die Lebenskraft in denselben unterhalten und das Herz bewegen. Den Ursprung der thierischen Wärme leiteten sie vom Herzen her, in welchem sie ein Lebensfeuer (ignem vitalem) annahmen, und glaubten, dieses Feuers übermäßige Hitze werde durch das Einathmen der frischen Luft abgekühlt und durchs Ausathmen sein Dampf abgeführt (Galen. de usu partium. L. VII. c. 9. de util. respir. c. 3.). Auch neuere Aerzte haben einen Uebergang der Luft in elastischer Gestalt in das Blut angenommen, und daraus die Flüßigkeit, innere Bewegung, Wärme, Dünne, ja sogar den Umlauf desselben im Körper herleiten wollen. Van Helmont glaubte, die Luft bringe die Lebensgeister in den Körper; welcher Meynung selbst Boerhave, Mead und Sauvage unter gewissen Einschränkungen den Beyfall nicht versagen; andere haben durch die Luft ein salziges oder nitröses Principium in den Körper bringen wollen. Auch die Meynung der Alten von der Abkühlung der innern Wärme durch die eingeathmete Luft ist von vielen neuern Aerzten angenommen worden; einige haben noch hinzugesetzt, das dünnere Blut der Blutadern werde durch diese Abkühlungen verdichtet. Beyde Behauptungen widerlegt Haller(De partium corp. hum. fabrica et funct. L. VIII. Sect. 5. §. 16. 17.), der übrigens annimmt, es komme Luft zur Mischung des Bluts, und beym Ausathmen werden flüchtige, salzige, faule Ausdünstungen, auch Phlogiston ausgeführt. Den Gedanken, daß die Wärme des Bluts durch Athmen entstehe, äußert Stahl(Theor. medic. p. 288.) mit der Bemerkung, daß er ihm schon seit dem Jahre 1684 eigenthümlich zugehöre. Auch Boerhave, Hales und Arbuthnot glauben, das Blut werde in den Lungen durch das Athmen verdichtet und erwärmt; Büffon nimmt die Lungen für das Gebläse an, das zur Belebung des Lebensfeuers diene. Priestley schloß aus der Aehnlichkeit der durchs Athmen verdorbenen Luft mit der durch Verbrennung und Fäulniß verdorbenen, daß das Athmen Phlogiston aus dem Körper führe, fast zu eben der Zeit, da Scheele gefunden zu haben glaubte, daß sie brennbaren
die Lebenskraft in denſelben unterhalten und das Herz bewegen. Den Urſprung der thieriſchen Waͤrme leiteten ſie vom Herzen her, in welchem ſie ein Lebensfeuer (ignem vitalem) annahmen, und glaubten, dieſes Feuers uͤbermaͤßige Hitze werde durch das Einathmen der friſchen Luft abgekuͤhlt und durchs Ausathmen ſein Dampf abgefuͤhrt (Galen. de uſu partium. L. VII. c. 9. de util. reſpir. c. 3.). Auch neuere Aerzte haben einen Uebergang der Luft in elaſtiſcher Geſtalt in das Blut angenommen, und daraus die Fluͤßigkeit, innere Bewegung, Waͤrme, Duͤnne, ja ſogar den Umlauf deſſelben im Koͤrper herleiten wollen. Van Helmont glaubte, die Luft bringe die Lebensgeiſter in den Koͤrper; welcher Meynung ſelbſt Boerhave, Mead und Sauvage unter gewiſſen Einſchraͤnkungen den Beyfall nicht verſagen; andere haben durch die Luft ein ſalziges oder nitroͤſes Principium in den Koͤrper bringen wollen. Auch die Meynung der Alten von der Abkuͤhlung der innern Waͤrme durch die eingeathmete Luft iſt von vielen neuern Aerzten angenommen worden; einige haben noch hinzugeſetzt, das duͤnnere Blut der Blutadern werde durch dieſe Abkuͤhlungen verdichtet. Beyde Behauptungen widerlegt Haller(De partium corp. hum. fabrica et funct. L. VIII. Sect. 5. §. 