und Kunst mit mehreren avtomatischen Figuren darstellet. Ueberhaupt ist die Uhrmacherkunst und die feinere praktische Mechanik in der Chaux-de-Fonds und im Locle sehr weit getrieben worden. Man wird in der angeführten Beschreibung noch mehrere Avtomate anderer Künstler erwähnt finden, und es scheint das Clima dieser Gegenden dem mechanischen Genie besonders günstig zu seyn.
Unter den neusten Avtomaten hat der in Preßburg verfertigte Schachspieler des Herrn von Kempelen das meiste Aufsehen erreget. Beschreibungen des Aeußern dieser Maschine und ihres Spiels haben Herr von Windisch (Briefe über den Schachspieler des Herrn von Kempelen. Basel 1783. 8.) und Herr Prof. Hindenburg (Ueber den Schachspieler des H. v. K. Leipzig 1784. 8. auch im Leipziger Magazin zur Naturk. Math. u. Oekon. 1784. drittes Stück) gegeben. Aber den innern Bau derselben und die Art der äußern Einwirkung, welche nach Beschaffenheit der Züge des Gegners die bewegende Kraft so modificirt, daß sie passende Gegenzüge bewirkt, hält der Künstler geheim; auch ist diese Einwirkung dem Zuschauer völlig unsichtbar, und auf die Walze und das Räderwerk in einer vor der Figur stehenden und das Schachbret tragenden Kommode werden nur vor Anfang des Spiels flüchtige Blicke erlaubt. Herrn Nicolai Vermuthung (Beschreibung einer Reise durch Deutschland. VI. Band), daß die Sache ein grober Betrug, und ein Knabe in der Figur verborgen sey, wird dem, der die Maschine gesehen hat, durch den Mangel des Raums, durch die Beschaffenheit der Bewegungen selbst, und durch das Einsicht und Bescheidenheit verrathende Betragen des Künstlers, unwahrscheinlich. Auch Herr Lichtenberg (Magazin für das Neueste aus der Phys. III. B. 2. St.) glaubt, dieser Schachspieler sey kein mechanisches Kunstwerk. Hr. Prof. Hindenburg hingegen (a. a. O.) vermuthet eine mechanische Anordnung, welche Bewegung hervorzubringen strebt, aber erst durch den Zutritt einer Kraft von außen, vielleicht der magnetischen, wirklich hervorbringt, und glaubt, das Spiel der Figur sey großentheils mechanisch
und Kunſt mit mehreren avtomatiſchen Figuren darſtellet. Ueberhaupt iſt die Uhrmacherkunſt und die feinere praktiſche Mechanik in der Chaux-de-Fonds und im Locle ſehr weit getrieben worden. Man wird in der angefuͤhrten Beſchreibung noch mehrere Avtomate anderer Kuͤnſtler erwaͤhnt finden, und es ſcheint das Clima dieſer Gegenden dem mechaniſchen Genie beſonders guͤnſtig zu ſeyn.
