihre erſte Meynung wieder geaͤndert haben, ſo werden manche Namen mehr als einmal vorkommen.
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