um den Durchmesser der Erdbahn zu durchlaufen, s. Licht. Er konnte sich nun sogleich vorstellen, daß wir die in der Ekliptik stehenden Sterne, wenn sie in Conjunction mit der Sonne sind, und also hinter ihr und weiter von uns stehen, um 16 Minuten später erblicken müssen, als wenn sie in Opposition, d. i. auf eben der Seite der Sonne mit uns selbst, und also uns um den Durchmesser der Erdbahn näher stehen, und daß wir sie eben deswegen im erstern Falle um 40" weniger fortgerückt erblicken, als im letztern, woraus sich die Phänomene der Abirrung für die in der Ekliptik stehenden Sterne, welche statt der Ellipse eine gerade Linie zu beschreiben scheinen, vollkommen erklären.
In Absicht auf die außer der Ekliptik stehenden Sterne fiel Bradley auf den glücklichen Gedanken, die Bewegung des Lichts mit der Bewegung der Erde nach den Gesetzen der Zusammensetzung der Bewegungen (s. Zusammensetzung der Bewegungen) zu verbinden, und nachdem er seine Erklärung mit allen Beobachtungen übereinstimmend gefunden hatte, stattete er davon im Jahre 1728 öffentlich Bericht ab. (Philos. Transact, No. 406.)
Es sey E (Taf. I. Fig. 2.) ein Stern, der den Lichtstrahl EB zu uns sendet, AB ein kleiner Theil der Erdbahn, und CB der Weg, den der Stral durchlaufen hat, indem die Erde von A bis B gieng, daß sich also CB und AB, wie die Geschwindigkeiten des Lichts und der Erde, d. i. wie 10313: 1 verhalten müssen. Man verzeichne das Parallelogramm ABCD, so wird sich die Bewegung des Lichtstrals CB, in die beyden Bewegungen CD =BF und CA=DB zerlegen lassen (s. Zusammensetzung der Bewegungen). Von dem Theile BF kan das in B anlangende Auge nichts empfinden, weil die Bewegung BF mit der Bewegung des Auges durch AB nach einerley Richtung geht; es empfindet daher nur den Theil DB, und sieht den Stern E nach der Richtung BD, also von seinem wahren Orte E um den Winkel EBD entfernt, welcher=ACB ist, und der Abirrungswinkel genannt wird.
um den Durchmeſſer der Erdbahn zu durchlaufen, ſ. Licht. Er konnte ſich nun ſogleich vorſtellen, daß wir die in der Ekliptik ſtehenden Sterne, wenn ſie in Conjunction mit der Sonne ſind, und alſo hinter ihr und weiter von uns ſtéhen, um 16 Minuten ſpaͤter erblicken muͤſſen, als wenn ſie in Oppoſition, d. i. auf eben der Seite der Sonne mit uns ſelbſt, und alſo uns um den Durchmeſſer der Erdbahn naͤher ſtehen, und daß wir ſie eben deswegen im erſtern Falle um 40″ weniger fortgeruͤckt erblicken, als im letztern, woraus ſich die Phaͤnomene der Abirrung fuͤr die in der Ekliptik ſtehenden Sterne, welche ſtatt der Ellipſe eine gerade Linie zu beſchreiben ſcheinen, vollkommen erklaͤren.
In Abſicht auf die außer der Ekliptik ſtehenden Sterne fiel Bradley auf den gluͤcklichen Gedanken, die Bewegung des Lichts mit der Bewegung der Erde nach den Geſetzen der Zuſammenſetzung der Bewegungen (ſ. Zuſammenſetzung der Bewegungen) zu verbinden, und nachdem er ſeine Erklaͤrung mit allen Beobachtungen uͤbereinſtimmend gefunden hatte, ſtattete er davon im Jahre 1728 oͤffentlich Bericht ab. (Philoſ. Transact, No. 406.)
Es ſey E (Taf. I. Fig. 2.) ein Stern, der den Lichtſtrahl EB zu uns ſendet, AB ein kleiner Theil der Erdbahn, und CB der Weg, den der Stral durchlaufen hat, indem die Erde von A bis B gieng, daß ſich alſo CB und AB, wie die Geſchwindigkeiten des Lichts und der Erde, d. i. wie 10313: 1 verhalten muͤſſen. Man verzeichne das Parallelogramm ABCD, ſo wird ſich die Bewegung des Lichtſtrals CB, in die beyden Bewegungen CD =BF und CA=DB zerlegen laſſen (ſ. Zuſammenſetzung der Bewegungen). Von dem Theile BF kan das in B anlangende Auge nichts empfinden, weil die Bewegung BF mit der Bewegung des Auges durch AB nach einerley Richtung geht; es empfindet daher nur den Theil DB, und ſieht den Stern E nach der Richtung BD, alſo von ſeinem wahren Orte E um den Winkel EBD entfernt, welcher=ACB iſt, und der Abirrungswinkel genannt wird.
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um den Durchmeſſer der Erdbahn zu durchlaufen, ſ. Licht. Er konnte ſich nun ſogleich vorſtellen, daß wir die in der Ekliptik ſtehenden Sterne, wenn ſie in Conjunction mit der Sonne ſind, und alſo hinter ihr und weiter von uns ſtéhen, um 16 Minuten ſpaͤter erblicken muͤſſen, als wenn ſie in Oppoſition, d. i. auf eben der Seite der Sonne mit uns ſelbſt, und alſo uns um den Durchmeſſer der Erdbahn naͤher ſtehen, und daß wir ſie eben deswegen im erſtern Falle um 40″ weniger fortgeruͤckt erblicken, als im letztern, woraus ſich die Phaͤnomene der Abirrung fuͤr die in der Ekliptik ſtehenden Sterne, welche ſtatt der Ellipſe eine gerade Linie zu beſchreiben ſcheinen, vollkommen erklaͤren.
In Abſicht auf die außer der Ekliptik ſtehenden Sterne fiel Bradley auf den gluͤcklichen Gedanken, die Bewegung des Lichts mit der Bewegung der Erde nach den Geſetzen der Zuſammenſetzung der Bewegungen (ſ. Zuſammenſetzung der Bewegungen) zu verbinden, und nachdem er ſeine Erklaͤrung mit allen Beobachtungen uͤbereinſtimmend gefunden hatte, ſtattete er davon im Jahre 1728 oͤffentlich Bericht ab. (Philoſ. Transact, No. 406.)
Es ſey E (Taf. I. Fig. 2.) ein Stern, der den Lichtſtrahl EB zu uns ſendet, AB ein kleiner Theil der Erdbahn, und CB der Weg, den der Stral durchlaufen hat, indem die Erde von A bis B gieng, daß ſich alſo CB und AB, wie die Geſchwindigkeiten des Lichts und der Erde, d. i. wie 10313: 1 verhalten muͤſſen. Man verzeichne das Parallelogramm ABCD, ſo wird ſich die Bewegung des Lichtſtrals CB, in die beyden Bewegungen CD =BF und CA=DB zerlegen laſſen (ſ. Zuſammenſetzung der Bewegungen). Von dem Theile BF kan das in B anlangende Auge nichts empfinden, weil die Bewegung BF mit der Bewegung des Auges durch AB nach einerley Richtung geht; es empfindet daher nur den Theil DB, und ſieht den Stern E nach der Richtung BD, alſo von ſeinem wahren Orte E um den Winkel EBD entfernt, welcher=ACB iſt, und der Abirrungswinkel genannt wird.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/19>, abgerufen am 16.02.2025.
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