Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Die ältesten Schriftsteller über die Musik hat Marcus Meibom unter dem Titel: Musici veteres, 1652. in zween Quartbänden herausgegeben. Des Claudius Ptolomäus Harmonica nebst des Porphyrius Commentar und Manuels von Bryenne Harmonica sind von Wallis zu Oxford, 1682. 4. edirt, und nachher in den dritten Band seiner Werke (Io. Wallisii Opera mathematica. Oxon. 1699. III. Vol. fol.) eingerückt worden. Die neuere Tonkunst weicht von den Grundsätzen der Alten beträchtlich ab. Die Harmonie, oder Zusammenstimmung mehrerer einander begleitenden Stimmen, ist, wie Bürette (Hist. de l'Acad. des Inscriptions et belles lettres. a. 1716.) sehr wahrscheinlich gezeigt hat, den Alten ganz unbekannt gewesen; unter den Neuern aber anfänglich bloß nach Empfindung und Gehör behandelt, und erst von Rameau (Traite de la harmonie. Paris 1722. 4.), wiewohl mit vielem Willkührlichen vermischt, in ein System gebracht worden. Seit dieser Zeit haben sich Mathematiker und Tonkünstler vereiniget, um die Regeln der Musik auf bestimmte Grundsätze zu bringen. Euler (Tentamen novae theoriae musices. Petrop. 1739. gr. 4.) behandelt die Tonkunst ganz mathematisch, und hat zuerst über die vorher bloß durch Proben und Erfahrung verbesserten Blasinstrumente etwas Gründliches gesagt; brauchbare Werke für die Tonkünstler selbst haben Kirnberger (Die Kunst des reinen Satzes in der Musik. Berlin 1771. 4.), Marpurg (Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau 1776. 8.) und Sulzer (Allgem. Theorie der schönen Künste in alphabetischer Ordnung. Leipz. 1773. gr. 8.) geliefert. Akustische Werkzeuge Instrumenta acustica, Instrumens acoustiques. Werkzeuge, deren sich schwer hörende
Die aͤlteſten Schriftſteller uͤber die Muſik hat Marcus Meibom unter dem Titel: Muſici veteres, 1652. in zween Quartbaͤnden herausgegeben. Des Claudius Ptolomaͤus Harmonica nebſt des Porphyrius Commentar und Manuels von Bryenne Harmonica ſind von Wallis zu Oxford, 1682. 4. edirt, und nachher in den dritten Band ſeiner Werke (Io. Walliſii Opera mathematica. Oxon. 1699. III. Vol. fol.) eingeruͤckt worden. Die neuere Tonkunſt weicht von den Grundſaͤtzen der Alten betraͤchtlich ab. Die Harmonie, oder Zuſammenſtimmung mehrerer einander begleitenden Stimmen, iſt, wie Buͤrette (Hiſt. de l'Acad. des Inſcriptions et belles lettres. a. 1716.) ſehr wahrſcheinlich gezeigt hat, den Alten ganz unbekannt geweſen; unter den Neuern aber anfaͤnglich bloß nach Empfindung und Gehoͤr behandelt, und erſt von Rameau (Traité de la harmonie. Paris 1722. 4.), wiewohl mit vielem Willkuͤhrlichen vermiſcht, in ein Syſtem gebracht worden. Seit dieſer Zeit haben ſich Mathematiker und Tonkuͤnſtler vereiniget, um die Regeln der Muſik auf beſtimmte Grundſaͤtze zu bringen. Euler (Tentamen novae theoriae muſices. Petrop. 1739. gr. 4.) behandelt die Tonkunſt ganz mathematiſch, und hat zuerſt uͤber die vorher bloß durch Proben und Erfahrung verbeſſerten Blasinſtrumente etwas Gruͤndliches geſagt; brauchbare Werke fuͤr die Tonkuͤnſtler ſelbſt haben Kirnberger (Die Kunſt des reinen Satzes in der Muſik. Berlin 1771. 4.), Marpurg (Verſuch uͤber die muſikaliſche Temperatur. Breslau 1776. 8.) und Sulzer (Allgem. Theorie der ſchoͤnen Kuͤnſte in alphabetiſcher Ordnung. Leipz. 1773. gr. 8.) geliefert. Akuſtiſche Werkzeuge Inſtrumenta acuſtica, Inſtrumens acouſtiques. Werkzeuge, deren ſich ſchwer hoͤrende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0104" xml:id="P.1.90" n="90"/><lb/> Empfindung, und rechneten alle Intervalle nach Toͤnen und halben Toͤnen, ohne ſich zu bekuͤmmern, was ein <hi rendition="#b">Ton,</hi> und ob jedes Intervall eines ganzen oder halben Tons ſo groß, als das andere, ſey.</p> <p>Die aͤlteſten Schriftſteller uͤber die Muſik hat <hi rendition="#b">Marcus Meibom</hi> unter dem Titel: <hi rendition="#aq">Muſici veteres, 1652.