Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Liquors auf eine überall verständliche Art ausdrücken könne. So soll 0 Grad die Dichte eines Liquors, der (9/10) Wasser und (1/10) Salz hat, 10 Grad die Dichte des Wassers bezeichnen. Nun ließen sich zwar hieraus die Verhältnisse der Dichten selbst berechnen, wenn die Dichte der zum festen Punkte gebrauchten Sole bekannt wäre; allein da Salze von verschiedener Art auf das Wasser verschiedentlich wirken, und also Gemische von andern Dichtigkeiten geben können, wenn sie gleich in einerley Verhältniß mit dem Wasser vermischt werden, so ist man nie sicher aus 9 Theilen Wasser und einem Theile Salz überall eine gleich dichte Sole, und eine mit andern übereinstimmende Theilung des Aräometers zu erhalten; und für die geistigen Liquoren ändern sich die Dichtigkeiten, die sie durch Vermischung mit Wasser annehmen, noch unregelmäßiger.

Die von den Ständen in Languedoc 1771 und 1773 aufgegebnen Preisfragen über die beste Art, die Güte der geistigen Liquoren zu prüfen, haben noch andere Vorschläge zu Branntewein- und Weingeistproben von den Herren Poncelet, Pouget und Bories veranlasset, welche anzuführen hier zu weitläuftig wäre.

Da die Bestimmung zweener festen Punkte durch Versuche unsicher ist, weil es Schwierigkeit macht, außer dem destillirten oder Regenwasser, noch einen Liquor von stets gleicher Dichte zu erhalten, und da die gleichen Theile der Scale niemals gleiche Unterschiede der Dichtigkeiten geben, so hat man vorgeschlagen, das Aräometer durch Veränderung seines Gewichts so zu graduiren, daß es durch den Punkt seines Einsinkens sogleich die Dichte des Liquors anzeige. Diese sinnreiche Methode lehrt Brisson (Dictionnaire de Physique, art. Areometre). Es sey die Dichte des Wassers zur Dichte eines Liquors =D:d ; im Wasser senke sich das Aräometer um den Raum b ein, so muß es sich im Liquor um den Raum (bD/d) einsenken (weil sich die Räume umgekehrt wie die Dichten verhalten müssen). Soll es sich nun im Wasser


Liquors auf eine uͤberall verſtaͤndliche Art ausdruͤcken koͤnne. So ſoll 0 Grad die Dichte eines Liquors, der (9/10) Waſſer und (1/10) Salz hat, 10 Grad die Dichte des Waſſers bezeichnen. Nun ließen ſich zwar hieraus die Verhaͤltniſſe der Dichten ſelbſt berechnen, wenn die Dichte der zum feſten Punkte gebrauchten Sole bekannt waͤre; allein da Salze von verſchiedener Art auf das Waſſer verſchiedentlich wirken, und alſo Gemiſche von andern Dichtigkeiten geben koͤnnen, wenn ſie gleich in einerley Verhaͤltniß mit dem Waſſer vermiſcht werden, ſo iſt man nie ſicher aus 9 Theilen Waſſer und einem Theile Salz uͤberall eine gleich dichte Sole, und eine mit andern uͤbereinſtimmende Theilung des Araͤometers zu erhalten; und fuͤr die geiſtigen Liquoren aͤndern ſich die Dichtigkeiten, die ſie durch Vermiſchung mit Waſſer annehmen, noch unregelmaͤßiger.

Die von den Staͤnden in Languedoc 1771 und 1773 aufgegebnen Preisfragen uͤber die beſte Art, die Guͤte der geiſtigen Liquoren zu pruͤfen, haben noch andere Vorſchlaͤge zu Branntewein- und Weingeiſtproben von den Herren Poncelet, Pouget und Bories veranlaſſet, welche anzufuͤhren hier zu weitlaͤuftig waͤre.

