4te Auflage, Berlin 1778. gr. 8.) sehr vortheilhaft auszeichnen. Besonders ist das letztere vom Publikum mit großem und allerdings verdientem Beyfall aufgenommen worden.
Astrologie, Sterndeutekunst, Astrologia judiciaria s. genetheliaca, Astrologie.
Dies ist der Name der eiteln und betrügerischen Kunst, aus den Stellungen der Gestirne zukünftige Dinge vorherzusagen.
Der Wahn, daß die Gestirne sowohl auf die Begebenheiten ganzer Völker, als auf die Sitten und Schicksale einzelner Menschen Einflüsse hätten, ist sehr alt, und nach Bailly (Geschichte der Sternkunde des Alterthums, I. B. aus dem Franz. Leipzig 1777. 8. S. 310.) aus der Wahrnehmung ihrer Einflüsse auf Jahrszeiten, Witterung und Fruchtbarkeit entstanden. Ein Beweis dieses hohen Alters ist, daß sich die meisten astrologischen Vorhersagungen auf die Stellung der Sterne gegen den Horizont gründen, welches der erste Kreis war, den man am Himmel kennen lernte. Die Astrologie hat sich, nach den einstimmigen Zeugnissen der Alten, von den Chaldäern aus über die Nationen der folgenden Zeiten verbreitet. Die Sterndeuter werden auch bey den ältern Schriftstellen durchgängig Chaldaei, sonst genethliaci, genannt. In der Folge, da sich bald Gewinnsucht und vorsetzliche Betrügerey mit einmischten, gaben sie sich den Namen Mathematici, unter welchem sie zu den Zeiten der römischen Kayser allgemein bekannt waren. Vulgus, quos Chaldaeos gentilitio vocabulo dicere oportet, mathematicos vocat, sagt Gellius(Noct. Act. L. I. c. 9.). Ihr Unfug war so groß, daß sie Tiber aus Rom vertrieb (Sueton. vita Tib. c. 36.). Der achtzehnte Titel des neunten Buchs im Codex ist de maleficis et mathematicis überschrieben; doch unterscheidet das zweyte Gesetz desselben ausdrücklich die geometrische Kunst von dieser sogenannten mathematischen. Für die Astronomie ist diese Vermischung mit Sterndeuterey mehr vortheilhaft als nachtheilig gewesen. Sie hat mehr Theilnehmung an den
4te Auflage, Berlin 1778. gr. 8.) ſehr vortheilhaft auszeichnen. Beſonders iſt das letztere vom Publikum mit großem und allerdings verdientem Beyfall aufgenommen worden.
Dies iſt der Name der eiteln und betruͤgeriſchen Kunſt, aus den Stellungen der Geſtirne zukuͤnftige Dinge vorherzuſagen.
Der Wahn, daß die Geſtirne ſowohl auf die Begebenheiten ganzer Voͤlker, als auf die Sitten und Schickſale einzelner Menſchen Einfluͤſſe haͤtten, iſt ſehr alt, und nach Bailly (Geſchichte der Sternkunde des Alterthums, I. B. aus dem Franz. Leipzig 1777. 8. S. 310.) aus der Wahrnehmung ihrer Einfluͤſſe auf Jahrszeiten, Witterung und Fruchtbarkeit entſtanden. Ein Beweis dieſes hohen Alters iſt, daß ſich die meiſten aſtrologiſchen Vorherſagungen auf die Stellung der Sterne gegen den Horizont gruͤnden, welches der erſte Kreis war, den man am Himmel kennen lernte. Die Aſtrologie hat ſich, nach den einſtimmigen Zeugniſſen der Alten, von den Chaldaͤern aus uͤber die Nationen der folgenden Zeiten verbreitet. Die Sterndeuter werden auch bey den aͤltern Schriftſtellen durchgaͤngig Chaldaei, ſonſt genethliaci, genannt. In der Folge, da ſich bald Gewinnſucht und vorſetzliche Betruͤgerey mit einmiſchten, gaben ſie ſich den Namen Mathematici, unter welchem ſie zu den Zeiten der roͤmiſchen Kayſer allgemein bekannt waren. Vulgus, quos Chaldaeos gentilitio vocabulo dicere oportet, mathematicos vocat, ſagt Gellius(Noct. Act. L. I. c. 9.). Ihr Unfug war ſo groß, daß ſie Tiber aus Rom vertrieb (Sueton. vita Tib. c. 36.). Der achtzehnte Titel des neunten Buchs im Codex iſt de maleficis et mathematicis uͤberſchrieben; doch unterſcheidet das zweyte Geſetz deſſelben ausdruͤcklich die geometriſche Kunſt von dieſer ſogenannten mathematiſchen. Fuͤr die Aſtronomie iſt dieſe Vermiſchung mit Sterndeuterey mehr vortheilhaft als nachtheilig geweſen. Sie hat mehr Theilnehmung an den
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4te Auflage, Berlin 1778. gr. 8.) ſehr vortheilhaft auszeichnen. Beſonders iſt das letztere vom Publikum mit großem und allerdings verdientem Beyfall aufgenommen worden.
Aſtrologie, Sterndeutekunſt, Aſtrologia judiciaria ſ. genetheliaca, Aſtrologie.
Dies iſt der Name der eiteln und betruͤgeriſchen Kunſt, aus den Stellungen der Geſtirne zukuͤnftige Dinge vorherzuſagen.
Der Wahn, daß die Geſtirne ſowohl auf die Begebenheiten ganzer Voͤlker, als auf die Sitten und Schickſale einzelner Menſchen Einfluͤſſe haͤtten, iſt ſehr alt, und nach Bailly (Geſchichte der Sternkunde des Alterthums, I. B. aus dem Franz. Leipzig 1777. 8. S. 310.) aus der Wahrnehmung ihrer Einfluͤſſe auf Jahrszeiten, Witterung und Fruchtbarkeit entſtanden. Ein Beweis dieſes hohen Alters iſt, daß ſich die meiſten aſtrologiſchen Vorherſagungen auf die Stellung der Sterne gegen den Horizont gruͤnden, welches der erſte Kreis war, den man am Himmel kennen lernte. Die Aſtrologie hat ſich, nach den einſtimmigen Zeugniſſen der Alten, von den Chaldaͤern aus uͤber die Nationen der folgenden Zeiten verbreitet. Die Sterndeuter werden auch bey den aͤltern Schriftſtellen durchgaͤngig Chaldaei, ſonſt genethliaci, genannt. In der Folge, da ſich bald Gewinnſucht und vorſetzliche Betruͤgerey mit einmiſchten, gaben ſie ſich den Namen Mathematici, unter welchem ſie zu den Zeiten der roͤmiſchen Kayſer allgemein bekannt waren. Vulgus, quos Chaldaeos gentilitio vocabulo dicere oportet, mathematicos vocat, ſagt Gellius (Noct. Act. L. I. c. 9.). Ihr Unfug war ſo groß, daß ſie Tiber aus Rom vertrieb (Sueton. vita Tib. c. 36.). Der achtzehnte Titel des neunten Buchs im Codex iſt de maleficis et mathematicis uͤberſchrieben; doch unterſcheidet das zweyte Geſetz deſſelben ausdruͤcklich die geometriſche Kunſt von dieſer ſogenannten mathematiſchen. Fuͤr die Aſtronomie iſt dieſe Vermiſchung mit Sterndeuterey mehr vortheilhaft als nachtheilig geweſen. Sie hat mehr Theilnehmung an den
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/151>, abgerufen am 02.03.2025.
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