Punkt näher, etwa bis C heran, so würde der Vereinigungspunkt seiner nun divergirenden Stralen weiter hinter b hinausrücken (s. Linsengläser), u. auf die Netzhaut fallen, und das Bild würde deutlich seyn. Ein Auge, wie Fig. 30. sieht also nur in der Nähei, nicht in der Ferne deutlich. Die solche Augen haben, heißen Kurzsichtige, Myopen(myopes). Die letztere Benennung kömmt von dem Zusammenschließen oder Blinzen der Augenlieder, womit sie die Augen vor dem einfallenden vielen Lichte zu schützen suchen, u. welches man an den Augen der Mäuse ebenfalls bemerkt. Der Punkt C, in welchem sie die Gegenstände deutlich sehen (punctum visionis distinctae), liegt allzunahe vor ihren Augen. Gemeiniglich ist ihre Hornhaut erhabner und ihre Pupille weiter eröfnet. Eine allzu convexe oder zu dichte Krystallinse, welche parallele Stralen zu stark bricht, und also zu schnell vereiniget, oder ein allzugroßer Abstand der Linse von der Netzhaut sind die unmittelbaren Ursachen der Kurzsichtigkeit. Hohlgläser zerstreuen die parallelen Stralen, und machen, daß sie so divergiren, als ob sie aus dem Zerstreuungsraume dieser Gläser herkämen, s. Linsengläser. Hält daher ein Kurzsichtiger seinem Auge ein Hohlglas so vor, daß dessen Zerstreuungsraum in die Gegend von C (dem Punkte des deutlichen Sehens für sein Auge) fällt, so empfängt er die Stralenkegel so, als ob sie aus der Gegend von C kämen, und sieht auch entfernte Dinge deutlich.
Naher Gegenstände Punkte hingegen senden Stralen aus, die noch beym Eintritte ins Auge merklich divergiren, wie BKK, Fig. 31., deren Vereinigungspunkte also weiter hinter die Linse fallen, als die der parallelen Stralen, s. Linsengläser. Rückte B in eine größere Entfernung hinaus, so würde der Vereinigungspunkt b näher rücken, und endlich die Netzhaut selbst treffen, also ein deutliches. Bild geben. Ein Auge, wie Fig. 31., sieht also nur in der Ferne, nicht in der Nähe, deutlich. Diejenigen, deren Augen so gebildet sind, heißen Weitsichtige, Presbyten(bresbytae), weil man diesen Fehler
Punkt naͤher, etwa bis C heran, ſo wuͤrde der Vereinigungspunkt ſeiner nun divergirenden Stralen weiter hinter b hinausruͤcken (ſ. Linſenglaͤſer), u. auf die Netzhaut fallen, und das Bild wuͤrde deutlich ſeyn. Ein Auge, wie Fig. 30. ſieht alſo nur in der Naͤhei, nicht in der Ferne deutlich. Die ſolche Augen haben, heißen Kurzſichtige, Myopen(myopes). Die letztere Benennung koͤmmt von dem Zuſammenſchließen oder Blinzen der Augenlieder, womit ſie die Augen vor dem einfallenden vielen Lichte zu ſchuͤtzen ſuchen, u. welches man an den Augen der Maͤuſe ebenfalls bemerkt. Der Punkt C, in welchem ſie die Gegenſtaͤnde deutlich ſehen (punctum viſionis diſtinctae), liegt allzunahe vor ihren Augen. Gemeiniglich iſt ihre Hornhaut erhabner und ihre Pupille weiter eroͤfnet. Eine allzu convexe oder zu dichte Kryſtallinſe, welche parallele Stralen zu ſtark bricht, und alſo zu ſchnell vereiniget, oder ein allzugroßer Abſtand der Linſe von der Netzhaut ſind die unmittelbaren Urſachen der Kurzſichtigkeit. Hohlglaͤſer zerſtreuen die parallelen Stralen, und machen, daß ſie ſo divergiren, als ob ſie aus dem Zerſtreuungsraume dieſer Glaͤſer herkaͤmen, ſ. Linſenglaͤſer. Haͤlt daher ein Kurzſichtiger ſeinem Auge ein Hohlglas ſo vor, daß deſſen Zerſtreuungsraum in die Gegend von C (dem Punkte des deutlichen Sehens fuͤr ſein Auge) faͤllt, ſo empfaͤngt er die Stralenkegel ſo, als ob ſie aus der Gegend von C kaͤmen, und ſieht auch entfernte Dinge deutlich.
