nicht beide das, was sie uns zu sagen haben, mit einer gewissen Geschwindigkeit und in einer unun- terbrochenen Reihe in unsre Seele bringen, wenn sie nicht Stoß auf Stoß folgen lassen, und die meisten Ideen in der kürzesten Zeit erwecken können, so werden sie uns doch nicht interessiren.
Man sieht, daß es hierbey vornehmlich auf den Styl ankömmt, obgleich Gedanke und Aus- druck mit einander so zusammenhängen, daß es unmöglich ist, anders sich körnicht, mit Wärme oder Genauigkeit auszudrücken, als wenn man auch eben so denkt. Aber so viel ist doch gewiß, daß diejenige Ausbildung der Ideen, durch welche sie zusammengedrängt, vollkommen gemacht, und zu einem geschwinden und doch immer richtigen Fortgange geschickt gemacht werden, mit der Ar- beit sie gut auszudrücken einerley, oder doch für uns nicht zu unterscheiden sey. Die Erfahrung lehret, wie sehr unähnlich die Urtheile der Natio- nalen und der Ausländer über ein Werk, das jene im Original und diese in der Uebersetzung kennen, ausfallen; daß Schönaich dem Engländer ganz
Einige Gedanken
nicht beide das, was ſie uns zu ſagen haben, mit einer gewiſſen Geſchwindigkeit und in einer unun- terbrochenen Reihe in unſre Seele bringen, wenn ſie nicht Stoß auf Stoß folgen laſſen, und die meiſten Ideen in der kuͤrzeſten Zeit erwecken koͤnnen, ſo werden ſie uns doch nicht intereſſiren.
Man ſieht, daß es hierbey vornehmlich auf den Styl ankoͤmmt, obgleich Gedanke und Aus- druck mit einander ſo zuſammenhaͤngen, daß es unmoͤglich iſt, anders ſich koͤrnicht, mit Waͤrme oder Genauigkeit auszudruͤcken, als wenn man auch eben ſo denkt. Aber ſo viel iſt doch gewiß, daß diejenige Ausbildung der Ideen, durch welche ſie zuſammengedraͤngt, vollkommen gemacht, und zu einem geſchwinden und doch immer richtigen Fortgange geſchickt gemacht werden, mit der Ar- beit ſie gut auszudruͤcken einerley, oder doch fuͤr uns nicht zu unterſcheiden ſey. Die Erfahrung lehret, wie ſehr unaͤhnlich die Urtheile der Natio- nalen und der Auslaͤnder uͤber ein Werk, das jene im Original und dieſe in der Ueberſetzung kennen, ausfallen; daß Schoͤnaich dem Englaͤnder ganz
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Einige Gedanken
nicht beide das, was ſie uns zu ſagen haben, mit
einer gewiſſen Geſchwindigkeit und in einer unun-
terbrochenen Reihe in unſre Seele bringen, wenn
ſie nicht Stoß auf Stoß folgen laſſen, und die
meiſten Ideen in der kuͤrzeſten Zeit erwecken koͤnnen,
ſo werden ſie uns doch nicht intereſſiren.
Man ſieht, daß es hierbey vornehmlich auf
den Styl ankoͤmmt, obgleich Gedanke und Aus-
druck mit einander ſo zuſammenhaͤngen, daß es
unmoͤglich iſt, anders ſich koͤrnicht, mit Waͤrme
oder Genauigkeit auszudruͤcken, als wenn man
auch eben ſo denkt. Aber ſo viel iſt doch gewiß,
daß diejenige Ausbildung der Ideen, durch welche
ſie zuſammengedraͤngt, vollkommen gemacht, und
zu einem geſchwinden und doch immer richtigen
Fortgange geſchickt gemacht werden, mit der Ar-
beit ſie gut auszudruͤcken einerley, oder doch fuͤr
uns nicht zu unterſcheiden ſey. Die Erfahrung
lehret, wie ſehr unaͤhnlich die Urtheile der Natio-
nalen und der Auslaͤnder uͤber ein Werk, das jene
im Original und dieſe in der Ueberſetzung kennen,
ausfallen; daß Schoͤnaich dem Englaͤnder ganz
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/316>, abgerufen am 25.11.2024.
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