Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Einige dieser Beweise, z. B. der aus dem hellen Ringe bey Sonnenfinsternissen, aus der länglichen Gestalt der Planeten, und dem unregelmäßigen Fortrücken der Fixsterne bey Annährung an den Mondrand, lassen sich dadurch entkräften, daß man diese Phänomene eben so leicht und natürlich aus der Beugung der Lichtstralen herleiten kan. Ein solcher Ring zeigt sich um jeden Körper, mit dem man sich die Sonne verdeckt, oder mit dem man das in einen verfinsterten Ort fallende Sonnenlicht auffängt; wie de la Hire und de l'Isle (Mem. de l' Acad. des Sc. 1715. p. 147.) gezeigt haben. Das Zittern des Sonnenlichts und die größere oder geringere Deutlichkeit der Mondflecken scheinen eber von Dünsten in unserer Atmosphäre herzurühren; der Lichtstral in der Hölung des Plato läst sich durch das Einfallen des Sonnenlichts zwischen Bergen in ein übrigens dunkles Thal auch obne Atmosphäre begreifen; die Vergrößerung des scheinbaren Sonnentellers bey ringförmigen Sonnenfinsternissen kan eine Wirkung der Beugung des Lichts seyn, obgleich Euler (Mem. de l' Acad. de Prusse. 1748. S. 103.) daraus wirklich eine Mondluft schließt, die aber 200mal dünner, als die unsrige, sey. Die neuern Vertheidiger der Mondatmosphäre, z. B. du Sejour (Mem. de l'Acad. des Sc. 1775. p. 268.) wenden dagegen ein, durch Erklärungen aus der Beugung stoße man jene Beweise nicht um; denn Beugung der
Einige dieſer Beweiſe, z. B. der aus dem hellen Ringe bey Sonnenfinſterniſſen, aus der laͤnglichen Geſtalt der Planeten, und dem unregelmaͤßigen Fortruͤcken der Fixſterne bey Annaͤhrung an den Mondrand, laſſen ſich dadurch entkraͤften, daß man dieſe Phaͤnomene eben ſo leicht und natuͤrlich aus der Beugung der Lichtſtralen herleiten kan. Ein ſolcher Ring zeigt ſich um jeden Koͤrper, mit dem man ſich die Sonne verdeckt, oder mit dem man das in einen verfinſterten Ort fallende Sonnenlicht auffaͤngt; wie de la Hire und de l'Isle (Mém. de l' Acad. des Sc. 1715. p. 147.) gezeigt haben. Das Zittern des Sonnenlichts und die groͤßere oder geringere Deutlichkeit der Mondflecken ſcheinen eber von Duͤnſten in unſerer Atmoſphaͤre herzuruͤhren; der Lichtſtral in der Hoͤlung des Plato laͤſt ſich durch das Einfallen des Sonnenlichts zwiſchen Bergen in ein uͤbrigens dunkles Thal auch obne Atmoſphaͤre begreifen; die Vergroͤßerung des ſcheinbaren Sonnentellers bey ringfoͤrmigen Sonnenfinſterniſſen kan eine Wirkung der Beugung des Lichts ſeyn, obgleich Euler (Mém. de l' Acad. de Pruſſe. 1748. S. 103.) daraus wirklich eine Mondluft ſchließt, die aber 200mal duͤnner, als die unſrige, ſey. Die neuern Vertheidiger der Mondatmoſphaͤre, z. B. du Sejour (Mém. de l'Acad. des Sc. 1775. p. 268.) wenden dagegen ein, durch Erklaͤrungen aus der Beugung ſtoße man jene Beweiſe nicht um; denn Beugung der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175" xml:id="P.1.161" n="161"/><lb/> Streif, aufdie Veraͤnderlichkeit des Monddurchmeſſers bey Sonnenfinſterniſſen u. dgl. berufen. Einiger dieſer Gruͤnde bedient ſich <hi rendition="#b">Wolf</hi> <hi rendition="#aq">(Elem. Aſtron.),</hi> um die hoͤchſte Aehnlichkeit zwiſchen Erd- und Mondluft zu erweiſen, die er ſo weit treibt, daß er es im Monde ſogar, wie bey uns, regnen, hageln, ſchneyen und reifen laͤſt. <hi rendition="#b">Halley</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. no. 343.)</hi> und <hi rendition="#b">Louville</hi> <hi rendition="#aq">(Hiſt. de l' acad. roy. des Sc. 1715.)</hi> wollten bey der Sonnenfinſterniß am 3. May 1715 ſogar Blitze im Monde geſehen haben. Von aͤhnlichen neuerlich beobachteten Erſcheinungen ſ. den Art. <hi rendition="#b">Mond.