ihn hinlänglich belohnen könnte; er vermißt eine Bühne, die reich genug wäre, alle guten Schau- spieler der Nation an sich zu ziehen, und eben da- durch vollkommen genug, ihn über das Praktische seiner Kunst zu belehren, und ihm Muth zur Ue- berwindung ihrer unzähligen Schwierigkeiten zu geben.
Es scheint, als wenn es unsern Schrift- stellern bisher noch an der Beharrlichkeit gefehlt hätte, lange Zeit an einem Werke im Verbor- genen zu arbeiten, und viele Jahre lang einen weitläuftigen Plan zu verfolgen, ohne die Frucht des Ruhms von der Bekanntmachung desselben zu genießen. Und doch sind die Werke der Montesquieu und der Ferguson nur auf diese Weise entstanden. Eine Hauptursache davon ist wohl die, daß bey den meisten unsrer jungen Köpfe der Ruf, den sie als Schriftsteller suchen, bloß das Mittel seyn soll, ihr Glück zu ma- chen. Freylich können sie alsdann nicht genug eilen, diesen Ruf zu erhalten; und es wäre sehr
Ueber den Einfluß einiger
ihn hinlaͤnglich belohnen koͤnnte; er vermißt eine Buͤhne, die reich genug waͤre, alle guten Schau- ſpieler der Nation an ſich zu ziehen, und eben da- durch vollkommen genug, ihn uͤber das Praktiſche ſeiner Kunſt zu belehren, und ihm Muth zur Ue- berwindung ihrer unzaͤhligen Schwierigkeiten zu geben.
Es ſcheint, als wenn es unſern Schrift- ſtellern bisher noch an der Beharrlichkeit gefehlt haͤtte, lange Zeit an einem Werke im Verbor- genen zu arbeiten, und viele Jahre lang einen weitlaͤuftigen Plan zu verfolgen, ohne die Frucht des Ruhms von der Bekanntmachung deſſelben zu genießen. Und doch ſind die Werke der Monteſquieu und der Ferguſon nur auf dieſe Weiſe entſtanden. Eine Haupturſache davon iſt wohl die, daß bey den meiſten unſrer jungen Koͤpfe der Ruf, den ſie als Schriftſteller ſuchen, bloß das Mittel ſeyn ſoll, ihr Gluͤck zu ma- chen. Freylich koͤnnen ſie alsdann nicht genug eilen, dieſen Ruf zu erhalten; und es waͤre ſehr
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Ueber den Einfluß einiger
ihn hinlaͤnglich belohnen koͤnnte; er vermißt eine
Buͤhne, die reich genug waͤre, alle guten Schau-
ſpieler der Nation an ſich zu ziehen, und eben da-
durch vollkommen genug, ihn uͤber das Praktiſche
ſeiner Kunſt zu belehren, und ihm Muth zur Ue-
berwindung ihrer unzaͤhligen Schwierigkeiten zu
geben.
Es ſcheint, als wenn es unſern Schrift-
ſtellern bisher noch an der Beharrlichkeit gefehlt
haͤtte, lange Zeit an einem Werke im Verbor-
genen zu arbeiten, und viele Jahre lang einen
weitlaͤuftigen Plan zu verfolgen, ohne die Frucht
des Ruhms von der Bekanntmachung deſſelben
zu genießen. Und doch ſind die Werke der
Monteſquieu und der Ferguſon nur auf dieſe
Weiſe entſtanden. Eine Haupturſache davon
iſt wohl die, daß bey den meiſten unſrer jungen
Koͤpfe der Ruf, den ſie als Schriftſteller ſuchen,
bloß das Mittel ſeyn ſoll, ihr Gluͤck zu ma-
chen. Freylich koͤnnen ſie alsdann nicht genug
eilen, dieſen Ruf zu erhalten; und es waͤre ſehr
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/474>, abgerufen am 23.11.2024.
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