Naher Gegenſtaͤnde Punkte hingegen ſenden Stralen aus, die noch beym Eintritte ins Auge merklich divergiren, wie BKK, Fig. 31., deren Vereinigungspunkte alſo weiter hinter die Linſe fallen, als die der parallelen Stralen, ſ. Linſenglaͤſer. Ruͤckte B in eine groͤßere Entfernung hinaus, ſo wuͤrde der Vereinigungspunkt b naͤher ruͤcken, und endlich die Netzhaut ſelbſt treffen, alſo ein deutliches. Bild geben. Ein Auge, wie Fig. 31., ſieht alſo nur in der Ferne, nicht in der Naͤhe, deutlich. Diejenigen, deren Augen ſo gebildet ſind, heißen Weitſichtige, Presbyten(bresbytae), weil man dieſen Fehler
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Punkt naͤher, etwa bis C heran, ſo wuͤrde der Vereinigungspunkt ſeiner nun divergirenden Stralen weiter hinter b hinausruͤcken (ſ. Linſenglaͤſer), u. auf die Netzhaut fallen, und das Bild wuͤrde deutlich ſeyn. Ein Auge, wie Fig. 30. ſieht alſo nur in der Naͤhei, nicht in der Ferne deutlich. Die ſolche Augen haben, heißen Kurzſichtige, Myopen (myopes). Die letztere Benennung koͤmmt von dem Zuſammenſchließen oder Blinzen der Augenlieder, womit ſie die Augen vor dem einfallenden vielen Lichte zu ſchuͤtzen ſuchen, u. welches man an den Augen der Maͤuſe ebenfalls bemerkt. Der Punkt C, in welchem ſie die Gegenſtaͤnde deutlich ſehen (punctum viſionis diſtinctae), liegt allzunahe vor ihren Augen. Gemeiniglich iſt ihre Hornhaut erhabner und ihre Pupille weiter eroͤfnet. Eine allzu convexe oder zu dichte Kryſtallinſe, welche parallele Stralen zu ſtark bricht, und alſo zu ſchnell vereiniget, oder ein allzugroßer Abſtand der Linſe von der Netzhaut ſind die unmittelbaren Urſachen der Kurzſichtigkeit. Hohlglaͤſer zerſtreuen die parallelen Stralen, und machen, daß ſie ſo divergiren, als ob ſie aus dem Zerſtreuungsraume dieſer Glaͤſer herkaͤmen, ſ. Linſenglaͤſer. Haͤlt daher ein Kurzſichtiger ſeinem Auge ein Hohlglas ſo vor, daß deſſen Zerſtreuungsraum in die Gegend von C (dem Punkte des deutlichen Sehens fuͤr ſein Auge) faͤllt, ſo empfaͤngt er die Stralenkegel ſo, als ob ſie aus der Gegend von C kaͤmen, und ſieht auch entfernte Dinge deutlich.
Naher Gegenſtaͤnde Punkte hingegen ſenden Stralen aus, die noch beym Eintritte ins Auge merklich divergiren, wie BKK, Fig. 31., deren Vereinigungspunkte alſo weiter hinter die Linſe fallen, als die der parallelen Stralen, ſ. Linſenglaͤſer. Ruͤckte B in eine groͤßere Entfernung hinaus, ſo wuͤrde der Vereinigungspunkt b naͤher ruͤcken, und endlich die Netzhaut ſelbſt treffen, alſo ein deutliches. Bild geben. Ein Auge, wie Fig. 31., ſieht alſo nur in der Ferne, nicht in der Naͤhe, deutlich. Diejenigen, deren Augen ſo gebildet ſind, heißen Weitſichtige, Presbyten (bresbytae), weil man dieſen Fehler
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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