</hi></p> <p>Einige dieſer Beweiſe, z. B. der aus dem hellen Ringe bey Sonnenfinſterniſſen, aus der laͤnglichen Geſtalt der Planeten, und dem unregelmaͤßigen Fortruͤcken der Fixſterne bey Annaͤhrung an den Mondrand, laſſen ſich dadurch entkraͤften, daß man dieſe Phaͤnomene eben ſo leicht und natuͤrlich aus der Beugung der Lichtſtralen herleiten kan. Ein ſolcher Ring zeigt ſich um jeden Koͤrper, mit dem man ſich die Sonne verdeckt, oder mit dem man das in einen verfinſterten Ort fallende Sonnenlicht auffaͤngt; wie <hi rendition="#b">de la Hire</hi> und <hi rendition="#b">de l'Isle</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de l' Acad. des Sc. 1715. p. 147.)</hi> gezeigt haben. Das Zittern des Sonnenlichts und die groͤßere oder geringere Deutlichkeit der Mondflecken ſcheinen eber von Duͤnſten in unſerer Atmoſphaͤre herzuruͤhren; der Lichtſtral in der Hoͤlung des Plato laͤſt ſich durch das Einfallen des Sonnenlichts zwiſchen Bergen in ein uͤbrigens dunkles Thal auch obne Atmoſphaͤre begreifen; die Vergroͤßerung des ſcheinbaren Sonnentellers bey ringfoͤrmigen Sonnenfinſterniſſen kan eine Wirkung der Beugung des Lichts ſeyn, obgleich <hi rendition="#b">Euler</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de l' Acad. de Pruſſe. 1748.</hi> S. 103.) daraus wirklich eine Mondluft ſchließt, die aber 200mal duͤnner, als die unſrige, ſey.</p> <p>Die neuern Vertheidiger der Mondatmoſphaͤre, z. B. du <hi rendition="#b">Sejour</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de l'Acad. des Sc. 1775. p. 268.)</hi> wenden dagegen ein, durch Erklaͤrungen aus der Beugung ſtoße man jene Beweiſe nicht um; denn Beugung der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0175]
Streif, aufdie Veraͤnderlichkeit des Monddurchmeſſers bey Sonnenfinſterniſſen u. dgl. berufen. Einiger dieſer Gruͤnde bedient ſich Wolf (Elem. Aſtron.), um die hoͤchſte Aehnlichkeit zwiſchen Erd- und Mondluft zu erweiſen, die er ſo weit treibt, daß er es im Monde ſogar, wie bey uns, regnen, hageln, ſchneyen und reifen laͤſt. Halley (Philoſ. Trans. no. 343.) und Louville (Hiſt. de l' acad. roy. des Sc. 1715.) wollten bey der Sonnenfinſterniß am 3. May 1715 ſogar Blitze im Monde geſehen haben. Von aͤhnlichen neuerlich beobachteten Erſcheinungen ſ. den Art. Mond.
Einige dieſer Beweiſe, z. B. der aus dem hellen Ringe bey Sonnenfinſterniſſen, aus der laͤnglichen Geſtalt der Planeten, und dem unregelmaͤßigen Fortruͤcken der Fixſterne bey Annaͤhrung an den Mondrand, laſſen ſich dadurch entkraͤften, daß man dieſe Phaͤnomene eben ſo leicht und natuͤrlich aus der Beugung der Lichtſtralen herleiten kan. Ein ſolcher Ring zeigt ſich um jeden Koͤrper, mit dem man ſich die Sonne verdeckt, oder mit dem man das in einen verfinſterten Ort fallende Sonnenlicht auffaͤngt; wie de la Hire und de l'Isle (Mém. de l' Acad. des Sc. 1715. p. 147.) gezeigt haben. Das Zittern des Sonnenlichts und die groͤßere oder geringere Deutlichkeit der Mondflecken ſcheinen eber von Duͤnſten in unſerer Atmoſphaͤre herzuruͤhren; der Lichtſtral in der Hoͤlung des Plato laͤſt ſich durch das Einfallen des Sonnenlichts zwiſchen Bergen in ein uͤbrigens dunkles Thal auch obne Atmoſphaͤre begreifen; die Vergroͤßerung des ſcheinbaren Sonnentellers bey ringfoͤrmigen Sonnenfinſterniſſen kan eine Wirkung der Beugung des Lichts ſeyn, obgleich Euler (Mém. de l' Acad. de Pruſſe. 1748. S. 103.) daraus wirklich eine Mondluft ſchließt, die aber 200mal duͤnner, als die unſrige, ſey.
Die neuern Vertheidiger der Mondatmoſphaͤre, z. B. du Sejour (Mém. de l'Acad. des Sc. 1775. p. 268.) wenden dagegen ein, durch Erklaͤrungen aus der Beugung ſtoße man jene Beweiſe nicht um; denn Beugung der
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