Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Ueber den Einfluß einiger völlig von seinem Ziele, scheint uns die scharf-sinnigsten Sachen zu sagen, und sagt uns im Grunde so viel als nichts. Die so geschriebenen schlechten Bücher sollten gar nicht übersezt wer- den; die so geschriebenen guten Bücher sollte der Uebersetzer eben dadurch am meisten verdeutschen, daß er die wirklich vorhandene Verbindung der Ideen so viel als möglich angäbe; und keiner unsrer Originalautoren sollte der Sprache Gewalt thun, um sie eben so zerrissen und unzusammen- hängend in ihren Gliedern zu machen, als die französische es geworden ist. Nichts ist einem guten Werke so wesentlich, als ein richtiger Gang und eine genaue Verbindung der Gedanken; und nichts an einer Sprache so schäzbar, als wenn sie durch ihr Genie diesen richtigen Gang und diese genaue Verbindung begünstiget. Sie sehen, meine Herren, daß meine Mate- Ueber den Einfluß einiger voͤllig von ſeinem Ziele, ſcheint uns die ſcharf-ſinnigſten Sachen zu ſagen, und ſagt uns im Grunde ſo viel als nichts. Die ſo geſchriebenen ſchlechten Buͤcher ſollten gar nicht uͤberſezt wer- den; die ſo geſchriebenen guten Buͤcher ſollte der Ueberſetzer eben dadurch am meiſten verdeutſchen, daß er die wirklich vorhandene Verbindung der Ideen ſo viel als moͤglich angaͤbe; und keiner unſrer Originalautoren ſollte der Sprache Gewalt thun, um ſie eben ſo zerriſſen und unzuſammen- haͤngend in ihren Gliedern zu machen, als die franzoͤſiſche es geworden iſt. Nichts iſt einem guten Werke ſo weſentlich, als ein richtiger Gang und eine genaue Verbindung der Gedanken; und nichts an einer Sprache ſo ſchaͤzbar, als wenn ſie durch ihr Genie dieſen richtigen Gang und dieſe genaue Verbindung beguͤnſtiget. Sie ſehen, meine Herren, daß meine Mate- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0470" n="464"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ueber den Einfluß einiger</hi></fw><lb/> voͤllig von ſeinem Ziele, ſcheint uns die ſcharf-<lb/> ſinnigſten Sachen zu ſagen, und ſagt uns im<lb/> Grunde ſo viel als nichts. Die ſo geſchriebenen<lb/> ſchlechten Buͤcher ſollten gar nicht uͤberſezt wer-<lb/> den; die ſo geſchriebenen guten Buͤcher ſollte der<lb/> Ueberſetzer eben dadurch am meiſten verdeutſchen,<lb/> daß er die wirklich vorhandene Verbindung der<lb/> Ideen ſo viel als moͤglich angaͤbe; und keiner<lb/> unſrer Originalautoren ſollte der Sprache Gewalt<lb/> thun, um ſie eben ſo zerriſſen und unzuſammen-<lb/> haͤngend in ihren Gliedern zu machen, als die<lb/> franzoͤſiſche es geworden iſt. Nichts iſt einem<lb/> guten Werke ſo weſentlich, als ein richtiger Gang<lb/> und eine genaue Verbindung der Gedanken; und<lb/> nichts an einer Sprache ſo ſchaͤzbar, als wenn ſie<lb/> durch ihr Genie dieſen richtigen Gang und dieſe<lb/> genaue Verbindung beguͤnſtiget.</p><lb/> <p>Sie ſehen, meine Herren, daß meine Mate-<lb/> rie kaum angefangen, und nichts weniger als er-<lb/> ſchoͤpft iſt; ich kann Ihnen daher aus den uͤbri-<lb/> gen Theilen nur einige zerſtreute Gedanken vorle-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [464/0470]
Ueber den Einfluß einiger
voͤllig von ſeinem Ziele, ſcheint uns die ſcharf-
ſinnigſten Sachen zu ſagen, und ſagt uns im
Grunde ſo viel als nichts. Die ſo geſchriebenen
ſchlechten Buͤcher ſollten gar nicht uͤberſezt wer-
den; die ſo geſchriebenen guten Buͤcher ſollte der
Ueberſetzer eben dadurch am meiſten verdeutſchen,
daß er die wirklich vorhandene Verbindung der
Ideen ſo viel als moͤglich angaͤbe; und keiner
unſrer Originalautoren ſollte der Sprache Gewalt
thun, um ſie eben ſo zerriſſen und unzuſammen-
haͤngend in ihren Gliedern zu machen, als die
franzoͤſiſche es geworden iſt. Nichts iſt einem
guten Werke ſo weſentlich, als ein richtiger Gang
und eine genaue Verbindung der Gedanken; und
nichts an einer Sprache ſo ſchaͤzbar, als wenn ſie
durch ihr Genie dieſen richtigen Gang und dieſe
genaue Verbindung beguͤnſtiget.
Sie ſehen, meine Herren, daß meine Mate-
rie kaum angefangen, und nichts weniger als er-
ſchoͤpft iſt; ich kann Ihnen daher aus den uͤbri-
gen Theilen nur einige zerſtreute Gedanken vorle-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/470 |
Zitationshilfe: | Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/470>, abgerufen am 17.02.2025. |