Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.über das Interessirende. das vollste Gnüge fand. Gedanken, die andernlebhaft werden sollen, müssen sich uns, zu der Zeit, da wir sie hervorbrachten, mit vorzüglicher Klarheit dargestellt haben. Und wenn die Hel- ligkeit der Begriffe den Leser vergnügen soll, bey dem sie doch durch die Verschiedenheit seiner Denkungsart etwas verdunkelt wird, wie sollte sie den Schriftsteller gleichgültig gelassen haben, bey dem sie in ihrem ersten Lichte strahlt! Wenn Begebenheiten zeitvertreibend oder rührend sind für diejenigen, die sie stückweise und nach und nach erfahren, wie vielmehr müssen sie denjeni- gen ergözt oder gerührt haben, der sie auf ein- mal übersah, und ihre Theile selbst ausbildete! Die Aufmerksamkeit des Scribenten ist alle- E e 4
uͤber das Intereſſirende. das vollſte Gnuͤge fand. Gedanken, die andernlebhaft werden ſollen, muͤſſen ſich uns, zu der Zeit, da wir ſie hervorbrachten, mit vorzuͤglicher Klarheit dargeſtellt haben. Und wenn die Hel- ligkeit der Begriffe den Leſer vergnuͤgen ſoll, bey dem ſie doch durch die Verſchiedenheit ſeiner Denkungsart etwas verdunkelt wird, wie ſollte ſie den Schriftſteller gleichguͤltig gelaſſen haben, bey dem ſie in ihrem erſten Lichte ſtrahlt! Wenn Begebenheiten zeitvertreibend oder ruͤhrend ſind fuͤr diejenigen, die ſie ſtuͤckweiſe und nach und nach erfahren, wie vielmehr muͤſſen ſie denjeni- gen ergoͤzt oder geruͤhrt haben, der ſie auf ein- mal uͤberſah, und ihre Theile ſelbſt ausbildete! Die Aufmerkſamkeit des Scribenten iſt alle- E e 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0445" n="439"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">uͤber das Intereſſirende.</hi></fw><lb/> das vollſte Gnuͤge fand. Gedanken, die andern<lb/> lebhaft werden ſollen, muͤſſen ſich uns, zu der<lb/> Zeit, da wir ſie hervorbrachten, mit vorzuͤglicher<lb/> Klarheit dargeſtellt haben. Und wenn die Hel-<lb/> ligkeit der Begriffe den Leſer vergnuͤgen ſoll, bey<lb/> dem ſie doch durch die Verſchiedenheit ſeiner<lb/> Denkungsart etwas verdunkelt wird, wie ſollte<lb/> ſie den Schriftſteller gleichguͤltig gelaſſen haben,<lb/> bey dem ſie in ihrem erſten Lichte ſtrahlt! Wenn<lb/> Begebenheiten zeitvertreibend oder ruͤhrend ſind<lb/> fuͤr diejenigen, die ſie ſtuͤckweiſe und nach und<lb/> nach erfahren, wie vielmehr muͤſſen ſie denjeni-<lb/> gen ergoͤzt oder geruͤhrt haben, der ſie auf ein-<lb/> mal uͤberſah, und ihre Theile ſelbſt ausbildete!</p><lb/> <p>Die Aufmerkſamkeit des Scribenten iſt alle-<lb/> mal groͤßer, als die Aufmerkſamkeit auch des be-<lb/> ſten Leſers. Was dieſer nicht entwiſchen und<lb/> doch nicht anſtrengen ſoll, muß alſo jene noch<lb/> weit ſtaͤrker und mit groͤßrer Leichtigkeit gefeſ-<lb/> felt haben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [439/0445]
uͤber das Intereſſirende.
das vollſte Gnuͤge fand. Gedanken, die andern
lebhaft werden ſollen, muͤſſen ſich uns, zu der
Zeit, da wir ſie hervorbrachten, mit vorzuͤglicher
Klarheit dargeſtellt haben. Und wenn die Hel-
ligkeit der Begriffe den Leſer vergnuͤgen ſoll, bey
dem ſie doch durch die Verſchiedenheit ſeiner
Denkungsart etwas verdunkelt wird, wie ſollte
ſie den Schriftſteller gleichguͤltig gelaſſen haben,
bey dem ſie in ihrem erſten Lichte ſtrahlt! Wenn
Begebenheiten zeitvertreibend oder ruͤhrend ſind
fuͤr diejenigen, die ſie ſtuͤckweiſe und nach und
nach erfahren, wie vielmehr muͤſſen ſie denjeni-
gen ergoͤzt oder geruͤhrt haben, der ſie auf ein-
mal uͤberſah, und ihre Theile ſelbſt ausbildete!
Die Aufmerkſamkeit des Scribenten iſt alle-
mal groͤßer, als die Aufmerkſamkeit auch des be-
ſten Leſers. Was dieſer nicht entwiſchen und
doch nicht anſtrengen ſoll, muß alſo jene noch
weit ſtaͤrker und mit groͤßrer Leichtigkeit gefeſ-
felt haben.
E e 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |