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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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über das Interessirende.
haben sie, so lange der Glaube an dieselbe noch
vorhanden war, zu einem sehr poetischen Stoffe
gemacht. In sehr viele alte Fabeln ist derselbe
verwebt, wie in die Geschichte der Medea, in
andre ist er mit Kunst hineingebracht worden.
Kein Dichter ist in der Beschreibung derselben
weitläuftiger, als Lukan, wo er die Thessalische
Hexe dem Sohne des Pompejus den Ausgang
der Pharsalischen Schlacht durch einen wieder-
gebrachten Todten vorhersagen läßt. Aber auch
Virgil, der solcher Hülfsmittel des Schreckens
am wenigsten nöthig hatte, der im Stande war,
eine Situation durch die Gesinnungen und die
Gedanken der Personen selbst rührend zu machen,
die sich in derselben befinden; Virgil, der seine
Dido deswegen erst bey den Römern entschuldigen
mußte *), die wie alle abergläubische Völker, die
magischen Künste zugleich glaubten und verab-
scheuten: Virgil hat doch ein solches magisches
Opfer mit allem Pomp der Poesie beschrieben;

*) Testor, cara, deos,[ - 1 Zeichen fehlt]et te, germana, tuumque IV, 492.
Dulce caput, magicas inuitam accingier artes.
D d

uͤber das Intereſſirende.
haben ſie, ſo lange der Glaube an dieſelbe noch
vorhanden war, zu einem ſehr poetiſchen Stoffe
gemacht. In ſehr viele alte Fabeln iſt derſelbe
verwebt, wie in die Geſchichte der Medea, in
andre iſt er mit Kunſt hineingebracht worden.
Kein Dichter iſt in der Beſchreibung derſelben
weitlaͤuftiger, als Lukan, wo er die Theſſaliſche
Hexe dem Sohne des Pompejus den Ausgang
der Pharſaliſchen Schlacht durch einen wieder-
gebrachten Todten vorherſagen laͤßt. Aber auch
Virgil, der ſolcher Huͤlfsmittel des Schreckens
am wenigſten noͤthig hatte, der im Stande war,
eine Situation durch die Geſinnungen und die
Gedanken der Perſonen ſelbſt ruͤhrend zu machen,
die ſich in derſelben befinden; Virgil, der ſeine
Dido deswegen erſt bey den Roͤmern entſchuldigen
mußte *), die wie alle aberglaͤubiſche Voͤlker, die
magiſchen Kuͤnſte zugleich glaubten und verab-
ſcheuten: Virgil hat doch ein ſolches magiſches
Opfer mit allem Pomp der Poeſie beſchrieben;

*) Teſtor, cara, deos,[ – 1 Zeichen fehlt]et te, germana, tuumque IV, 492.
Dulce caput, magicas inuitam accingier artes.
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[417/0423] uͤber das Intereſſirende. haben ſie, ſo lange der Glaube an dieſelbe noch vorhanden war, zu einem ſehr poetiſchen Stoffe gemacht. In ſehr viele alte Fabeln iſt derſelbe verwebt, wie in die Geſchichte der Medea, in andre iſt er mit Kunſt hineingebracht worden. Kein Dichter iſt in der Beſchreibung derſelben weitlaͤuftiger, als Lukan, wo er die Theſſaliſche Hexe dem Sohne des Pompejus den Ausgang der Pharſaliſchen Schlacht durch einen wieder- gebrachten Todten vorherſagen laͤßt. Aber auch Virgil, der ſolcher Huͤlfsmittel des Schreckens am wenigſten noͤthig hatte, der im Stande war, eine Situation durch die Geſinnungen und die Gedanken der Perſonen ſelbſt ruͤhrend zu machen, die ſich in derſelben befinden; Virgil, der ſeine Dido deswegen erſt bey den Roͤmern entſchuldigen mußte *), die wie alle aberglaͤubiſche Voͤlker, die magiſchen Kuͤnſte zugleich glaubten und verab- ſcheuten: Virgil hat doch ein ſolches magiſches Opfer mit allem Pomp der Poeſie beſchrieben; *) Teſtor, cara, deos,_et te, germana, tuumque IV, 492. Dulce caput, magicas inuitam accingier artes. D d

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/423>, abgerufen am 22.11.2024.