Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Viele Naturforscher nehmen um alle Körper Atmosphären an, oder glauben, daß der im Weltraume verbreitete Aether sich in der Nähe eines jeden Körpers verdichte, und eine Atmosphäre um ihn bilde, woraus sie nebst andern Erscheinungen auch die Beugung der Lichtstralen erklären, s. Beugung des Lichts. Da dies bloß hypothetisch ist, so bleibe ich hier nur bey den Atmosphären der Erde, der Sonne und des Monds stehen. Atmosphäre der Erde, s. Luftkreis. Atmosphäre der Sonne Atmosphaera solaris, Atmosphere solaire. Eine feine um die Sonne verbreitete und gegen dieselbe gravitirende Materie, welche sich uns unter der Gestalt des Zodiakallichts zeiget, s. Thierkreislicht. Die Alten, welche die Sonne für das reinste und unverderblichste Wesen hielten, konnten dem Gedanken von einem Dunste um dieselbe nicht Raum geben. Kepler (Epit. astron. Copernic. L. VI. p. 595.), wo er erklärt, warum die totalen Sonnenfinsternisse nicht eine völlige Nacht machen, redet von einer substantia crassa circa solem, non hic in nostro aere, sed in ipsa sede solis. Cassini aber, der das Thierkreislicht im Jahre 1683 entdeckte, nahm keinen Anstand, es für die vom weiten erblickte Atmosphäre der Sonne zu erklären (Decouverte de la lumiere celeste, qui paroist dans le zodiaque, in den anciens Mem. To. VII.). Mairan (Traite de l' aurore boreale. Paris 1733. 4. sec. edit. 1754. gr. 4.) hat sehr ausführlich von dieser Sonnenatmosphäre gehandelt, und ihr Daseyn wird jetzt von keinem Astronomen mehr in Zweifel gezogen. Aus welcher Materie sie bestehe, ob diese Materie ein Ausfluß aus der Sonne, oder eine Sammlung von heterogenen aus dem Aether gegen die Sonne gefallenen Theilen sey, darüber können wir nicht entscheiden. Wir sehen
Viele Naturforſcher nehmen um alle Koͤrper Atmoſphaͤren an, oder glauben, daß der im Weltraume verbreitete Aether ſich in der Naͤhe eines jeden Koͤrpers verdichte, und eine Atmoſphaͤre um ihn bilde, woraus ſie nebſt andern Erſcheinungen auch die Beugung der Lichtſtralen erklaͤren, ſ. Beugung des Lichts. Da dies bloß hypothetiſch iſt, ſo bleibe ich hier nur bey den Atmoſphaͤren der Erde, der Sonne und des Monds ſtehen. Atmoſphaͤre der Erde, ſ. Luftkreis. Atmoſphaͤre der Sonne Atmoſphaera ſolaris, Atmoſphère ſolaire. Eine feine um die Sonne verbreitete und gegen dieſelbe gravitirende Materie, welche ſich uns unter der Geſtalt des Zodiakallichts zeiget, ſ. Thierkreislicht. Die Alten, welche die Sonne fuͤr das reinſte und unverderblichſte Weſen hielten, konnten dem Gedanken von einem Dunſte um dieſelbe nicht Raum geben. Kepler (Epit. aſtron. Copernic. L. VI. p. 595.), wo er erklaͤrt, warum die totalen Sonnenfinſterniſſe nicht eine voͤllige Nacht machen, redet von einer ſubſtantia craſſa circa ſolem, non hic in noſtro aëre, ſed in ipſa ſede ſolis. Caſſini aber, der das Thierkreislicht im Jahre 1683 entdeckte, nahm keinen Anſtand, es fuͤr die vom weiten erblickte Atmoſphaͤre der Sonne zu erklaͤren (Découverte de la lumiére celeſte, qui paroiſt dans le zodiaque, in den anciens Mém. To. VII.). Mairan (Traité de l' aurore boreale. Paris 1733. 4. ſec. edit. 1754. gr. 4.) hat ſehr ausfuͤhrlich von dieſer Sonnenatmoſphaͤre gehandelt, und ihr Daſeyn wird jetzt von keinem Aſtronomen mehr in Zweifel gezogen. Aus welcher Materie ſie beſtehe, ob dieſe Materie ein Ausfluß aus der Sonne, oder eine Sammlung von heterogenen aus dem Aether gegen die Sonne gefallenen Theilen ſey, daruͤber koͤnnen wir nicht entſcheiden. Wir ſehen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0172" xml:id="P.1.158" n="158"/><lb/> Koͤrper von allen Seiten umgeben, und ſich mit ihm fortbewegen, ſo wie der Luftkreis die Erde umringt und mit ihr bewegt wird.</p> <p>Viele Naturforſcher nehmen um alle Koͤrper Atmoſphaͤren an, oder glauben, daß der im Weltraume verbreitete Aether ſich in der Naͤhe eines jeden Koͤrpers verdichte, und eine Atmoſphaͤre um ihn bilde, woraus ſie nebſt andern Erſcheinungen auch die Beugung der Lichtſtralen erklaͤren, <hi rendition="#b">ſ. Beugung des Lichts.