die Vorstellungen oder die Vergnügungen zu ver- schaffen, deren Symbole sie sind. Mit beiden lassen wir unsere Kinder lange vor der Zeit spie- len, ehe sie begreifen können, wozu das eine an- gewendet werden könne, und was die andern be- deuten.
Nämlich eine solche allgemeine Idee, die je- mand aus seinen eignen Beobachtungen noch nicht gefunden hat, muß, wenn sie bey ihm eine wirk- liche Idee werden soll, erst mit den Erfahrungen zusammengehalten, und aus denselben so zu sagen aufgeklärt und bestätigt werden. Sie ist als- dann eine Art von Wegweiserinn, die ihm bey dem vorkommenden Falle anzeigt, worauf er zu sehen habe: und wenn er nun das Ding oder die Seite desselben auffindet, von welchem andre zu- erst diesen Begriff genommen haben; wenn er un- ter den Factis, die ihm vorkommen, das Muster entdeckt, wovon die Wahrheit, die er zuvor den Worten nach gefaßt hatte, der Ausdruck seyn soll; dann ist es erst wahrhaftig sein Begriff, und sein Verstand weiß, was die Worte sagen wollen.
Verſchiedenheiten in den Werken
die Vorſtellungen oder die Vergnuͤgungen zu ver- ſchaffen, deren Symbole ſie ſind. Mit beiden laſſen wir unſere Kinder lange vor der Zeit ſpie- len, ehe ſie begreifen koͤnnen, wozu das eine an- gewendet werden koͤnne, und was die andern be- deuten.
Naͤmlich eine ſolche allgemeine Idee, die je- mand aus ſeinen eignen Beobachtungen noch nicht gefunden hat, muß, wenn ſie bey ihm eine wirk- liche Idee werden ſoll, erſt mit den Erfahrungen zuſammengehalten, und aus denſelben ſo zu ſagen aufgeklaͤrt und beſtaͤtigt werden. Sie iſt als- dann eine Art von Wegweiſerinn, die ihm bey dem vorkommenden Falle anzeigt, worauf er zu ſehen habe: und wenn er nun das Ding oder die Seite deſſelben auffindet, von welchem andre zu- erſt dieſen Begriff genommen haben; wenn er un- ter den Factis, die ihm vorkommen, das Muſter entdeckt, wovon die Wahrheit, die er zuvor den Worten nach gefaßt hatte, der Ausdruck ſeyn ſoll; dann iſt es erſt wahrhaftig ſein Begriff, und ſein Verſtand weiß, was die Worte ſagen wollen.
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Verſchiedenheiten in den Werken
die Vorſtellungen oder die Vergnuͤgungen zu ver-
ſchaffen, deren Symbole ſie ſind. Mit beiden
laſſen wir unſere Kinder lange vor der Zeit ſpie-
len, ehe ſie begreifen koͤnnen, wozu das eine an-
gewendet werden koͤnne, und was die andern be-
deuten.
Naͤmlich eine ſolche allgemeine Idee, die je-
mand aus ſeinen eignen Beobachtungen noch nicht
gefunden hat, muß, wenn ſie bey ihm eine wirk-
liche Idee werden ſoll, erſt mit den Erfahrungen
zuſammengehalten, und aus denſelben ſo zu ſagen
aufgeklaͤrt und beſtaͤtigt werden. Sie iſt als-
dann eine Art von Wegweiſerinn, die ihm bey
dem vorkommenden Falle anzeigt, worauf er zu
ſehen habe: und wenn er nun das Ding oder die
Seite deſſelben auffindet, von welchem andre zu-
erſt dieſen Begriff genommen haben; wenn er un-
ter den Factis, die ihm vorkommen, das Muſter
entdeckt, wovon die Wahrheit, die er zuvor den
Worten nach gefaßt hatte, der Ausdruck ſeyn
ſoll; dann iſt es erſt wahrhaftig ſein Begriff, und
ſein Verſtand weiß, was die Worte ſagen wollen.
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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