Schulen fort, und vermehrten sie mit neuen Entdeckungen. Die Pythagoräer kannten und behaupteten schon die wahre Weltordnung (s. Weltsystem); Meton und Euctemon berichtigten den griechischen Kalender; Aristarch von Samos zeigte Mittel, die Entfernung der Sonne zu messen; Plato und Aristoteles waren zwar große Verehrer der Sternkunde, verlohren sich aber zu sehr in Speculationen, welche bey dem damaligen Mangel an Beobachtungen noch zu frühzeitig waren. Am meisten haben zum Wachsthum der Sternkunde die Astronomen des Museum zu Alexandrien beygetragen. Dieser berühmten Stiftung der Ptolemäer haben wir die Beobachtungen des Timocharis und Aristyllus, des Eratosthenes, Conon u. a. nebst den Entdeckungen des Hipparchus zu danken, welcher 140 Jahr v. C. G. aus Vergleichung alter und neuer Beobachtungen die Länge des Sonnenjahrs und die Ungleichheiten des Mondlaufs bestimmte, das Vorrücken der Nachtgleichen und die Lage der Sonnenbahn entdeckte, auch die erste Verfertigung eines Fixsternverzeichnisses unternahm, ausus rem etiam Deo improbam annumerare posteris stellas, coelo in hereditatem cunctis relicto, nach dem Ausdrucke des Plinius (Hist. nat. L. II. c. 26.). Zu diesen Erweiterungen der Sternkunde setzten noch andere alexandrinische Astronomen, vornehmlich Ptolemäus im zweyten Jahrh. n. C. G. die ihrigen hinzu. Dieser große Sternkundige berichtigte Hipparchs Bestimmungen durch Vergleichung mit neuern Beobachtungen, setzte eine Theorie der Planeten hinzu, bestimmte die Ungleichheiten des Mondlaufs genauer, vermehrte das Verzeichniß der Fixsterne, und trug dies alles in sein großes Werk ([fremdsprachliches Material]Mega/lh Su/ntaxiss. Constructio magna) in dreyzehn Büchern zusammen, welchem die Araber, die es 'im Jahre 827 in ihre Sprache übersetzten, den Namen Almagest beygelegt haben. Dieses Werk ist als eine vollständige Sammlung der alten astronomischen Kenntnisse, Tafeln und Beobachtungen höchst schätzbar; die theorischen Erklärungen aber beruhen auf der falschen Hypothese der Alten, daß die Erde unbewegt im Mittel stehe; die daher
Schulen fort, und vermehrten ſie mit neuen Entdeckungen. Die Pythagoraͤer kannten und behaupteten ſchon die wahre Weltordnung (ſ. Weltſyſtem); Meton und Euctemon berichtigten den griechiſchen Kalender; Ariſtarch von Samos zeigte Mittel, die Entfernung der Sonne zu meſſen; Plato und Ariſtoteles waren zwar große Verehrer der Sternkunde, verlohren ſich aber zu ſehr in Speculationen, welche bey dem damaligen Mangel an Beobachtungen noch zu fruͤhzeitig waren. Am meiſten haben zum Wachsthum der Sternkunde die Aſtronomen des Muſeum zu Alexandrien beygetragen. Dieſer beruͤhmten Stiftung der Ptolemaͤer haben wir die Beobachtungen des Timocharis und Ariſtyllus, des Eratoſthenes, Conon u. a. nebſt den Entdeckungen des Hipparchus zu danken, welcher 140 Jahr v. C. G. aus Vergleichung alter und neuer Beobachtungen die Laͤnge des Sonnenjahrs und die Ungleichheiten des Mondlaufs beſtimmte, das Vorruͤcken der Nachtgleichen und die Lage der Sonnenbahn entdeckte, auch die erſte Verfertigung eines Fixſternverzeichniſſes unternahm, auſus rem etiam Deo improbam annumerare poſteris ſtellas, coelo in hereditatem cunctis relicto, nach