</hi> Da dies bloß hypothetiſch iſt, ſo bleibe ich hier nur bey den Atmoſphaͤren der Erde, der Sonne und des Monds ſtehen.</p> <p> <hi rendition="#b">Atmoſphaͤre der Erde, ſ. Luftkreis.</hi> </p> </div> <div n="2"> <head>Atmoſphaͤre der Sonne</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Atmoſphaera ſolaris, <hi rendition="#i">Atmoſphère ſolaire.</hi></hi> Eine feine um die Sonne verbreitete und gegen dieſelbe gravitirende Materie, welche ſich uns unter der Geſtalt des <hi rendition="#b">Zodiakallichts</hi> zeiget, <hi rendition="#b">ſ. Thierkreislicht.</hi></p> <p>Die Alten, welche die Sonne fuͤr das reinſte und unverderblichſte Weſen hielten, konnten dem Gedanken von einem Dunſte um dieſelbe nicht Raum geben. <hi rendition="#b">Kepler</hi> <hi rendition="#aq">(Epit. aſtron. Copernic. L. VI. p. 595.),</hi> wo er erklaͤrt, warum die totalen Sonnenfinſterniſſe nicht eine voͤllige Nacht machen, redet von einer <hi rendition="#aq">ſubſtantia craſſa circa ſolem, non hic in noſtro aëre, ſed in ipſa ſede ſolis.</hi> <hi rendition="#b">Caſſini</hi> aber, der das Thierkreislicht im Jahre 1683 entdeckte, nahm keinen Anſtand, es fuͤr die vom weiten erblickte Atmoſphaͤre der Sonne zu erklaͤren (<hi rendition="#aq">Découverte de la lumiére celeſte, qui paroiſt dans le zodiaque,</hi> in den <hi rendition="#aq">anciens Mém. To. VII.).</hi> <hi rendition="#b">Mairan</hi> <hi rendition="#aq">(Traité de l' aurore boreale. Paris 1733. 4. ſec. edit. 1754. gr. 4.)</hi> hat ſehr ausfuͤhrlich von dieſer Sonnenatmoſphaͤre gehandelt, und ihr Daſeyn wird jetzt von keinem Aſtronomen mehr in Zweifel gezogen.</p> <p>Aus welcher Materie ſie beſtehe, ob dieſe Materie ein Ausfluß aus der Sonne, oder eine Sammlung von heterogenen aus dem Aether gegen die Sonne gefallenen Theilen ſey, daruͤber koͤnnen wir nicht entſcheiden. Wir ſehen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0172]
Koͤrper von allen Seiten umgeben, und ſich mit ihm fortbewegen, ſo wie der Luftkreis die Erde umringt und mit ihr bewegt wird.
Viele Naturforſcher nehmen um alle Koͤrper Atmoſphaͤren an, oder glauben, daß der im Weltraume verbreitete Aether ſich in der Naͤhe eines jeden Koͤrpers verdichte, und eine Atmoſphaͤre um ihn bilde, woraus ſie nebſt andern Erſcheinungen auch die Beugung der Lichtſtralen erklaͤren, ſ. Beugung des Lichts. Da dies bloß hypothetiſch iſt, ſo bleibe ich hier nur bey den Atmoſphaͤren der Erde, der Sonne und des Monds ſtehen.
Atmoſphaͤre der Erde, ſ. Luftkreis.
Atmoſphaͤre der Sonne
Atmoſphaera ſolaris, Atmoſphère ſolaire. Eine feine um die Sonne verbreitete und gegen dieſelbe gravitirende Materie, welche ſich uns unter der Geſtalt des Zodiakallichts zeiget, ſ. Thierkreislicht.
Die Alten, welche die Sonne fuͤr das reinſte und unverderblichſte Weſen hielten, konnten dem Gedanken von einem Dunſte um dieſelbe nicht Raum geben. Kepler (Epit. aſtron. Copernic. L. VI. p. 595.), wo er erklaͤrt, warum die totalen Sonnenfinſterniſſe nicht eine voͤllige Nacht machen, redet von einer ſubſtantia craſſa circa ſolem, non hic in noſtro aëre, ſed in ipſa ſede ſolis. Caſſini aber, der das Thierkreislicht im Jahre 1683 entdeckte, nahm keinen Anſtand, es fuͤr die vom weiten erblickte Atmoſphaͤre der Sonne zu erklaͤren (Découverte de la lumiére celeſte, qui paroiſt dans le zodiaque, in den anciens Mém. To. VII.). Mairan (Traité de l' aurore boreale. Paris 1733. 4. ſec. edit. 1754. gr. 4.) hat ſehr ausfuͤhrlich von dieſer Sonnenatmoſphaͤre gehandelt, und ihr Daſeyn wird jetzt von keinem Aſtronomen mehr in Zweifel gezogen.
Aus welcher Materie ſie beſtehe, ob dieſe Materie ein Ausfluß aus der Sonne, oder eine Sammlung von heterogenen aus dem Aether gegen die Sonne gefallenen Theilen ſey, daruͤber koͤnnen wir nicht entſcheiden. Wir ſehen
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