</hi> in zween Quartbaͤnden herausgegeben. Des <hi rendition="#b">Claudius Ptolomaͤus</hi> <hi rendition="#aq">Harmonica</hi> nebſt des <hi rendition="#b">Porphyrius</hi> Commentar und <hi rendition="#b">Manuels von Bryenne</hi> <hi rendition="#aq">Harmonica</hi> ſind von <hi rendition="#b">Wallis</hi> zu Oxford, 1682. 4. edirt, und nachher in den dritten Band ſeiner Werke <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Io. Walliſii</hi> Opera mathematica. Oxon. 1699. III. Vol. fol.)</hi> eingeruͤckt worden.</p> <p>Die neuere Tonkunſt weicht von den Grundſaͤtzen der Alten betraͤchtlich ab. Die <hi rendition="#b">Harmonie,</hi> oder Zuſammenſtimmung mehrerer einander begleitenden Stimmen, iſt, wie <hi rendition="#b">Buͤrette</hi> <hi rendition="#aq">(Hiſt. de l'Acad. des Inſcriptions et belles lettres. a. 1716.)</hi> ſehr wahrſcheinlich gezeigt hat, den Alten ganz unbekannt geweſen; unter den Neuern aber anfaͤnglich bloß nach Empfindung und Gehoͤr behandelt, und erſt von <hi rendition="#b">Rameau</hi> <hi rendition="#aq">(Traité de la harmonie. Paris 1722. 4.),</hi> wiewohl mit vielem Willkuͤhrlichen vermiſcht, in ein Syſtem gebracht worden. Seit dieſer Zeit haben ſich Mathematiker und Tonkuͤnſtler vereiniget, um die Regeln der Muſik auf beſtimmte Grundſaͤtze zu bringen. <hi rendition="#b">Euler</hi> (<hi rendition="#aq">Tentamen novae theoriae muſices. Petrop. 1739.</hi> gr. 4.) behandelt die Tonkunſt ganz mathematiſch, und hat zuerſt uͤber die vorher bloß durch Proben und Erfahrung verbeſſerten Blasinſtrumente etwas Gruͤndliches geſagt; brauchbare Werke fuͤr die Tonkuͤnſtler ſelbſt haben <hi rendition="#b">Kirnberger</hi> (Die Kunſt des reinen Satzes in der Muſik. Berlin 1771. 4.), <hi rendition="#b">Marpurg</hi> (Verſuch uͤber die muſikaliſche Temperatur. Breslau 1776. 8.) und <hi rendition="#b">Sulzer</hi> (Allgem. Theorie der ſchoͤnen Kuͤnſte in alphabetiſcher Ordnung. Leipz. 1773. gr. 8.) geliefert.</p> </div> <div n="2"> <head>Akuſtiſche Werkzeuge</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Inſtrumenta acuſtica, <hi rendition="#i">Inſtrumens acouſtiques.</hi></hi> Werkzeuge, deren ſich ſchwer hoͤrende<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0104]
Empfindung, und rechneten alle Intervalle nach Toͤnen und halben Toͤnen, ohne ſich zu bekuͤmmern, was ein Ton, und ob jedes Intervall eines ganzen oder halben Tons ſo groß, als das andere, ſey.
Die aͤlteſten Schriftſteller uͤber die Muſik hat Marcus Meibom unter dem Titel: Muſici veteres, 1652. in zween Quartbaͤnden herausgegeben. Des Claudius Ptolomaͤus Harmonica nebſt des Porphyrius Commentar und Manuels von Bryenne Harmonica ſind von Wallis zu Oxford, 1682. 4. edirt, und nachher in den dritten Band ſeiner Werke (Io. Walliſii Opera mathematica. Oxon. 1699. III. Vol. fol.) eingeruͤckt worden.
Die neuere Tonkunſt weicht von den Grundſaͤtzen der Alten betraͤchtlich ab. Die Harmonie, oder Zuſammenſtimmung mehrerer einander begleitenden Stimmen, iſt, wie Buͤrette (Hiſt. de l'Acad. des Inſcriptions et belles lettres. a. 1716.) ſehr wahrſcheinlich gezeigt hat, den Alten ganz unbekannt geweſen; unter den Neuern aber anfaͤnglich bloß nach Empfindung und Gehoͤr behandelt, und erſt von Rameau (Traité de la harmonie. Paris 1722. 4.), wiewohl mit vielem Willkuͤhrlichen vermiſcht, in ein Syſtem gebracht worden. Seit dieſer Zeit haben ſich Mathematiker und Tonkuͤnſtler vereiniget, um die Regeln der Muſik auf beſtimmte Grundſaͤtze zu bringen. Euler (Tentamen novae theoriae muſices. Petrop. 1739. gr. 4.) behandelt die Tonkunſt ganz mathematiſch, und hat zuerſt uͤber die vorher bloß durch Proben und Erfahrung verbeſſerten Blasinſtrumente etwas Gruͤndliches geſagt; brauchbare Werke fuͤr die Tonkuͤnſtler ſelbſt haben Kirnberger (Die Kunſt des reinen Satzes in der Muſik. Berlin 1771. 4.), Marpurg (Verſuch uͤber die muſikaliſche Temperatur. Breslau 1776. 8.) und Sulzer (Allgem. Theorie der ſchoͤnen Kuͤnſte in alphabetiſcher Ordnung. Leipz. 1773. gr. 8.) geliefert.
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