Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.über das Interessirende. Einige Namen ihrer Gottheiten und Geister, ei-nige Gebräuche ihrer Religion, einige wenige von ihren politischen und häuslichen Einrichtungen, ihre Tapferkeit, ihr Haß gegen die Römer, machen den ganzen Stoff aus, der zu der Schilderung ihrer Sitten und ihres Zustandes verbraucht wird. Daher kömmt es dann auch, daß der Grund des Gemäldes modern oder eine bloße Phantasie ist, und daß nur hin und wieder die etlichen wenigen Farben des Alterthums reichlich aufgetragen wor- den, uns zu erinnern, was der Dichter hat vor- stellen wollen. -- Durch solche Schilderungen aber, die der Dichter bloß nach seinen Einbildun- gen machen muß, kömmt er von seinem eigentli- chen Hauptgeschäfte, der Beobachtung der wirkli- chen Welt und der gegenwärtigen Menschen, ab. Die Empfindungen und Leidenschaften, die solche Gedichte ausdrücken, sind doch niemals des Dich- ters eigne. Es ist eine Maske, die er trägt, bey der er in der That einiges Verdienst hat, wenn er die Rolle gut zu spielen weiß, zu der er sich durch seine Maske anheischig macht. aber es ist doch T
uͤber das Intereſſirende. Einige Namen ihrer Gottheiten und Geiſter, ei-nige Gebraͤuche ihrer Religion, einige wenige von ihren politiſchen und haͤuslichen Einrichtungen, ihre Tapferkeit, ihr Haß gegen die Roͤmer, machen den ganzen Stoff aus, der zu der Schilderung ihrer Sitten und ihres Zuſtandes verbraucht wird. Daher koͤmmt es dann auch, daß der Grund des Gemaͤldes modern oder eine bloße Phantaſie iſt, und daß nur hin und wieder die etlichen wenigen Farben des Alterthums reichlich aufgetragen wor- den, uns zu erinnern, was der Dichter hat vor- ſtellen wollen. — Durch ſolche Schilderungen aber, die der Dichter bloß nach ſeinen Einbildun- gen machen muß, koͤmmt er von ſeinem eigentli- chen Hauptgeſchaͤfte, der Beobachtung der wirkli- chen Welt und der gegenwaͤrtigen Menſchen, ab. Die Empfindungen und Leidenſchaften, die ſolche Gedichte ausdruͤcken, ſind doch niemals des Dich- ters eigne. Es iſt eine Maske, die er traͤgt, bey der er in der That einiges Verdienſt hat, wenn er die Rolle gut zu ſpielen weiß, zu der er ſich durch ſeine Maske anheiſchig macht. aber es iſt doch T
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uͤber das Intereſſirende.
Einige Namen ihrer Gottheiten und Geiſter, ei-
nige Gebraͤuche ihrer Religion, einige wenige von
ihren politiſchen und haͤuslichen Einrichtungen,
ihre Tapferkeit, ihr Haß gegen die Roͤmer, machen
den ganzen Stoff aus, der zu der Schilderung
ihrer Sitten und ihres Zuſtandes verbraucht wird.
Daher koͤmmt es dann auch, daß der Grund des
Gemaͤldes modern oder eine bloße Phantaſie iſt,
und daß nur hin und wieder die etlichen wenigen
Farben des Alterthums reichlich aufgetragen wor-
den, uns zu erinnern, was der Dichter hat vor-
ſtellen wollen. — Durch ſolche Schilderungen
aber, die der Dichter bloß nach ſeinen Einbildun-
gen machen muß, koͤmmt er von ſeinem eigentli-
chen Hauptgeſchaͤfte, der Beobachtung der wirkli-
chen Welt und der gegenwaͤrtigen Menſchen, ab.
Die Empfindungen und Leidenſchaften, die ſolche
Gedichte ausdruͤcken, ſind doch niemals des Dich-
ters eigne. Es iſt eine Maske, die er traͤgt, bey
der er in der That einiges Verdienſt hat, wenn er
die Rolle gut zu ſpielen weiß, zu der er ſich durch
ſeine Maske anheiſchig macht. aber es iſt doch
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