Da die Beſtimmung zweener feſten Punkte durch Verſuche unſicher iſt, weil es Schwierigkeit macht, außer dem deſtillirten oder Regenwaſſer, noch einen Liquor von ſtets gleicher Dichte zu erhalten, und da die gleichen Theile der Scale niemals gleiche Unterſchiede der Dichtigkeiten geben, ſo hat man vorgeſchlagen, das Araͤometer durch Veraͤnderung ſeines Gewichts ſo zu graduiren, daß es durch den Punkt ſeines Einſinkens ſogleich die Dichte des Liquors anzeige. Dieſe ſinnreiche Methode lehrt Briſſon (Dictionnaire de Phyſique, art. Arèometre). Es ſey die Dichte des Waſſers zur Dichte eines Liquors =D:d ; im Waſſer ſenke ſich das Araͤometer um den Raum b ein, ſo muß es ſich im Liquor um den Raum (bD/d) einſenken (weil ſich die Raͤume umgekehrt wie die Dichten verhalten muͤſſen). Soll es ſich nun im Waſſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0134" xml:id="P.1.120" n="120"/><lb/>
Liquors auf eine u&#x0364;berall ver&#x017F;ta&#x0364;ndliche Art ausdru&#x0364;cken ko&#x0364;nne. So &#x017F;oll 0 Grad die Dichte eines Liquors, der (9/10) Wa&#x017F;&#x017F;er und (1/10) Salz hat, 10 Grad die Dichte des Wa&#x017F;&#x017F;ers bezeichnen. Nun ließen &#x017F;ich zwar hieraus die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der Dichten &#x017F;elb&#x017F;t berechnen, wenn die Dichte der zum fe&#x017F;ten Punkte gebrauchten Sole bekannt wa&#x0364;re; allein da Salze von ver&#x017F;chiedener Art auf das Wa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;chiedentlich wirken, und al&#x017F;o Gemi&#x017F;che von andern Dichtigkeiten geben ko&#x0364;nnen, wenn &#x017F;ie gleich in einerley Verha&#x0364;ltniß mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er vermi&#x017F;cht werden, &#x017F;o i&#x017F;t man nie &#x017F;icher aus 9 Theilen Wa&#x017F;&#x017F;er und einem Theile Salz u&#x0364;berall eine gleich dichte Sole, und eine mit andern u&#x0364;berein&#x017F;timmende Theilung des Ara&#x0364;ometers zu erhalten; und fu&#x0364;r die gei&#x017F;tigen Liquoren a&#x0364;ndern &#x017F;ich die Dichtigkeiten, die &#x017F;ie durch Vermi&#x017F;chung mit Wa&#x017F;&#x017F;er annehmen, noch unregelma&#x0364;ßiger.</p>
          <p>Die von den Sta&#x0364;nden in Languedoc 1771 und 1773 aufgegebnen Preisfragen u&#x0364;ber die be&#x017F;te Art, die Gu&#x0364;te der gei&#x017F;tigen Liquoren zu pru&#x0364;fen, haben noch andere Vor&#x017F;chla&#x0364;ge zu Branntewein- und Weingei&#x017F;tproben von den Herren <hi rendition="#b">Poncelet, Pouget</hi> und <hi rendition="#b">Bories</hi> veranla&#x017F;&#x017F;et, welche anzufu&#x0364;hren hier zu weitla&#x0364;uftig wa&#x0364;re.</p>
