Aber um den erwachsenen Mann mit seinen eignen Kräften bekannt zu machen, ihm, wenn der Zufall ihn gerade an die rechte Stelle ge- stoßen hat, mehr Zufriedenheit zu geben, oder wenn er an die unrechte gekommen ist, ihm we- nigstens einen Zeitvertreib zu zeigen, der sich bes- ser für ihn schickt, als seine Geschäfte; endlich wenigstens von den Erscheinungen in dieser Sphäre Grund anzugeben, und die seltsame Ver- einigung zu erklären, die man so oft in demsel- ben Menschen zwischen großem Verstande und großer Einfalt, zwischen ausnehmenden Talenten und einer ungewöhnlichen Unfähigkeit, zwischen großen Kräften und einer völligen Ohnmacht ge- wahr wird, dazu ist diese Untersuchung nützlich. Kann wohl die Philosophie, wenn sie nun einmal nicht zugelassen wird, die Dinge in der Welt zu bessern, etwas anders thun, als das, was geschieht, zu beschreiben? und wenn sie nicht an der Spitze des Heeres gehen kann, als Befehlshaber, um die Begebenheiten zu len- ken, so muß sie wenigstens hinter her ge-
der Faͤhigkeiten.
Aber um den erwachſenen Mann mit ſeinen eignen Kraͤften bekannt zu machen, ihm, wenn der Zufall ihn gerade an die rechte Stelle ge- ſtoßen hat, mehr Zufriedenheit zu geben, oder wenn er an die unrechte gekommen iſt, ihm we- nigſtens einen Zeitvertreib zu zeigen, der ſich beſ- ſer fuͤr ihn ſchickt, als ſeine Geſchaͤfte; endlich wenigſtens von den Erſcheinungen in dieſer Sphaͤre Grund anzugeben, und die ſeltſame Ver- einigung zu erklaͤren, die man ſo oft in demſel- ben Menſchen zwiſchen großem Verſtande und großer Einfalt, zwiſchen ausnehmenden Talenten und einer ungewoͤhnlichen Unfaͤhigkeit, zwiſchen großen Kraͤften und einer voͤlligen Ohnmacht ge- wahr wird, dazu iſt dieſe Unterſuchung nuͤtzlich. Kann wohl die Philoſophie, wenn ſie nun einmal nicht zugelaſſen wird, die Dinge in der Welt zu beſſern, etwas anders thun, als das, was geſchieht, zu beſchreiben? und wenn ſie nicht an der Spitze des Heeres gehen kann, als Befehlshaber, um die Begebenheiten zu len- ken, ſo muß ſie wenigſtens hinter her ge-
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der Faͤhigkeiten.
Aber um den erwachſenen Mann mit ſeinen
eignen Kraͤften bekannt zu machen, ihm, wenn
der Zufall ihn gerade an die rechte Stelle ge-
ſtoßen hat, mehr Zufriedenheit zu geben, oder
wenn er an die unrechte gekommen iſt, ihm we-
nigſtens einen Zeitvertreib zu zeigen, der ſich beſ-
ſer fuͤr ihn ſchickt, als ſeine Geſchaͤfte; endlich
wenigſtens von den Erſcheinungen in dieſer
Sphaͤre Grund anzugeben, und die ſeltſame Ver-
einigung zu erklaͤren, die man ſo oft in demſel-
ben Menſchen zwiſchen großem Verſtande und
großer Einfalt, zwiſchen ausnehmenden Talenten
und einer ungewoͤhnlichen Unfaͤhigkeit, zwiſchen
großen Kraͤften und einer voͤlligen Ohnmacht ge-
wahr wird, dazu iſt dieſe Unterſuchung nuͤtzlich.
Kann wohl die Philoſophie, wenn ſie nun einmal
nicht zugelaſſen wird, die Dinge in der Welt zu
beſſern, etwas anders thun, als das, was
geſchieht, zu beſchreiben? und wenn ſie nicht
an der Spitze des Heeres gehen kann, als
Befehlshaber, um die Begebenheiten zu len-
ken, ſo muß ſie wenigſtens hinter her ge-
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/17>, abgerufen am 23.11.2024.
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