dem Ausdrucke des Plinius (Hiſt. nat. L. II. c. 26.). Zu dieſen Erweiterungen der Sternkunde ſetzten noch andere alexandriniſche Aſtronomen, vornehmlich Ptolemaͤus im zweyten Jahrh. n. C. G. die ihrigen hinzu. Dieſer große Sternkundige berichtigte Hipparchs Beſtimmungen durch Vergleichung mit neuern Beobachtungen, ſetzte eine Theorie der Planeten hinzu, beſtimmte die Ungleichheiten des Mondlaufs genauer, vermehrte das Verzeichniß der Fixſterne, und trug dies alles in ſein großes Werk ([fremdsprachliches Material]Mega/lh Su/ntaxisſ. Conſtructio magna) in dreyzehn Buͤchern zuſammen, welchem die Araber, die es 'im Jahre 827 in ihre Sprache uͤberſetzten, den Namen Almageſt beygelegt haben. Dieſes Werk iſt als eine vollſtaͤndige Sammlung der alten aſtronomiſchen Kenntniſſe, Tafeln und Beobachtungen hoͤchſt ſchaͤtzbar; die theoriſchen Erklaͤrungen aber beruhen auf der falſchen Hypotheſe der Alten, daß die Erde unbewegt im Mittel ſtehe; die daher
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Schulen fort, und vermehrten ſie mit neuen Entdeckungen. Die Pythagoraͤer kannten und behaupteten ſchon die wahre Weltordnung (ſ. Weltſyſtem); Meton und Euctemon berichtigten den griechiſchen Kalender; Ariſtarch von Samos zeigte Mittel, die Entfernung der Sonne zu meſſen; Plato und Ariſtoteles waren zwar große Verehrer der Sternkunde, verlohren ſich aber zu ſehr in Speculationen, welche bey dem damaligen Mangel an Beobachtungen noch zu fruͤhzeitig waren. Am meiſten haben zum Wachsthum der Sternkunde die Aſtronomen des Muſeum zu Alexandrien beygetragen. Dieſer beruͤhmten Stiftung der Ptolemaͤer haben wir die Beobachtungen des Timocharis und Ariſtyllus, des Eratoſthenes, Conon u. a. nebſt den Entdeckungen des Hipparchus zu danken, welcher 140 Jahr v. C. G. aus Vergleichung alter und neuer Beobachtungen die Laͤnge des Sonnenjahrs und die Ungleichheiten des Mondlaufs beſtimmte, das Vorruͤcken der Nachtgleichen und die Lage der Sonnenbahn entdeckte, auch die erſte Verfertigung eines Fixſternverzeichniſſes unternahm, auſus rem etiam Deo improbam annumerare poſteris ſtellas, coelo in hereditatem cunctis relicto, nach dem Ausdrucke des Plinius (Hiſt. nat. L. II. c. 26.). Zu dieſen Erweiterungen der Sternkunde ſetzten noch andere alexandriniſche Aſtronomen, vornehmlich Ptolemaͤus im zweyten Jahrh. n. C. G. die ihrigen hinzu. Dieſer große Sternkundige berichtigte Hipparchs Beſtimmungen durch Vergleichung mit neuern Beobachtungen, ſetzte eine Theorie der Planeten hinzu, beſtimmte die Ungleichheiten des Mondlaufs genauer, vermehrte das Verzeichniß der Fixſterne, und trug dies alles in ſein großes Werk (_ ſ. Conſtructio magna) in dreyzehn Buͤchern zuſammen, welchem die Araber, die es 'im Jahre 827 in ihre Sprache uͤberſetzten, den Namen Almageſt beygelegt haben. Dieſes Werk iſt als eine vollſtaͤndige Sammlung der alten aſtronomiſchen Kenntniſſe, Tafeln und Beobachtungen hoͤchſt ſchaͤtzbar; die theoriſchen Erklaͤrungen aber beruhen auf der falſchen Hypotheſe der Alten, daß die Erde unbewegt im Mittel ſtehe; die daher
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/156>, abgerufen am 27.11.2024.
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