Unter den neuſten Avtomaten hat der in Preßburg verfertigte Schachſpieler des Herrn von Kempelen das meiſte Aufſehen erreget. Beſchreibungen des Aeußern dieſer Maſchine und ihres Spiels haben Herr von Windiſch (Briefe uͤber den Schachſpieler des Herrn von Kempelen. Baſel 1783. 8.) und Herr Prof. Hindenburg (Ueber den Schachſpieler des H. v. K. Leipzig 1784. 8. auch im Leipziger Magazin zur Naturk. Math. u. Oekon. 1784. drittes Stuͤck) gegeben. Aber den innern Bau derſelben und die Art der aͤußern Einwirkung, welche nach Beſchaffenheit der Zuͤge des Gegners die bewegende Kraft ſo modificirt, daß ſie paſſende Gegenzuͤge bewirkt, haͤlt der Kuͤnſtler geheim; auch iſt dieſe Einwirkung dem Zuſchauer voͤllig unſichtbar, und auf die Walze und das Raͤderwerk in einer vor der Figur ſtehenden und das Schachbret tragenden Kommode werden nur vor Anfang des Spiels fluͤchtige Blicke erlaubt. Herrn Nicolai Vermuthung (Beſchreibung einer Reiſe durch Deutſchland. VI. Band), daß die Sache ein grober Betrug, und ein Knabe in der Figur verborgen ſey, wird dem, der die Maſchine geſehen hat, durch den Mangel des Raums, durch die Beſchaffenheit der Bewegungen ſelbſt, und durch das Einſicht und Beſcheidenheit verrathende Betragen des Kuͤnſtlers, unwahrſcheinlich. Auch Herr Lichtenberg (Magazin fuͤr das Neueſte aus der Phyſ. III. B. 2. St.) glaubt, dieſer Schachſpieler ſey kein mechaniſches Kunſtwerk. Hr. Prof. Hindenburg hingegen (a. a. O.) vermuthet eine mechaniſche Anordnung, welche Bewegung hervorzubringen ſtrebt, aber erſt durch den Zutritt einer Kraft von außen, vielleicht der magnetiſchen, wirklich hervorbringt, und glaubt, das Spiel der Figur ſey großentheils mechaniſch
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und Kunſt mit mehreren avtomatiſchen Figuren darſtellet. Ueberhaupt iſt die Uhrmacherkunſt und die feinere praktiſche Mechanik in der Chaux-de-Fonds und im Locle ſehr weit getrieben worden. Man wird in der angefuͤhrten Beſchreibung noch mehrere Avtomate anderer Kuͤnſtler erwaͤhnt finden, und es ſcheint das Clima dieſer Gegenden dem mechaniſchen Genie beſonders guͤnſtig zu ſeyn.
Unter den neuſten Avtomaten hat der in Preßburg verfertigte Schachſpieler des Herrn von Kempelen das meiſte Aufſehen erreget. Beſchreibungen des Aeußern dieſer Maſchine und ihres Spiels haben Herr von Windiſch (Briefe uͤber den Schachſpieler des Herrn von Kempelen. Baſel 1783. 8.) und Herr Prof. Hindenburg (Ueber den Schachſpieler des H. v. K. Leipzig 1784. 8. auch im Leipziger Magazin zur Naturk. Math. u. Oekon. 1784. drittes Stuͤck) gegeben. Aber den innern Bau derſelben und die Art der aͤußern Einwirkung, welche nach Beſchaffenheit der Zuͤge des Gegners die bewegende Kraft ſo modificirt, daß ſie paſſende Gegenzuͤge bewirkt, haͤlt der Kuͤnſtler geheim; auch iſt dieſe Einwirkung dem Zuſchauer voͤllig unſichtbar, und auf die Walze und das Raͤderwerk in einer vor der Figur ſtehenden und das Schachbret tragenden Kommode werden nur vor Anfang des Spiels fluͤchtige Blicke erlaubt. Herrn Nicolai Vermuthung (Beſchreibung einer Reiſe durch Deutſchland. VI. Band), daß die Sache ein grober Betrug, und ein Knabe in der Figur verborgen ſey, wird dem, der die Maſchine geſehen hat, durch den Mangel des Raums, durch die Beſchaffenheit der Bewegungen ſelbſt, und durch das Einſicht und Beſcheidenheit verrathende Betragen des Kuͤnſtlers, unwahrſcheinlich. Auch Herr Lichtenberg (Magazin fuͤr das Neueſte aus der Phyſ. III. B. 2. St.) glaubt, dieſer Schachſpieler ſey kein mechaniſches Kunſtwerk. Hr. Prof. Hindenburg hingegen (a. a. O.) vermuthet eine mechaniſche Anordnung, welche Bewegung hervorzubringen ſtrebt, aber erſt durch den Zutritt einer Kraft von außen, vielleicht der magnetiſchen, wirklich hervorbringt, und glaubt, das Spiel der Figur ſey großentheils mechaniſch
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/238>, abgerufen am 16.02.2025.
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