          <p>Da die Be&#x017F;timmung <hi rendition="#b">zweener</hi> fe&#x017F;ten Punkte durch Ver&#x017F;uche un&#x017F;icher i&#x017F;t, weil es Schwierigkeit macht, außer dem de&#x017F;tillirten oder Regenwa&#x017F;&#x017F;er, noch einen Liquor von &#x017F;tets gleicher Dichte zu erhalten, und da die <hi rendition="#b">gleichen</hi> Theile der Scale niemals gleiche Unter&#x017F;chiede der Dichtigkeiten geben, &#x017F;o hat man vorge&#x017F;chlagen, das Ara&#x0364;ometer durch Vera&#x0364;nderung &#x017F;eines Gewichts &#x017F;o zu graduiren, daß es durch den Punkt &#x017F;eines Ein&#x017F;inkens &#x017F;ogleich die Dichte des Liquors anzeige. Die&#x017F;e &#x017F;innreiche Methode lehrt <hi rendition="#b">Bri&#x017F;&#x017F;on</hi> <hi rendition="#aq">(Dictionnaire de Phy&#x017F;ique, art. <hi rendition="#i">Arèometre</hi>).</hi> Es &#x017F;ey die Dichte des Wa&#x017F;&#x017F;ers zur Dichte eines Liquors <hi rendition="#aq">=D:d ;</hi> im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;enke &#x017F;ich das Ara&#x0364;ometer um den Raum <hi rendition="#aq">b</hi> ein, &#x017F;o muß es &#x017F;ich im Liquor um den Raum <hi rendition="#aq">(bD/d)</hi> ein&#x017F;enken (weil &#x017F;ich die Ra&#x0364;ume umgekehrt wie die Dichten verhalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en). Soll es &#x017F;ich nun im Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0134] Liquors auf eine uͤberall verſtaͤndliche Art ausdruͤcken koͤnne. So ſoll 0 Grad die Dichte eines Liquors, der (9/10) Waſſer und (1/10) Salz hat, 10 Grad die Dichte des Waſſers bezeichnen. Nun ließen ſich zwar hieraus die Verhaͤltniſſe der Dichten ſelbſt berechnen, wenn die Dichte der zum feſten Punkte gebrauchten Sole bekannt waͤre; allein da Salze von verſchiedener Art auf das Waſſer verſchiedentlich wirken, und alſo Gemiſche von andern Dichtigkeiten geben koͤnnen, wenn ſie gleich in einerley Verhaͤltniß mit dem Waſſer vermiſcht werden, ſo iſt man nie ſicher aus 9 Theilen Waſſer und einem Theile Salz uͤberall eine gleich dichte Sole, und eine mit andern uͤbereinſtimmende Theilung des Araͤometers zu erhalten; und fuͤr die geiſtigen Liquoren aͤndern ſich die Dichtigkeiten, die ſie durch Vermiſchung mit Waſſer annehmen, noch unregelmaͤßiger. Die von den Staͤnden in Languedoc 1771 und 1773 aufgegebnen Preisfragen uͤber die beſte Art, die Guͤte der geiſtigen Liquoren zu pruͤfen, haben noch andere Vorſchlaͤge zu Branntewein- und Weingeiſtproben von den Herren Poncelet, Pouget und Bories veranlaſſet, welche anzufuͤhren hier zu weitlaͤuftig waͤre. Da die Beſtimmung zweener feſten Punkte durch Verſuche unſicher iſt, weil es Schwierigkeit macht, außer dem deſtillirten oder Regenwaſſer, noch einen Liquor von ſtets gleicher Dichte zu erhalten, und da die gleichen Theile der Scale niemals gleiche Unterſchiede der Dichtigkeiten geben, ſo hat man vorgeſchlagen, das Araͤometer durch Veraͤnderung ſeines Gewichts ſo zu graduiren, daß es durch den Punkt ſeines Einſinkens ſogleich die Dichte des Liquors anzeige. Dieſe ſinnreiche Methode lehrt Briſſon (Dictionnaire de Phyſique, art. Arèometre). Es ſey die Dichte des Waſſers zur Dichte eines Liquors =D:d ; im Waſſer ſenke ſich das Araͤometer um den Raum b ein, ſo muß es ſich im Liquor um den Raum (bD/d) einſenken (weil ſich die Raͤume umgekehrt wie die Dichten verhalten muͤſſen). Soll es ſich nun im Waſſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/134
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/134>, abgerufen am 04.12.2024.