16. 17.), der uͤbrigens annimmt, es komme Luft zur Miſchung des Bluts, und beym Ausathmen werden fluͤchtige, ſalzige, faule Ausduͤnſtungen, auch Phlogiſton ausgefuͤhrt. Den Gedanken, daß die Waͤrme des Bluts durch Athmen entſtehe, aͤußert Stahl(Theor. medic. p. 288.) mit der Bemerkung, daß er ihm ſchon ſeit dem Jahre 1684 eigenthuͤmlich zugehoͤre. Auch Boerhave, Hales und Arbuthnot glauben, das Blut werde in den Lungen durch das Athmen verdichtet und erwaͤrmt; Buͤffon nimmt die Lungen fuͤr das Geblaͤſe an, das zur Belebung des Lebensfeuers diene. Prieſtley ſchloß aus der Aehnlichkeit der durchs Athmen verdorbenen Luft mit der durch Verbrennung und Faͤulniß verdorbenen, daß das Athmen Phlogiſton aus dem Koͤrper fuͤhre, faſt zu eben der Zeit, da Scheele gefunden zu haben glaubte, daß ſie brennbaren
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die Lebenskraft in denſelben unterhalten und das Herz bewegen. Den Urſprung der thieriſchen Waͤrme leiteten ſie vom Herzen her, in welchem ſie ein Lebensfeuer (ignem vitalem) annahmen, und glaubten, dieſes Feuers uͤbermaͤßige Hitze werde durch das Einathmen der friſchen Luft abgekuͤhlt und durchs Ausathmen ſein Dampf abgefuͤhrt (Galen. de uſu partium. L. VII. c. 9. de util. reſpir. c. 3.). Auch neuere Aerzte haben einen Uebergang der Luft in elaſtiſcher Geſtalt in das Blut angenommen, und daraus die Fluͤßigkeit, innere Bewegung, Waͤrme, Duͤnne, ja ſogar den Umlauf deſſelben im Koͤrper herleiten wollen. Van Helmont glaubte, die Luft bringe die Lebensgeiſter in den Koͤrper; welcher Meynung ſelbſt Boerhave, Mead und Sauvage unter gewiſſen Einſchraͤnkungen den Beyfall nicht verſagen; andere haben durch die Luft ein ſalziges oder nitroͤſes Principium in den Koͤrper bringen wollen. Auch die Meynung der Alten von der Abkuͤhlung der innern Waͤrme durch die eingeathmete Luft iſt von vielen neuern Aerzten angenommen worden; einige haben noch hinzugeſetzt, das duͤnnere Blut der Blutadern werde durch dieſe Abkuͤhlungen verdichtet. Beyde Behauptungen widerlegt Haller (De partium corp. hum. fabrica et funct. L. VIII. Sect. 5. §. 16. 17.), der uͤbrigens annimmt, es komme Luft zur Miſchung des Bluts, und beym Ausathmen werden fluͤchtige, ſalzige, faule Ausduͤnſtungen, auch Phlogiſton ausgefuͤhrt. Den Gedanken, daß die Waͤrme des Bluts durch Athmen entſtehe, aͤußert Stahl (Theor. medic. p. 288.) mit der Bemerkung, daß er ihm ſchon ſeit dem Jahre 1684 eigenthuͤmlich zugehoͤre. Auch Boerhave, Hales und Arbuthnot glauben, das Blut werde in den Lungen durch das Athmen verdichtet und erwaͤrmt; Buͤffon nimmt die Lungen fuͤr das Geblaͤſe an, das zur Belebung des Lebensfeuers diene. Prieſtley ſchloß aus der Aehnlichkeit der durchs Athmen verdorbenen Luft mit der durch Verbrennung und Faͤulniß verdorbenen, daß das Athmen Phlogiſton aus dem Koͤrper fuͤhre, faſt zu eben der Zeit, da Scheele gefunden zu haben glaubte, daß ſie brennbaren
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/167>, abgerufen am 26.11.2024.
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